Kiebitz

Vanellus vanellus

Ruf des Kiebitz - Hier abspielen! (www.tierstimmen.de)

Kiebitz steht in niedrigem Wasser | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka

Systematik

Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes), Familie: Regenpfeifer (Charadriidae), Gattung: Kiebitze (Vanellus), Art: Kiebitz (Vanellus vanellus)

Volkstümliche Namen

Der Name des Vogels ist in den Mundarten in zahlreichen Lautvarianten verbreitet und ist angelehnt an seinen typischen Ruf ,,ki-witt, kiju-witt“. Im bayerischen Raum wird der Vogel 'Geubitz' oder auch 'Geibitz' bezeichnet und im Englischen heißt er: Northern lapwing.

Aussehen

Ausgewachsene Kiebitze sind 28 bis 32cm groß, also etwa so groß wie eine Taube.

Der Kiebitz besitzt einen schwarzen Federschopf, eine dunkle und metallgrün-violette Oberseite, sowie eine helle Unterseite. Bei den Weibchen sind die Federholle und das Brustband braun gefärbt. Die Federholle der Männchen ist außerdem etwas länger. Die breiten, runden Flügel der Vögel erreichen eine maximale Spannweite von 70 bis 80 cm.

Einzelne Exemplare werden bis zu 25 Jahren alt. In der Regel werden Kiebitze älter als die meisten anderen Vogelarten.

Lebensraum und Vorkommen

Weit verbreitet in Feuchtwiesen, Sümpfen, an Gewässerrändern und offenen Flächen mit wenig Vegetation wie Feldern. Oftmals zu finden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen wie Ackern, Wiesen, Weiden und Überschwemmungsflächen.

Weltweit

In Europa ist der Kiebitz fast überall angesiedelt. Sein Verbreitungsgebiet in Asien beschränkt sich auf Westasien, dort allerdings auf horizontal bis an die Ostküste Russlands. Vereinzelt ist er während der Überwinterungszeit auch an der Nordküste Afrikas anzutreffen.

Deutschlandweit

Der Kiebitz lebt überwiegend in der norddeutschen Tiefebene, also in Hamburg, Niedersachsen und in dem Nordosten NRWs. Lückenhaft ist er auch in Mittelgebirgen angesiedelt.

In Süddeutschland ist er hauptsächlich im nördlichen Voralpenland anzutreffen.

Nahrung

Die Leibspeise vom Kiebitz sind Insekten, ihre Larven und Regenwürmer.

Auch Getreide, Samen und Früchte von Wiesenpflanzen frisst der taubengroße Vogel gerne.

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Durch die moderne Intensivlandwirtschaft verliert der Kiebitz immer mehr Lebensräume und erleidet dadurch immer schmälere Bruterfolge.

Der Kiebitz ist in Bayern stark gefährdet und steht auf der Roten Liste Bayerns und Deutschlands. Sein Bestand beträgt etwa 6.000-9500 Brutpaare in Bayern, Trend abnehmend.

Mit unserem Artenschutzprojekt „Vanellus Vanellus muss ein Bayer bleiben“, welches seit 2023 läuft, möchten wir den Kiebitz schützen und seine Lebensräume erhalten.

Wichtig ist dabei die Vernetzung der im Kiebitzschutz agierenden Akteure, ein ständig stattfindender Dialog und die Förderung von Wissensvermittlung. Außerdem gibt es ein Forum zum Kiebitzschutz.

Auch unser Artenschutzprojekt Kiebitzschutz im Knoblauchsland soll den Bestand vom Kiebitz langfristig sichern.

Vorkommen im Sommer und Winter

Die Winterwanderung beginnt relativ spät und führt den Kiebitz nach West- und Südeuropa, sowie nach Nordafrika. Nur wenigen Kiebitzen gelingt die Überwinterung in Mitteleuropa.

Die Kiebitz-Kinderstube

Kiebitznest im Knoblauchsland | © Lisa Schenk © Lisa Schenk

Kiebitze brüten in Kolonien. Innerhalb der Kolonie hat jedes Brutpaar ein Brutrevier, aus dem Artgenossen vertrieben werden. In seinem Revier scharrt das Männchen mehrere Mulden in den Boden. Eine davon wählt das Weibchen aus. Das Nest ist meistens Ende März fertig gebaut. Es besteht aus wenigen Halmen. Es kann deshalb leicht übersehen werden. Meistens befindet sich das Nest an Stellen mit kurzer Vegetation. Dort haben die brütenden Weibchen eine gute Rundumsicht. Das ist wichtig, damit Raubtiere rechtzeitig erkannt werden. Bei Gefahr fliegt das Weibchen stumm auf. Es vertraut auf die Tarnfarbe der Eier. Meistens legt das Weibchen vier Eier. Für die Abwehr von Feinden aus der Luft sind die Männchen zuständig. Gemeinsam greifen sie Elstern, Krähen und Bussarde an und vertreiben sie.

Nach knapp einem Monat ist es soweit: Anfang Mai schlüpfen die Küken! Nachzügler erblicken manchmal erst Mitte Juni das Licht der Welt. Das Schlüpfen ist für die Küken Schwerstarbeit: Meist dauert es zwei volle Tage, bis sie sich aus der Schale befreit haben. Wenn das letzte Junge geschlüpft ist, verlässt die Kiebitzfamilie das Nest. Oft bleiben sie in der Nähe. Wenn die Nahrung knapp ist, können sie aber auch über weite Strecken wandern. Nach 35-40 Tagen sind die Jungvögel dann flugfähig und sind selbstständig.

Kiebitz Jungvogel steht da und ruft | © Gunther Zieger © Gunther Zieger

In den ersten Lebenswochen sind die Jungen sehr wärmebedürftig. Sie verbringen deshalb viel Zeit unter dem wärmenden Gefieder der Mutter. Wenn sich jetzt ein Feind nähert, versuchen die Eltern diesen zu verleiten. Sie umschwärmen den Eindringling und stossen klagende Rufe aus. So versuchen sie, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit hängenden Flügeln hüpfen sie sich am Boden entlang, um den Angreifer von den Küken wegzulocken.

Die Küken drücken sich bei Gefahr dicht an den Boden. Mit ihrem erdfarbenen Federkleid sind sie sehr gut getarnt. Sie verharren so lange bewegungslos, bis die Eltern entwarnen. Man muss daher gut aufpassen, wenn man von aufgeregten Kiebitzen umflogen wird. Schon oft ist ein Küken aus Versehen zertreten worden. Die Jungen sind mit 35-40 Tagen flügge. Dann haben sie die gefährlichste Zeit überstanden.

Ab Juni sind die Kiebitze wieder auf Wanderschaft. In mehreren Etappen Herbst ziehen sie in ihre Wintergebiete. Diese liegen meistens in Spanien, aber auch in Frankreich und Nordafrika.

Wussten Sie schon, dass...

... der Kiebitz Vogel des Jahres 2024 ist?

… Kiebitze tag- und nachtaktiv sind? Häufig hört man sie nachts auf den Wiesen rufen.

… Kiebitze vor allem Insekten, deren Larven und Regenwürmer fressen? Pflanzliche Kost macht nur einen ganz kleinen Teil ihrer Nahrung aus.

… Kiebitze unbedingt Wasserstellen zum Trinken benötigen? Im Gegensatz zu einigen anderen Vögeln muss der Kiebitz regelmäßig trinken. Er kann seine Nahrung sonst nicht verdauen.

… man Männchen und Weibchen an der Länge der Federholle unterscheiden kann? Kiebitz- Männchen haben eine lange Holle, Weibchen eine kürzere.

… Kiebitze ihrem Nistplatz sehr treu sind? Ein Nistplatz kann über Jahrzehnte hinweg immer wieder genutzt werden. Selbst der Anbau einer anderen Feldfrucht stört die Vögel nicht.

… der Kiebitz ein kreativer Kopf in Sachen Nahrungsbeschaffung ist? Auf einem Bein stehend, sendet er mit dem anderen Fuß schnelle, vibrierende Bewegungen in den Boden, ohne seinen Fuß vom Boden zu heben. Die Methode, mit der er Larven, Würmer und Schnecken aus der Erde lockt, funktioniert am besten auf feuchten Böden.

... der Kiebitz ein Zugvogel und auch ein Kurzstreckenzieher ist? Kurz heißt aber in dem Fall immernoch eine Flugstrecke von circa 2000 Kilometern Flugstrecke bis zum Brutgebiet.

Das könnte sie auch interessieren:

Auszeichnung Feldvögel für landwirtschaftliche Betriebe

Der Kiebitz ist in Bayern selten geworden. Der LBV möchte landwirtschaftliche Betriebe auszeichnen, die sich für den ihn engagieren und zeigen, dass die Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft gelingen kann. Jetzt bewerben!

Weiterlesen

Vogel des Jahres

Seit 1971 küren NABU und LBV den Vogel des Jahres, inzwischen stimmt ganz Deutschland in einer öffentlichen Wahl über den Jahresvogel ab. Vogel des Jahres 2024 ist Kiebitz.

Weiterlesen

Artenhilfsprojekt Kiebitz

© Dr. Christoph Moning

Der Kiebitzbestand hat in den letzten Jahren um rund 90% abgenommen und trotz vielfältiger Schutzmaßnahmen ist sein Bruterfolg immer noch zu gering. Um diesem Rückgang entgegenzuwirken, hat der LBV 2023 ein bayernweites, vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördertes Kiebitzprojekt die Arbeit aufgenommen.

Weiterlesen

Verhalten bei Bodenbrütern

© Claudia Pürckhauer

Die Freizeitnutzung von Wiesenbrütergebieten und vor allem freilaufende Hunde erschweren vielen Vögeln oft die Jungenaufzucht und führen zu vielen Verlusten. LBV-Tipps, wie Sie sich richtig verhalten.

Weiterlesen

Landwirtschaft

© Thomas Dürst

Der LBV will eine nachhaltige Agrarpolitik. Wir wollen eine abwechslungsreiche bayerische Kulturlandschaft. Als Erholungsraum für uns Menschen und Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen. 

Weiterlesen

Zurück

LBV-Naturtelefon

Telefon-Icon

Sie haben Fragen rund um die Natur in und außerhalb Ihres Gartens?

 

Unser LBV-Naturtelefon steht Ihnen Montag bis Freitag von 9 bis 11 und von 14- 16 Uhr zur Verfügung:

 

0 91 74 / 47 75 - 5000

 

E-Mail:

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz