Glas als tödliche Falle: Wie wir Vögel auf ihrem Zug retten können

Erhöhtes Risiko von Kollisionen an Glasscheiben während des Vogelzugs - LBV ruft zu Schutzmaßnahmen auf

Jeden Herbst ziehen Millionen Vögel über Bayern auf ihrem Weg in die wärmeren Überwinterungsgebiete in Frankreich, Spanien und Afrika. Doch für viele Vögel endet diese Reise oft tragisch: Sie fliegen gegen Glasscheiben und sterben. Von September bis Oktober steigt die Zahl der Vögel, die an Glasscheiben verunglücken, erheblich an.

Toter Erlenzeisig vor einem Fenster | © C. Bria © C. Bria
Jede und jeder kann aktiv werden, um Vogelschlag zu reduzieren und Vögel zu schützen.

Kollisionen mit Glas vermeiden

Waldschnepfe nach Vogelschlag OTH Regensburg | © Elisabeth Hofer © Elisabeth Hofer
Auch seltene Arten wie die Waldschnepfe können großen Glasflächen zum Opfer fallen.
Während des Vogelzugs sind mehr Arten unterwegs und legen längere Strecken zurück. Im Rahmen des Projekts Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ appellieren wir an Gebäudebesitzer und -besitzerinnen, ihre Glasflächen mit dezenten, aber wirksamen Musterfolien zu versehen, um den Vögeln eine bessere Orientierung zu ermöglichen und Kollisionen zu verhindern.
 
Jährlich sterben über 100 Millionen Vögel in Deutschland durch Kollisionen mit Glasscheiben. Nicht immer erliegen sie sofort der Wucht des Aufpralls, sondern verenden später an inneren Verletzungen. Das Risiko von Vogelschlag an Glas nimmt zu, je mehr Vögel unterwegs sind. Regelmäßig finden sich unter den Kollisionsopfern auch seltene Vögel wie Waldschnepfe, Wiedehopf oder Wendehals, die auf ihrer Reise in den Süden durch Bayerns Städte fliegen.

Naturschutz wirkt: Mit Punkten und Linien Vögel retten

Vogelschutzfolie an einem Fenster | © SEEN © SEEN
Großflächige Musterfolien sind die effektivste Maßnahme gegen Vogelschlag.

Unsere systematischen Zählungen in Regensburg zeigen, dass die Hälfte der Kollisionen im Herbst stattfinden. An einem verglasten Durchgang der Universität Regensburg dokumentierten wir im vergangenen Jahr zwölf Vögel, die zwischen September und November an den Glasscheiben ums Leben kamen. Dank einer Schutzmaßnahme konnte diese Gefahr mittlerweile entschärft werden. Das Staatliche Bauamt Regensburg rüstete im April 2024 über 400 Quadratmeter Glas mit Schutzfolie nach. Seitdem ist der Vogelschlag um 90 Prozent zurückgegangen.

Jetzt noch schnell handeln: Bei unter 10°C ist Anbringen der Folie nicht möglich

Leider verenden an anderen Gebäuden auf dem Campus weiter Vögel, da hier noch keine Schutzmaßnahmen angeordnet wurden. Großflächige Musterfolien mit dezenten Linien und kleinen Punkten machen die Glasscheiben für die Vögel sichtbar und sind die effektivste Maßnahme gegen Vogelschlag. Im Herbstzug verunglücken die aus dem Osten kommenden Vögel vor allem an der Ostseite der Gebäude. Auf dem Rückzug im Frühjahr sind es dagegen vermehrt die Westseiten, die zur Gefahr werden.

Wer seine Glasscheiben vogelfreundlich sichern möchte, sollte jetzt schnell handeln. Sobald die Temperaturen unter 10°C sinken, lässt sich die Folie nicht mehr anbringen. Eine weitere Lösung gegen Vogelschlag im Herbst ist das Ausschalten von Lichtquellen im und am Gebäude. Vor allem die nachts ziehenden Zugvögel werden von künstlicher Beleuchtung in unseren Städten in ihrer Orientierung verwirrt – ähnlich wie Insekten werden sie vom hellen Licht angezogen.

Unsichtbares sichtbar machen

Im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ bietet der LBV Bürgerinnen und Bürger Beratung zu den Ursachen von Vogelschlag und wirksamen Schutzmaßnahmen an. Ziel der Naturschützerinnen und Naturschützer ist es, gefährliche Glasfassaden in Bayern zu erfassen – dafür setzen sie auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wer Vogelschlag an einem Bürogebäude, Bushäuschen oder Wintergarten beobachtet, kann dies online melden. Anhand dieser Daten wollen wir gezielte Schutzmaßnahmen an risikoreichen Gebäuden in Bayern fördern.

Das Thema Vogeltod an Glasscheiben erhält auch international zunehmend Aufmerksamkeit. In diesem Jahr wurden Naturfotografinnen und Naturfotografen, die das Problem des Vogelschlags ihren Aufnahmen sichtbar machten, bei renommierten Wettbewerben wie unter anderem dem Bird Photographer of the Year ausgezeichnet.

Produkte gegen Vogelschlag im LBV-Naturshop

Rotkehlchen vor Schreibe | © SEEN AG © SEEN AG

Um Vogelschlag nachweislich zu reduzieren und unsere Vögel besser zu schützen, haben das Schweizer Unternehmen SEEN AG gemeinsam mit dem LBV, der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera eine innovative und kostengünstige Lösung zur nachträglichen Markierung von Glasflächen entwickelt.

Sie interessieren sich für die nachträgliche Markierung von Glas-Großflächen im privaten oder gewerblichen Bereich? Senden Sie uns Ihre direkte Anfrage an . Gerne beraten wir Sie und erstellen ein individuelles Angebot für die nachträgliche Markierung mittels Trägerfolie. Außerdem bieten wir verschiedene Produkte für den privaten Gebrauch im LBV-Shop an.

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© Dr. Christian Stierstorfer

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