Erfolgreich gärtnern ohne Torf
Wer torffreie Erde verwendet, schützt aktiv Natur und Klima
Regelmäßig besorgen sich Hobbygärtner in den Gartencentern und Baumärkten frische Blumenerde, die zum Befüllen von Pflanzgefäßen, Blumentrögen und Balkonkästen verwendet wird. Vielen Blumenfreunden ist dabei nicht bewusst, dass sich in den Plastiksäcken mit der Aufschrift "Erde" größtenteils nur Torf befindet. Der LBV fordert daher alle Hobbygärtner zum Umdenken auf. Wir haben viele Tipps für Sie parat und außerdem ein kostenloses Faltblatt zum Thema.
Denn der Abbau von Torf geht mit einer enormen Zerstörung von Mooren einher, was den Verlust einer großen Artenvielfalt und wertvoller Lebensräume zur Folge hat und zur Freisetzung enormer Mengen Klimagase führt. Damit Zier- und Nutzpflanzen in unseren Gärten oder in Pflanzgefäßen gedeihen, sind Torf und torfhaltige Erdsubstrate nicht erforderlich. Der LBV ruft deshalb dazu auf, beim Kauf von Blumenerden auf torffreie Produkte zurückzugreifen. Jeder Gartenbesitzer und Hobbygärtner leistet mit dem Verzicht auf torfhaltige Erde einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Naturschutz.
Warum torffreies Gärtnern? - Gute Gründe
Der in Jahrtausenden in Mooren gewachsene Torf ist zu wertvoll, um ihn für einen kurzen Sommer in Pflanzgefäße zu füllen und nach einmaligem Gebrauch als "Abfall" zu entsorgen. Wer beim Kauf von Pflanz- und Blumenerden auf den Erhalt von Mooren sowie den Natur- und Klimaschutz achtet, wählt Produkte, die keinen Torf enthalten. Jeder Sack torfhaltige Blumenerde, den wir nicht verwenden, ist ein wirksamer Beitrag zum Natur-, Hochwasser- und Klimaschutz.
Unterschiede torffreier Erden zu torfhaltigen Blumenerden
- Torffreie Erdsubstrate können durch die verschiedenen Anteile an Kompost und Holz- oder Kokosfasern eine gröbere und auch wechselnde Struktur gegenüber den meistens sehr einheitlichen nur Torf enthaltenden Blumenerden aufweisen. Dies bedeutet keinen Mangel.
- Torffreie Erdsubstrate können besonders durch den Kompostanteil deutlich schwerer sein als Torfsubstrate. Bei der Verwendung in Blumenkästen und Pflanzgefäßen ist dies aber kein Nachteil. Kübelpflanzen und Pflanzgefäße erhalten dadurch bei Wind eine höhere Standfestigkeit und fallen nicht so leicht um.
- Durch die hier bei uns anfallenden teureren Rohstoffe, die für torffreie Erden verwendet werden und die Lohnkosten heimischer Areitskräfte haben torffreie Erden einen höheren Preis als „Billigblumenerden“ aus Torf.
Torfabbau
- vernichtet wasserspeichernde Moorflächen
- setzt große Mengen CO2 frei und verstärkt die Klimaerwärmung
- ist für Pflanzsubstrate in Garten, Balkonkästen und Topfkulturen nicht erforderlich
Gärtnern ohne Torf
- ist keine neue Erfindung sondern altbewährte gärtnerische Praxis
- fördert die Verwendung von Kompost, Rindenhumus und Holzfasern aus der Region
- ist sinnvolle Kreislaufwirtschaft und erhält die Kaufkraft in der Region
- erhält wertvolle Moore als einmalige Lebensräume seltener Pflanzen und Tiere
- bewahrt Moore als wichtige Wasserspeicher und typische Elemente der Landschaft
- ist praktizierter Hochwasser-, Natur-, Arten- und Klimaschutz
Anstelle torfhaltiger Erden eigenen sich Mischungen, die aus Grüngutkompost, Rindenkompost, Holzfasern oder Kokosfasern hergestellt werden. Versuche an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und vielen anderen gärtnerischen Instituten sowie praktische Erfahrungen zeigen, dass im Freizeitgartenbereich mit diesen torffreien Erden aus qualitativ hochwertigen Torfersatzstoffen gleich gute Ergebnisse erzielt werden und auf Torf vollständig verzichtet werden kann.
Nährstoffreicher Grüngutkompost
Grüngutkompost wird aus Gras-, Rasen-, Gehölz- und Heckenschnitt sowie Herbstlaub hergestellt. Diese pflanzlichen Materialien fallen bei der Pflege von Gärten und Grünanlagen an. In Kompostwerken ergeben sie nach einer sorgfältigen Sortierung und kontrollierten Rotteführung bei einer Temperaturentwicklung bis etwa 70 Grad einen hygienisch einwandfreien Kompost. Dieser ist frei von keimenden Pflanzensamen und Pflanzenkrankheiten. Er enthält alle von den Pflanzen bei ihrem Wachstum benötigten Haupt- und Spurennährstoffe. Das RAL-Gütezeichen garantiert ein qualitätsgeprüftes Produkt. Wegen seines teilweise sehr hohen Nährstoffgehaltes und pH-Wertes und der geringen Strukturstabilität kann Kompost nur in Mischung mit anderen geeigneten Stoffen wie z.B. Rindenhumus, Holz- und Kokosfasern in Blumenerden verwendet werden.
Strukturstabiler Rindenkompost
Die bei der Holzverarbeitung anfallende Baumrinde, insbesondere Nadelholzrinde, ist nach einer mehrjährigen Kompostierung hervorragend zur Beimischung in Erdsubstrate geeignet. Rindenkompost besitzt ähnlich wie Torf eine hohe Strukturstabilität und einen stabilen pH-Wert. Die Wiederbenetzbarkeit ist besser als bei Torf. Das RAL-Gütezeichen garantiert ein Qualitativ hochwertiges Produkt. Im Zuge der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen wird Baumrinde allerdings in großen Mengen in Holzheizanlagen verfeuert. Der dadurch gestiegene Rohstoffpreis schlägt sich auch auf den Preis von Erdsubstraten nieder, die Rindenkompost enthalten. Anstatt Baumrinde zu verbrennen sollte sie zunehmend für die Herstellung torffreier Erden Verwendung finden.
Holzfasern aus heimischem Rohstoff
Die hohe Luftkapazität macht Holzfasern zu einer gut geeigneten Beimischkomponente zu Grüngutkompost. Die Wiederbenetzbarkeit ist besser als bei Torf, die hohe Wasserdurchlässigkeit beugt bei hohen Niederschlägen einem Wasserstau und Vernässung vor. Substrate, die Holzfasern enthalten, trockenen schneller ab und müssen evtl. etwas häufiger gegossen werden.
Kokosfasern und Cocopeat
In Erdsubstrate und Kompost beigemischt verbessern Kokosfasern ebenso wie Holzfasern die Luftführung und Wasserdurchlässigkeit. Das bei der Kokosernte zwischen den Fasern befindliche Feinamterial, auch Kokosstaub oder Cocopeat genannt, hat annähernd gleiche Eigenschaften wie Torf und vermag diesen zu 100 % zu ersetzen. Allerdings sind die bei der Kokosnussernte anfallenden Mengen nur sehr begrenzt. Cocopeat wird zu Blöcken gepresst und so verschickt. Der lange Transportweg auf Schiffen verursacht keine stärkere Klimabelastung als der LKW-Transport von Torf aus dem Baltikum, Russland und Skandinavien.