Bavaria in den Hohen Tauern
Erster längerfristiger Aufenthalt in den Zentralalpen
Nachdem Bavaria viele Wochen im und um den Nationalpark Berchtesgaden (Hochkönig, Hagengebirge, Steinberge) unterwegs war und offensichtlich gute Nahrungsquellen gefunden hatte, brach sie Anfang August in ein für sie völlig neues Gebiet auf, das für das Wiederansiedlungsprojekt eine wichtige Rolle spielt.
Äußerlich setzen bei ihr auch bereits die typischen Veränderungen im Federkleid eines Bartgeiers im 2. Lebensjahr ein. Ihr Flugbild wirkt immer noch etwas wuchtiger als bei adulten Tieren. Die Mauser hat bereits begonnen. Am linken Flügel besitzt sie am Ende der inneren Handschwingen bereits eine große Mauserlücke, direkt vor der Markierung. Kopf und Nacken sind von einer schwarzen "Kappe bedeckt, während der Bauch einheitlich braun gefärbt ist.
Die markierten Federn links und am Stoß sind noch sehr gut zu erkennen.
Entdeckung eines geschichtsträchtigen Bartgeiergebiets
Unsere beiden letztjährigen Bartgeier zogen es überwiegend vor im Bereich der nördlichen Kalkalpen zu bleiben und zwar innerhalb der breiten Ausdehnung vom Wettersteingebirge (Wally) bis zur Rax/Schneeberggruppe (Bavaria) ganz im Osten. Eine Ausnahme bildete lediglich Bavaria mit einem kurzen, mehrtägigen Aufenthalt in den Schladminger Tauern, die zu den Niederen Tauern gehören.
Das Rauris - Die Wiege des Wiederansiedlungsprojekts
Obwohl nur wenige Kilometer per Luftlinie von Berchtesgaden entfernt, machten unsere Bartgeier bisher keine Anstalten in die Hohen Tauern aufzubrechen, die in der Geschichte des alpenweiten Wiederansiedlungsprojektes eine bedeutsame Rolle spielen. Hier wurden 1986 die ersten vier Bartgeier im international koordinierten Projekt überhaupt ausgewildert.
Vor allem das nahegelegene Krumltal im Rauris schrieb mehrfach Geschichte: Einerseits wurden hier die besagten ersten Vögel im ganzen Projekt ausgewildert, andererseits kam es hier auch zu allerersten Brut in ganz Österreich seit Beginn des Wiederansiedlungsprojekts. Das Weibchen Alexa (Rauris 1988) und das Männchen Andreas Hofer (Rauris 1996) schafften es 2010 als erste erfolgreich Nachwuchs groß zu ziehen.
Die Tatsache, dass dies erst 24 Jahre nach Beginn der Auswilderungen in Österreich erreicht wurde, zeigt aber auch die große Problematik, mit denen die Bartgeier im östlichen Alpenraum konfrontiert sind, vor allem wenn man es mit der viel erfolgreicheren Entwicklung der Wiederansiedlungen in den Westalpen vergleicht.
Bavaria hat am 2. August den Hochkönig verlassen und ist in relativ gerader Linie nach Süden geflogen, hat das Salzachtal überquert und ist ins Rauris geflogen.
Dort dürfte sie relativ schnell auf andere Artgenossen, wie z.B. das im Krumltal ansässige Revierpaar und deren heurigen Nachwuchs, Kruml 8, sowie auf Steinadler und Gänsegeier getroffen sein.
Silke auf Bavarias Spur
Seitdem Bavaria sich in den Hohen Tauern aufhält, ist unsere fleißige Mitarbeiterin Silke Moll vielfach dort gewesen und konnte sie oft beobachten. Besonders häufig auch in direkter Interaktion vor allem mit jungen Steinadlern. Besonders mit einem scheint sie sich häufig abzugeben, kann man die beiden doch Silkes Beobachtungen nach, sehr häufig zusammen fliegend oder auch gemeinsam sitzend beobachten und dies überwiegend in spielerisch wirkender Interaktion.
Besonders eindrucksvoll sind natürlich auch die Bilder, die sie zusammen mit dem Steinadler und mehreren Gänsegeiern zeigen (siehe oben).
Erkundung der nördlichen Glocknergruppe
Bis jetzt ist sie seit ihrem Auftauchen in den Tauern in der Nördlichen Glocknergruppe geblieben. Neben den bevorzugten Aufenthaltsorten zwischen Fusch und den „Geiertälern“ im Rauris hat sie sich auch mal etwas weiter westlich umgeschaut, Richtung Kaprun und dem Enzingerboden.
Spannende Entwicklung
Wir sind gespannt, welche Regionen sie noch erkunden wird und freuen uns natürlich sehr über ihre gute Entwicklung. Dank Silke und den Kolleginnen aus den Hohen Tauern werden wir auch über die Satellitendaten hinaus mit aktuellen Informationen zu Bavaria versorgt.
von David Schuhwerk,