Naturschutzkriminalität im Landkreis Regensburg: schon wieder Vögel vergiftet

Wanderfalke, Uhu und Rotmilan starben an illegalem Gift – LBV und GLUS bitten Bevölkerung um äußerste Vorsicht

Traurige Gewissheit im Fall von drei toten Vögeln: Im Landkreis Regensburg haben Unbekannte einen Uhu, einen Rotmilan und einen Wanderfalken vergiftet. Die jeweiligen Fundorte der streng geschützten Vögel liegen alle im Landkreis Regensburg, nur etwa 20 Kilometer voneinander entfernt.

Nahaufnahme eines Wanderfalken auf einer Wiese | © Rosl Rößner © Rosl Rößner
Greifvögel wie z.B. der Wanderfalke werden häufig Opfer von Vergiftungen.

Die Täter haben dabei die für Kinder und Hunde besonders gefährlichen Giftstoffe Bendiocarb und Carbofuran verwendet. Da die Tötung geschützter Vogelarten eine Straftat darstellt, haben die Naturschützer*innen Strafanzeige gestellt. In den vergangenen Wochen häufen sich die Fälle von Naturschutzkriminalität in Bayern. LBV und die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) hoffen deshalb auf Hinweise aus der Bevölkerung. Hundehalter und Spaziergänger sollten besonders vorsichtig sein und dem LBV und der Polizei unbedingt melden, falls sie tote Wildvögel oder Köder finden.

Verdacht der Vergiftung wurde bestätigt

Aufmerksamen Bürgerinnen und Bürger fanden den toten Rotmilan Ende April sowie den Wanderfalken Anfang Juli und informierten anschließend den LBV. Den toten Uhu entdeckte die Polizei Regenstauf Anfang Juni an einer Straße. Weil er keine typischen Traumaverletzungen aufwies, konnte ein Verkehrsunfall ausgeschlossen werden. Die Fundorte der drei Vögel liegen in den Gebieten Kallmünz, Sinzing und Adelsberg (Pettendorf). Bereits nach den jeweiligen Funden vermuteten LBV und GLUS, dass die Tiere vergiftet wurden. Eine toxikologische Untersuchung der Kadaver durch die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat diesen Verdacht nun in allen drei Fällen bestätigt.

 

Bendiocarb und Carbofuran nachgewiesen

Nahaufnahme eines toten Rotmilans | © Thomas Aumer © Thomas Aumer
Bei dem toten Rotmilan wurde Carbofuran nachgewiesen.

Das Labor wies in dem Uhu aus Kallmünz eindeutig das Pflanzenschutzmittel Bendiocarb nach. An dem Wanderfalken und dem Rotmilan konnten die Expert*innen der LMU das Kontaktgift Carbofuran nachweisen, das bei ähnlichen Fällen bereits häufig zum Einsatz gekommen ist. Bei beiden Giften handelt es sich um illegal verwendete Insektizide. Besonders gefährlich bei Carbofuran: Es wirkt bereits bei Hautkontakt und führt selbst in geringen Dosen zu Krämpfen. Wir appellieren dringend an alle Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Regensburg, Kinder keine herumliegenden toten Tiere oder anderes Verdächtiges anfassen zu lassen und Hunde an die Leine zunehmen.

Ein Zusammenhang der Taten ist nicht auszuschließen

Toter Wanderfalke | © Thomas Aumer © Thomas Aumer
Im Landkreis Regensburg kam es dieses Jahr zu einer Serie von Vergiftungen.

Aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Fundorte und dem verwendeten Gift könnte durchaus ein Zusammenhang der Taten bestehen. In der Gegend kam es in den vergangenen Monaten und Jahren bereits öfter zu Vergiftungen von Greifvögeln. Der LBV ist schockiert, dass sich der Landkreis Regensburg in diesem Jahr zum Hotspot der Naturschutzkriminalität entwickelt hat. Der LBV setzt sich seit vielen Jahren für den Schutz von Greif- und Eulenvögeln ein. Die Wanderfalken im Rathausturm Regensburg verfolgen viele Menschen mit Begeisterung über die Webcam des LBV. All diese Bemühungen werden durch solche unnachvollziehbaren Taten zu Nichte gemacht.

Im Fall des toten Wanderfalken gehen die Naturschützer*innen davon aus, dass ein lebender Köder, zum Beispiel eine mit dem Gift präparierte Taube, zum Einsatz gekommen ist, da die Vögel für gewöhnlich kein Aas fressen.

Die Aufklärung solcher illegaler Wildtiertötungen ist schwierig, deshalb hoffen der  LBV und die GLUS auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wer draußen unterwegs ist und einen toten Wildvogel oder Köder findet, sollte unbedingt die zuständige Polizeiinspektion informieren und den Vorfall LBV und GLUS unter www.tatort-natur.de melden.

Gemeinsames Projekt: „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“

Logo Tatort Natur

Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter folgenlos, was sich dringend ändern muss. LBV und GLUS starten deshalb 2019 das gemeinsame Projekt „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“.

In einer bayernweiten Datenbank sollen alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert werden. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen.

Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden. Mit dem Projekt soll auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Fortbildungsangebote bereitgestellt werden. Projektleiter und Ansprechpartner sind die Biologen Franziska Baur (GLUS) und Dr. Andreas von Lindeiner (LBV).

Zurück

© Ralph Sturm

Unterstützen Sie uns beim Kiebitz-Schutz! Wir schützen Gelege, beraten Landwirte und kaufen Brutgebiete an.

Alle Nachrichten zum Naturschutz in Bayern

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz