Der Garten im Klimawandel

Vorbereitung auf trockenere Zeiten

Seit den sich wiederholenden Hitzesommern ist Wassermangel für viele Gartler zum Problem geworden. Während mancher vielleicht über den Einbau ausgeklügelter Bewässerungssysteme nachdenkt, wird es letztlich darum gehen, wie man kostbares Wasser spart und seinen Garten auf trockene Zeiten vorbereitet.

Artenreicher Naturgarten mit vielen bunten hitzebeständigen Stauden und Blumen und Totholz | © Birgit Helbig © Birgit Helbig
Robuste Anlage: Selbst im Hitzesommer 2019 wurde hier nie gegossen

9 Tipps für einen klimafesten Garten auf einen Blick

1. Mit Humus Wasser im Boden speichern

Ein Komposthaufen verwertet Reste im Garten sinnvoll: in Pflanzen- und Küchenabfällen gespeicherter Kohlenstoff wird langsam von Bodenlebewesen und Mikroben zersetzt und als nährstoffreicher Humus in den Kreislauf zurückgeführt. Humus ist nicht nur ein optimaler Dünger, sondern speichert auch Wasser sehr effizient und gibt es langsam wieder an die Pflanzen ab. Zusätzlich lockert er den Boden auf, sodass Wasser besser an die Wurzeln dringen kann. So kann jede und jeder getrost auf Torf und andere Zusatzstoffe in der Gartenerde verzichten.

2. Standortangepasste Pflanzen aus ökologischem Anbau verwenden

Heimische Pflanzen sind an den Boden und die vorherrschende Klimaverhältnisse der Region am besten angepasst. Arten, wie Wiesen-Flockenblume, Skabiosen-Flockenblume, Grasnelke, Sand-Thymian, Wiesensalbei, Nachtkerze oder Königskerze kommen auch mit wechselnden Wetterbedingungen gut zurecht. Sie benötigen weniger Pflege und Wasser als exotische Pflanzen. Viele zertifizierte, ökologisch arbeitende Betriebe achten zudem darauf, Anbau und Vertrieb möglichst klimafreundlich zu gestalten.

3. Mischkultur und Fruchtfolge

Nach dem Vorbild der Natur wachsen Gemüse, Kräuter und andere Pflanzen am besten gemeinsam. Jede Pflanze zieht je nach Länge ihrer Wurzeln Nährstoffe aus unterschiedlichen Bodenschichten. Zudem machen einige Pflanzen, wie zum Beispiel Hülsenfrüchtler, gebundenen Stickstoff für andere Pflanzen verfügbar. Eine gelungene Mischkultur spart Wasser, Arbeit und fördert ein gesundes Wachstum.

4. Den Boden bedeckt halten

Pflanzenwuchs schützt den Boden vor Austrocknung, weil weniger Wasser aus den oberen Bodenschichten verdunstet. Aber es hat noch andere Vorteile: Die Pflanzen begrünen den Boden und lockern mit ihrem tief reichenden Wurzelsystem selbst schwere, verdichtete Böden bis in tiefe Schichten auf. Auch eine Schicht Mulch aus Rasenschnitt oder Ernteresten schützt den Boden vor Austrocknung.

5. Böden entsiegeln

Gartenböden müssen keine schweren Lasten tragen und können daher unbefestigt sein. So kann Regenwasser im Boden versickern und langsam ins Grundwasser gelangen, wo es gespeichert wird. Selbst Starkregen kann so größtenteils aufgefangen werden. Der unversiegelte Boden bietet einen weiteren Vorteil: Bei großer Hitze sorgt die Verdunstungskühle der feuchten Erde für kühlere Temperaturen in Bodennähe als auf einer versiegelten Fläche. In den meisten Kommunen gelten befestigte Schotter- und Kiesflächen als teilversiegelt, weil sie den gesamten Niederschlag nicht aufnehmen können und das übrige Wasser in die Kanalisation abfließt. Im Gegensatz zu Grünflächen muss man deshalb für diese Flächen eine Niederschlagswassergebühr zahlen.

6. Regenwasser nutzen

Um auch in trockenen Perioden ausreichend Gießwasser zu haben, sollte Regenwasser während der regenreichen Zeit gesammelt werden. Regentonne oder unterirdische Zisternen fassen einige Liter Wasser, die man später zum Gießen nutzen kann. Die Pflanzen sollten eher seltener, aber durchdringend gewässert werden. Der frühe Morgen eignet sich am besten. Wenn man vorher den Boden um die Pflanzen auflockert, kann das Wasser besser versickern. Regenwasser kann auch in einem Teich gesammelt werden und dient so noch dem ein oder anderen Tier als Tränke. Zusätzliches Regenwasser sollte man versickern lassen, denn sogenannte Sickerbeete produzieren Kühle durch Verdunstung und können so große Hitze abmildern.

7. Pflanzen geschickt kombinieren

Im Gemüsegarten hat sich schon seit langem die Mischkultur bewährt. Die Vorteile sind vielfältig und lassen sich auch auf den Ziergarten übertragen. Hohe Laubbäume spenden Schatten und Kühle, Sträucher und kleine Gehölze nutzen den Raum darunter und kühlen die unmittelbare Umgebung. Stauden und Bodendecker profitieren durch die schattige Lage. Viele unterschiedliche heimische Pflanzen im Garten bieten einer Vielfalt an Arten Lebensräume.

8. Biologische Vielfalt fördern

Mit einer bunten Mischung regionaler Pflanzen kann man verschiedene Standorte begrünen. Viele Wildstauden bilden tiefe Wurzeln und kommen so mit wenig Wasser aus. Hitzetolerante Pflanzen wie verschiedene Sedum-Arten oder Feldahorn spenden anderen, empfindlicheren Pflanzen Schatten. Die Vielfalt der Arten macht es der Natur zudem möglich, durch neue Kreuzungen dauerhaft auf Änderungen der Umwelt zu reagieren. Durch die Vielfalt im Garten können nicht alle Pflanzen gleichzeitig ausfallen, denn manche sind widerstandsfähiger als andere.

9. Pflanzen als Schattenspender einsetzen

Mauern und Dächer heizen sich in der Sonne stark auf und geben diese Wärm an die Umgebung ab. Dagegen helfen Kletter- und Rankpflanzen, die an Hausfassaden Schatten spenden. Das Dach eines Schuppens im Garten kann mit wärmeliebenden Pflanzen, die nicht gegossen werden müssen, begrünt werden.

Wie kann man also Gärten so gestalten, dass sie fast ohne Gießen und ohne Verschwendung kostbaren Trinkwassers auskommen? Ein Ansatz ist der Naturgarten und die Ansaat trockenheitsverträglicher Pflanzen. Der Naturgarten besitzt oft eine ca. 20 Zentimeter starke Auflage aus Mineralbeton, Kies oder Sand statt Mutterboden. Diese bildet die Basis für artenreiche, magere Blühflächen, die auf diesem mineralischen Substrat hervorragend gedeihen.

Tiefwurzler und Gehölze im Naturgarten reichen bis in den darunterliegenden Unterboden, der durch die Deckschicht vor schneller Austrocknung geschützt ist. Die Pflanzen bilden hier besonders tiefgreifende und effektive Wurzelgeflechte aus, um leichter an das in tieferen Bodenschichten enthaltene Wasser zu gelangen. Oder sie ziehen bei anhaltender Trockenheit vorübergehend ein, um beim nächsten Regenguss wieder üppig zu sprießen.

Die meisten Pflanzen aus dem Gartenmarkt-Standardsortiment hingegen sind – einmal vertrocknet – abgestorben und reif für den Kompost. Kurz geschorene Rasenflächen benötigen unglaublich viel Wasser und sehen im Hochsommer doch irgendwann verbrannt aus. Viel robuster sind da unsere heimischen Wildblumen und Gräser der Magerstandorte, die sich, wenn sie zur Blüte kommen dürfen, zusätzlich durch reichliche Versamung selbst erhalten.

Wasser ist Leben

Flache Wasserstelle mit steinigem Ufer, gesäumt von Wildblumen und Totholz und einem Baum | © Birgit Helbig © Birgit Helbig
Blütenfülle auf Mineralbeton ein Jahr nach Gartenneuanlage

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die effektive Nutzung und Versickerung von Regenwasser. Einfahrten, Wege und Plätze sollten entsiegelt und versickerungsfähig gestaltet werden. Dachwasser sollte nicht in die Kanalisation fließen, sondern in eine Zisterne laufen, um es zum Beispiel zum Gießen im Gemüsegarten zu verwenden. Oder das Wasser kann direkt auf dem Grundstück in Sickergräben, Rigolen oder Teiche fließen, um es so langsam dem wasserspeichernden Boden zuzuführen (tolle Tipps und Anleitungen siehe Paula Polak, Handbuch Wasser im Garten).

Die so entstehenden Bereiche – die mal feuchtnass (nach Niederschlägen) und mal trocken sind – beherbergen eine besonders artenreiche Flora und Fauna. Daran angeschlossene Naturteiche mit ausgeprägten Sumpfzonen bleiben in trockenheißen Sommern, wenn alles andere schon ausgedörrt ist, eine grüne Oase und schaffen ein angenehmes Mikroklima.

Drittens sollte der Boden in den Vegetationsflächen immer bedeckt sein. Im Staudenbeet oder unter Gehölzen füllt eine Ansaat mit geeigneten Wildkräutern die Lücken, im Gemüsegarten hält eine dicke Mulchschicht die Feuchtigkeit im Boden und setzt zusätzlich während des Kompostierungsprozesses Nährstoffe frei.

Arbeitet man mit der sogenannten Mulchwurst, die aus langfaserigem Schnittgut gedreht wird, kann man die Mulchschicht sogar effektiv nach darunter verborgenen Schnecken absuchen.

Tipps

Mulchwurst - Eine praktische Sache

Zwei Hände formen eine Mulchwurst aus Schnittgut | © LBV © LBV

Langfaseriges Schnittgut lagenweise auf den Boden streuen und mit den Händen zu langen „Würsten“ rollen, dabei die Enden von außen immer wieder einklappen. So entstehen kompakte, ca. 20 Zentimeter dicke Rollen, die sich gut zwischen den Pflanzreihen ablegen und zur Schneckenkontrolle anheben lassen (siehe auch das Buch Permakultur und Naturgarten von Markus Gastl).

Trockenheitsverträgliche Pflanzen

Heimische Winterstauden halten dem Klimawandel am besten Stand

Einjährig

  • Klatschmohn (Papaver rhoeas)
  • Feldrittersporn (Consolida regalis)
  • Nelkenleimkraut (Silene armeria)

Zweijährig

  • Königskerzen (Verbascum spec.)
  • Natternkopf (Echium vulgare)
  • Nickende Distel (Carduus nutans)
  • Muskatellersalbei (Salvia sclarea)

Ausdauernd

  • Dost (Origanum vulgare)
  • Färberkamille (Anthemis tinctoria)
  • Steppensalbei (Salvia nemorosa)
  • Moschusmalve (Malva moschata)

Nachteil des Schottergartens

Übrigens: Die in vielen Gärten im Trend liegenden Steinschüttungen ohne Pflanzen heizen sich enorm auf und speichern die Hitze eines Sommertages bis tief in die Nacht hinein. Bäume, Gehölze oder auch geschlossene Vegetationsdecken kühlen dagegen Luft und Boden durch Beschattung und Verdunstung und schaffen so ein erträgliches Mikroklima auch für den Menschen. Gut zugängliche Wasserstellen – ob groß oder klein – sind an heißen Tagen wichtige Oasen für die Tierwelt, von den Insekten bis zu den Säugetieren.

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