Die Bilanz des Brachvogel-Jahres 2022

Die Wiesenbrüter und allen voran der Brachvogel ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Ein Grund dafür ist der oftmals ausbleibende Nachwuchs. Auch 2022 war leider fast in allen bayerischen Brutgebieten ein schlechtes Jahr für unsere Wiesenbrüter. Auch unser GPS-Telemetrieprojekt kann für 2022 keine positive Bilanz ziehen.

Der Große Brachvogel ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Sein bayerischer Brutbestand beläuft sich mittlerweile nur noch auf unter 500 Brutpaare. Hauptursache ist der Lebensraumverlust, der mit Wassermangel und ungünstigen Flächenstrukturen einhergeht. Weitere Faktoren für den Bestandsrückgang sind zunehmende Störungen durch Freizeitaktivitäten sowie der enorme Druck durch Fressfeinden wie den Fuchs.

Nach einem guten Brutjahr 2020 in dem der Brachvogel zumindest in einem unserer Projektgebiete sehr guten Bruterfolg hatte, folgten 2021 und 2022 sehr durchwachsene Jahre. So konnten 2020 im Altmühltal 27 junge Brachvögel flügge werden – 2022 und 2021 waren es dort nur eine Handvoll flügger Jungtiere. Ein ähnlich schlechtes Bild zeigte sich in den beiden Jahren in vielen anderen bayerischen Wiesenbrütergebieten.  

In den Projektgebieten unseres Telemetrie-Forschungsprojekts werden zahlreiche Maßnahmen zum Schutz der Wiesenbrüter ergriffen: Die Mahdtermine der Wiesen werden angepasst, so dass kein Nest und kein Küken durch Bewirtschaftung verloren geht. Nasse Senken werden angelegt, an denen die Vögel nach Nahrung suchen können und Gehölze werden entfernt, die den Lebensraum einengen und begrenzen und zudem auch Ansitz und Versteck für Fressfeinde bietet. 

Doch oftmals werden dennoch kaum Küken flügge. Da es bisher gut gelingt Nester vor Bewirtschaftung und Fressfeinden zu schützen und viele Küken schlüpfen, von denen aber kaum welche flügge werden, hat der LBV gemeinsam mit vielen lokalen Akteuren ein neues Projekt zum gezielten Schutz der Wiesenbrüter.

Bodenprädator | © Verena Rupprecht © Verena Rupprecht
Wenn die GPS-Daten der Vögel keine Brachvogel-typische Bewegung mehr zeigen, wird sofort nach dem Sender gesucht. Abgebissene Federn zeigen leider deutlich, dass hier ein Bodenprädator am Werk war.

So wurden 2022 zwar 7 junge Brachvögel von uns mit GPS-Sendern ausgestattet, aber nur zwei haben das Brutgebiet erfolgreich verlassen. Die Küken erhalten die GPS-Sender kurz bevor sie flügge werden – eine gefährliche Zeit, denn die Vögel sind schon sehr mobil, sind aber noch unerfahren und können nur schwer vor Fressfeinden fliegen. In der Saison 2022 fielen sehr viele Küken der Brachvögel Fressfeinden zum Opfer. Auch bei den älteren Küken lies der Druck leider nicht nach und so konnten wir durch die GPS-Sender eindeutig zeigen, wie die Küken zu Dämmerung oder Nachts von Beutegreifer erwischt wurden. Die gefundenen Spuren deuteten zumeist auf Bodenprädatoren wie Fuchs oder Marderartige hin.

Neue Sender | © Rebecca Leiss © Rebecca Leiss
Wir nutzen jetzt kleinere, besser getarnte Sender.

2022 war das letzte Jahr, in dem wir im Rahmen dieses Projekts neue Vögel besendern konnten. In den kommenden zwei Jahren werden die aktuellen Sendervögel betreut und die gesammelten Daten der letzten Jahre im Detail ausgewertet und die gewonnen Erkenntnisse veröffentlicht, damit diese auch außerhalb unserer Projektgebiete zur Optimierung des Wiesenbrüterschutzes genutzt werden können. 

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