Vögel an ihren Stimmen erkennen
Vögel an ihrer Stimme zu erkennen kann Ihnen neue Einblicke in die Vogelbeobachtung geben
Ist Ihnen auch schon das Konzert an Vogelstimmen aufgefallen, das seit kurzem wieder in Garten, Park und Wald zu hören ist?
Blau- und Kohlmeise haben ihr Lied kurz nach Weihnachten aufgenommen, die Amsel singt auch schon in den frühen Morgenstunden und seit die Stare zurück sind klingt es, als ob eine ganze Schar verschiedener Vogelarten das Singen übt. Aber warum diese Vielfalt und wie können wir sie zur Vogelbeobachtung nutzen?
Wenn ein Vogel singt, sagt er Ihnen nicht nur wer er ist und wo er ist, sondern auch etwas über seinen derzeitigen Zustand. Ist er auf Futtersuche, auf Brautschau oder warnt er Artgenossen vor einem vermeintlichen Feind in der Nähe? Manche Arten, wie Fitis und Zilpzalp sehen sich so ähnlich, dass WIR sie nur am Gesang unterscheiden können. Vögel an ihrer Stimme zu erkennen kann Ihnen neue Einblicke in die Vogelbeobachtung geben.
Die LBV-Hotline für alle Naturschutzfragen
Der LBV bietet wochentags eine kompetente, kostenlose Beratung zu Naturschutzthemen an. Das LBV-Naturtelefon ist montags bis freitags jeweils von 9 bis 11 Uhr und von 14 bis 16 Uhr unter der Rufnummer 09174/4775-5000 erreichbar.
Alle Naturbegeisterten und Engagierten sollten sich die Nummer des LBV-Naturtelefons notieren – als direkten Draht zum Naturschutz, als kompetente Info-Hotline des LBV.
Aber wie lernt man am besten einen Star von einer Amsel zu unterscheiden? Wir haben fünf Tipps für Sie:
1. Sehen und Hören
Wenn Sie einen Vogel singen hören, versuchen Sie ihn auch zu sehen. Dann bleibt die Verbindung zwischen Vogel und Gesang leichter im Gedächtnis haften. Wir Menschen orientieren uns hauptsächlich visuell in unserer Umwelt. Genaues, analysierendes Zuhören fällt uns eher schwer, kann aber trainiert werden.
2. Von einem Experten lernen
Anfangs kann es schwierig sein die vielen Gesänge zu unterscheiden und den richtigen Vögeln zuzuordnen. Da hilft es, sich von einem anderen Vogelbeobachter darauf hinweisen zu lassen. Nehmen Sie an einer geführten Exkursion Ihrer LBV Kreisgruppe teil. Vogelbeobachtung mit Gleichgesinnten macht Spaß.
3. Aufnahmen anhören
Hören Sie sich zunächst Aufnahmen von Vögeln an, die Sie oft sehen, z.B. an Ihrer Futterstelle im Garten. Spielen Sie Gesänge und Rufe oft ab, damit Sie mit ihnen vertraut werden. Aufnahmen der häufigen heimischen Vogelarten finden Sie zum Beispiel bei den online LBV Artensteckbriefen.
Sie wollen Vögel weltweit hören? Dann ist Xeno-canto.org für Sie richtig.
4. Vogelgesänge beschreiben
Manche Gesänge prägen sich leicht ein, wie das kontinuierliche „di da, di da, di da“ der Kohlmeise oder das „zizibäh“ der Kohlmeise. Mit anderen können wir Worte assoziieren – haben Sie schon einmal „Wie wie wie hab ich dich liiieb“ von einem Baum in offener Landschaft gehört? Hier trällert die Goldammer ihr Lied. Gesang inspiriert auch große Künstler oder ist es Zufall, dass Beethovens 5. Sinfonie ganz ähnlich dem Gesang der Goldammer klingt? Manche Vögel rufen ihren Namen: Zilpzalp und Kuckuck sind vermutlich die Bekanntesten.
Das oft etwas monotone „Tschip“ und „Tschep“ von Haussperling und Feldsperling ist leicht zu erkennen und meist laut und deutlich den ganzen Tag über zu hören. Schwerer ist dagegen die Unterscheidung der beiden Vogelarten, da ihr Tschlipen sich stark ähnelt.
Manche Vogelgesänge ähneln uns aus anderen Bereichen bekannten Geräuschen. Der Gesang des Hausrotschwanzes erinnert zum Beispiel in Teilen an knirschende Steine oder das Lied des Girlitzes an eine rostige Fahrradkette. Etwas melodiöser und abwechslungsreicher singen Amsel und Rotkehlchen. Während die Amsel klangvolle Flötenmotive vorträgt, erklingt der Gesang des Rotkehlchens silberhell perlend und melancholisch. Den wohl variantenreichsten Gesang hat der Star. Er macht seinem Namen alle Ehre und imitiert gerne andere Vogelstimmen.
Wer das laut schallende „Gelächter“, ein auffallendes „kjückjückjück“, einmal als den Gesang des Grünspechts erkannt hat, wird diesen immer wieder erkennen. Der Zaunkönig ist ein wahres Stimmwunder. Wenn unser zweitkleinster heimischer Vogel zum Singen ansetzt, vibriert sein ganzer Körper und sein kurzer Schwanz wippt mit jedem rhythmischen Triller mit.
Würde ein Mensch im Verhältnis so laut wie ein Zaunkönig singen, dann wäre das Lied gesungen am Alpenrand noch an der Nordseeküste zu hören. Um sich die Melodie des Zaunkönigs zu erkennen, hilft der Merkspruch „Ich, ich, ich bin drrrrr König, bin ich, ich zizizi bin, bin drrrr König, bin ich, ich“.
5. Details, Details, Details
Um Vögel im Detail zu „verstehen“, müssen Sie üben. Das Erlernen einer neuen Sprache gelingt auch nicht von einem Tag auf den anderen. Ebenso müssen wir Vogelgesänge wieder und wieder hören und richtig zuordnen, damit sie uns im Gedächtnis bleiben – das Sprechen oder Zwitschern erlenen dabei nur die wenigsten von uns.
Zerlegen Sie mental den Gesang in seine verschiedenen Qualitäten, einschließlich Rhythmus, Tonhöhe, und Klang. Versuchen Sie, gehörte Gesänge in verschiedene Kategorien einzuordnen.
Veranschaulichung des Vogelgesangs in Sonagrammen
Wünschen Sie sich nun auch, dass Sie die Töne des Vogelgesangs "sehen" können, um Details zu studieren? Sonagramme erlauben Ihnen genau das und können helfen ihr Gehör zu trainieren. Es handelt sich um einfache Grafiken, die Ihnen die Frequenz oder Tonhöhe eines Tons, seine Lautstärke und deren Veränderung im Laufe des Tons zeigen. Mit ein wenig Übung können sie viel mehr über einen Klang verraten, als Ihre Ohren allein je wahrnehmen könnten.
Die Tonhöhe (oder, für den Audio-Kenner, die Frequenz der Sinusschwingungen des Schalls) auf der vertikalen Achse und der Verlauf des Schalls über die Zeit auf der horizontalen. Zusätzlich zeigt die Stärke der Grau- bis Schwarzfärbung die Lautstärke des Tons.
Gesang Goldammer - Hier abspielen! (www.tierstimmen.de), B. Saadi-Varchmin
Wenn Sie selbst Gesänge in Sonagrammen darstellen wollen, probieren Sie das kostenlose Programm RAVEN LITE von der Cornell Universität. Damit können Sie Audiodateien verschiedener Formate (z.B. MP3, WAV) grafisch darstellen, und natürlich auch anhören.
Sehr einprägsam ist die Möglichkeit mit einem Mauszeiger gehörten Gesang und Abbildung zeitgleich zu verfolgen. Für besonders Interessierte gibt es Videoanleitungen zur Verwendung der Software - allerdings bisher nur auf Englisch.
Vertiefende Literatur und Webseite
Buch Tipp
- Die Kosmos Vogelstimmen - Edition
Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann & Dr. Wiltraud Engländer
Ein ornithologisches Film-Erlebnis!
Schnabelsynchrone Filme von 220 singenden Vögeln.
ISBN 978-3-4400-9445-7. € 49,99 [D]
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- Grundkurs Vogelstimmen - Heimische Vögel an ihren Stimmen erkennen
Hans-Heiner Bergmann, Uwe Westphal
Verlag Quelle & Meyer - Einen innovativen Bestimmungsschlüssel basierend auf Gesängen und Rufen von Tom Trilar findet ihr hier.
Drei Merkmale mit denen sich Vogelgesang gut unterscheiden lässt
Vögel machen es uns nicht leicht, die meisten Arten haben mehr als einen Gesang in ihrem Repertoire und dazu kommt noch eine Vielzahl von Rufen, die oft bei verschiedenen Arten sehr ähnlich klingen. Damit verständigen sich Vögel zwischenartlich; innerhalb einer Art ist die Variation und Ausprägung der Gesänge oft ausschlaggebend dafür, wer das beste Revier besetzt oder die „schönste“ Partnerin bekommt.
Konzentrieren Sie sich auf EINEN Vogel, auch wenn es vorerst schwer fällt, all die anderen Meistersinger zu ignorieren. Wählen Sie eine Zeit, zu der nicht alle Arten gleichzeitig singen. Der schiere Ansturm von Vogelstimmen im Chorus des Morgengesangs kann in seiner Vielfalt überwältigen. Also am besten erst später am Morgen hinhören.
Versuchen Sie nicht, jeden Gesang, den Sie hören, auswendig zu lernen. Konzentrieren Sie sich auf drei Merkmale der Gesänge, die oft die Identität eines Vogels ausmachen: Viele Vögel haben
- einen charakteristischen Rhythmus,
- eine charakteristische Tonhöhe oder
- einen charakteristischen Ton zu ihrem Gesang.
Aber woher wissen Vögel, wann sie singen sollen? - die Vogeluhr
Vögel brauchen morgens keinen Wecker. Ihre innere Uhr orientiert sich hauptsächlich am Zeitpunkt des Sonnenaufgangs und der Helligkeit ihrer Umgebung. Zusätzlich haben auch die Temperatur und die Stimmen anderer Vögel Einfluss auf den Zeitpunkt des Aufwachens. Da sich diese Wecksignale jedoch artspezifisch unterscheiden, beginnen die Vögel zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit ihrem morgendlichen Gesang.
Zu den Frühaufstehern gehören vor allem Hausrotschwanz und Feldlerche, die schon 80 Minuten vor Sonnenaufgang singend den Tag begrüßen. Das Rotkehlchen fällt dann ungefähr 20 Minuten, die Amsel und die Ringeltaube 30 Minuten später in den Gesang ein.
Und so erwachen im 5-10 Minutentakt alle Arten bis hin zu den Langschläfern. Denn Stieglitz, Star und Grünfink beginnen erst 10 bis 15 Minuten vor Sonnenaufgang zu singen. Am Abend singen Rotkehlchen und Singdrossel am Längsten. Die Nachtigall lässt sogar die ganze Nacht über ihre wunderbare Melodie hören.
1. Rhythmus
Prägen Sie sich das charakteristische Tempo eines Vogels ein.
Meisen, zum Beispiel, fallen durch rhythmischen Gesang auf: Hören Sie Kohl-, Tannen- und Sumpfmeise im Vergleich. Diese Vögel wiederholen charakteristisch Silben, bevor sie zu einem neuen Klang übergehen.
Gesang Kohlmeise - © A. Xeira
Gesang Tannenmeise - © W. Agster
Gesang Sumpfmeise - © L. Lachmann
Aufgabe für Fortgeschrittene
Können Sie den Wechsel im Gesangstyp einer Meise hören?
Wie viele Strophen singt sie von jedem Typ?
Hier ist ein Hörbeispiel …
Gesang Blaumeise mit Strophenwechsel - © T. Tschentscher
Wiederholung oder Abwechslung
Manche Vögel, z.B. die Singdrossel, wiederholen Gesangselemente drei bis vier Male hintereinander. Das unterscheidet sie von der nahverwandten Amsel, die abwechslungsreich singt.
Gesang Singdrossel - © W. Agster
Gesang Amsel - © W. Agster
3. Tonqualität
Der Ton eines Vogelgesangs ist manchmal schwer zu beschreiben, aber er kann sehr markant sein. Achten Sie zunächst einmal darauf, ob die Stimme eines Vogels ein klares Pfeifen, hart oder kratzig, flüssig und flötenartig oder ein klarer Trill ist.
Wenn Sie sich an die Qualität der Vogelstimme erinnern können, kann sie Ihnen einen Hinweis auf die Identität des Vogels geben, auch wenn der Vogel nicht jedes Mal dieselben Töne singt.
Hier sind einige Beispiele:
Gesang Kleibers - © L. Lachmann
Gesang Hausrotschwanz - © B. Saadi-Varchmin
Gesang Pirol - © Brickegickel
Gesang Blaumeise - © F. Holzapfel
Ein Virtuose der Vogelwelt
Zum Schluss können Sie noch einen der Virtuosen der Vogelwelt genießen, den Zaunkönig.
Welcher Vogel singt denn da im Hintergrund?