Gespenstig, aber ungefährlich: Gespinstmotten sorgen für geisterhaftes Naturphänomen

Zahlreiche Raupen hüllen Bayerns Bäume und Sträucher in einen silbrigen Schleier – LBV gibt Entwarnung

Aktuell sorgen silbrig schimmernde, kahl gefressene Bäume und Sträucher an Weg-, Straßen- und Waldrändern oder in Parkanlagen in ganz Bayern für Aufsehen. Verantwortlich hierfür sind die Raupen einiger Gespinstmottenarten, die die Blätter der Pflanzen vollständig abfressen und Stämme, Äste und Zweige mit einem Gespinst überziehen. Am häufigsten werden Traubenkirschen von der Traubenkirschen-Gespinstmotte befallen. Ein milder Winter und ein trocken-warmes Frühjahr sind ideale Voraussetzung für eine Massenvermehrung der kleinen, weißen Falter. Doch der LBV gibt Entwarnung: Gefährlich sind die Gespinstmotten nicht und verschiedene Insekten verhindern deren ungehemmte Ausbreitung. Auch überstehen die Gehölze das meist unbeschadet.

Strauch mit Gespinst | © Anne Busch © Anne Busch
Einige Gespinstmottenarten sorgen im Frühjahr für kahlgefressene, silbrig eingehüllte Bäume und Sträucher.

Der Lebenszyklus der Gespinstmotten

Gespinstmotten Raupen | © Anne Busch © Anne Busch
Den seidigen Schleier spinnen die kleinen Raupen, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln oder Witterungseinflüssen wie Regen zu schützen.

Die Gespinstmottenarten machen sich wirtsspezifisch über die Blätter von nur ein oder zwei Baum- und Straucharten her. Neben Traubenkirschen werden so Weißdorn, Pfaffenhütchen oder Pappeln, gelegentlich auch Obstbäume befallen. Die Motten legen ihre Eier im August in die Sträucher, wo sie als millimetergroße Räupchen überwintern. Im späten Frühling beginnt die Fraßphase, in der sie zunächst von innen heraus Blattknospen anfressen und ihr Gespinst anlegen. Den seidigen Schleier spinnen die kleinen Raupen, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln oder Witterungseinflüssen wie Regen zu schützen.

Unter dem Schleier fressen die Raupen bis Mitte Juni den Baum kahl. Dann wandern sie zum Stammfuß, wo sie sich im Schutz des Gespinstes verpuppen. Anfang Juli schlüpfen die weißen, schwarz gepunkteten Falter der Traubenkirschen-Gespinstmotte. Nach der Paarung im August legen diese ihre Eier wieder an den Knospen der Traubenkirsche ab. So beginnt der Gespinstmottenkreislauf von neuem.

Ursachen und natürliche Gegenspieler

Dieses geisterhafte Naturschauspiel lässt sich schon immer in jahrweise wechselnder Häufigkeit beobachten. Insbesondere der Klimawandel fördert dieses alljährliche massenhafte Auftreten der Gespinstmotten. Milde Winter und ein trocken-warmer Frühling liefern ideale Bedingungen für die Überlebensrate der Larven. Zudem begünstigen heiße und trockene Sommer die Vermehrung der Gespinstmotten, da sich die Falter bei Temperaturen ab 12 Grad Celsius in der Nacht paaren. Allerdings verhindern bis zu 80 verschiedene Insekten, darunter Schlupfwespen und Raubwanzen, sowie einige Vogelarten dauerhaft eine ungehemmte Ausbreitung der Gespinstmotten.

Davon, die Tiere mit Gift zu vernichten, raten wir dringend ab. Der Eingriff von Insektengift ist in den meisten Fällen nicht erfolgreich und schadet zudem der Umwelt, da von den Giften auch die natürlichen Gegenspieler der Gespinstmotten betroffen sind. Hat sich das Gespinst erst einmal ausgebildet, sind die Raupen kaum noch loszuwerden.

Den Bäumen oder Sträuchern schadet der Befall nicht, da sie die verlorenen Nährstoffe zu einem Großteil durch den auf den Boden fallenden Raupenkot zurückbekommen. Noch im gleichen Jahr treiben sie mit dem sogenannten Johannistrieb wieder aus und tragen keine langfristigen Schäden davon.

Tipps für den Befall im eigenen Garten

Gespinstmotten Larven | © Geidel Christiane © Geidel Christiane
Die Gespinste der Motten sind für die Gehölze nicht schädlich.

Bei Obstbäumen kann der Befall teilweise die Ernte verringern. Um beispielsweise Apfelbäume vor dem Befall zu bewahren, empfehlen wir spätestens ab April mit dem Absammeln der Tiere zu beginnen. Die Gespinste lassen sich zudem mit einem Besen entfernen oder einem Wasserschlauch herunterspritzen. Dabei sollten jedoch Gespinstreste und Larven vom Boden aufgesammelt werden, damit sie nicht zurück auf den Baum wandern können.

Wer im vorigen Jahr einen Gespinstmotten-Befall hatte, kann im Winter mit einem Rück- und Pflegeschnitt einem erneuten Befall vorbeugen. Der Schnittabfall sollte auf Eier und überwinternde Larven kontrolliert und nicht auf dem Kompost, sondern am Abfallhof, entsorgt werden. Zusätzlich lohnt es sich im eigenen Garten die natürlichen Gegenspieler der Gespinstmotten zu fördern. Naturnahe Gärten bieten Lebensraum für viele Insekten und Vögel, die sich von den Raupen ernähren.

Die Gespinste haben übrigens nichts mit dem Eichenprozessionsspinner zu tun, der ausschließlich Eichen besiedelt und die Bäume niemals einspinnt. Seine Verpuppungsgespinste befinden sich am Stamm dicker Eichen und sind dort auch erst viel später im Jahr zu beobachten.

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© Verena Rupprecht

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