Im Namen des Kiebitzes: LBV zeichnet landwirtschaftliche Betriebe aus
LBV würdigt Engagement für den Vogel des Jahres 2024
Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024 und in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Regionen Bayerns selten geworden. Die intensive Grünlandbewirtschaftung macht ihm zu schaffen, weshalb er vielerorts auf Äcker ausweicht. Doch auch dort kann sich der Kiebitz nur halten, wenn Landwirtinnen und Landwirte Rücksicht auf den Bodenbrüter nehmen, seine Gelege bei der Bewirtschaftung aussparen und im Idealfall den Lebensraum für ihn mitgestalten.
Wir möchten deshalb landwirtschaftliche Betriebe auszeichnen, die sich bereits für den Kiebitz engagieren. Wir wollen den Landwirtinnen und Landwirten danken, die sich für bedrohte Arten wie den Kiebitz einsetzen und zeigen, dass die Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft gelingen kann.
Besonderes Engagement wird mit Festakt geehrt
Jeder teilnehmende Betrieb erhält als Dankeschön eine Plakette mit einem Kiebitz-Motiv und der Anerkennung des LBV, die am Hofeingang oder an Betriebsgebäuden angebracht werden kann, um auf das Engagement für den Artenschutz aufmerksam zu machen. Einige Landwirtinnen und Landwirte, die sich besonders für den Vogel des Jahres 2024 einsetzen, werden zudem im September bei einem Festakt geehrt. Diese engagierten Betriebe sind für den Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft unverzichtbar.
Auszeichnung 2024: Schutzmaßnahmen, Videos und Veranstaltung
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige der Schutzmaßnahmen der Landwirte vor.
In vielen Stunden Beobachtung stellen ehrenamtliche Kiebitzschützerinnen und Kiebitzschützer aus der Ferne fest, wo die Kiebitze ihre Nester anlegen und die gut getarnten Eier ablegen. Einfacher haben es aufmerksame Landwirte, die hoch oben vom Traktor aus die brütenden Weibchen erkennen können.
Kiebitze bauen ihr einfaches Nest immer auf nacktem Erdboden und legen dort eine Mulde an. Da intensiv bewirtschaftete Wiesen heutzutage kaum mehr offene Bodenstellen aufweisen, brüten Kiebitze nur noch selten im Grünland. Stattdessen sind sie häufig auf Sommerungen wie Mais ausgewichen, die zum Brutbeginn im März vegetationslos sind.
Landwirt Gerhard Pröbstl schaut selber immer nach den Kiebitzen und hat von sich aus mehrere Äcker umgebrochen, damit die Kiebitze im März Brutflächen finden konnten. 13 Brutpaare (!) haben sich auf seinen Äckern eingefunden. Pröbstl achtet stets auf die markierten Gelege, lässt die Untere Naturschutzbehörde mit Ehrenamtlichen Zäune bauen und gibt vor der Bewirtschaftung seiner Flächen rechtzeitig Bescheid, damit die Kiebitzschützerinnen auf den Äckern und Wiesen schauen können, ob Gefahr für Küken besteht und diese ggfs. bergen können. Er hat zum Schutz der brütenden Kiebitze den Maisanbau verzögert und erhält dafür Förderung über die Landschaftspflege-Richtlinie.
Landwirt Christian Matthesius aus Langerringen (Landkreis Augsburg) nutzt die GPS-Lenkung seines Traktors, um die Flächen, die von Kiebitzen angeflogen werden und die Nester bzw Altvögel mit gps-Koordinaten den Mitarbeitern des LBV zu melden. Bei ihm brüten die Kiebitze auch auf einem Ackerbohnen-Acker. Auf dem Bild ist ein Altvogel und eine Reihe weiter rechts ein Küken zu sehen.
Auf einem Acker in Aiterhofen von Landwirt Gerhard Krinner entdeckte Kiebitz-Nester, die im gps-System gespeichert und den Mitarbeitern des LBV gemeldet sind. Krinner spricht dankenswerterweise auch Berufskollegen darauf an, Nester zu markieren und bei der Bearbeitung auszusparen.
Landwirt Josef Kain hat in Pfaffing (Lkr. Rosenheim) ein brach liegendes „Kiebitzfenster“ für den Kiebitz angelegt und mit vier Litzen, die unter Strom stehen, vor räuberischen Säugetieren geschützt.
Auch Landwirt Thomas Thurnhuber hat auf seinem Maisacker ein Kiebitz-Nest mit einem unter Spannung stehenden Litzenzaun eingezäunt
Hopfenbauer Bernhard Weichenrieder aus Wolnzach wendet eine originelle Methode an, um die Gelege des Kiebitz zu schützen: Vor der Bodenbearbeitung deckt er das Nest kurzzeitig mit einem Pflanzenschutz-Schutzanzug ab, um das Gelege bei der Bewirtschaftung zu umfahren.
Landwirt Vitus Hörfurter hat als „Kiebitzfenster“ eine 0,57 ha große Ackerbrache angelegt, die sehr gerne von Kiebitzen angenommen wird. Die Ackerbrache wird von der Unteren Naturschutzbehörde Rosenheim jährlich über die Landschaftspflege-Richtlinie gefördert.
Von Landwirt Sepp Baumann angelegte Ackerbrache, die mit einem Elektrozaun umzäunt ist. Die Gelege und Küken der Kiebitze sind so vor Prädatoren wie Fuchs und Wiesel geschützt.
Landwirt Josef Kain hat für die Kiebitze einen Acker als Brache mit verzögertem Maisanbau angelegt und zum Schutz vor Prädatoren weiträumig umzäunt. Rechts im Bild ist zu sehen, dass er bei einem Teil der Brache den Boden offen gehalten hat, um den Küken die Nahrungssuche zu erleichtern.
Das Bild zeigt einen Maisacker mit verspäteter Maisaussaat (nach dem 20. Mai). In der hinteren Bildhälfte hat Landwirt Vitus Hörfurter vor Brutbeginn eine Ackerbrache angelegt, die von den Kiebitzen als Brutfläche angenommen wurde
Landwirt Gerhard Pröbstl hat in seiner Wiese durch den Landschaftspflegeverband eine Seige anlegen lassen, damit die Kiebitze Wasser und stocherfähigen Boden finden. In Trockenzeiten haben er und seine Söhne immer auf Bitte der Unteren Naturschutzbehörde hin sofort mit dem Güllefass Wasser für die Kiebitzküken an viele Stellen im Kiebitzgebiet gefahren. Er hat außerdem am Rand der Wiese einen Streifen ungemäht stehen lassen als Deckung für die Kiebitze.
Landwirt Thomas Thurnhuber spart in Gmain eine kleine Seige in einer Wiese, die sehr beliebt bei den Kiebitzen ist, bei der Bewirtschaftung aus.
Wasserpfützen auf der unbefestigten Hofeinfahrt von Landwirt Sepp Baumann werden von den Kiebitz-Küken zur Nahrungssuche aufgesucht.
Die Flächen von Landwirt Jürgen Hummel befinden sich im Wiesenbrütergebiet bei Lamerdingen. Das Schild erläutert die Veränderung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten und die heutigen Maßnahmen zum Schutz der selten gewordenen Wiesenbrüter, an denen Landwirt Hummel engagiert mitwirkt.
Kiebitzschutz auf dem Feld - So geht's!
Drei der ausgezeichneten Landwirte durften wir 2024 bei ihrem Einsatz für den Kiebitz begleiten. Viel Spaß beim anschauen!
Unterstützt wird die Initiative von der Post Code Lotterie.