Wanderfalke

Falco peregrinus

Ruf des Wanderfalken - Hier abspielen! (www.tierstimmen.de)

Stimme des Wanderfalken
Außerhalb des Nestbereichs ist der Wanderfalke meist stumm. Warn- und Kontaktruf ein raues Gackern mittleren Tempos, beharrlich zeternd, manchmal lange wiederholt "rähk rähk rähk rähk...", oft im Flug geäußert, auch zweisilbig schneidend "IH-tschipp"; Bettelruf vibrierend "kji'i'ih".

Status

Rote Liste in Bayern: nicht gefährdet
Rote Liste in Deutschand: nicht gefährdet

Aussehen

Wanderfalke an Nest in Felswand | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Wanderfalke (Falco peregrinus)

Größe: deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männchen 38 - 45 cm, Weibchen 46 - 51 cm

Spannweite: Männchen 89 - 100 cm, Weibchen 104 - 113cm

Beschreibung
Die Weibchen sind knapp bussardgroß, die Männchen meist deutlich kleiner. Altvögel sind schiefergrau gefärbt und zeigen eine helle gebänderte Unterseite. Scheitel und Nacken sind schiefergrau bis schwarz, an den Wangen ist der charakteristische Bartstreif zu erkennen. Kinn, Hals und Brust sind weiß. Die Jungvögel sind dunkler und bräunlicher, ihre Bartstreifen sind weniger deutlich abgesetzt, die Brust ist deutlich getropft, nicht quer gebändert. In Relation zur Größe stärkster Falke mit kräftigem Körper. Die Flügelenden sind spitz, die Armflügel recht breit, der Schwanz mittellang. Fliegt mit meist leicht angewinkelten Flügeln und recht schnellen, eher flachen Flügelschlägen.

Vorkommen

Verbreitung: weltweit verbreitet, fehlt aber in größeren Wüsten, dem tropischen Regelwald und der Antarktis

Verbreitung in Bayern: Der Wanderfalke ist in Bayern inzwischen flächendeckend verbreitet. Klassische Schwerpunkte des Brutareals sind das unterfränkische Maintal, die Frankenalb und die Alpen. In den letzten Jahren ist die Anzahl an Bauwerksbrütern auch zwischen diesen Verbreitungszentren deutlich angestiegen und Großstädte wie München und Nürnberg sind zu neuen Dichtezentren geworden. In einigen Regionen wie etwa dem Alpenvorland konnte der Wanderfalke durch Gebäudebruten auch gänzlich neue Brutgebiete erschließen.

Bestand: Noch 1950 war der Wanderfalke mit an die 900 Brutpaaren in ganz Deutschland verbreitet. Bis Anfang der 1980erJahre änderte sich dies dramatisch: Der Wanderfalkenbestand in Deutschland schmolz auf nur noch etwa 60 Brutpaare in Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Große Teile Deutschlands verwaisten, die ehemals starke Baumbrüterpopulation in Nord- und Ostdeutschland erlosch ganz. Auch die wenigen überlebenden Paare im Süden der Republik hatten nur noch selten Bruterfolg - das Aus für den Wanderfalken schien unmittelbar bevorzustehen. Heute brüten deutschlandweit wieder ca. 1400 Paare. 

Bestand in Bayern: mindestens 260 Brutpaare.

Lebensweise

Wanderfalke steht auf einer grünen Wiese | © Rosl Rößner © Rosl Rößner
In Deutschland fast ausgerottet: Der Wanderfalke

Verhalten
Wanderfalken erbeuten ausschließlich Vögel bis etwa Taubengröße, nach denen sie entweder von einer erhöhten Sitzwarte oder im Flug Ausschau halten. Dabei nutzen sie in erster Linie ihren hervorragenden Sehsinn. Ihre Opfer erbeuten sie dann im offenen Luftraum, indem sie sich aus großer Entfernung im Sturzflug herabstürzen. Hierbei können sie Geschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen. Etwa 13% dieser Manöver sind erfolgreich.

Lebensraum
Der Wanderfalke ist in mehreren Unterarten weltweit verbreitet und nicht an einen speziellen Lebensraumtyp gebunden. Bei uns ist er jedoch auf die Verfügbarkeit geeigneter Nistmöglichkeiten an Felsen und Steilwänden angewiesen. Vielfach haben Wanderfalken in den letzten Jahrzehnten aber auch große Gebäude in Städten und Industrieanlagen als „Kunstfelsen“ besiedelt. Außerhalb der Brutzeit sind Wanderfalken in vogelreichen Lebensräumen aller Art anzutreffen, z.B. auch an Küsten und in großen Feuchtgebieten.

Als Nistplatz werden in Bayern Bänder oder Nischen (im Alpenraum auch ehemalige Steinadler- oder Kolkrabennester) in Felswänden ab 30 m Höhe genutzt, bei Mangel aber auch kleine, nur wenige Meter hohe Felsen, etwa im Bayerischen Wald. Außerhalb der Alpen nehmen Bruten in Steinbrüchen - vor allem am Untermain - und an Bauwerken zu. Letztere machten 2022 60 % der außeralpinen Brutstandorte aus. An Kraftwerken, Industriebauten, Autobahnbrücken, Sendetürmen usw. werden erfolgreiche Bruten meist erst durch künstliche Bruthilfen möglich. Baumbruten sind in Bayern in den letzten 20 Jahren die absolute Ausnahme.

Nahrung
Auf dem Speiseplan des Wanderfalken stehen fast ausschließlich andere Vögel, die er in der Luft schlägt. In Stadtnähe ernährt er sich zu einem Großteil von Tauben und Singvögeln, wohingegen er in der Nähe von Gewässern z.B. auch kleinere Enten und Limikolen erbeutet.

Fortpflanzung
Geschlechtsreif sind die Wanderfalken frühestens im zweiten, meist erst im dritten Lebensjahr; pro Jahr gibt es eine Brut mit bis zu vier Jungvögeln.

Schon gewusst?

Fast ausgerottet, wurde der Wanderfalke 1971 zum ersten Vogel des Jahres gewählt.

Bei der Jagd im Sturzflug kann der Wanderfalke Geschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen und ist damit der schnellste Flieger in der Vogelwelt.

Gefährdung

Wanderfalke am Himmel auf der Jagd | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Der Wanderfalke ist der schnellste Vogel der Welt

Für den rasanten Niedergang der Wanderfalkenbestände bis in die 1980er Jahre gab es mehrere Gründe. Mit dem Begriff „pesticide crash“ charakterisiert die englischsprachige Literatur einen der größten Faktoren für den weltweiten Einbruch der Bestände größerer Beutegreifer wie etwa Wanderfalke oder Seeadler. Als Spitzenprädatoren waren diese Arten verstärkt hochgiftigen Pestiziden wie DDT und Lindan ausgesetzt, welche sich über die Nahrungskette angereichert hatten und über die Beutetiere aufgenommen wurden.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts hatte die daraus resultierende Belastung mit diesen Umweltgiften eine geringere Fruchtbarkeit der Altvögel, dünnschalige Eier, erhöhte Embryonalsterblichkeit und die Zunahme nicht lebensfähiger Jungvögel zur Folge. Erst durch das Verbot dieser Substanzen konnten sich die Bestände wieder erholen.

Weitere Gefährdungsursachen waren sogenannte Aushorstungen, also die Wilderei von Eiern oder Jungvögeln zum Zwecke der Falknerei, aber auch die illegale Verfolgung z.B. durch Taubenzüchter. Durch die Umsetzung intensiver Schutzmaßnahmen konnten diese Gefahren aber weitestgehend gebannt werden. Heute ist der Wanderfalke vornehmlich von Störungen bei der Brut, etwa durch Natursportarten wie das Klettern oder Gleitschirmfliegen bedroht. Diesen Gefahren wird vielerorts mit entsprechenden Schutzmaßnahmen begegnet.

Schutzprojekt

Um den scheinbar dem Untergang geweihten Greifvögeln zu helfen, startete der LBV zusammen mit dem Freistaat Bayern 1982 ein Artenhilfsprogramm – mit Erfolg! Allein in Bayern ziehen heute wieder rund 260-280 Wanderfalkenpaare alljährlich ihre Jungen groß.

Sie können sich für den Schutz dieses faszinierenden Greifvogels einsetzen, indem Sie Ihre Beobachtungen von Wanderfalken an ihren Brutplätzen über unser Meldeformular an den LBV melden.

Systematik
Ordnung: Falkenartige (Falconiformes), Familie: Falkenartige (Falconidae), Gattung: Falken (Falco), Art: Wanderfalke (Falco peregrinus).

Quellen:
Lars Svensson: Der Kosmos Vogelführer, Stuttgart 2011.
Bayerisches Landesamt für Umwelt, lfu.bayern.de

Blick ins Geschichtsbuch

Portrait eines Wanderfalken, er sitzt mit angelegten Flügeln und schaut leicht nach links | © Marcus Bosch © Marcus Bosch
Wanderfalke (Falco peregrinus)

Falknerei
In Europa galt die Falknerei als Sport der Könige und ein Vergnügen der Aristokratie. Dieses Bild hat sich gehalten, seit Friedrich II. von Hohenstaufen von 1241 bis 1248 das frühe Standardwerk über die Ornithologie und Falknerei, „De arte venandi cum avibus“, geschrieben hat. Der Falke war für sie ein Jagd- und Sportgerät, und bis heute ist in Europa die Falknerei ein Sport für wenige. Denn Falken setzen Geld, Zeit und ein Jagdrevier voraus – ganz zu schweigen von Fachkenntnissen und einer entsprechenden Berechtigung.

Auch in weiten Teilen der arabischen Welt ist der Falke mit den scharfen Augen beliebt als Statussymbol und Wappentier – die Falknerei ist Beduinentradition und Teil der arabischen Kultur.

Mythen
Im Louvre von Paris thront eine Bronzefigur auf einem Sockel, die einen Mann mit Falkenkopf darstellt. Seit 3000 Jahren steht er in Positur, eine von zahlreichen Ausprägungen des altägyptischen Gottes Horus. Im prädynastischen Ägypten wurden frühe Formen des Gottes in Orten wie Hierakonpolis verehrt, der „Stadt des Falken“. Doch Horus war nur der berühmteste Falkengott. Echte Falken galten immer als lebende Versinnbildlichung der durch Falkengötter repräsentierten vielfältigen Kräfte. 

In diesen alten Mythen ist der Falke nicht nur Schöpfergott, es wird auch eine Verbindung zur menschlichen Seele hergestellt: Falken werden so zu Boten zwischen Himmel und Erde, zwischen Menschen und Göttern. Historisch schwirren Falken durch viele Gründungslegenden von Dynastien und Imperien. Das ägyptische Totenbuch hat zum Beispiel die Verstorbenen als fortfliegende Falken beschrieben. Der Pharao konnte nach dem Tod in Gestalt eines Falken seine eigenen sterblichen Überreste besuchen. Derlei Assoziationen und die damit verbunden Tabus bestehen zum Teil bis heute fort: Einen Falken zu töten gilt in bestimmten Gegenden Mittelasiens noch immer als Verbrechen, das moralisch auf einer Stufe mit Mord steht.

Volkstümliche Namen
Der Name kommt von der herumstreichenden Lebensart der Jungvögel und seiner weiten Verbreitung. Zu den bekanntesten weiteren Bezeichnungen zählen Blei-, Stockfalke bzw. Blaufuß. In Persien und Arabien wird der Wanderfalke Schahin genannt, das farsische Wort für „Herrscher“.

Mehr über den Wanderfalken:

Unser Artenhilfsprojekt

© Zdenek Tunka

Als wir und der Freistaat Bayern 1982 ein Hilfsprogramm für den scheinbar dem Untergang geweihten Greifvogel starteten, war Bayern weitgehend wanderfalkenfrei: In aufwändigen Bewachungsaktionen konnte der Bestand wieder erhöht werden.

Weiterlesen

Wanderfalken-Webcam

© Zdenek Tunka

Beobachten Sie live mit unserer Webcam, die wir nördlich von München an einen Mobilfunkmasten angebracht haben, wie sich die faszinierenden Vögel bei der Brut abwechseln und ihre Jungen groß ziehen.

Weiter zur Webcam

Falken im Vergleich

Frank Derer

Falken gehören zu den schnellsten Vögeln der Welt. Einige Arten sehen sich sehr ähnlich, doch es gibt wichtige Merkmale, wodurch der Unterschied offenkundig wird. 

Weiterlesen

Selbst aktiv werden & helfen

© E. Abel

Aufwändige Bewachungsaktionen sind heute dank der positiven Bestandsentwicklung nicht mehr notwendig. Aber unsere Aufmerksamkeit und Unterstützung braucht der Wanderfalke auch heute noch

Weiterlesen

Beobachtungen hier melden

© Wolfgang Lorenz

2008 endete das landesweite, vom Freistaat geförderte Artenhilfsprogramm für den Wanderfalken. Über zwei Dinge möchten wir auch nach dem Auslaufen des landesweiten Artenhilfsprogramms zumindest einen groben Überblick behalten.

Weiterlesen

Zurück

LBV-Naturtelefon

Telefon-Icon

Sie haben Fragen rund um die Natur in und außerhalb Ihres Gartens?

 

Unser LBV-Naturtelefon steht Ihnen Montag bis Freitag von 9 bis 11 und von 14- 16 Uhr zur Verfügung:

 

0 91 74 / 47 75 - 5000

 

E-Mail:

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz