Weiterer Quellbach im gleichen Schutzgebiet zerstört

LBV entdeckt im Landkreis Forchheim einen zweiten Quellbereich im gleichen EU-Schutzgebiet, der systematisch zerstört wurde

Nachdem vor einigen Wochen im Allgäuer Rappenalptal ein Bachlauf und erst vor kurzem im nördlichen Landkreis Forchheim Teile des Eggerbachs ohne Genehmigung in einem streng geschützten Gebiet durch Baggerarbeiten massiv beschädigt wurden, haben wir nun einen zweiten stark zerstörten Quellbach bei Drügendorf (Lkr. Forchheim) entdeckt.

Zerstörter Quellbach Drügendorf | © Eva Schubert © Eva Schubert
Wo vor Kurzem noch eine seltene Kalktuffquelle war, steht heute ein eiserner Trog.

Unbekannte haben in rund drei Kilometer Entfernung zum Eggerbach am Rande der sogenannten Langen Meile ein Hangende samt seinen Kalktuffstrukturen auf mehreren Metern komplett weggebaggert und stattdessen schwere Steine aufgeschichtet und einen eisernen Trog aufgestellt. Dies ist innerhalb kürzester Zeit der zweite nicht genehmigte, massive Eingriff in einen besonders geschützten Lebensraum in der gleichen Gemeinde. Der Ablauf der Quelle bei Drügendorf ist nicht mehr wiederzuerkennen. Hier fand eine systematische Zerstörung statt.

Zerstörung eines einzigartigen Lebensraums

Zustand 2017 Quellbach Drügendorf | © Eva Schubert © Eva Schubert
So sah die Quelle bei Drügendorf im Jahr 2017 aus.

Wie schon beim am 12.12.22 bekanntgewordenen Fall liegt auch dieser betroffene Kalktuffbach im gleichen FFH-Schutzgebiet (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) wie der Eggerbach. Dieses Gebiet ist nach europäischem Recht streng geschützt, da Quelle und Bach stark bedrohten Tierarten wie dem Feuersalamander und dem seltenen Starknervmoos als einzigartiger Lebensraum dienen.

Bei einer Ortsbegehung bot sich uns ein unglaubliches Bild. Teile des Hanges wurden abgebaggert und stattdessen schwere Steine treppenartig zum Hang aufgeschichtet. Das bisherige Rohr, das aus Gründen des Quellschutzes ohnehin längst hätte entfernt werden müssen, mündet nun in einen eisernen Trog, der wie ein überdimensionaler Blumentopf anmutet. Von einem naturnahem Quellbach, der wertvoller Lebensraum für geschützte Tiere und Pflanzen sein soll, kann überhaupt keine Rede mehr sein.

Unwiderbringlicher Schaden

Wir sehen in diesem erneuten illegalen Eingriff einen unwiederbringlichen Schaden für den Quellstandort. Die Kalktuffstrukturen sind komplett zerstört. Das wird mindestens mehrere Jahrzehnte dauern, bis sich dort wieder etwas entwickelt, da dies ein hochsensibler Lebensraum ist. Wir fordern, dass der illegale Eingriff vom Verursacher rückgängig gemacht wird, der Ursprungszustand bestmöglich wiederhergestellt und zusätzlich weitere Schutzmaßnamen in der Umgebung des Bachs durchgeführt werden.

Anzeige gegen Unbekannt

Unsere Anfrage beim Bürgermeister der Gemeinde hat keinen Hinweis zur Aufdeckung der Straftat ergeben, weshalb wir eine Anzeige gegen Unbekannt erstatten werden. Für uns ist dieser Naturfrevel eindeutig eine Straftat, für die wir eine empfindliche Geldstrafe fordern, damit mögliche Nachahmende von weiteren derartigen illegalen Eingriffen abgeschreckt werden. Kalktuffquellen und -bäche wie diese gehören zu den prioritären Lebensraumtypen in der EU, was bedeutet, dass Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieses Lebensraumes hat, da er EU-weit selten ist.

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© Ralph Sturm

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