Oberndorfer Ried
LBV-Schutzgebiet im Landkreis Augsburg und Donau-Ries (Schwaben)
Im Oberndorfer Ried im nördlichen Landkreis Augsburg stehen Naturschützer und Naturschützerinnen vor besonderen Herausforderungen. Der Schutz von Niedermoorstandorten wie diesem erfordert das Engagement vieler lokaler Akteure, um die letzten Brut- und Nahrungshabitate von Wiesenbrütern zu bewahren.

Das Allmannshofer und das Druisheimer Ried sind Teile des Oberndorfer Rieds, das eine Ausdehnung von 276 ha besitzt. Das Gebiet ist hauptsächlich von Grünlandnutzung und Beweidung geprägt, aber vereinzelt befinden sich auch Äcker auf Moorboden. Trotz schwerwiegender Eingriffe in den Wasserhaushalt zählt es heute zu den Feuchtgebieten mit überregional bedeutsamen Lebensräumen und beherbergt eine herausragende Vielzahl seltener und hochgradig gefährdeter Arten.
So zählt das Gebiet auch zum „Wiesenbrüterlebensraum Schwäbisches Donauried“, das als Europäisches Vogelschutzgebiet geschützt ist. Der LBV hat in diesem Gebiet seit vielen Jahren mehrere Hektar Flächen durch Ankauf gesichert und eine extensive Beweidung mit Wasserbüffeln gestartet.
Förderung
Der weitere Ankauf von 5,4 Hektar Niedermoorflächen im Oberdorfer Ried wurde von der Europäischen Union und dem StMUV finanziert und ermöglicht die extensive Pflege und Wiedervernässungsmaßnahmen in diesem Moorgebiet. Damit verbunden ist eine weiträumige Aufwertung des Gebietes für selten gewordene Arten feuchter Lebensräume wie z.B. Kiebitz, Brachvogel und Braunkehlchen.
Beweidungskonzept wird regelmäßig an neuste Erkenntnisse angepasst

Um zu verhindern, dass die für Wiesenbrüter und zahlreiche weitere Tiere und Pflanzen so wichtigen extensiven Offenlandflächen verbuschen, ist regelmäßiges Mähen oder Beweiden notwendig. Allerdings war das Mähen der Flächen in der Vergangenheit aufgrund der teils sehr nassen Verhältnisse oft schwierig oder gar nicht möglich. Um das wertvolle Habitat von Kiebitz und Co. langfristig zu erhalten, entschied sich die Kreisgruppe Augsburg im Jahr 2014 für eine extensive Wasserbüffelbeweidung auf einer Fläche von gut fünf Hektar. Die Beweidung mit Wasserbüffeln ist eine nachhaltige Methode, um das Habitat zu schützen.
Die robusten Tiere können den ungedüngten und relativ mageren Pflanzenaufwuchs im Niedermoor problemlos verdauen. Außerdem passen sie ihre Essgewohnheiten, ihr Ruheverhalten und die Art und Weise, wie sie Kot ausscheiden, je nach Situation an und schaffen so einen vielfältigen Lebensraum.
Wann und wie viele Wasserbüffel auf den jeweiligen Flächen weiden, wird vom LBV in Absprache mit den Landwirten und Landwirtinnen festgelegt. Diese Maßnahmen sind insbesondere auf die Bedürfnisse von Wiesenbrütern wie Kiebitz und Brachvogel abgestimmt. Das Beweidungskonzept wird regelmäßig an die neuesten Erkenntnisse angepasst. Die Regierung von Schwaben und der LBV mit der Kreisgruppe Augsburg liefern die fachlichen Grundlagen.
Wasserbüffelbeweidung ist ein Erfolg

Zahlreiche ehrenamtliche Artenkennerinnen und Artenkenner sind regelmäßig vor Ort, um Veränderungen zeitnah zu erfassen. Hinzu kommen die Hauptamtlichen des LBV, die Vegetationskartierungen durchführen und das Beweidungskonzept erstellen sowie fortlaufend aktualisieren. Im Jahr 2021 wurde ein ausführlicher Bericht zur Erfassung der Arten erstellt und ein angepasstes Beweidungskonzept entwickelt. Zuvor wurde im Rahmen eines GlücksSpiraleProjekts die Vegetation und Tierwelt untersucht. Die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Schwaben unterstützt den LBV auch beim Ankauf neuer Flächen in diesem Gebiet.
Mittlerweile hat sich das Wasserbüffel-Beweidungsprojekt als erfolgreich erwiesen: Die Kiebitze führen ihre Jungen auf die Weideflächen. Dort finden sie Nahrung an den gut abgefressenen Stellen sowie Deckung an überständigen Sauergrasbeständen und Hochstauden. Im Kot der Büffel leben zahlreiche Insekten, die den Wiesenbrütern als wichtige Nahrungsquelle dienen. Ein Kiebitzküken benötigt pro Tag etwa die Menge an Insekten, die ein Kuhfladen hervorbringt. Die Weidetiere schaffen zudem offene Bodenstellen und wasserführende Suhlen, was die Vorkommen weiterer Insektenarten fördert und den Bedürfnissen von Limikolen entspricht. Auf den LBV-Weideflächen sind neben Kiebitzen auch seltene Arten wie Brachvogel, Schafstelzen und Bekassinen zu beobachten.