Lebensraum Siedlung - Natur in der Stadt
Kulturfolger in Not
In den dicht bebauten Zentren unserer Städte leben viele Vogel- und andere Tierarten, die ursprünglich fast ausschließlich an Felsen brüteten. Seit der Mensch in Häusern lebt, leben Wildtiere mit ihm unter einem Dach. Einige von ihnen bleiben als heimliche Untermieter oft jahrelang unbemerkt; andere sind bekannte, auch gern gesehene Gäste. Sie haben die Städte und Dörfer als neuen Lebensraum entdeckt und gehören heute zum Stadtbild. Manche von ihnen sind sogar so stark spezialisiert, dass Gebäude für sie die einzige Möglichkeit sind, einen Nistplatz oder ein Quartier zu finden.
Doch moderne Baustile, Dämmmaßnahmen zur Energieeinsparung und die Bekämpfung von Stadttauben machen es vielen von ihnen immer schwerer, geeignete Nistplätze zu finden. Der LBV will das ändern und widmet sich ihnen in speziellen Gebäudebrüter-Projekten.
Kulturfolger in alten Bauwerken
Oftmals sind Kulturfolger wie Schleiereule oder Fledermäuse in alten Bauwerken beheimatet. Durch Modernisierungsmaßnahmen wie beispielsweise luftdicht abgeschottete Dächer fehlt der Unterschlupf für die Jäger der Nacht. Neue Kirchendächer oder Dachstühle verhindern das erneute Einfliegen der Fledermäuse, abgeriegelte Fenster sorgen dafür, das Wanderfalken keinen Brutplatz mehr haben. Infolgedessen kann es durchaus passieren, dass sich die kleinsten Jäger der Nacht auch mal in Häusern verirren, durch offene Fenster einfliegen und aufgrund von Vorhängen vor den Fenstern nicht mehr entkommen können.
Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalben sowie Falken und Eulen sind ebenso auf einen Unterschlupf im oder am Haus angewiesen. Durch extra angebrachte Gitter an den Hausfassaden werden die Vögel oder Fledermäuse am Einflug gehindert. Wenn sich keine Möglichkeit zur Brut findet, wird die Population einbußen erleben und wegbrechen.
Lebensraum für Fledermäuse
Alle unsere Fledermäuse unterliegen dem Naturschutzgesetz. Die streng geschützten Arten ziehen sich beispielsweise ins Dachgebälk alter Scheunen und Kirchtürme zurück um dort in der Wochenstube gemeinsam ihre Jungen zur Welt zu bringen.
Die Weibchen kehren später wieder an denselben Ort zurück um zu gebären. Ist der Einflug verschlossen oder das Gebäude abgerissen, kann die Reproduktionsrate einiger Arten gegen Null laufen. Jedes Weibchen bringt dabei im Schnitt nur ein Junges pro Jahr zur Welt.
Deshalb werden bei unvermeidbaren Eingriffen Ersatzquartiere angeboten, welche zur Not auch als Wochenstube von den Fledermäusen angenommen werden.
Auch Pflanzen passen sich an den Lebensraum Stadt an
Im Lebensraum Stadt treten vielfältige ökologische Nischen auf, welche auch von Pflanzen besetzt werden. Der Wechsel zwischen Temperatur und Feuchtigkeit sowie Nutzung der Oberfläche stellt Pflanzen in der Stadt vor eine ganz andere Herausforderung als im Offenland. Ähnlich wie auf einer Weide müssen Pflanzen auf Gehwegen beispielsweise trittverträglicher sein, sonst ist ein Überleben nur schwer möglich. Auch eine Salztoleranz muss durch das Streuen im Winter vorhanden sein. Von den Wurzeln werden auch diverse andere Stoffe aufgenommen. Durch das häufige urinieren der Hunde an Mauern bietet eine Nitrat-Verträglichkeit einen Vorteil.
"Alleskönner" wie dem Löwenzahn oder allen Wegerich-Gewächsen macht häufiges Zertreten nichts aus. Durch ihre rosettenförmige Wuchsform flach am Boden sorgen sie dafür, dass sie nicht unter Trittbelastung leiden müssen.
Rückzugsgebiete wie verlassene Bahnstrecken oder nicht genutzte Flächen bieten der Artenvielfalt in der Stadt Möglichkeiten zur Entfaltung.
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