Mit Hightech-Solarrucksack auf Reisen

Hintergrundinformationen zu unserem Satelliten-Telemetrie-Projekt Großer Brachvogel

Der Große Brachvogel steht wie kaum ein anderer Vogel für das Problem der Wiesenbrüter in Bayern. Diese verlieren zunehmend geeignete Brut- und Nahrungsflächen und die intensive Bewirtschaftung der Felder gefährdet ihren Nachwuchs. Der LBV kooperiert mit der Vogelschutzwarte am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) und den Naturschutzbehörden um mit Hilfe besenderter Vögel mehr über das Leben dieser Art herauszufinden, um ihren Schutz zu verbessern. Gefördert wird das Projekt durch den Bayerischen Naturschutzfond.

Brachvogel Harry | © Holger Frank © Holger Frank
Unser besenderter Brachvogel „Harry“.

Bruterfolg des Großen Brachvogels liegt nahezu bei null

Noch knapp 500 Brutpaare des unscheinbar gefärbten Vogels mit dem langen, gebogenen Schnabel sind in Bayern noch zuhause. Eigentlich eine ganz beachtliche Zahl, aber tatsächlich nimmt der Bestand des Wiesenbrüters deutschlandweit seit den 1970er Jahren stetig ab – besonders stark in Süddeutschland.

Dass der Rückgang nicht noch dramatischer ausfällt, liegt einzig daran, dass Brachvögel sehr alt werden können. Ihr Bruterfolg ist in vielen Gebieten besorgniserregend niedrig. So brachten beispielsweise 2015 im Wiesmet bei Gunzenhausen 37 Paare des Wiesenbrüters lediglich einen einzigen Jungvogel zum Ausfliegen.

Die Ursachenforschung der geringen Reproduktion ist aber nur eine von vielen Fragestellungen innerhalb des GPS-Projekts. Wir wollen herausfinden, wie die Brachvögel im Jahres- und Tagesverlauf ihren Lebensraum nutzen, welche Strukturen hier eine besonders wichtige Rolle spielen und welche Störfaktoren uns die Vögel anzeigen. Doch bei uns in Bayern sind die Vögel meist nur von März bis Juli. Die restlichen sieben Monate verbringen die Brachvögel im Wintergebiet. 

Wenig bekannt waren bislang beispielsweise auch über das Zugverhalten und die Gefahren, denen Brachvögeln auf ihrer langen Reise in den Süden ausgesetzt sind. Wo liegen die Winterquartiere unserer bayerischen Brutvögel und wo verbleibt der Nachwuchs?

Seit 2016 stattet der LBV nun erwachsene Große Brachvögel und Jungvögel mit GPS-Loggern, also winzigen GPS-Geräten, aus. Dabei kommen dem Projekt bisherige Erfahrungen aus dem LBV-Satellitentelemetrie-Projekt zum Kuckuck aus den Jahren 2013 bis 2016 zugute. Bis auf wenige Meter genau übermitteln die solarbetriebenen Hightech-Sender die Position der Vögel regelmäßig über das Mobilfunknetz. Alle zehn Minuten wird ein Datenpunkt gespeichert, der zudem auch Informationen über Temperatur oder Flughöhe enthält. So können wir Tag und Nacht unsere bayerischen Brachvögel auf Schritt und Tritt verfolgen.

41 Vögel insgesamt schon besendert

Projektleiterin Verena Rupprecht | © Tobias Petschinka © Tobias Petschinka
Projektleiterin Verena Rupprecht mit einem jungen Brachvogel kurz bevor er nach der Besenderung wieder freigelassen werden kann.

Seit 2016 haben wir insgesamt 41 Vögel besendert, die schon zahlreiche sehr interessante Daten gesendet haben. Aktuell sind noch sechs der Sender aktiv und die Vögel könne auf der Karte verfolgt werden.

Die gesammelten Daten werden von uns, aber auch von Studentinnen und Studenten im Rahmen von Projekten und Abschlussarbeiten an der Universität ausgewertet. So finden wir mit jedem Jahr und mit jedem besenderten Vogel mehr über die Lebensraumansprüche unserer bayerischen Brachvögel heraus und können so geeignete Schutzmaßnahmen ableiten und Prioritäten benennen.

Die Brachvögel im Wintergebiet – Sender decken Ungewöhnliches auf

Satelliten-Karte, auf der die Brachvögel live mitverfolgt werden können
Satelliten-Karte, auf der die Brachvögel live mitverfolgt werden können

Sobald das Brutgeschäft beendet ist, brechen die Brachvögel wieder in ihre Wintergebiete auf – lange bevor es bei uns tatsächlich kalt wird! Meist verlassen erwachsene Vögel die Brutgebiete im Juli, sobald ihre Jungen selbstständig sind. Die Jungvögel brechen dann meist spätestens Mitte August auf – aber wohin? 
Brachvögel, die in Norddeutschland brüten, überwintern zum Teil in Großbritannien oder in den Niederlanden. Unsere bayerischen Brachvögel wollen dagegen in den Süden, das zeigen unsere Senderdaten eindeutig! 

Unsere Vögel überwintern in Frankreich, Spanien und Portugal, ein paar von ihnen sogar in Marokko. Von insgesamt 25 Vögeln haben wir GPS-Daten ihres Vogelzugs und aus den Überwinterungsgebieten. Die 25 Vögel nutzten insgesamt 12 verschiedene Überwinterungsgebiete. Drei davon in Marokko, vier in Portugal, drei in Spanien und zwei in Frankreich.

Wichtig für unser Projekt ist die Zusammenarbeit mit den Ornithologen und Naturschützern vor Ort. Hilfe bekamen wir beispielsweise 2018 in Marokko, nachdem die Signale eines besenderten Jungvogels ein untypisches Verhaltensmuster zeigten und er sich anscheinend innerhalb einer marokkanischen Stadt bewegte. Mit den Kollegen von BirdLife-Marokko erforschten wir was genau dem jungen Brachvogel zugestoßen ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er Wilderern zum Opfer gefallen. Zwischenzeitlich gab es weitere Fälle, in denen unsere besenderten Vögel auf fragwürdige Art und Weise verschwunden sind. Wilderei konnten wir allerdings nicht wieder gesichert nachweisen, allerdings die Prädation durch Fressfeinde auf dem Zug und in Rastgebieten.

Bayerischer Naturschutzfonds

 

 

 

 

Das Telemetrie-Projekt zum Großen Brachvogel wird mit Mitteln aus dem Bayerischen Naturschutzfonds gefördert. 

Verena Auernhammer

Ihre Fragen beantwortet Ihnen:

Verena Auernhammer

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