Artenvielfalt im Öko-Obstbau aktiv fördern

Neuer Band des Naturland-Leitfadens Biodiversität vorgestellt

Eine große Artenvielfalt ist gerade im ökologischen Obstbau von doppelter Bedeutung. Zum einen können ökologisch bewirtschaftete Obstanlagen durch den Verzicht auf schädliche Agrarchemie eine Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen bieten. Zum anderen sind die Betriebe auf genau diese Vielfalt funktionierender Ökosysteme auch angewiesen, von der Bestäubung bis zur Schädlingsregulierung.

Blühstreifen in der Fahrgasse eine Apfelanlage | © Peter Blank © Peter Blank
Ökologisch bewirtschaftete Obstanlagen können durch den Verzicht auf schädliche Agrarchemie eine Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen bieten.

Wie können Bio-Betriebe diese doppelte Chance nutzen und die Artenvielfalt in ihren Anlagen noch gezielter fördern? Genau darum geht es im nun veröffentlichten neuen Band des „Naturland-Leitfadens Biodiversität“, der sich speziell den Maßnahmen im Obstbau widmet. Der Leitfaden, der in enger Zusammenarbeit mit dem LBV und weiteren Expertinnen und Experten verschiedener Verbände und Institutionen entwickelt wurde, vereint auf mehr als 50 Seiten das Praxiswissen aus Wissenschaft, Naturschutz und ökologischer Anbaupraxis.

Bei einem Online-Seminar mit rund 70 Teilnehmenden wurde der Leitfaden am Mittwoch erstmals vorgestellt. Ergänzt wurde die Vorstellung durch Fachvorträge des LBV und der Universität Hohenheim sowie durch Praxisberichte von drei Naturland-Obstbaubetrieben.

Funktionelle Agro-Biodiversität in Obstanlagen

„Der grundlegende Ansatz des Leitfadens Biodiversität liegt darin, Produktion und Artenschutz zusammenzudenken. Im Falle des Obstbaus haben wir dabei eine besondere Win-win-Situation“, sagte Carolin Pieringer, die den Leitfaden im Naturland-Team Nachhaltigkeit federführend mitentwickelt hat. Denn mit der Artenvielfalt würden auch viele Nützlinge gefördert, was zu einer effizienteren Schädlingsbekämpfung beitrage. „Hier wird Biodiversitätsförderung zur funktionellen Agro-Biodiversität – mit direkter positiver Wirkung auf die Produktion“, unterstrich Pieringer.

LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias Luy fügte hinzu: „Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen haben wir alle Möglichkeiten ausgelotet, auf der begrenzten Fläche, die Obstanlagen zur Verfügung steht, Artenvielfalt anzureichern. Dabei konnten wir gut die Ergebnisse von praxisorientierten Forschungsprojekten anwenden. Wir hoffen, dass diese vielfältigen Möglichkeiten von den Naturland-Betrieben rege genutzt werden.“

Auch Jutta Kienzle von der Universität Hohenheim hob die Bedeutung einer engen Verzahnung von Wissenschaft und Praxis hervor: „Der Naturland-Leitfaden baut auf Grundlagen auf, die in einem vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Umweltministeriums geförderten Projekt zur ökologischen Vielfalt im Obstanbau gelegt wurden. Er zeigt damit beispielhaft die Praxiswirksamkeit einer partizipativen und dennoch anspruchsvollen Agrarforschung, die die Erfahrungen und Bedürfnisse der Betriebe von vorneherein mit einbezieht.“

Vereintes Praxiswissen von Öko-Landbau und Naturschutz

Naturland und LBV arbeiten seit 2019 eng zusammen zur Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft. Ein zentrales Projekt ist die Entwicklung des Naturland-Leitfadens Biodiversität, der bislang zu fünf Themenbereichen erschienen ist. Diese umfassen Maßnahmen für den Biotopverbund, auf dem Acker, im Grünland, an der Hofstelle und nun im Obstbau. Weitere Bände für Weinbau und Gemüsebau sind in Vorbereitung. Dabei steht der konkrete Praxisbezug immer im Mittelpunkt: von der Wahl geeigneter Standorte, über detaillierte Umsetzungstipps, bis zur Abwägung von Vor- und Nachteilen einzelner Maßnahmen.

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© C. Mahmoudi

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