Trockenheit in Bayern: Weißstörche werfen Küken aus dem Horst
Altstörche reduzieren bei Nahrungsmangel die Anzahl der Jungvögel – Bestandszahlen trotzdem stabil
Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Monate hat zu schweren Bedingungen für junge Weißstörche in Bayern geführt. Aus mehreren Landkreisen – darunter Coburg, Ansbach und Donau-Ries – berichten die ehrenamtlichen Horstbetreuerinnen und -betreuer des LBV, dass einige Altvögel nicht mehr in der Lage sind, ihren gesamten Nachwuchs ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Wegen des ausbleibenden Regens im Frühjahr finden die Störche für sich und ihre Jungen weniger kleine Beutetiere wie Regenwürmer, Amphibien und Mäuse. Um wenigstens ein paar Küken durchzubringen, reduzieren einige Altvögel aktiv die Zahl ihres Nachwuchses und werfen Küken aus dem Horst. Trotz dieser schwierigen Umstände bewertet der LBV die Gesamtsituation des Weißstorchs in Bayern weiterhin als stabil – vereinzelte Verluste junger Störche seien derzeit noch kein Anlass zur Besorgnis.

Wetterextreme erschweren die Nahrungssuche

Während 2024 die heftigen und langanhaltenden Regenschauer im Mai und Juni in Südbayern dazu geführt haben, dass viele junge Weißstörche an Futtermangel und Unterkühlung gestorben sind, macht den Jungvögeln in diesem Jahr vor allem der Nahrungsmangel infolge der Trockenheit zu schaffen. Bleibt der Regen über lange Zeit aus, ziehen sich Regenwürmer in tiefere Schichten des hart werdenden Bodens zurück. Ausgetrocknete Gewässer sorgen für weniger Amphibien. Und auch Mäuse finden in trockenen Phasen weniger Nahrung – was ihre Population sinken lässt.
Wenn die Altvögel merken, dass das Futter nicht für alle Küken ausreicht, packen sie eins der Jungen – nicht unbedingt das kleinste – am Hals und werfen es aus dem Nest. So stellen sie sicher, dass zumindest die anderen genug Futter bekommen. Das sind natürliche Prozesse, die keinen Grund zur Sorge bieten. So traurig diese Verluste auch sind, ist das der Lauf der Natur. Im Vogel- und Naturschutz geht es darum, die Erhaltung der Art zu sichern, aber nicht einzugreifen, wenn einzelne Tiere an natürlichen Ursachen sterben.
Auch 2025 siedeln Brutpaare an neuen Plätzen

Die Bestandszahlen des Weißstorchs sind mit über 1.200 brütenden Paaren in Bayern im vergangenen Jahr stabil. Die bisher bekannten Jungenabwürfe sowie der Nahrungsmangel sind für die Population des Weißstorchs noch nicht alarmierend. Störche können Verluste durch Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Trockenheit in den folgenden Jahren ausgleichen.
Wenn sich massive Wettereinflüsse allerdings häufen, wovon in Zeiten der Klimakrise auszugehen ist, wird sich das vermutlich langfristig auch auf den Weißstorchbestand auswirken. Deswegen ist es wichtig, dass wir die Bestandszahlen hier weiterhin im Blick behalten. Für den Fall, das aus dem Nest geworfene Storchenküken auf Dächern oder am Boden aufgefunden werden, können diese in eine Wildvogel-Pflegestationen gebracht werden.
Seit der Jahrtausendwende nimmt der Bestand der Weißstörche in Bayern kontinuierlich zu, sodass der LBV für 2025 erneut von einem Bestandsanstieg ausgeht. Dieses Jahr gab es allein im Landkreis Ansbach über 50 Brutpaare, die sich neu angesiedelt und ein Nest gebaut haben. Vermutlich sind uns einige Nester auch noch nicht bekannt. Auch in Nord- und Ostbayern steigt der Bestand langsam an, wie zum Beispiel in Hengersberg im Landkreis Deggendorf mit gleich drei neuen Nestern.
Bayernkarte mit Weißstorch-Nestern
Die Weißstorchkarte des LBV zeigt eine Übersicht der aktuell besetzten Nester unter www.lbv.de/storch. Dort kann jede und jeder nachschauen, ob das jeweilige Nest und die aktuellen Informationen zur Brut oder dem Nachwuchs schon vermerkt wurden. Ansonsten können aktuelle Daten uns gern gemeldet werden. Wir freuen uns über jeden Weißstorchfan, der ein neues Nest für uns im Auge behält – am besten längerfristig. Das hilft uns den Bestand zu überwachen. Jede und jeder, dem vor Ort ein neues Storchenpaar auffällt, kann dies dem LBV per E-Mail melden an weissstorch@lbv.de
