Ehrenamt im Naturschutz: Ohne Moos nix los
Tag des Ehrenamts am 5. Dezember – LBV-Aktive fordern verlässliche finanzielle Unterstützung für ihr Engagement
Über 5.500 Aktive des LBV engagieren sich jährlich im gesamten Freistaat. Doch 2025 fehlte durch Engpässe im bayerischen Landeshaushalt Geld für die Arbeit der Ehrenamtlichen in über 250 LBV-Gruppen. Unter anderem gab es weniger finanziellen Ausgleich für Biberberatung und Amphibienschutzzäune. Auch die Einschnitte bei der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie (LNPR) hatten direkte Folgen für die LBV-Engagierten.
Der Haushalt für die Jahre 2026/27 verspricht nun zwar ein finanzielles Aufatmen für den Naturschutz – die zugesagten Gelder müssen aber langfristig mehr und zudem gesichert werden, damit erfolgreicher Naturschutz in Bayern eine Perspektive hat. Zum Tag des Ehrenamts am 5. Dezember melden sich Aktive des LBV deshalb zu Wort: Sie zeigen, was sie in ihrem Engagement antreibt, und fordern mehr Anerkennung sowie verlässliche Finanzierung von der bayerischen Politik.
Leichtes Plus für den Naturschutz
© Andreas Hartl
Um der Haushaltssperre von 15 % Rechnung zu tragen, musste die bayerische Staatsregierung 2025 Aufwandsentschädigungen für Ehrenamtliche in der Krötenrettung oder Biberberatung kürzen. Auch fehlten die Gelder für die Pflege von Hecken, Streuobstbäumen und naturnahen Wiesen sowie für die Moorrenaturierung. Einzelne Fördermaßnahmen für Arten wie Feldhamster, Brachvogel und Wiesenweihe blieben ebenfalls aus.
Der Schock bei den Ehrenamtlichen saß tief, denn ohne diese finanzielle Verlässlichkeit können ehrenamtliche Naturschützerinnen und Naturschützer im Freistaat ihren Pflegemaßnahmen nicht mehr nachkommen. Auch Landwirtinnen und Landwirten wird es erschwert, sich für den Naturschutz einzusetzen, wenn ihnen Ausgleichzahlungen wegbrechen.
Konkret bedeutet das: Werden Wiesen nicht mehr gemäht, Hecken und Bäume nicht gepflegt und Gelege von Vögeln nicht mehr geschützt, verschwinden wertvolle Lebensräume und mit ihnen Arten wie Ortolan, Wachtelkönig, Wendehals und Braunkehlchen. Die Ankündigung, dass der nächste Doppelhaushalt nun ein leichtes Plus für den Naturschutz bringen wird, sorgte deshalb für ein spürbares Aufatmen bei den bayerischen Naturschützerinnen und Naturschützern sowie Landwirtinnen und Landwirten. Klar ist aber: Das zugesagte Geld wird nicht reichen, um Bayerns Vielfalt langfristig zu erhalten und die Ziele der Staatsregierung zu erreichen.
LBV-Ehrenamtliche melden sich zu Wort
„Die Diskussion, Naturschutz sei etwas, an dem man sparen könnte, frustriert mich. Das Ehrenamt schultert sehr viel. Ohne unseren Einsatz würde die Landschaft in Bayern völlig anders aussehen und vieles, was wertvoll und wichtig ist, würde verloren gehen“, sagt Lothar Kapfer von der LBV-Kreisgruppe Fürstenfeldbruck. „Deshalb braucht das Ehrenamt für den Naturschutz zumindest einen gewissen Stellenwert auf der politischen Agenda, der nicht eben mal für kurzfristige wirtschaftliche Interessen geopfert wird.“
„Ich engagiere mich bereits seit 20 Jahren beim LBV, weil mir der Naturschutz eine Herzensangelegenheit ist. Um etwas zu bewirken, braucht es viele Köpfe, Hände und Visionen. Und diese finden sich in Naturschutzverbänden wie dem LBV“, berichtet Elisabeth Rahm aus der LBV-Kreisgruppe Cham. „Die Rolle des Ehrenamts wird immer wichtiger, weil wir in vielen Bereichen sehen, wie bürgerliches Engagement nachlässt. Dabei ermöglicht das Ehrenamt persönliche Selbstwirksamkeit und man fühlt sich als Teil einer Gemeinschaft.“ Für viele LBV-Aktive ist ihr Ehrenamt ein Ausgleich zum Job oder eine sinnvolle Tätigkeit nach dem Ruhestand. „Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit fürs Ehrenamt und für das, was die Leute dort leisten. Es ist nicht nur mit warmen Worten getan, sondern es braucht auch finanzielle Unterstützung, damit wir aus unserem Engagement mehr machen können“, so Rahm weiter.
Zahlreiche Ehrenamtliche des LBV engagieren sich in Monitoring-Programmen und erfassen die Bestandszahlen von Tier- und Pflanzenarten. „Seit vielen Jahren kartiere ich für das Monitoring häufiger Brutvögel, den Wintervogelatlas und den ADEBAR-Atlas“, sagt Thomas Schlicker von der LBV-Kreisgruppe Nürnberg. „Wir Ehrenamtlichen investieren dafür enorm viel Zeit. Das wäre in dem Ausmaß mit bezahlten Kräften gar nicht möglich.“ Bayern und Deutschland sind verpflichtet, den Zustand der Vogelwelt alle sechs Jahre im Rahmen der EU-Vogelschutzrichtlinie an die EU zu berichten. Wenn Förderungen für ehrenamtliche Vogelkartierungen ausbleiben, gefährdet das die Erhebung dieser wichtigen Zahlen. Das könnte zu Vertragsverletzungsverfahren führen. „Wir übernehmen als Ehrenamtliche letztendlich staatliche Aufgaben. Dafür wünsche ich mir, dass bisher geförderte Maßnahmen auch in Zukunft weiterhin ausreichend finanziert werden. Ohne Geld für den Naturschutz geht’s nicht weiter“, betont Schlicker.