Der Garten im Klimawandel
Vorbereitung auf trockenere Zeiten
Seit den sich wiederholenden Hitzesommern ist Wassermangel für viele Gartler zum Problem geworden. Während mancher vielleicht über den Einbau ausgeklügelter Bewässerungssysteme nachdenkt, wird es letztlich darum gehen, wie man kostbares Wasser spart und seinen Garten auf trockene Zeiten vorbereitet.

Wie kann man also Gärten so gestalten, dass sie fast ohne Gießen und ohne Verschwendung kostbaren Trinkwassers auskommen? Ein Ansatz ist der Naturgarten und die Ansaat trockenheitsverträglicher Pflanzen. Der Naturgarten besitzt oft eine ca. 20 Zentimeter starke Auflage aus Mineralbeton, Kies oder Sand statt Mutterboden. Diese bildet die Basis für artenreiche, magere Blühflächen, die auf diesem mineralischen Substrat hervorragend gedeihen.
Tiefwurzler und Gehölze im Naturgarten reichen bis in den darunterliegenden Unterboden, der durch die Deckschicht vor schneller Austrocknung geschützt ist. Die Pflanzen bilden hier besonders tiefgreifende und effektive Wurzelgeflechte aus, um leichter an das in tieferen Bodenschichten enthaltene Wasser zu gelangen. Oder sie ziehen bei anhaltender Trockenheit vorübergehend ein, um beim nächsten Regenguss wieder üppig zu sprießen.
Die meisten Pflanzen aus dem Gartenmarkt-Standardsortiment hingegen sind – einmal vertrocknet – abgestorben und reif für den Kompost. Kurz geschorene Rasenflächen benötigen unglaublich viel Wasser und sehen im Hochsommer doch irgendwann verbrannt aus. Viel robuster sind da unsere heimischen Wildblumen und Gräser der Magerstandorte, die sich, wenn sie zur Blüte kommen dürfen, zusätzlich durch reichliche Versamung selbst erhalten.
Wasser ist Leben

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die effektive Nutzung und Versickerung von Regenwasser. Einfahrten, Wege und Plätze sollten entsiegelt und versickerungsfähig gestaltet werden. Dachwasser sollte nicht in die Kanalisation fließen, sondern in eine Zisterne laufen, um es zum Beispiel zum Gießen im Gemüsegarten zu verwenden. Oder das Wasser kann direkt auf dem Grundstück in Sickergräben, Rigolen oder Teiche fließen, um es so langsam dem wasserspeichernden Boden zuzuführen (tolle Tipps und Anleitungen siehe Paula Polak, Handbuch Wasser im Garten).
Die so entstehenden Bereiche – die mal feuchtnass (nach Niederschlägen) und mal trocken sind – beherbergen eine besonders artenreiche Flora und Fauna. Daran angeschlossene Naturteiche mit ausgeprägten Sumpfzonen bleiben in trockenheißen Sommern, wenn alles andere schon ausgedörrt ist, eine grüne Oase und schaffen ein angenehmes Mikroklima.
Drittens sollte der Boden in den Vegetationsflächen immer bedeckt sein. Im Staudenbeet oder unter Gehölzen füllt eine Ansaat mit geeigneten Wildkräutern die Lücken, im Gemüsegarten hält eine dicke Mulchschicht die Feuchtigkeit im Boden und setzt zusätzlich während des Kompostierungsprozesses Nährstoffe frei.
Arbeitet man mit der sogenannten Mulchwurst, die aus langfaserigem Schnittgut gedreht wird, kann man die Mulchschicht sogar effektiv nach darunter verborgenen Schnecken absuchen.
Tipps
Mulchwurst - Eine praktische Sache

Langfaseriges Schnittgut lagenweise auf den Boden streuen und mit den Händen zu langen „Würsten“ rollen, dabei die Enden von außen immer wieder einklappen. So entstehen kompakte, ca. 20 Zentimeter dicke Rollen, die sich gut zwischen den Pflanzreihen ablegen und zur Schneckenkontrolle anheben lassen (siehe auch das Buch Permakultur und Naturgarten von Markus Gastl).
Trockenheitsverträgliche Pflanzen
Heimische Winterstauden halten dem Klimawandel am besten Stand
Einjährig
- Klatschmohn (Papaver rhoeas)
- Feldrittersporn (Consolida regalis)
- Nelkenleimkraut (Silene armeria)
Zweijährig
- Königskerzen (Verbascum spec.)
- Natternkopf (Echium vulgare)
- Nickende Distel (Carduus nutans)
- Muskatellersalbei (Salvia sclarea)
Ausdauernd
- Dost (Origanum vulgare)
- Färberkamille (Anthemis tinctoria)
- Steppensalbei (Salvia nemorosa)
- Moschusmalve (Malva moschata)
Nachteil des Schottergartens
Übrigens: Die in vielen Gärten im Trend liegenden Steinschüttungen ohne Pflanzen heizen sich enorm auf und speichern die Hitze eines Sommertages bis tief in die Nacht hinein. Bäume, Gehölze oder auch geschlossene Vegetationsdecken kühlen dagegen Luft und Boden durch Beschattung und Verdunstung und schaffen so ein erträgliches Mikroklima auch für den Menschen. Gut zugängliche Wasserstellen – ob groß oder klein – sind an heißen Tagen wichtige Oasen für die Tierwelt, von den Insekten bis zu den Säugetieren.
(Autorin: Birgit Helbig. Dieser Artikel erschien erstmals im LBV-Magazin VOGELSCHUTZ 01/2020, S. 32f.)