Warmer Herbst verwirrt Bayerns Tier- und Pflanzenwelt

Milde Temperaturen bringen Rhythmus der Natur durcheinander – Mehr Klimaschutz dringend gefragt

Der vergangene Oktober war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch der November beginnt mit Rekordtemperaturen.  Wie derzeit zu beobachten ist, hat die milde Witterung vielfältige Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt in Bayern.

Blaumeise | © Frank Derer © Frank Derer
Vögel wie die Blaumeise müssen sich die knappen Ressourcen mit daheimgebliebenen Vögeln teilen.

Viele Zugvögel, vor allem Kurzstreckenzieher wie Stare, sind noch nicht auf dem Weg in den Mittelmeerraum, Winterschläfer wie der Igel zögern ihre Ruhephase hinaus und sind in den Gärten unterwegs und auch Fledermäuse fliegen noch auf Nahrungssuche umher. Die Veränderungen im Jahreslauf können weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem haben. Der LBV mahnt deshalb dringend verstärkte Anstrengungen im Klimaschutz an.

Der Vogelzug bleibt teilweise aus

Zilpzalp | ©Andreas Hartl ©Andreas Hartl
Zugvögel wie der Zilpzalp werden im Gegensatz zu vergangenen Jahren im Winter immer öfter in bayerischen Gärten gesichtet.

Wann Zugvögel in den Süden aufbrechen, hängt neben der Tageslänge auch von der Umgebungstemperatur, Windstärke, Windrichtung und dem aktuellen Nahrungsangebot ab. Vor allem Vogelarten, die normalerweise im Mittelmeerraum überwintern, bleiben aufgrund der Einflüsse des Klimawandels immer länger in Bayern. In den vergangenen Jahren haben die Teilnehmenden bei unserer Mitmachaktion im Januar, der Stunde der Wintervögel, vermehrt Beobachtungen von Kurzstreckenziehern wie Zilpzalp oder Mönchsgrasmücke gemeldet. Vor einigen Jahren waren solche Sichtungen noch eine Rarität.

Vögel, die in Bayern überwintern, profitieren im Frühjahr: Sie beginnen früher mit der Brut und sichern sich die besten Nistplätze. Für Langstreckenzieher wie Kuckuck oder Gartenrotschwanz, die den Winter südlich der Sahara in Afrika verbringen, kann das Nachteile haben. Wenn sie im Frühjahr nach Europa zurückkehren, finden sie unter Umständen keine geeigneten Brutplätze mehr. Das veränderte Zugverhalten einiger Arten betrifft außerdem Vögel, die schon immer in Bayern überwintern, wie Kohl- und Blaumeise. Sie müssen sich die begrenzten Ressourcen nun mit den neuen Daheimgebliebenen teilen.

Tiere reagieren unterschiedlich auf den Wandel

Problematisch sind die Veränderungen im Jahreszyklus auch deshalb, weil nicht alle Tiere gleich auf sie reagieren. Über Jahre eingespielte Beziehungen zwischen verschiedenen Lebewesen geraten aus dem Takt. Für Igel kann es jetzt beispielsweise noch zu warm für den Winterschlaf sein. Insekten, Spinnen und Würmer, von denen sie sich ernähren, verstecken sich aber bereits an gut geschützten Orten für den Winter. Die Igel verbrauchen jetzt wertvolle Energie bei der Nahrungssuche und haben Schwierigkeiten sich genügend Fettreserven anzufressen. Ähnlich geht es den Fledermäusen, die bereits im Sommer unter dem Mangel an Fluginsekten gelitten haben. Sie brauchen für ihren Winterschlaf zudem Quartiere mit konstant kühlen Temperaturen. Ist es in den Höhlen und Spalten zu warm, verbrauchen sie unnötig Energie für ihren Stoffwechsel.

Alpenschneehuhn | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Vögel wie das Alpenschneehuhn sind auf die kalten Temperaturen angewiesen.

Gefahr für kälteliebende Arten

Bleiben die Temperaturen auch in den kommenden Monaten über dem langjährigen Mittel, kann es in einigen Gebieten zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung kommen. Alpine Arten wie das Alpenschneehuhn, nordische Gänsearten oder die Wacholderdrossel sind auf kalte Wohlfühltemperaturen angewiesen. Bei steigenden Temperaturen ziehen sie sich in höhere Lagen und nach Norden zurück. Da diese Rückzugsgebiete geografisch begrenzt sind, stellt die Klimakrise eine große Gefahr für ihr Vorkommen dar.

Die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels und des damit einhergehenden Artensterbens haben auch Folgen für die Landwirtschaft und damit für die Menschen und ihre Lebensgrundlage. Klimaschutz ist Menschenschutz. Wenn die Natur aus dem Gleichgewicht gerät, hat das direkte Konsequenzen für uns. Aus Sicht des LBV ist es daher unbedingt notwendig, den Klima- und Artenschutz in Bayern weiter voranzutreiben.

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© Ralph Sturm

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