Citizen Science-Projekt „Kleiner Specht – große Rolle“
Bürgerforscher*innen für den Kleinspecht gesucht!
Sie wollen sich einer anspruchsvollen ornithologischen Aufgabe stellen? Dann erforschen Sie mit uns den Kleinspecht in Bayern.

Der Kleinspecht ist eine sehr charismatische Vogelart und begeistert alle, die das Glück haben, ihn beobachten zu dürfen. Er steht für strukturreiche Auwälder, Feldgehölze und alte Streuobstwiesen mit hohem Anteil an Totholz und nimmt in diesen Ökosystemen eine wichtige Schlüsselfunktion für viele weitere Höhlenbewohner ein.
Der nur spatzengroße Specht lebt unauffällig und gilt als schwierig zu erfassende Vogelart. Für Deutschland liegen wenig verlässliche Zahlen zu den Beständen vor.
Es gibt jedoch Anzeichen, die auf eine stete Abnahme des Kleinspechts hindeuten. In Großbritannien sind Bruterfolg und Bestände in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen – die Gründe dafür sind bisher kaum wissenschaftlich erforscht. Da der Kleinspecht sich ganzjährig von Insekten und Spinnen ernährt, wäre es möglich, dass auch er unter dem gravierenden Insektenrückgang gelitten hat.
Auch seine Lebensräume sind bedroht – allen voran alte Streuobstwiesen, die es zu erhalten gilt. Gibt es auch hierzulande vergleichbare Abnahmen des Kleinspechts wie in Großbritannien und wenn ja, können wir etwas dagegen tun?
Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen gesucht
Diesen Fragen möchten der LBV zusammen mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in den Bundesländern Bayern und Hessen nachgehen.
Dazu brauchen wir Ihre Unterstützung! Wir suchen Citizen Scientists (ehrenamtliche Mitarbeiter*innen) aus ganz Bayern, die sich an der Zählung bzw. Kartierung des Kleinspechts und auch an weiterführenden Untersuchungen beteiligen möchten.

Wie können Sie mitarbeiten?
1. Anmeldeformular ausfüllen
Hier kommen Sie zum Anmeldeformular, anhand dessen Sie sich beim LBV als Mitarbeiter*in (Citizen Scientist) im Kleinspecht-Projekt registrieren können. In den darauf folgenden Tagen erhalten Sie per E-Mail weitere Informationen.
2. Schulungen mitmachen
Im Februar werden wir Schulungen anbieten, bei denen Sie, die sogenannten Citizen Scientists, alle wichtigen Informationen zum Kleinspecht, zum Projekt und den dabei anzuwendenden wissenschaftlichen Methoden erhalten. Anschließend zu diesen Schulungen werden für Interessierte Exkursionen in Kleinspecht-Lebensräumen in verschiedenen Regionen in Bayern und Hessen geplant.
3. Zählroute festlegen
Im Anschluss an die absolvierte Schulung kann jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer für sich eine Zählroute in der Nähe ihres/seines Wohnortes festlegen, die über die dreijährige Projektlaufzeit beibehalten werden sollte.
Die Route sollte möglichst in einem Gebiet/Lebensraum gewählt werden, wo Kleinspechte nachgewiesen wurden oder zumindest potenziell vorkommen können. Hierfür können Sie sich im kürzlich von DDA gestarteten Regioportal bekannte Kleinspecht-Vorkommen in Ihrer Umgebung anschauen (Hilfestellungen für das Portal finden Sie hier. Detaillierte Informationen dazu und zum typischen Habitat des Kleinspechts erhalten Sie an der Schulung.
Vielleicht haben Sie das Glück und in Ihrer Umgebung gibt es noch schöne alte Streuobstwiesen. Zählrouten, die durch solche Obstbaumlandschaften verlaufen, sind für uns im Hinblick auf den Kleinspecht von besonderem Interesse. Der Kleinspecht kommt aber auch in anderen Lebensräumen wie z.B. Auwälder vor.
4. Der Start: Sie erhalten Lautsprecher
Zum Start der Kartierungen erhalten Sie von uns einen kleinen portablen Lautsprecher, den Sie mit Ihrem Smartphone verbinden können und mittels dessen im Feld entlang der Zählroute an vorher festgelegten Zählpunkten (Stopps) Klangattrappen abgespielt werden. Klangattrappen sind akustische Lockrufe, die in der Wissenschaft für die Erhebung schwierig zu erfassende Tierarten zum Einsatz kommen.
5. Routen ablaufen und Beobachtungen aufschreiben
Die Kartierung startet Ende Februar. Bis Anfang Mai soll die von Ihnen gewählte Route (von mind. 1,2 km Länge bzw. 5 Stopps) an drei Terminen in den Morgenstunden abgelaufen werden.
Für die Kartierung wird ein Smartphone oder Tablet (Bluetooth- und GPS-fähig) mit Android, die darauf installierte App NaturaList sowie ein persönliches Benutzerkonto auf ornitho.de benötigt. Die Spechtbeobachtungen, die Sie machen, werden von Ihnen in der App notiert, zentral gesammelt und von uns ausgewertet.
Sollten Sie nur ein Apple-Gerät besitzen oder lieber per Stift und Papier kartieren wollen, bieten wir ein geeignetes Formular dazu an. Ein Smartphone/IPhone ist dennoch notwendig, um die Klangattrappe abspielen zu können.
2020 wurde in Bayern vom Landesamt für Umwelt zusammen mit dem DDA das sogenannte „Specht-Modul“ auf ornitho.de gestartet, anhand dessen zukünftig ein landesweites Spechtmonitoring aller Arten ermöglicht wird. Da wir für die Kleinspecht-Kartierungen dieses Werkzeug nutzen, wäre es wünschenswert, wenn Sie an den ersten beiden Kartierterminen auch andere Spechtarten erfassen.
6. Suche nach Bruthöhlen und Lebensraum beschreiben
Neben der Spechtzählungen möchten wir die Brutbiologie des Kleinspechts genauer untersuchen. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine kritische Phase im Leben der Kleinspechte und ist somit ausschlaggebend für den Erhaltungszustand der Art.
Der dritte Kartiertermin dient vor allem der Suche nach Bruthöhlen des Kleinspechtes. Zusätzlich wird an jedem Zählstopp eine kurze Charakterisierung des Habitats vorgenommen. Sowohl die Suche nach den Höhlen als auch die folgenden brutbiologischen Untersuchungen werden vor Ort von Expert*innen der Projektleitung als auch Student*innen der Hochschule Weihenstephan Triesdorf angeleitet und betreut.
Nach jeder Saison und abschließend nach Ende der dreijährigen Feldarbeit werden die gewonnenen Daten umfassend ausgewertet. Die Erkenntnisse sollen im Anschluss in einen Maßnahmenkatalog einfließen, der sich dem Schutz des Kleinspechts widmen soll. Für die Umsetzung dieser Schutzmaßnahmen wird der LBV eng mit Akteuren aus der Forstwirtschaft, allen voran den Bayerischen Staatsforsten, zusammenarbeiten.
Anmeldung und Kontakt
Hier geht es zur Anmeldung für die Mitarbeit im Projekt.
Sollten Sie Fragen zum Projekt haben, schreiben Sie uns gerne eine Mail an kleinspecht@lbv.de
FAQ`s
Ja, Sie können die Spechtbeobachtungen zunächst im Feld in einen Papierbogen eintragen (DDA-Vorlage). Dazu können Sie sie sich eine Zählroute mit den einzelnen Zählstopps in ornitho.de anlegen. Wenn Sie sich die Karte mit der Route ausdrucken, können Sie in Kombination mit einer Karten-App auf Ihrem IPhone/Windows Phone die Stopps aufsuchen und die Klangatrappen mit IPhone und Bluetooth-Lautsprecher abspielen (die Klangatrappen müssen in diesem Fall von ornitho.de/dem Spechtmodul heruntergeladen werden). Zuhause können die Beobachtungsdaten dann mithilfe von ornitho.de digitalisiert werden.
Ja, prinzipiell ist dies möglich. Sie sollten die Gegend dann jedoch gut kennen und die Zählstopps ohne GPS-Gerät wiedererkennen. Eine weitere Voraussetzung zum Abspielen der Klangattrappe ist jedoch ein Lautsprecher, auf dem lokal die Klangatrappen gespeichert werden (z.B. mit SD-Karte). Mit den zur Verfügung gestellten Geräten ist dies leider nicht möglich.
Ja, Sie können an den ersten beiden Zählterminen auch andere Spechtarten mittel der jeweiligen Klangatrappen kartieren. Der DDA sowie das LfU bitten sogar darum. Für die Vergleichbarkeit mit dem DDA-Spechtmodul muss hier unbedingt die Methodik abgestimmt sein (https://www.ornitho.de/index.php?m_id=20108).
Es ist leider nicht möglich, während der Erfassungen mit dem Spechtmodul in NaturaList noch andere Vogelarten einzugeben – es sei denn, Sie haben noch ein zweites Smartphone/Tablet. Sie können weitere interessante Vogelarten entweder im Bemerkungsfeld notieren oder Sie geben nachträglich eine Beobachtungsliste ein.
Projektförderung


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