Glas als tödliche Falle: Wie wir Vögel auf ihrem Zug retten können
Erhöhtes Risiko von Kollisionen an Glasscheiben während des Vogelzugs - LBV ruft zu Schutzmaßnahmen auf
Jeden Herbst ziehen Millionen Vögel über Bayern auf ihrem Weg in die wärmeren Überwinterungsgebiete in Frankreich, Spanien und Afrika. Doch für viele Vögel endet diese Reise oft tragisch: Sie fliegen gegen Glasscheiben und sterben. Von September bis Oktober steigt die Zahl der Vögel, die an Glasscheiben verunglücken, erheblich an.
Kollisionen mit Glas vermeiden
Naturschutz wirkt: Mit Punkten und Linien Vögel retten
Unsere systematischen Zählungen in Regensburg zeigen, dass die Hälfte der Kollisionen im Herbst stattfinden. An einem verglasten Durchgang der Universität Regensburg dokumentierten wir im vergangenen Jahr zwölf Vögel, die zwischen September und November an den Glasscheiben ums Leben kamen. Dank einer Schutzmaßnahme konnte diese Gefahr mittlerweile entschärft werden. Das Staatliche Bauamt Regensburg rüstete im April 2024 über 400 Quadratmeter Glas mit Schutzfolie nach. Seitdem ist der Vogelschlag um 90 Prozent zurückgegangen.
Jetzt noch schnell handeln: Bei unter 10°C ist Anbringen der Folie nicht möglich
Leider verenden an anderen Gebäuden auf dem Campus weiter Vögel, da hier noch keine Schutzmaßnahmen angeordnet wurden. Großflächige Musterfolien mit dezenten Linien und kleinen Punkten machen die Glasscheiben für die Vögel sichtbar und sind die effektivste Maßnahme gegen Vogelschlag. Im Herbstzug verunglücken die aus dem Osten kommenden Vögel vor allem an der Ostseite der Gebäude. Auf dem Rückzug im Frühjahr sind es dagegen vermehrt die Westseiten, die zur Gefahr werden.
Wer seine Glasscheiben vogelfreundlich sichern möchte, sollte jetzt schnell handeln. Sobald die Temperaturen unter 10°C sinken, lässt sich die Folie nicht mehr anbringen. Eine weitere Lösung gegen Vogelschlag im Herbst ist das Ausschalten von Lichtquellen im und am Gebäude. Vor allem die nachts ziehenden Zugvögel werden von künstlicher Beleuchtung in unseren Städten in ihrer Orientierung verwirrt – ähnlich wie Insekten werden sie vom hellen Licht angezogen.
Unsichtbares sichtbar machen
Im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ bietet der LBV Bürgerinnen und Bürger Beratung zu den Ursachen von Vogelschlag und wirksamen Schutzmaßnahmen an. Ziel der Naturschützerinnen und Naturschützer ist es, gefährliche Glasfassaden in Bayern zu erfassen – dafür setzen sie auf die Mithilfe der Bevölkerung. Wer Vogelschlag an einem Bürogebäude, Bushäuschen oder Wintergarten beobachtet, kann dies online melden. Anhand dieser Daten wollen wir gezielte Schutzmaßnahmen an risikoreichen Gebäuden in Bayern fördern.
Das Thema Vogeltod an Glasscheiben erhält auch international zunehmend Aufmerksamkeit. In diesem Jahr wurden Naturfotografinnen und Naturfotografen, die das Problem des Vogelschlags ihren Aufnahmen sichtbar machten, bei renommierten Wettbewerben wie unter anderem dem Bird Photographer of the Year ausgezeichnet.