Persönlicher Beitrag zum Volksbegehren

So kann jede und jeder bei der Umsetzung mithelfen

Die Politik hat 2019 mit dem Volksbegehren ihre Hausaufgaben im Naturschutz erhalten. Doch es gibt viele Punkte, die auch im Privaten umgesetzt werden müssen. Wir alle können dazu beitragen, das Volksbegehren zum Erfolg zu führen und das Artensterben in Bayern einzudämmen.

Streuobst für alle

Apfel | © Derer Frank © Derer Frank

Streuobst ist eine historische Nutzungsform mit hoher Bedeutung. Sie ist eine große Bereicherung für unsere Kulturlandschaft und bietet vielen seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Mit dem Bayerischen Streuobstpakt haben sich die Bayerische Staatsregierung, aber auch die Zivilgesellschaft verpflichtet, Streuobstbestände zu erhalten, zu pflegen und neue Streuobstwiesen anzulegen. Über das Förderprogramm „Streuobst für alle“ können Sie als Privatperson geförderte Bäume erhalten und im Garten pflanzen, oder sogar eine eigene Streuobstwiese anlegen (bei größeren Flächen auch über die Landschaftspflegerichtlinie).

Dadurch können Sie sich aktiv am Streuobstpakt beteiligen – und was gibt es Besseres als Äpfel, Zwetschgen oder Birnen aus dem eigenen Garten? Alte Apfelsorten sind dabei besonders gesund und eignen sich oft sogar für Allergiker. Wer keinen eigenen Garten hat, kann mittlerweile in vielen Gemeinden Baumpatenschaften übernehmen oder Bäume ersteigern, um im Herbst das Obst von ihnen zu ernten und eigenen Saft zu pressen.

Lieber zum heimischen Streuobstsaft greifen als zum Billig-Saft im Discounter

Damit Streuobst eine Zukunft hat, muss aber auch der Absatz der entsprechenden Produkte gesichert sein. Wussten Sie, dass etwa 60 Prozent der im deutschen Handel erhältlichen Apfelsäfte aus Apfelsaftkonzentrat hergestellt werden, das größtenteils aus China stammt? Vor der Abfüllung in Deutschland wird das Konzentrat rückverdünnt und durch moderne Nahrungsmitteltechnologie wird dabei ein immer gleicher Geschmack erzeugt. Direktsaft aus heimischem Streuobst schmeckt besser, ist gesünder und schützt dank kurzer Transportwege und extensiver Bewirtschaftung unsere Natur und das Klima. Wenn Sie statt Billig-Saft vom Discounter also lieber zum heimischen Streuobst-Saft greifen, betreiben Sie damit aktiven Naturschutz, der durch den Magen geht und tragen zum Erhalt einer ökologisch wertvollen Kulturlandschaft bei.

Mehr Bio für Bayern

Tomaten | © Helbig Birgit © Helbig Birgit

Fast die Hälfte der Fläche Bayerns wird landwirtschaftlich genutzt. Die Bewirtschaftung der Äcker und Wiesen hat daher einen erheblichen Einfluss auf die biologische Vielfalt. Der ökologische Landbau hat durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger und Pestizide viele positive Effekte auf unsere Kulturlandschaft, die Natur, das Klima und unsere Gesundheit. Ob Paprika, Salat oder Zitrusfrüchte – vor allem schnell verderbliches Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau ist stärker mit Pestiziden belastet als biologisch angebautes. Durch die so genannte Abdrift verbreiten sich konventionell eingesetzte Pestizide zudem weit über die Anbaufläche hinaus und beeinträchtigen Insekten sogar in Naturschutzgebieten.  

Bio-Lebensmittel sollten zum neuen Standard werden, angefangen in öffentlichen Kantinen bis hin zum eigenen Esstisch. Der Absatz von Bio-Lebensmitteln ist in den letzten Jahren zwar gestiegen, die Produktion auf heimischen Flächen bleibt aber noch weit hinter dem gesetzten Ziel zurück, 30 Prozent Öko-Landbau bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Mit dem Kauf regionaler Bio-Produkte leisten Sie daher einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und einer attraktiven Kulturlandschaft, in der Platz für Wildkräuter und Blumen, Bienen und Vögel ist.

Mehr Arten im Garten

Die Flächen von Bayerns Gärten entsprechen zusammengenommen fast der Größe der bayerischen Naturschutzgebiete. Das sind etwa 1,9 Prozent der Landesfläche. Während das Volksbegehren staatliche Institutionen, Kommunen und Landwirtschaft in die Pflicht nimmt, um die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft und auf öffentlichen Flächen zu fördern, sind wir alle gefragt, um vielfältige Lebensräume im Siedlungsbereich zu schaffen. So wird das Volksbegehren auf allen Ebenen umgesetzt.

Lebendige Grünflächen schaffen

Artenreicher Garten | © Peter Bria © Peter Bria

In der Praxis werden öffentliche Grünflächen in der Regel gemulcht. Dabei verbleibt das zerkleinerte Schnittgut auf der Fläche, was dazu führt, dass Licht und Luft nicht mehr durchkommen. Die Flächen werden regelrecht „erstickt“, der Nähstoffeintrag ist für viele Arten zu groß. Durch die Mähmethode und das Zerkleinern des Grünschnitts wird zudem ein Großteil der Insekten auf diesen Flächen getötet.

Im Volksbegehren wurde festgelegt, Flächen entlang von Staatsstraßen mit dem Ziel zu bewirtschaften, die Luftreinhaltung, die Artenvielfalt und den Biotopverbund zu fördern. Ein Praxisleitfaden für Bauhöfe gibt dabei wichtige Tipps, wie eine insektenfreundliche Pflege von öffentlichen Grünflächen aussehen kann.  

Auch im Garten können Sie für eine lebendige Vielfalt auf Ihren Grünflächen sorgen. Mähroboter verhindern mit ihrem regelmäßigen, kurzen Schnitt jede noch so kleine Blütenpracht und stellen dazu eine echte Gefahr für Igel und andere kleine Gartenbewohner dar. Sie  sollten deshalb aus dem Garten verbannt werden.

Haben Sie ein wenig Mut zur Unordnung und lassen Sie Blühpflanzen stehen, damit diese ausreifen können und Insekten dort zu jeder Zeit Nahrung finden. Viele Insekten nutzen Stängel und Samenstände als Überwinterungs- und Nistmöglichkeit, daher sollten diese über den Winter stehen gelassen werden.

Einsatz von Gift halbieren:

Bayernweit soll bis 2028 eine Halbierung des Pestizideinsatzes erreicht werden, denn die Gifte belasten die Umwelt und fördern den Rückgang der Artenvielfalt. Durch das Wegspritzen von Ackerwildkräutern finden Insekten wie Wildbienen keine Nahrung mehr. Hochgiftige Insektizide töten die Tiere direkt, schwächen ihr Immunsystem oder führen zum Verlust ihres Orientierungssinns.  

Im eigenen Garten können Sie schon heute ganz auf den Einsatz von Gift verzichten. Je vielfältiger ein Garten angelegt ist, desto gesünder und weniger anfällig ist er. Durch zahlreiche Pflanzen und Strukturen lassen sich Arten fördern, die auf natürliche Weise für ein Gleichgewicht im Garten sorgen. Durch den Einsatz chemischer Mittel hingegen werden nicht nur die unerwünschte Art, sondern auch viele andere vergiftet.

Ökologische Alternativen zu Gift im Garten sind beispielsweise Jauchen oder Auszüge aus Brennnessel, Zwiebel oder Schafgarbe sowie Lavendel. Dill oder Kapuzinerkresse können als Ablenkungspflanzen, da viele Insekten die duftenden Pflanzen nicht mögen

Buntes Netzwerk im Siedlungsraum

Totholz liegt aufgeschichtet auf einer grünen Wiese | © Birgit Helbig © Birgit Helbig

Mit blühenden Wiesen und Hecken soll der Biotopverbund im Offenland ein bayernweites Netzwerk aus Lebensräumen schaffen. So finden Tiere und Pflanzen Rückzugsräume, zwischen denen sie wandern und über die sie sich austauschen können.

Auch im eigenen Garten können Sie etwas Wildnis zulassen und Blühflächen und Strukturen schaffen. In Totholzhaufen, Büschen oder am kleinen Gartenteich können zahlreiche Insekten, Vögel und Pflanzen einen Lebensraum finden. Ein reichhaltiges Blütenangebot heimischer Pflanzen über die gesamte Vegetationsperiode ist wichtiger Nahrungslieferant für viele Insekten. Beerentragende Sträucher und bunte Staudenbeete bieten Nahrung. So können unsere Gärten zu bunten Netzwerken im Siedlungsraum werden.

Die bayerische Staatsregierung möchte das Ziel einer „artenreichen Gartenkultur“ unter anderem mit der Kampagne gArtenvielfalt erreichen. Ein Teil davon ist das Projekt „Vogelfreundlicher Garten“, bei dem der LBV vogelfreundliche Gärten in ganz Bayern auszeichnet und das Anreize und Informationsmöglichkeiten zum naturnahen Gärtnern bietet. Machen Sie mit und lassen Sie uns gemeinsam mehr Vielfalt in unsere Siedlungsräume bringen!

Weniger Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung ist ein zunehmendes Problem, das eine weitere Belastung für unser ohnehin gestresstes Ökosystem darstellt. Nachtaktive Insekten sind die prominentesten, aber nicht die einzigen Leidtragenden übermäßiger nächtlicher Beleuchtung. Veränderte Lichtverhältnisse können die innere Uhr der Tiere durcheinanderbringen und Abläufe bei der Nahrungssuche, Fortpflanzung oder Überwinterung stören. Nachtaktive Insekten werden durch das Licht irritiert, Räuber-Beute-Beziehungen verändern sich und unzählige Insekten sterben an Erschöpfung oder durch Verbrennung an Lichtquellen. Das Volksbegehren hat deshalb Vorgaben für Kommunen gemacht, die Beleuchtung öffentlicher Gebäude nach 23 Uhr auszuschalten.  

Das kann aber nur ein kleiner Anfang mit Vorbildcharakter sein. Um die Lichtverschmutzung merklich zu reduzieren, müssen wir alle einen Beitrag leisten. Dort wo eine Beleuchtung notwendig oder sinnvoll ist, können wir auf eine insektenfreundliche Gestaltung achten, wie beispielsweise warmweiße und möglichst schwache Lichtquellen, eine Ausrichtung der Leuchtquelle nur nach unten mit wenig Streulicht und möglichst kurze Beleuchtungsdauer. Weitere Tipps dazu gibt es unter www.paten-der-nacht.de. Nachts die Lichter auszuschalten, bedeutet weniger einen Verzicht, als eine Chance, der Natur und uns Menschen gleichermaßen etwas Gutes zu tun: die Wohltat einer dunklen Nacht zurückzugewinnen.

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