Kathrin Lichtenauer, wie kann Vogelbeobachtung älteren Menschen helfen?

12. Folge vom LBV-Podcast „Ausgeflogen“

Kathrin Lichtenauer | ©LBV ©LBV
Heute zu Gast im Podcast: Kathrin Lichtenauer.

„Ich kann mich an Walter erinnern. Walter hat mich an die Hand genommen und nicht mehr losgelassen und hat geholfen, zusammen mit seinem Betreuer dann, die Materialien reinzutragen und er hat die ganze Zeit vor sich hin gepfiffen und war total aufmerksam mit dabei. Und natürlich nimmt man dann irgendwann wahr, dass dieser Mensch sicher kognitiv nicht mehr so dabei ist, aber er war gefühlsmäßig total dabei. Das ist dann das, was wirklich berührend ist.“

 

Herzlich Willkommen zu „Ausgeflogen“ der LBV-Podcast. Ich bin Stefanie Bernhardt, Pressereferentin beim LBV und gemeinsam sind wir auch dieses Mal wieder unterwegs im ältesten Naturschutzverband Bayerns. Unsere Gesellschaft wird immer älter und wir alle sind irgendwann selbst oder über unsere Angehörigen mit dem Thema Älterwerden und Pflege konfrontiert. Über dieses Thema spreche ich heute mit Kathrin Lichtenauer. Sie ist Leiterin des LBV-Präventionsprojekts „Alle Vögel sind schon da und sie weiß, wie der Kontakt zur Natur und besonders die Vogelbeobachtung die Lebensqualität von älteren Menschen verbessern kann. Viel Spaß bei dieser besonderen Folge von „Ausgeflogen“.

 

Stefanie Bernhardt: Hallo Kathrin, herzlich Willkommen bei „Ausgeflogen“. Schön, dass du heute bei mir zu Gast bist.

Kathrin Lichtenauer: Hallo Steffi, Ich freue mich auch, dass ich heute hier sein darf.

 

Seit 2017 bietet der LBV das Projekt „Alle Vögel sind schon da“ an Das ist ein Präventionsprojekt für vollstationäre Pflegeeinrichtungen und soll älteren Menschen helfen mehr Lebensqualität zu erhalten oder zu ermöglichen. Was ist denn die Grundidee von diesem Projekt?

Wir besuchen Senioreneinrichtungen, genauer gesagt vollstationäre Senioreneinrichtungen und stellen da Vogelfutterstationen auf. Darüber werden Vögel angelockt, die dann wiederum von den Bewohnern und Bewohnerinnen beobachtet werden können.

 

Ihr habt euch für das Projekt die Vogelbeobachtung als Naturerlebnis ausgesucht. Warum genau das? Also was soll das konkret ermöglichen?

Vögel sind Wildtiere, die freiwillig an die Futterstation kommen. Das ist etwas anderes als wie der Hund oder das Kaninchen oder die Meerschweinchen, die es auch sehr oft in den Heimen gibt. Niederschwellig und freiwillig das ist das Schöne daran.

|©LBV ©LBV
Das Projekt "Alle Vögel sind schon da" ermöglicht Vogelbeobachtung in Altenheimen.

 

Wenn sich jetzt eine Pflegeeinrichtung für dieses Projekt angemeldet hat, wie geht es denn dann konkret los?

Die Anmeldung erfolgt online über die Homepage. Ich nehme Kontakt mit dem Pflegeheim auf. Der erste Schritt ist dann, dass man gemeinsam in einem Steuerungsgremium über das Projekt spricht. Das Steuerungsgremium besteht im Wesentlichen aus der Heimleitung, der Pflegedienstleitung, der Leitung vom Sozialdienst, verschiedenen Betreuungsfachkräften. Es ist auch immer ein bisschen unterschiedlich. In manchen Einrichtungen ist auch der Heimbeirat oder Bewohnerfürsprecher im Steuerungsgremium vertreten.

 

Und wie geht es dann weiter?

Da unterhalten wir uns ungefähr eine Stunde über den Hintergrund des Projekts, über den Ablauf des Projekts. Überlegen uns wo ist denn Platz für eine Futterstation, wo kann denn ein Vogelfenster eingerichtet werden. Das Vogelfenster ist das Fenster, von dem aus die Bewohner und Bewohnerinnen rausschauen und die Futterstation sehen können. Das heißt, die Futterstation wird nicht hinten im Garten aufgestellt, wo es zwar vielleicht für die Vögel ganz toll ist, aber keiner einen Anteil daran nehmen kann, sondern die wird ganz nahe an einem Fenster aufgestellt, damit auch eine Beobachtung möglich ist.

 

Was ist denn dann sozusagen das Ziel des Projekts? Also warum ist Vogelbeobachtung dafür da, dass es älteren Menschen besser geht?

Wir sind von drei Prämissen ausgegangen, die wir dann aber auch haben wissenschaftlich untersuchen und untermauern lassen. Das erste ist, Vogelbeobachtung macht einfach Freude. Das heißt, es fördert die Lebensqualität. Das zweite ist, es fördert auch die Mobilität. Warum, weil die älteren Bewohner und Bewohnerinnen vom ersten Stock runter gehen in die Cafeteria, von wo aus sie die Vögel beobachten können. Das heißt, die haben die Motivation sich zu bewegen, an den Platz zu gehen von dem aus sie was sehen. Und dann Förderung der kognitiven Ressourcen. Das heißt, die beschäftigen sich mit dem Thema Vögel: Welche Art ist es, was sehen Sie da. Sie kommen vielleicht ins Gespräch mit anderen Bewohnern, die auch gerade am Vogelfenster sitzen und tauschen sich aus und nehmen so einfach wieder mehr am Leben Teil.

 

Jetzt nutzt ihr ja nicht nur die Futterstellen mit LBV-Vogelfutter und Vogelhäuschen, Futtersäulen alles Mögliche. - also man kann da ja wirklich ein ja riesiges Schlaraffenland für Vögel aufbauen, dass sie dann eben quasi nah ans Pflegeheim kommen - sondern es gibt auch noch weitere Materialien. Was bietet ihr denn da noch an?

O, da haben sich mittlerweile sehr viele Produkte entwickelt. Wir haben angefangen mit einem Buch, weil wir festgestellt haben, dass die Bestimmungsliteratur für Ornithologen super ist, aber was einfach geschriebenes, seniorengerechtes gibt es eigentlich nicht auf dem Markt. Seniorengerecht heißt, es gibt eine große Schrift, es ist lesbar, es ist leicht verständlich. Da ist dann nicht von „Flügelbinden“ die Rede, sondern ein bisschen weiß am Flügel. Einfach das Fachsprechen bisschen zurückgefahren in eine leichte Verständlichkeit und so wird halt der Spatz zum kleinen grauen Vogel.

Spatz sitzt auf einem dünnen Ast | © Benedikt Orlowski © Benedikt Orlowski
Der Spatz lässt sich am besten als kleiner grauer Vogel beschreiben.

Was sollen dann diese weiteren Materialien zusätzlich noch bringen oder unterstützen?

Dass sich die Senioren und Seniorinnen auch mit dem Thema auseinandersetzen können. Und zwar jetzt nicht nur alleine, sondern auch zusammen mit Angehörigen, zusammen mit ihren Betreuungsfachkräften. Man muss sich das so vorstellen, dass in den Pflegeeinrichtungen immer auch Beschäftigungsangebote da sind. Das kann Gymnastik sein, das kann Basteln sein, da wird gebacken vor Weihnachten, es gibt Singstunden. Das Angebot, sich hier mit Vögeln zu beschäftigen integriert sich ganz gut in die anderen Angebote. Deswegen ist es auch kein zusätzlicher Aufwand für die Betreuungsfachkräfte.

 

Das wäre nämlich jetzt auch noch eine Frage von mir gewesen. Gerade jetzt in der Coronazeit oder auch davor. Also Pflege ist ja einfach ein sehr schwieriges Thema und mittlerweile weiß man auch, dass Pflegekräfte eine enorme körperliche und auch psychisch anstrengende Tätigkeit machen. Also das ist halt nicht einfach mal so ein Job nebenbei. Wie ist es denn dann für Pflegekräfte dieses Projekt noch in ihrem Arbeitsalltag umzusetzen?

Ja, da muss man schon wissen, dass es ja eigentlich gar nicht so die Pflegekräfte sind, die das umsetzen, sondern die Betreuungsfachkräfte. Es gibt immer eine soziale Betreuung in den Heimen und eine Pflege. Die Pflege wäscht, sorgt für das Essen, bringt auch mal die Leute von A nach B. Die Betreuung sorgt dafür, dass sie noch am Leben teilnehmen. Das ist jetzt sehr vereinfacht in meinen Worten gesagt, und ich hoffe, dass es auch dem Heimalltag so entspricht. Aber so habe ich das jetzt in den vergangenen vier Jahren einfach wahrgenommen. Das heißt, die Betreuung betreut sowieso und hat von daher keinen Mehraufwand mit dem Projekt. Es ist aber schön, wenn die Pflege in das Projekt insofern mit eingebunden ist, als dass sie das Thema einfach mal aufgreifen kann. Die pflegen ja nicht stumm, die reden ja auch mit den Leuten. Und die ganzen Materialien, die wir den Heimen zur Verfügung stellen sind natürlich auch für die Pflegekräfte verfügbar. Und die können mal nachschauen und vielleicht im besten Fall interessiert sich dann auch die Pflege dafür, ob das jetzt eine Kohl- oder eine Blaumeise ist, die da draußen an der Futterstation rum hüpft.

 

Ja spannend dieser Unterschied war mir zum Beispiel gar nicht klar. Also ich dachte einfach, da sind Pflegekräfte, es gibt eine Heimleitung, und das war es. Aber der Unterschied zwischen Pflege- und Betreuungskräften war mir vorher auch nicht klar. Wie ist denn so die Rückmeldung von den Senioren und Seniorinnen selber? Also du bist ja auch dort, hast du mir auch im Vorgespräch erzählt, dass du am Anfang einmal in die Einrichtung gehst, das Projekt vorstellst, die Futterstellen mitbringst, sozusagen die ganzen Materialien. Was bekommt man denn dann so zurück, wenn das Projekt mal läuft in den verschiedenen Pflegeeinrichtungen?

Also ich kriege manchmal ganz direkt Rückmeldung, wenn ich wieder gehe, dass die kommen und sich bei mir bedanken. Man sieht es auch manchmal direkt während dem Vortrag, wenn eine alte Frau zum Beispiel einfach zu weinen anfängt, weil sie endlich mal wieder eine Amsel hört. Die Amsel zu hören machen wir, indem wir Plüsch Vögelchen dabei haben. Die kann man drücken, da sind die authentischen Stimmen drin. Ich habe in meinem Vortrag auch immer noch Vogelstimmen mit dabei, weil es schön ist, verschiedene Sinne anzusprechen, über das Hören, über das Sehen von Bildern, über das Berühren dieser Plüschvögelchen, die sich ganz kuschelig anfühlen.

 

Was sollen dann diese weiteren Materialien zusätzlich noch bringen oder unterstützen?

Dass sich die Senioren und Seniorinnen auch mit dem Thema auseinandersetzen können. Und zwar jetzt nicht nur alleine, sondern auch zusammen mit Angehörigen, zusammen mit ihren Betreuungsfachkräften. Man muss sich das so vorstellen, dass in den Pflegeeinrichtungen immer auch Beschäftigungsangebote da sind. Das kann Gymnastik sein, das kann Basteln sein, da wird gebacken vor Weihnachten, es gibt Singstunden. Das Angebot, sich hier mit Vögeln zu beschäftigen integriert sich ganz gut in die anderen Angebote. Deswegen ist es auch kein zusätzlicher Aufwand für die Betreuungsfachkräfte.

 

Das wäre nämlich jetzt auch noch eine Frage von mir gewesen. Gerade jetzt in der Coronazeit oder auch davor. Also Pflege ist ja einfach ein sehr schwieriges Thema und mittlerweile weiß man auch, dass Pflegekräfte eine enorme körperliche und auch psychisch anstrengende Tätigkeit machen. Also das ist halt nicht einfach mal so ein Job nebenbei. Wie ist es denn dann für Pflegekräfte dieses Projekt noch in ihrem Arbeitsalltag umzusetzen?

Ja, da muss man schon wissen, dass es ja eigentlich gar nicht so die Pflegekräfte sind, die das umsetzen, sondern die Betreuungsfachkräfte. Es gibt immer eine soziale Betreuung in den Heimen und eine Pflege. Die Pflege wäscht, sorgt für das Essen, bringt auch mal die Leute von A nach B. Die Betreuung sorgt dafür, dass sie noch am Leben teilnehmen. Das ist jetzt sehr vereinfacht in meinen Worten gesagt, und ich hoffe, dass es auch dem Heimalltag so entspricht. Aber so habe ich das jetzt in den vergangenen vier Jahren einfach wahrgenommen. Das heißt, die Betreuung betreut sowieso und hat von daher keinen Mehraufwand mit dem Projekt. Es ist aber schön, wenn die Pflege in das Projekt insofern mit eingebunden ist, als dass sie das Thema einfach mal aufgreifen kann. Die pflegen ja nicht stumm, die reden ja auch mit den Leuten. Und die ganzen Materialien, die wir den Heimen zur Verfügung stellen sind natürlich auch für die Pflegekräfte verfügbar. Und die können mal nachschauen und vielleicht im besten Fall interessiert sich dann auch die Pflege dafür, ob das jetzt eine Kohl- oder eine Blaumeise ist, die da draußen an der Futterstation rum hüpft.

 

Ja spannend dieser Unterschied war mir zum Beispiel gar nicht klar. Also ich dachte einfach, da sind Pflegekräfte, es gibt eine Heimleitung, und das war es. Aber der Unterschied zwischen Pflege- und Betreuungskräften war mir vorher auch nicht klar. Wie ist denn so die Rückmeldung von den Senioren und Seniorinnen selber? Also du bist ja auch dort, hast du mir auch im Vorgespräch erzählt, dass du am Anfang einmal in die Einrichtung gehst, das Projekt vorstellst, die Futterstellen mitbringst, sozusagen die ganzen Materialien. Was bekommt man denn dann so zurück, wenn das Projekt mal läuft in den verschiedenen Pflegeeinrichtungen?

Also ich kriege manchmal ganz direkt Rückmeldung, wenn ich wieder gehe, dass die kommen und sich bei mir bedanken. Man sieht es auch manchmal direkt während dem Vortrag, wenn eine alte Frau zum Beispiel einfach zu weinen anfängt, weil sie endlich mal wieder eine Amsel hört. Die Amsel zu hören machen wir, indem wir Plüsch Vögelchen dabei haben. Die kann man drücken, da sind die authentischen Stimmen drin. Ich habe in meinem Vortrag auch immer noch Vogelstimmen mit dabei, weil es schön ist, verschiedene Sinne anzusprechen, über das Hören, über das Sehen von Bildern, über das Berühren dieser Plüschvögelchen, die sich ganz kuschelig anfühlen.

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Während der Vorträge nutzt Kathrin Plüschvögel, die die Vogelstimmen nachahmen.

Jetzt hast du vorhin auch schon eine Studie erwähnt: Und zwar war es so, dass das Projekt ja erst als Modellprojekt gestartet ist von 2017 bis 2020 und es wurde durch eine wissenschaftliche Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt begleitet. Genauer gesagt von der Professur für Sozial- und Organisationspsychologie unter Leitung von Frau Professor Doktor Elisabeth Carlsson in ihrem Team. Das war auch eine sehr aufwändige Studie. Ich habe auch mal in die 60 Seiten ein bisschen reingeschaut, was wurde da denn genau untersucht?

Also im Wesentlichen ging es um die Wirksamkeit und um die Akzeptanz. Wirksamkeit heißt: Sind denn die Ziele, die wir uns vorgestellt haben, also das es die Mobilität fördert, das es die kognitiven Ressourcen stärkt, und das es die Lebensqualität unterstützt und fördert, wird das überhaupt erreicht, ist es wirksam? Es war der eine Punkt und der andere große Punkt war die Akzeptanz: Wird so eine Maßnahme akzeptiert von den Betreuungsfachkräften, den Angehörigen und letztlich den Bewohnern und Bewohnerinnen selber?

 

Und um das zu untersuchen, wie genau wurde das denn erhoben?

Das Ganze wurde über Fragebögen erhoben. Das heißt, die Heime, in denen wir waren, haben je nach Anzahl ihrer Bewohner und Bewohnerinnen einen ganzen Packen Fragebögen bekommen, die diese entweder selber ausfüllen konnten oder mit Hilfe der Betreuungsfachkräfte. Das war der häufigere Fall, weil auch für die rüstigen Bewohner es immer leichter ist, wenn jemand nebendran sitzt und man macht Sachen gemeinsam.

 

OK, und setzt dann das Kreuzchen quasi und dann wurde wahrscheinlich einfach abgefragt, wie man sich fühlt oder wie die Mobilität eben ist?

Da ging es um verschiedene Bereiche: Aufmerksamkeit und Gedächtnis, die Vogelbeobachtung ganz allgemein, die Naturverbundenheit, Bewegung und die Stimmung im Allgemeinen. Also angefangen „ich bin im Großen und Ganzen mit meiner Lebenssituation zufrieden und mir geht es insgesamt gut“ bis hin zu „Ich bin traurig, wenn ich Vögel beobachte“. Das war eine sehr große Bandbreite verschiedener Fragen. Die Fragebögen sind sehr aufwendig entwickelt worden und dann aber in einer sehr einfachen Art umgesetzt, weil wir ja mit wirklich älteren Menschen, wahrnehmungseingeschränkten Menschen zu tun haben. Wir hatten keine komplizierten Skalen, sondern Smileys, eine vierstufige Skala von einem sehr lachenden Smiley bis einen sehr traurigen Smiley. Da konnte man dann ganz einfach sein Kreuz setzen. Die Schrift war auch sehr groß und in einer lesbaren Schriftart, so dass es wirklich für die Seniorinnen und Senioren gut geeignet war.

 

Ich habe nachgelesen, dass über 1.500 Senioren und Seniorinnen oder Bewohner und Bewohnerinnen in dem Fall befragt wurden. Was kam denn dann bei den Ergebnissen raus?

Die Wirksamkeit von dieser ganzen Maßnahme hat sich voll und ganz bestätigt und die Bewohnerstimmen, die wir dann auch noch mit eingestreut haben, haben es auch noch mal sehr schön dargestellt. Auf jeden Fall erfüllt dieses Projekt und diese Maßnahme in jeder Hinsicht die gestellten Erwartungen. Von daher ist es so, dass wir das auch sehr gerne fortführen können und die Kassen auch bereit sind, die Fortführung weiter zu unterstützen, weil sich es eben in diesem Präventionsrahmen sehr gut bewährt hat.

Vogelbeobachterin im Seniorenheim |©Carola Bria ©Carola Bria
Vogelbeobachtung in Altenheimen begeistern viele Senioren und Seniorinnen.

Früher habe ich gerne im Wald in der Natur die Vögel mit meinem Fernglas beobachtet. Mit meiner Zimmernachbarin lasse ich mich oft zur Futterstelle fahren, da können wir auch den Streit der Vögel beobachten. Ich stelle fest, es gibt immer weniger Vögel, das macht mich traurig. So klingen viele Rückmeldungen der älteren Menschen aus dem Studienbericht der Katholischen Universität Eichstätt- Ingolstadt. Warum Vogel Beobachtung so besonders ist und was es mit älteren Menschen macht, sagt uns jetzt auch Kathrins Vater Rudolf Kleindienst. Er ist 86 Jahre alt.

Rudolf Kleindienst: Meine Tochter hat so eine Futterstation für Vögel vorm Wohnzimmer stehen. Und wenn ich da am Nachmittag vorbeikomme zum Kaffee oder zum Kniffel spielen, dann gibt's da immer was zum Schauen. Je nach Tageszeit wuselt es und schwirts da um die Futterplätze rum und es ist einfach schön und lustig zu sehen, wie sich die Vögel gegenseitig anschimpfen und wegscheuchen und streiten um den besten Platz. Das ist Natur pur und irgendwie schöner als Fernsehen. Ich kenne Amseln und ich kenne den Spatz, aber inzwischen weiß ich, dass das da ein Buchfink ist. Oder ein Kleiber. Und da ist ein Rotkehlchen oder a Blaumeiserl.

 

Jetzt haben wir ja schon über die ganzen Materialien ein bisschen gesprochen. Du hast hier auch ganz viel liegen. Also angefangen von dem Aktionsordner bis zu den besagten Kuscheltieren, was du gerade erzählt hast. Und du kannst ja gerne mal so eine Amsel anschalten, so wie wir es vorhin auch gehört haben.

Anschalten ist witzig. Ich drücke die einfach und dann sinkt die [drückt auf Plüschamsel und sie singt]. Wir bringen da die allerhäufigsten Gartenvögel mit und ich würde jetzt mal sagen, zur Amsel hat tatsächlich jeder irgendeine persönliche Erinnerung. Egal ob es morgens auf dem Weg zur Arbeit war oder das Gefühl von Frühling, das langsam wiederkommt. Das ist einfach ganz schön, weil das vor allem bei demenziell erkrankten Menschen eben diese Erinnerungen fördert. Das ist ja auch mit ein Punkt, den man mit diesem Projekt erreichen will. Erinnerungen fördern, an früher anknüpfen und damit auch Lebensfreude wieder zurückzubringen.

 

Ja ich finde es total spannend, weil die Amsel ist nämlich auch der Vogel von dem ich als erstes die Vogelstimme gelernt habe beziehungsweise sie einfach schon kannte, ohne es richtig zu wissen, weil man eben die Amseln wirklich im Frühling, im Sommer auch im Siedlungsraum eigentlich ständig hört. Abends wenn man im Garten sitzt, hört man die Amsel, deswegen glaub ich das  sehr gerne, dass das einen so an schöne Zeiten, an die Jugend oder ans Leben, im hohen Alter auch noch gut erinnern kann. Also das kann ich mir schon sehr gut vorstellen, dass es dann auch zu Tränen rühren kann, wie du vorhin schon meintest. Jetzt ist, wenn man über das Projekt spricht, Demenz ein sehr großes Thema. Wie erlebst du das denn? Hattest du schon irgendwie Kontakt damit? Oder was ist vielleicht auch das das Schwierige an dieser Krankheit?

Man sieht es ja nicht. Ich sehe nicht, wenn ich in ein Heim komme, wer jetzt dement ist und wer nicht dement ist. Das heißt, ich kann ja die Leute genauso nehmen, wie sie sind. An den Stellen, wenn jemand tatsächlich einen schlechten Tag hat, das hatte ich auch schon mal erlebt, dass dann nur geweint wird oder gejammert wird, und ich will heim, das geht mir sehr nahe, aber das sind die ganz seltensten Fälle. Ganz oft ist es einfach total berührend. Ich kann mich an Walter erinnern. Walter hat mich an die Hand genommen und nicht mehr losgelassen und hat geholfen, zusammen mit seinem Betreuer dann, die Materialien reinzutragen. Er hat die ganze Zeit vor sich hingepfiffen und war total aufmerksam mit dabei. Natürlich nimmt man dann irgendwann wahr, dass dieser Mensch sicher kognitiv nicht mehr so dabei ist, aber er war gefühlsmäßig total dabei. Das das ist dann das, was wirklich berührend ist und wo ich auch das Gefühl habe, dass man mit dem Projekt was auslöst und mit den Plüschvögelchen und überhaupt mit dem, dass man da ist, ein Thema mitbringt, das dann auch im Heim bleiben kann.

 

Jetzt stellt man sich vielleicht auch oft Pflegeheime eher als sehr trostlose Orte vor, weil es schon irgendwie so aufs Leben gesehen die letzte Stufe dann wahrscheinlich vorm Ende ist und da auch viele Tabus sind und das allgemeine Thema man möchte jetzt noch nicht ans Älterwerden denken und an den Tod. Aber wie nimmst du denn den Ort Pflegeheim wahr?

Jetzt muss ich sagen, dass die Heime, die sich bewerben, an dem Projekt teilzunehmen, sicher die Heime sind, die Spaß an neuen Projekten haben, die gerne was mit ihren Bewohnern machen, die engagiert sind. Und von daher habe ich noch nie wirklich schlechte Erfahrungen gemacht. Ich habe ganz viele warmherzige Menschen kennengelernt. Ich habe nette und aufgeschlossene Heimleitungen kennengelernt, interessierte Bewohner und Bewohnerinnen, natürlich auch welche, die einschlafen und die müde sind ein paar, die nicht mehr so dabei sein können. Die dann ab irgendeinem Punkt plötzlich doch aufwachen zum Beispiel, wenn die Amsel singt. Plötzlich sind sie wieder dabei. Naja, ich erzähle auch immer ein Gedicht. Dieses Gedicht ist von Heinz Erhardt die Made und das ist mir persönlich wichtig, weil mein Vater mir das als Kind auch schon immer erzählt hat. Da merke ich dann, dass die Leute mitreden. Ich weiß nicht, ob man es kennt: Die Made hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde. Sie war Witwe, denn der Gatte, den sie hatte, fiel vom Blatte. Irgendwann kommt ja auch in dem Gedicht der Specht, der dann die kleine Made frisst. Und nachdem ich ja in meinem Vortrag für die Bewohner und Bewohnerinnen auch immer über die verschiedenen Vogelarten spreche, erzähl ich auch was über den Specht. Da passt einfach dieses Gedicht so perfekt dazu und die Leute freuen sich. Wir haben auch schon gesungen gemeinsam.

Ein Buntspecht sitzt auf einem abgestorbenen Ast | © Dieter Hopf © Dieter Hopf
Der Specht ist vielen Senioren und Seniorinnen durch das Gedicht "Die Made" bekannt.

Mhm, „Die Vogelhochzeit“?

„Die Vogelhochzeit“ haben wir gesungen. Ein Heim hatte die Vogelhochzeit umgedichtet. Da habe ich dann den Text bekommen, kopiert, dass ich mitsingen konnte: „Die Vogelscheidung“. Also das heißt, es wurde alles eher auf Richtung Trennung ausgerichtet. Und das Lied „Alle Vögel sind schon da“ wird natürlich auch sehr, sehr gern gesungen. Und da gibt es auch eine ganz große Textsicherheit bei den älteren Herrschaften.

 

Ja, jetzt meintest du ja gerade schon das Lied, alle Vögel sind schon da, das ist ja auch der Titel dieses Projekts, wie kam es denn dazu?

Na ja, einmal ist Vögel, worum es geht, schon mal im Titel mit drin. Alle Vögel sind schon da, kann man auch auf die Futterstation beziehen und sagen, da kommen viele Vögel. Und es ist eben ganz stark diese Erinnerung an früher über dieses Kinderlied, das allen bekannt ist. Und dass man auch in Seniorenheimen nach wie vor natürlich singt, weil man immer auf der Suche nach altem Liedgut ist. Deswegen ist es ein Titel, der sowohl die Vogelfütterung mit beinhaltet wie auch das gemeinsame Singen und das Erinnern an früher.

 

Was bedeuten dir persönlich dann Vögel?

Ich habe zu Hause selber eine Futterstation, die habe ich mir gekauft, ganz am Anfang, als ich das Projekt, als ich hier eingestiegen bin. Und ich habe zunehmend mehr Freude, die Vögel zu beobachten und nehme die natürlich, seit ich dafür zuständig bin, immer mehr war. Ich füttere Vögel gern und ich beobachte Vögel gern, ich bin keine Ornithologin, das muss ich jetzt auch hier dazu sagen. Aber ich kenne die gängigsten Vogelarten sehr gut und bin auch im LBV schon seit ich glaube 30 Jahren Mitglied.

 

Wie bist du denn damals zum LBV gekommen?

Ich habe Landespflege, so hieß es damals, in Weihenstephan studiert, und da war es eigentlich ganz klar, man geht zu einem Naturschutzverband. Und ich bin zum LBV gegangen und bin jetzt seit wirklich vielen Jahren auch in unserer Kreisgruppe Mitglied und jetzt eben durch dieses Projekt auch in der Landesgeschäftsstelle hauptamtlich angestellt.

Senioren beobachten am Vogelfenster die Futterstation | © AWO-Pflegeheim Wendelstein © AWO-Pflegeheim Wendelstein
Sowohl die Plüschvögel als auch die echten Vögel lösen bei den Heim Bewohnern Freude aus.

Wenn du dann auch schon in deinem Studium dich mit dem Thema beschäftigt hast, woher kommt denn dann deine Faszination für Natur? Oder diese Naturverbundenheit?

Woher die kommt? Oh, ich war immer schon gern draußen. Also ich war als Mädchen so ein Tiermädel. Angefangen, wo ich klein war, mit Meerschweinchen, Hasen, später ein Pony. Immer schon irgendwie mit Leihhunden unterwegs. Und ich habe mit 17 angefangen, in den Isarauen Pflanzen zu bestimmen. Die erste Pflanze, die ich bestimmt habe, war Thalictrum Aquilegia Folium, das ist die Akeleiblättrige Wiesenraute, die BLV Kosmos Naturführer. Dann habe ich mit 17 gedacht, dass Landespflege das ist, was ich studieren möchte. Das heißt jetzt gar nicht mehr so, das heißt jetzt glaube ich Landschaftsarchitektur. Aber Landespflege war damals der Studiengang. Und dass ich gerne draußen bin, das hat sich total erhalten. Das ist nach wie vor mir total wichtig.

 

Was macht es, mit dir draußen zu sein?

Es macht mich ruhiger. Das macht mich, das macht mich zufrieden. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass ich gerne friere, aber wenn, wenn ich draußen bin und es dann auch mal kalt ist oder es warm ist, einfach ja mit der Natur verbunden zu sein, das finde ich tatsächlich, das finde ich tatsächlich wichtig.

 

Nochmal zurück zu dem Projekt: Jetzt war das ja keine einfache Zeit durch die zwei Jahre Corona, weil das hat es ja schon alles ziemlich eingeschränkt. Also gerade in Pflegeeinrichtungen wurde ja dann der Publikumsverkehr quasi reduziert, es durften Angehörige nicht mehr zu Besuch kommen. Habt ihr das auch im Projekt gemerkt, hat es das auch erschwert?

Naja, in gewisser Weise schon. Vor allem, weil wir am Anfang sehr verunsichert waren, wie das jetzt überhaupt weitergehen kann. Wir haben dann auf die Schnelle einen Film gedreht, weil wir dachten, wenn wir jetzt selber nicht mehr reingehen können, dann können wir wenigstens den Film abgeben und die Materialien vor die Tür stellen. Wir sind aber dann ziemlich kreativ geworden, auch zusammen mit den Heimen. Manchmal war ich einfach draußen, die Bewohner und Bewohnerinnen waren Innen im Speisesaal oder in der Cafeteria, haben durch die Fensterscheibe mir zugeschaut, ich hatte ein Mikro und die Lautsprecheranlage war innen aufgebaut. Dann stand ich einfach draußen und habe meinen Vortrag gehalten und Innen die Bewohner zuhören können. Und die Vogelbilder, die sonst mit PowerPoint an die Wand geschmissen werden, haben die Betreuer in der Hand gehabt. Wir haben ein Spiel, das ist ein Aufdeckspiel, da liegt klick, das sind ganz großformatige Bilder drin, von allen Vogelarten, und die haben dann die Betreuer einfach vorgezeigt, das heißt, ich habe draußen über die Amsel gesprochen, und die haben von mir vorher die Bilder in der bestimmten Reihenfolge gekriegt und haben dann die Amsel hochgehalten, war dann fast wie PowerPoint, nur analoger.

|©Silvia Hoehn ©Silvia Hoehn
Auch während Corona konnte das Projekt weitergeführt werden.

Was ich mich noch frag: Pflege wird uns ja trotzdem alle Mal betreffen, aber keiner redet gerne darüber. Das hatten wir ja vorhin schon so ein bisschen gehabt im Gespräch. Warum ist das denn so?

Naja, ich meine warum redet keiner über das Altwerden und übers Sterben wird auch nicht gesprochen. Ich glaube es gibt einfach Themen, die man ganz oft weit von sich wegschiebt. Finde ich sehr schal. Also wenn ich jetzt morgen sehr krank werden würde, dann würde ich nicht wollen, dass sich alle meine Freunde von mir abwenden, um mir nicht zu nahe zu treten oder über so ein Tabuthema zu sprechen. Warum redet man nicht über Pflege, das ist tatsächlich ein Grund.


Es ist auch gar nicht so einfach zu beantworten, glaube ich ja.

Ich mein, man muss ja bloß mal versuchen, mit seinen eigenen Eltern über Pflege zu reden und zu versuchen da Lösungen zu finden, was wäre wenn. Dann sagt die Mama: „Ah, geh weiter. Ist doch noch lange nicht soweit“ und der Papa sagt „da will ich jetzt überhaupt nichts davon hören. Das lösen wir dann, wenn es soweit ist“. Und wenn es soweit ist, geht es vielleicht ganz schnell und dann kann man nicht mehr reden. Also eigentlich bräuchte man tatsächlich einen anderen Umgang mit diesem Thema und auch eine andere Offenheit. Ich meine, das ist ja ein Grund, warum dieses Projekt gut ankommt, weil es dieses Thema bisschen herholt. Die Realität in Pflegeheimen, dass man hier was tun möchte für die Lebensqualität, das kommt plötzlich in den Vordergrund, und weil ja dann doch jeder irgendwie weiß, dass er mit dem Thema irgendwo irgendwann mal konfrontiert ist, spricht es die meisten Leute an.

 

Ja, eben. Und auch wenn es einen noch nicht selber betrifft, sondern halt wirklich Verwandte, die Eltern, die Großeltern, also die Generation wird ja immer älter, immer mehr Leute werden pflegebedürftig. Von daher ist es eigentlich wichtig, da dieses Tabu zu brechen und sich wirklich damit auseinanderzusetzen oder mal mit den eigenen Eltern hinzusetzen, oder ja, da einfach diese Hürde irgendwie abzubauen.

Und jetzt kann man sich natürlich fragen Prävention im Seniorenheim, weil Prävention ist was, was man vielleicht mit 20 macht und warum mache ich das jetzt mit 80? Das ist eine denke, die tatsächlich nur sehr junge Leute haben. Weil im Altersheim kann man nämlich richtig alt werden, da kann es auch passieren, dass man da 20 Jahre lebt oder 10 Jahre und dann finde ich hat Lebensqualität einen ganz hohen Stellenwert. Hat es auch, wenn man nur 3 Wochen da lebt. Das muss man jetzt schon auch so sagen. Aber man unterschätzt die Zeit, die die Senioren und Seniorinnen dann oft auch im Heim verbringen. Und Prävention ist immer wichtig. Und wenn man die letzten Jahre, die man da verbringt, mit Freude in einer hohen Lebensqualität, mit wachen Ressourcen, also wachen kognitiven Ressourcen und auch einer nicht immer schlechter werdenden Mobilität verbringen darf, dann ist das doch eine ganz tolle Sache.

 

Was würdest du denn sagen, wie kann sich da vielleicht jeder und jede selber irgendwie engagieren?

Also in Pflegeheimen kann man sich immer ehrenamtlich engagieren. Wenn man jetzt dieses Projekt mit unterstützen möchte, dann freue ich mich natürlich besonders, wenn Kontakt zum Heim zum Beispiel schon besteht. Und wenn jemand dem Heim sagt, da gibt es ein tolles Projekt vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz, wollt ihr euch beteiligen und die Bewerbung unterstützt. Und natürlich kann man auch im Nachhinein noch unterstützen, wenn die Vogelbeobachtung da mal läuft, dann könnte man, wenn man jetzt ornithologisch ein bisschen fit ist, kann man mit den Bewohnern und Bewohnerinnen zur Stunde der Gartenvögel oder zur Stunde der Wintervögel, das sind Mitmachaktionen vom LBV, kann man Vögel beobachten und kann Zeit mit den Senioren und Seniorinnen verbringen dabei. Oder man kann Nistkästen bauen, wenn man handwerklich ein bisschen geschickt ist oder wenn man auch sich ein bisschen mit Vögeln auskennt, dann könnte man auch mal eine halbe Stunde lang Vortrag über den Vogel des Jahres, über häufige Gartenvögel oder ähnliche Themen halten. Für die Bewohner und Bewohnerinnen ist es immer eine ganz, ganz schöne Abwechslung.

Kathrin Lichtenauer - © Kleindienst
Jeder kann sich rund um die Vogelbeobachtung in den Altenheimen engagieren.

Wie viele Pflegeeinrichtungen machen denn bisher bei dem Projekt mit?

Ziemlich genau 136. Diese genaue Zahl liegt daran, dass wir in dieser Modellzeit, also den ersten drei Jahren, exakt 76 hatten und dann sich eine zweite Förderperiode angeschlossen hat mit nochmal 60 Einrichtungen. Wir können jetzt für zwei weitere Jahre Senioreneinrichtungen besuchen. Haben da personell ein bisschen aufgestockt und auch, was die Zahl der Heime angeht. Wir können jetzt jedes Jahr 80 Heime besuchen, in zwei Jahren sind es also insgesamt 160. Sind noch ganz viele Plätze frei und wir freuen uns hier wirklich darüber, wenn sich Heime in ganz Bayern bewerben.

 

Wie kann man sich dann anmelden? Oder muss man irgendwelche Bedingungen erfüllen oder so?

Naja, Bedingungen sollte man schon erfüllen. Das heißt, einmal braucht man natürlich einen Platz, wo man so eine Futterstation aufstellt und auch ein geeignetes Fenster beziehungsweise der dahinter liegende Raum muss geeignet sein. Der Yoga-Raum, der den ganzen Tag besetzt ist von Gymnastikgruppen und am Abend zugesperrt wird, ist eher nicht geeignet. Es findet sich aber in fast jedem Haus ein Platz. Das kann sogar im Gang sein, eine Nische im Gang mit einem schönen Fenster nach draußen und zwei Sesseln und einem kleinen Regal, wo ein paar Faltblätter liegen können. Platz für ein Poster, das ist auch immer ganz schön, weil die Bewohner sehr gerne dann auch immer wieder auf die Bilder schauen, was sie denn draußen gerade sehen. Vogelfenster Aufstellort, dann sollte es jemand im Haus geben, der die Verantwortung übernimmt. Vogelbeauftragten sagen wir immer. Es sollte ein Steuerungsgremium geben. Das heißt, die Maßnahme soll ja jetzt nicht nur von einem irgendwie ins Heim getragen werden, sondern sollte auch schon bisschen breiter verankert und breiter aufgestellt sein. Ja, und dann müssen die vollstationär sein, das heißt, eine Tagespflege kann sich jetzt leider nicht bewerben, die können zwar die Materialien über den LBV bestellen, aber eben nicht an diesem für vollstationäre Pflegeeinrichtungen kostenlosen Projekt teilnehmen.

 

Jetzt kann man wahrscheinlich hauptsächlich Gartenvögel dort beobachten. Also heißt Sperlinge, Meisen, Finken, Rotkehlchen, Amseln. Was ist denn dein persönlicher Lieblingsvogel?

Mein Lieblingsvogel, Mein Lieblingsvogel ist der Kleiber. Den habe ich zu Hause auch an der Futterstation. Der gefällt mir optisch richtig gut und dann finde ich ihn vom Verhalten her einfach ziemlich nett. Er ist der einzige Vogel, der kopfüber den Stamm runterlaufen kann. Er sitzt bei mir dann auch mal zwischen den Balken und holt sich da die kleinen Spinnen raus. Witzig finde ich auch, dass er sein Nest, das er ja in die Baumhöhlen macht, nur mit Kiefernzapfen auspolstert. Also nicht Kiefernzapfen, den Schuppen der Kiefernrinde. Das heißt, er muss ganz schön weit fliegen, um sich da das passende Nistmaterial zu holen. Und man denkt immer, so ein Vogel mag es kuschlig und so ein paar Tierhaare und weich und Moos, aber der tut einfach nur die die Schuppen von den Rinden rein. Und er macht Vorratshaltung. Das finde ich auch ziemlich witzig, dass der so wie man es jetzt vom Eichelhäher kennt oder vom Eichhörnchen, dass der das Zeug einfach mitnimmt und irgendwo versteckt. Ich find ihn sehr charmant.

Kleiber am Futterblock | © Antje Geigenberger © Antje Geigenberger
Der Kleiber ist der einzige Vogel, der kopfüber den Stamm runter laufen kann.

Ja schön, ja dem kann ich nur zustimmen, das ist nämlich auch mein Lieblingsvogel. Ich find den auch total süß, auch weil er so ein bisschen pummelig ist, aber trotzdem total flink am Baum. Und weil er auch diese coole schwarze Zorro Binde hat. Also ja ein sehr schön zu beobachtender Vogel, den man auch nicht oft sieht. Aber wenn man die Augen offen hält, kann es doch ganz gut klappen im Wald oder an der Futterstelle. Also ja, den fand ich auch ganz toll.

Und wenn man sich ein bisschen dann mit diesen Vogelstimmen beschäftigt, man hört ihn halt auch gut raus, weil er so durchdringend pfeift, dass man ihn immer gleich erkennt.

 

Ok, wunderbar, das war ein sehr, sehr schönes Gespräch Kathrin. Vielen Dank, dass du heute da warst.

Sehr gerne. Danke fürs Dasein dürfen.

 

Ich hoffe euch hat diese Folge von Ausgeflogen gefallen. Vielleicht habt ihr ja irgendjemanden, der im Bereich Pflege arbeitet oder kennt eine Einrichtung in der Nähe, für die dieses Projekt interessant sein könnte. Vorstationäre Pflegeeinrichtungen können sich online für das Projekt anmelden unter lbv.de/alle Vögel. Das LBV-Präventionsprojekt „Alle Vögel sind schon da“ wird gefördert von den Pflegekassen, der AOK Bayern, der Knappschaft und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau sowie der Stiftung Bayerisches Naturerbe. Wenn euch diese Folge gefallen hat, empfiehlt sie gerne weiter. Außerdem freuen wir uns über eine Bewertung auf Spotify oder iTunes. Bis zur nächsten Folge.

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