Jagd ohne Blei

Vielen Greifvögeln drohen schwere Vergiftungen!

Die Jagd mit bleihaltiger Munition hat auf vor allem auf große und oftmals seltene Greifvogelarten entsetzliche Auswirkungen. Diese sind schon lange bekannt und gut dokumentiert. Arten wie zum Beispiel Stein- und Seeadler, Rotmilan und Mäusebussard nehmen das extrem starke Gift über Kugelgeschossfragmente in bei der Jagd im Wald zurückgelassenen Aufbruch auf. Und auch für die seit Juni 2021 ausgewilderten Bartgeier stellt bleihaltige Munition die größte Gefahr dar.

Hier erfahren Sie alles rund um das Thema bleihaltige Munition und deren Auswirkungen, wie unsere Bartgeier davon betroffen sind, welche Forderungen wir stellen und erhalten die Antworten auf die häufigsten Fragen.

Bartgeier und Steinadler sind tödlichen Dosen von Blei ausgesetzt

Bereits geringe Mengen sind fatal und führen zu schwersten Vergiftungen. Da in der Natur Kadaver eine wichtige Nahrungsquelle für viele aasfressende Wildtierarten darstellen, ist es notwendig, dass Aufbruch und nicht verwertbare Wildteile im Wald nach der Jagd zurückgelassen werden - aber eben bleifrei. Das hochtoxische Schwermetall wird im Körper angereichert und verursacht unter anderem Nervenschädigungen, die Beeinträchtigung der Blutbildung, die Blockierung von Enzymen und der Sauerstoffzufuhr sowie den Abbau der Brustmuskulatur.

Außerdem kann eine Störung des zentralen Nervensystems zur Erblindung sowie zur Lähmung des Magen-Darm-Traktes und des Atemzentrums führen. Die Vögel verhungern auch häufig, ziehen sich durch Kollisionen mit Hindernissen schwere Verletzungen zu und nicht selten verenden sie qualvoll an Atemnot und Nährstoffmangel.

Erst im März 2021 ist im Unterammergau das fünfjährige Steinadlerweibchen Luisa qualvoll an einer Bleivergiftung gestorben. Verschiedene Studien aus europäischen Ländern haben ergeben, dass Bartgeier und Steinadler hohen Dosen von Blei ausgesetzt sind und letztlich an den körperlichen Erscheinungen der Vergiftung verenden können.

Zudem kommt es auch zu häufigen Todesfolgen durch indirekte Auswirkungen von Bleivergiftungen, wie zum Beispiel die Kollisionen durch Orientierungs- und Koordinationsverlust der Vögel.

Bleifrei für Bavaria, Dagmar und Recka!

Das vom LBV initiierte Auswilderungsprojekt von Bartgeiern im Nationalpark Berchtesgaden hat bisher einen erfolgreichen Verlauf genommen. Seit den Jungfernflügen von Wally und Bavaria 2021 und den erfolgreichen Ausflügen von Recka und Dagmar 2022 sind Bartgeier wieder Teil der faszinierenden Natur in den bayerischen Alpen. Wenn sie den Nationalpark Berchtesgaden verlassen und neue Lebensräume erkunden, geht die größte Gefahr für die Aasfresser von mit Blei belasteter Nahrung aus.

Michaela Kaniber hat angekündigt, dass ab dem ab 1. April 2022 auf der gesamten bayerischen Staatswaldfläche ausschließlich bleifreie Jagdmunition verwendet werden muss. „Wir danken Frau Kaniber für diesen entscheidenden Schritt für mehr Artenschutz auf den Flächen der Bayerischen Staatsforsten. Dabei wird sie ihrer Verantwortung für viele gefährdete Greifvögel und damit einer jahrelangen Kernforderung des LBV nach bleifreier Jagd gerecht“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Staatsministerin Kaniber hält mit dieser Entscheidung ihr Wort, sich für die gefährdeten Greifvögel einzusetzen, das sie bereits am Tag der Auswilderung der beiden Bartgeier „Bavaria“ und „Wally“ im Rahmen des LBV-Wiederansiedlungsprojekt gegeben hat. „Das berufliche Jagdpersonal der Forstbetriebe und der beiden bayerischen Nationalparks geht hier mit gutem Beispiel voran und kann zum Teil langjährige und erfolgreiche Erfahrungen mit bleifreier Munition aufweisen“, so der LBV-Vorsitzende weiter.

 

Wir fordern: Jetzt umstellen auf bleifrei!

Ein seit Juni 2020 laufendes Leuchtturmprojekt für große Greifvögel von den Bayerischen Staatsforsten und LBV war hierbei ein weiterer, wichtiger Schritt in der Verbesserung der Lebensbedingungen gefährdeter Vogelarten, wie Stein- und Seeadler sowie Bartgeier. Hierbei konnten viele positive Erfahrungen zur Umstellung auf bleifreie Munition gesammelt werden. Die Umsetzung des Verbots von bleihaltiger Büchsenmunition auf der gesamten Staatswaldfläche Bayerns war daher nur logisch und konsequent.

In Deutschland ist in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und dem Saarland bleihaltige Büchsenmunition bereits vollständig verboten. Ein landesweites Verbot jeglicher Bleimunition gibt es in der EU bisher nur in Dänemark und den Niederlanden.

Eine EU-weite, einheitliche Regelung mit einem flächendeckenden Verbot muss das Ziel sein, um weitere unnötige und qualvolle Tode vieler oftmals seltener Wildtiere endlich zu stoppen.

Wir fordern deshalb, dass auch auf Kommunalen Flächen und von Privatpersonen bleifrei gejagt wird. Es freut uns, dass viele private Jäger bereits bleifreie Munition nutzen. Wichtig für den Artenschutz wäre hier aber eine vollständige Umstellung.

Dass die Umstellung auf bleifreie Jagd problemlos funktioniert, zeigen neben den Staatsforsten auch die bayerischen Berufsjäger*innen in den beiden Nationalparken, die schon lange bleifrei jagen und das unter teilweise schwierigsten Bedingungen im Hochgebirge. Sie haben erfolgreich auf bleifreie Jagdmunition umgestellt.

FAQ - Auswirkungen und Folgen von bleihaltiger Munition

Im Folgenden finden Sie die häufigsten Fragen & Antworten zum Thema bleihaltige Munition in Bayern.

Welche Greifvögel sind von dem Problem betroffen?

Seeadler, Steinadler, alle Geierarten (z.B. Bartgeier, Gänsegeier) Rotmilan, Habicht, Mäusebussard, Rohrweihe 

Nach Schätzungen sterben jährlich ca. 1 Million Vögel in der EU an Blei und ca. weitere 3 Millionen erleiden nicht-letale Vergiftungen (MATEO et al. 2019).

Betroffen sind neben den Greifvögeln und Wasservögeln auch Arten wie z.B. das Rebhuhn, Fasan oder Ringeltaube (MATEO 2009).

Wie nehmen die Vögel das Blei auf?

Die Aufnahme von Blei kann über verschiedene Wege erfolgen.

  1. Aufnahme von Kugelschossfragmenten über Aufbruch von Wildtieren
  2. Aufnahme von Kugelgeschossfragmenten über angeschossene und nicht gefundene Wildtiere
  3. Aufnahme von Bleischrot über angebleite (mit Bleimunition nicht tödlich verletzt) Wasservögel oder andere Wildtierarten
  4. Bei Wasservögeln erfolgt die Aufnahme von Bleischroten auch aktiv durch gründeln oder tauchen, da sie sie als Magensteinchen aufnehmen oder mit Nahrung verwechseln

Die Vögel verschlucken kleine bis winzige Bleifragmente, die sie in den Kadavern erlegter oder natürlich verendeter Tiere finden. Diese gelangen entweder durch die Verwendung von Bleischrot oder durch die beim Auftreffen auf den Körper entstehende (tw. großvolumige) Bleisplitterwolke durch die Benutzung von bleihaltiger Büchsenmunition in den Körper.

Bei den Greifvögeln spielt vor allem auch das äußerst saure Magenmilieu, sowie einige andere physiologische Gegebenheiten eine besondere Rolle: Dadurch können Bleiionen von den aufgenommenen Bleipartikeln abgelöst und in den Blutkreislauf aufgenommen werden.

Welche Folgen hat die Aufnahme von Blei für die Greifvögel?

Es gibt keine verträgliche Menge an Blei und so haben schon die kleinsten Mengen negative Auswirkungen. Es kann vom Körper nicht wieder ausgeschieden werden, wird angereichert und führt sukzessive zu immer stärkeren Vergiftungserscheinungen.

Beispielsweise werden bei Greifvögeln die Nerven geschädigt, die Blutbildung beeinträchtigt, Enzyme und die Sauerstoffzufuhr blockiert und es führt zum Abbau der Brustmuskulatur. Die Vögel bekommen Probleme mit der Körperkoordination und fliegen dadurch schlechter.

Außerdem kann eine Störung des zentralen Nervensystems zur Erblindung und/oder zur Lähmung des Magen-Darm-Traktes und des Atemzentrums führen. Infolgedessen verhungern die Vögel auch häufig, ziehen sich durch Kollisionen mit Hindernissen schwere Verletzungen zu und nicht selten verenden sie qualvoll an Atemnot und Nährstoffmangel.

Warum wird immer noch bleihaltige Munition benutzt?

Einige Jäger bevorzugen aus Gewohnheit bleihaltige Munition. Der Wechsel auf bleifreie Geschosse ist mit einer Umgewöhnung verbunden, da sich die Munition zum Teil anders verhält. Außerdem kann es eine Frage der Kosten sein, denn bleifreie Munition kostet in der Regel gleich viel oder mehr als Bleihaltige. Manchmal können auch besondere Anpassungen an den benutzten Waffen nötig sein. Außerdem gibt es teilweise immer noch eine gewisse Propaganda in verschiedenen Lobbygruppen, die den Wandel behindern.

Alle Aussagen, die bleifreier Munition pauschal eine schlechtere Tötungswirkung, geringere Präzision, höhere Fluchtdistanz und eine größere Gefährdung durch Querschläger zuordnen, sind durch zahlreiche Praxistests und Studien widerlegt (Siehe Punkt „Studien und Beiträge zu bleifreier Munition“).

Es gilt ebenso wie bei bleihaltiger Munition, dass die verwendete Munition zur Waffe und zum Einsatzzweck passen muss. (Siehe auch unter „Alternativen“). Vor der Umstellung auf bleifreie Munition gibt es einiges zu beachten. Reinigung, Munitionswahl und ein sorgfältiger Test von verschiedenen Laborierungen der gewählten Geschosskonstruktion mittels Einschießens am Schießstand sind unerlässlich, um eine passende Kombination zu finden. Nach diesen Maßnahmen steht jedoch einer erfolgreichen Umstellung nichts mehr im Wege.

Wo ist der Einsatz von bleihaltiger Munition verboten?
  • EU-Weit ist das Jagen mit Bleimunition in oder im Umkreis von 100 m von Feuchtgebieten verboten.
  • In Europa ist derzeit nur in Dänemark und den Niederlanden die Verwendung von bleihaltiger Munition verboten.
  • In Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und auch in Baden-Württemberg ist bleihaltige Büchsenmunition im gesamten Bundesland und nicht nur in Feuchtgebieten vollständig verboten.
  • Seit dem 01.04.2022 ist im Staatswald in Bayern mit einer einjährigen Übergangsfrist nur noch die Verwendung von bleifreier Büchsenmunition erlaubt.
  • In Deutschland besitzen somit nur noch Thüringen und Sachsen-Anhalt keine Einschränkung zur Benutzung von bleihaltiger Büchsenmunition im Staatswald.
Welche Alternativen (an Munition) gibt es?

Inzwischen gibt es zahlreiche Alternativen, die auch in vielfältiger Hinsicht getestet wurden und verschiedene Studien durchlaufen haben. Entscheidender für die Schuss-, Tötungs- und sonstigen Eigenschaften als das Material ist die Konstruktion, die Schussentfernung (und damit Eindringtiefe und Energieabgabe) und letztendlich der oder die Schützin selbst.

Kugelgeschosse

Wie bei Bleimunition auch gibt es verschiedene konstruktionsbedingte Unterschiede, die auch verschiedene Eigenschaften aufweisen (z.B. Mantelgeschosse mit einem Kern oder monolithische Geschosse aus einem Vollmaterial).

Bleifreie Geschosse bestehen oftmals aus Kupfer (weicher als Blei), dem gleich harten Tombak (Kupfer-Zink-Legierungen, welche in der Regel auch für die Ummantelungen bleihaltiger Geschosse verwendet werden) oder dem härteren Messing. Seltener sind Zinn oder Kupfer-Aluminium-Legierungen.

Beinahe für jedes gängige Jagdkaliber gibt es inzwischen eine ganze Reihe an bleifreien Geschossen, die einwandfrei verwendet werden können.

Schrotschuss

Bei Schrotpatronen kommen Schrote aus Weicheisen, Wolfram, Zink und Wismut zum Einsatz. Dabei haben diese Materialien teilweise unterschiedliche Eigenschaften als Bleischrote, dementsprechend muss die Waffe, die Korngröße und die Ausführung angepasst werden (u.a. Läufe, Beschuss, Entfernung, Schrotgröße, etc.). Tests haben hierbei bewiesen, dass bei derartigen Anpassungen z.B. Weicheisen Blei einwandfrei ersetzen kann. In Ländern wie den USA sind Bleischrote schon seit über 10 Jahren verboten, dementsprechend konnten hier schon viele Erfahrungen gesammelt und Daten ausgewertet werden. Ältere Flinten benötigen hierbei unter Umständen bestimmte besondere Anpassungen, um z.B. dem höheren Druck bei Weicheisenschrot standhalten zu können.

Fazit: Es gibt keinen jagdspezifischen Grund weiterhin Bleimunition einzusetzen, die solch verheerende Auswirkungen auf bestimmte Arten(-gruppen) aufweist. Der teilweise nötige finanzielle Mehraufwand ist für den/die durchschnittlichen Benutzer*in überschaubar.

Im Gegensatz zu Blei sind Kupfer und Zink für die meisten Wirbeltiere essentielle Spurenelemente und erfüllen physiologisch wichtige Funktionen. Blei besitzt dagegen keine physiologischen Funktionen und ist in jeder noch so geringen Aufnahmemenge als hochtoxisch zu bewerten. Im Gegensatz zu Zink und Kupfer kann es nicht wieder ausgeschieden werden, lagert sich in den Knochen ab und reichert sich an.

Kupfer wirkt sich allerdings toxisch auf Kleinorganismen in aquatischen Ökosystemen und auch auf Bodenorganismen aus. Es wird sowohl in der ökologischen als auch in der konventionellen Landwirtschaft als hochwirksames Pflanzenschutzmittel gegen zahlreiche Pilzkrankheiten verwendet. Für die Auswirkungen bei der Verwendung als Geschoßbestandteil fehlen unserer Ansicht nach noch Datenerhebungen.

Bleigehalte im Wildbret: Vergleich von bleifreier mit bleihaltiger Munition

Im Projekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ das vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) koordiniert wurde, konnte festgestellt werden, „dass das Wildbret von Rehwild oder anderem Schalenwild, welches mit Bleimunition erlegt wurde, mehr Blei enthält als Wildbret, das mit bleifreier Munition gewonnen wurde. Die höheren Bleigehalte sind nicht nur in der Nähe des Schusskanals in der Brust nachzuweisen, sondern auch in weiter entfernten Fleischstücken wie dem Rücken oder der Keule. Diese ersten, mit wissenschaftlichen Methoden erhobenen Daten, zeigen, dass bleihaltige Munition vorrangig die Eintragsquelle für Blei bei Wildbret darstellt, während der Eintrag über die Äsung eine geringere Rolle spielt. Fest steht allerdings auch, dass Geschossmaterialien wie Kupfer und Zink, die bei der Alternativmunition eingesetzt werden, weniger toxisch sind als Blei. Daher ist bleifreie Jagdmunition hinsichtlich der Gesundheitsrisiken bei Rückständen im gewonnenen Fleisch deutlich günstiger einzuschätzen als die bleihaltige Munition.“

Welche Auswirkung hat Blei auf den Menschen?

Das Schwermetall Blei ist für den Menschen äußerst giftig und reichert sich im Organismus an, insbesondere in den Knochen. Nach neuesten Erkenntnissen kann für Blei keine Wirkschwelle und somit keine Dosis ohne Wirkung angegeben werden (Angabe der europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO – 2010): kein Wert für die tägliche tolerierbare Aufnahmemenge (TDI)).

Erwachsene reagieren bei einer chronischen Bleiexposition die Nieren am empfindlichsten. Daneben können aber auch Gicht, Anämie, Schäden an der Leber und am Zentralnervensystem auftreten.

Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet, da das Nervensystem geschädigt wird und motorische Störungen sowie Intelligenzdefizite auftreten können.

Wie wird es aufgenommen?

Blei kann über Getreide, Gemüse und Leitungswasser aufgenommen werden. Die einzelnen Lebensmittel enthalten nur niedrige Konzentrationen, die sich aber durch die verzehrte Menge schnell aufsummieren. Wildbret hingegen kann eine Quelle mit möglicherweise hohem Bleigehalt sein – wenn es mit bleihaltiger Munition erlegt wurde.

Wie kommt es zur Bleibelastung des Wildbrets?

Die Ernährung von Wildtieren ist unkontrolliert und je nach Futter in der Form von Pilzen und anderen wild wachsenden Pflanzen, können sie je nach geologischer Gegebenheit über die Nahrung verstärkt Blei aus der Umgebung aufnehmen. Zusätzlich führt das Jagen mit Bleimunition zu erhöhten Bleigehalten im Muskelfleisch.

Beim Aufprall verformen oder zerlegen sich die Bleigeschosse, es lösen sich kleinste Bleipartikel und feinste Bleisplitter, die tief in das Fleisch eindringen und kaum noch zu erkennen sind. Fleisch von Wildschwein, Reh und Hirsch kann deshalb zu den am höchsten mit Blei belasteten Lebensmitteln gehören.

Welche Personengruppen sind besonders betroffen?

Für erwachsene Durchschnittsverbraucherinnen und -verbraucher (1-2 Wildmahlzeiten im Jahr) besteht kein Gesundheitsrisiko durch den Verzehr von Wildfleisch. Bei diesen Mengen ist die zusätzliche Bleiaufnahme über Wildfleisch gegenüber der Aufnahme über Getränke, Getreide, Obst und Gemüse unbedeutend. Selbst bei einem Verzehr von bis zu 10 Portionen Wildfleisch im Jahr - das BfR spricht hier bereits von „Vielverzehrern“ - besteht für Erwachsene immer noch kein erhöhtes Gesundheitsrisiko.

Bedenklich ist die Situation für „Extremverzehrer“ wie Wildliebhaber, Jäger und ihre Familien, die regelmäßig ein- bis mehrmals in der Woche Wild essen. Nach einer neuen repräsentativen Umfrage des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) besteht bei 10 % aller Wildverzehrer das Risiko, dass sie die von der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA ermittelten gesundheitlichen Grenzwerte für Blei überschreiten. 5 % der Befragten können nach Auffassung des BfR besorgniserregende Bleimengen aufnehmen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie mit Bleigeschossen erlegtes Wildbret verzehren.

Gefährdet sind aber Ungeborene und Kinder bis sieben Jahre, bei denen bereits eine geringe Bleiaufnahme zu irreversiblen Nervenschäden führen kann, die Störungen der Hirnfunktion und eine Beeinträchtigung der Intelligenz zur Folge haben kann. Deshalb sollten kleine Kinder, Schwangere und Frauen, solange sie Kinder bekommen möchten, möglichst kein mit Bleimunition erlegtes Wild essen.

Was empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)?

Die Bleiaufnahme über die Grundnahrungsmittel Getreide, Gemüse und Getränke ist in Deutschland nach jüngsten Studien des BfR schon relativ hoch und schöpft die gesundheitlichen Grenzwerte der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA bereits aus. Deshalb empfiehlt das BfR Kindern, Schwangeren und Frauen, solange sie Kinder bekommen möchten, auf den Verzehr von mit Bleimunition erlegtem Wild zu verzichten, um eine zusätzliche Aufnahme von Blei auf diesem Weg zu vermeiden. Grundsätzlich sollten Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter so wenig Blei wie möglich zu sich nehmen und vorsorglich auf den Verzehr von mit Blei erlegtem Wild verzichten.

Da für Blei bislang keine Wirkungsschwelle und somit keine Dosis ohne Wirkung angegeben werden kann, ist das BfR der Ansicht, dass die Bleiaufnahme aus Gründen der Vorsorge grundsätzlich so gering wie möglich sein sollte. Jede vermeidbare Bleizufuhr sollte reduziert werden. Lebensmittel, die hohe Bleigehalte aufweisen können, wie zum Beispiel mit Bleimunition erlegtes Wild, sollten daher nur in geringem Umfang verzehrt werden.

Mehr Informationen gibt es beim BfR direkt

Quellen und weiterführende Studien

Studien über das Ausmaß und die Auswirkungen von Bleivergiftungen an Vogelarten (weltweit, Europa und Deutschland)

  • PAIN, D. J., I. J. FISHER, AND V. G. THOMAS. 2009. A global update of lead poisoning in terrestrial birds from ammunition sources.
  • PAIN, D. J., I. J. FISHER, AND V. G. THOMAS . 2006. A review of lead poisoning from ammunition sources in terrestrial birds
  • PAIN, D. J., MATEO, R., GREEN, R. E. 2019. Effects of lead from ammunition on birds and other wildlife: A review and update
  • ECHA (European Chemicals Agency). ANNEX XV INVESTIGATION REPORT. 2018. A review of the available information on lead in shot used in terrestrial environments, in ammunition and in fishing tackle
  • MATEO, R. 2009. Lead poisoning in wild birds in Europe and the regulations adopted by different countries.
  • ARNEMO, J.M., CROMIE, R., FOX, A.D. et al. Transition to lead-free ammunition benefits all.
  • JENNY, D. et al. 2015. Excessive lead burden among golden eagles in the Swiss Alps.
  • GREEN, R.E., PAIN, D.J., KRONE, O. 2022. The impact of lead poisoning from ammunition sources on raptor populations in Europe.

Studien und Beiträge über Bleivergiftungen in Deutschland

  • KRONE O. (Hrsg.) 2011. Bleivergiftungen bei Greifvögeln. Ursachen, Erfahrungen, Lösungsmöglichkeiten. Der Seeadler als Indikator.
  • NADJAFZADEH, M., HOFER, H. & KRONE, O. Lead exposure and food processing in white-tailed eagles and other scavengers: an experimental approach to simulate lead uptake at shot mammalian carcasses.
  • FÜNFSTÜCK, H-J. 2006. Todesursachen beim Steinadler Aquila chrysaetos im Werdenfelser Land mit Anmerkungen zur Bleivergiftung als Todesursache bei Greifvögeln
  • BfN (Bundesamt für Naturschutz) Online: Detaildaten zu Beeinträchtigungen (hier am Beispiel Steinadler) Hier geht's zur Website

Studien und Beiträge zu bleifreier Munition

  • GREMSE, C., RIEGER, S. 2012. Ergänzende Untersuchungen zur Tötungswirkung bleifreier Geschosse
  • TRINOGGA ET AL. 2008. Wirksamkeit und Masseverlust ausgewählter bleifreier und bleihaltiger Büchsen-Projektile beim Beschuss von ballistischer Seife
  • DEVA (Deutsche Versuchs- und Prüf-Anstalt für Jagd- und Sportwaffen e.V.) 2011. Schlussbericht zum Forschungsvorhaben „Abprallverhalten von Jagdmunition“
  • KNEUBUEHL, B.P. 2011. Vergleich der Gefährdung durch abgeprallte bleihaltige und bleifreie Jagdgeschosse

Studien und Unterlagen zum Zusammenhang von Bleimunition und Wildbret

  • BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung). 2014. Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI) Hier zur Publikation (PDF)
  • BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung). Pressemitteilung 2013. Bleimunition führt zu höheren Bleigehalten im Wildbret
  • Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (Schweiz). 2016. FAQ Blei im Wildfleisch 

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