Felsen erobern, Arten schützen: Wie Naturschutz und Klettersport zusammengeht
LBV, LfU und Kletterverbände schützen seit 25 Jahren erfolgreich Uhu und Wanderfalke in der Fränkischen Schweiz
In den 1990er Jahren waren zwei der imposantesten Felsbrüter Bayerns, der Wanderfalke und der Uhu, in der Fränkischen Schweiz sehr selten geworden – ausgelöst durch Pestizide sowie Störung und Verfolgung durch den Menschen. Um die Jahrtausendwende konnten beide Arten gerade noch vor dem Aussterben bewahrt werden. Damit sie langfristig geschützt sind, haben der LBV und das Bayerische Landesamt für Umwelt vor 25 Jahren das Artenhilfsprogamm Felsbrüter ins Leben gerufen.
© Marcus Bosch
Der engen Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Kletterverbänden ist es zu verdanken, dass die beiden Arten in der Fränkischen Schweiz wieder einen natürlichen Lebensraum gefunden haben. Der Uhu, die größte Eule Europas, brütet dort jetzt wieder in beachtlicher Zahl. Nach dem Rekord im Vorjahr mit über 100 Revieren konnten 2025 stabile 83 Reviere nachgewiesen werden. Auch der Wanderfalke, der schnelle Jäger der Lüfte, ist dank intensiver Schutzmaßnahmen vor dem Aussterben bewahrt worden. Aktuell kommen in 22 Revieren der Fränkischen Schweiz Wanderfalken vor, dreimal mehr als zum Start des Artenhilfsprogamm.
Naturschutz wirkt
Das Artenhilfsprogramm für Uhu und Wanderfalke zählt zu den erfolgreichsten im bayerischen Naturschutz: Beide Arten stehen seit 2016 nicht mehr auf der Roten Liste der Brutvögel Bayerns – ein klarer Beleg dafür, dass Schutzmaßnahmen wirken. Die Bestände haben sich stabilisiert oder steigen sogar, die Vögel kehren an ihre Brutplätze zurück. Das ist der gezielten Lenkung der Freizeitnutzung, der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und dem systematischen Monitoring zu verdanken. „Durch die frühzeitige Zusammenarbeit mit unseren Partnern und die finanzielle Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz konnten wir wichtige Maßnahmen umsetzen und eine verlässliche Datenbasis schaffen“, sagt Dr. Monika Kratzer, Präsidentin des LfU.
Regionale Kletterkonzepte zahlen sich aus
Schon lange vor Beginn des Artenhilfsprogamm kam es zu ersten Konflikten zwischen den Interessen des Naturschutzes und des Spotkletterns. Wo seltene Vögel in Höhlen und Nischen am Felsen brüten, können Kletteraktivitäten erhebliche Störungen verursachen, die im schlimmsten Fall zum Verlust des Brutplatzes führen. Um diese Gefahren zu verringern und gleichzeitig die Belange des Klettersports anzuerkennen, erarbeiteten der Deutschen Alpenverein (DAV), die IG Klettern, die zuständigen Naturschutzbehörden und der LBV gemeinsam Regeln für naturverträgliches Klettern. „Die vertrauensvolle Kooperation von DAV, IG Klettern und LBV hat dazu beigetragen, dass unter anderem Uhu und Wanderfalke an unseren Felsen wieder erfolgreich brüten. Sport und Naturschutz ziehen gemeinsam an einem Strang – zum Vorteil für seltene Arten und für die Klettergemeinschaft, die mit befristeten Einschränkungen ihrer Leidenschaft nachgehen kann“, bekräftigt auch Dr. Jürgen Kollert, 1. Vorstand der IG Klettern.