Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel 2025: Alarm im Garten – Vielfalt braucht Schutz
Durchschnittlich nur 26 Vögel pro Garten – Sorge um Feldsperling und Grünfink, Hoffnung bei Schwalben und Hausrotschwanz
Alarmierende Entwicklung in Bayerns Gärten: Bei der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ haben die rund 11.700 Teilnehmenden so wenige Vögel gezählt wie noch nie seit Beginn der Aktion. Bereits zum 21. Mal haben wir mit unserem bundesweiter Partner NABU am zweiten Mai-Wochenende dazu aufgerufen, Vögel im Siedlungsraum zu zählen und zu melden. Bereits im vergangenen Jahr mussten wir einen Negativrekord vermelden, der heuer leider erneut gebrochen wurde: Trotz bestem Zählwetter konnten die Teilnehmenden im Durchschnitt nur 26 Vögel pro Garten beobachten. Das sind acht Vögel weniger als noch vor zehn Jahren. Wer wissen möchte, wie es um die Vogelwelt im eigenen Regierungsbezirk oder Landkreis steht, findet die regionalen Ergebnisse zur Stunde der Gartenvögel hier: sdg.lbv.de.

In den vergangenen zehn Jahren hat die Anzahl der Vögel in Bayerns Gärten kontinuierlich abgenommen: Im Jahr 2015 wurden noch durchschnittlich 34 Vögel pro Garten beobachtet – in diesem Jahr liegt der Wert bei nur noch 26. Es scheint, dass sich die drastische, wissenschaftlich belegte Abnahme vieler Vogelarten auf Wiesen und Feldern auch bei den Vogelarten in Bayerns Städten und Dörfern fortsetzt. Einer der Gründe: Es fehlen Verstecke und geeignete Brutplätze. Auch der Mangel an Insekten ist ein zentrales Problem, da fast alle Singvögel Insekten zur Jungenaufzucht benötigen.
Besonders betroffen: Feldsperling und Grünfink

Den Feldsperling, eigentlich ein häufiger Gartenvogel, melden die Teilnehmenden seit Jahren immer seltener. Ihm fehlen die Samen heimischer Wildkräuter wie Melde, Knöterich oder Beifuß. Auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft trifft diese Art.
Sorgen bereitet dem LBV außerdem der Grünfink. Vor zehn Jahren wurde er noch in der Hälfte aller Gärten beobachtet – heute ist es nur noch ein Drittel. Eine Ursache könnte der Krankheitserreger Trichomonas gallinae sein, der sich besonders im Sommer rasch verbreitet und für betroffene Vögeln tödlich ist.
Amsel bleibt in Bayern stabil
Während der NABU in vielen nördlichen Bundesländern von einem deutlichen Rückgang der Amselbeobachtungen berichtet, bleibt die Art in Bayern stabil. Grund für die Rückgänge ist wohl das Usutu-Virus, das im vergangenen Sommer vor allen Dingen in Niedersachsen und anderen nördlichen Bundesländern kursierte. In Bayern konnten über 90 Prozent der Teilnehmenden eine oder mehrere Amseln im Garten beobachten. Sie bleibt damit der Vogel, der an den meisten Zählorten vorkommt.
Hoffnungsschimmer am Himmel: Die Schwalben
Vor der Aktion hatte der LBV die Menschen in Bayern gebeten, dieses Jahr ein besonderes Augenmerk auf Schwalben zu richten. Insbesondere Mehlschwalben waren im vergangenen Herbst auf ihrem Weg in den Süden von Starkregen überrascht worden und erfroren und verhungert. Am Zählwochenende war es sonnig und die Schwalben ließen sich bei der Insektenjagd gut am Himmel beobachten. Es gingen deshalb nicht weniger Meldungen der Flugakrobaten ein als in den Vorjahren – das kann ein erstes gutes Indiz sein. Wichtig ist jetzt, dass die Schwalben gute Brutbedingungen vorfinden. Wer brütende Schwalben am Haus hat, kann das dem LBV im Rahmen der Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Haus“ mitteilen und erhält als Anerkennung eine Plakette. Alle Infos dazu gibt es hier: www.lbv.de/schwalbenhaus.
Positive Nachrichten vom Vogel des Jahres

Mehr als 3.000 Hausrotschwänze meldeten die Teilnehmenden am Aktionswochenende. Nach einem Rückgang bis 2017 stabilisieren sich die Zahlen seither erfreulicherweise, wenn auch auf niedrigem Niveau. In gut 20 Prozent der Gärten konnte der Vogel des Jahres gesichtet werden. Erkennbar ist er neben seinem rostroten Schwanz auch an seinem markanten Gesang, der neben melodischen Tönen auch kratzende Elemente enthält.
Die Top Ten der Gartenvögel
Das Siegertreppchen bleibt das fünfte Jahr in Folge unverändert: Der Haussperling sichert sich Platz 1, gefolgt von der Amsel auf Rang 2 und dem Star auf Platz 3. Direkt dahinter flattert die Kohlmeise auf Rang 4 – sie verbessert sich damit im Vergleich zum Vorjahr um eine Position und verweist den Feldsperling auf Platz 5.
Die Blaumeise belegt Platz 6. Dahinter belegt die Elster auch in diesem Jahr ihren langjährigen Stammplatz: Zum 15. Mal in Folge landet sie auf Rang 7. Auf die folgenden Plätze segeln Mauersegler (8) und Mehlschwalbe (9). Komplettiert wird die Top Ten von der Rabenkrähe. Knapp außerhalb des Spitzenfelds liegt der Grünfink: Mit Platz 11 verpasst er den Einzug in die Top Ten nun bereits zum dritten Mal in Folge. Insgesamt meldeten die rund 11.700 Teilnehmenden über 215.000 Vögel.
Lebensraum schaffen im Garten und auf dem Balkon
Wer im eigenen Garten einen Lebensraum für Vögel schaffen möchte, kann mit einfachen Mitteln viel bewirken: Heimische Wildblumen, beerentragende Sträucher, dicht wachsende Hecken oder eine Ecke mit Totholz bieten zahlreichen Arten Nahrung, Unterschlupf und Brutplätze.
Selbst ein Balkon lässt sich mit regionalen Wildpflanzen in Kübeln oder Kästen in ein kleines Refugium für Vögel und Insekten verwandeln: Gärten sind zwar kein Ersatz für großflächige Schutzgebiete, können aber im Siedlungsraum eine wichtige Funktion übernehmen – als grüne Oasen für Tiere und Pflanzen. In Kombination mit kommunalen Grünflächen und artenreichen Wiesenrändern in der Landwirtschaft kann so hoffentlich eine Trendumkehr beim Rückgang einiger Arten gelingen.
