Aktiv in der Kommunalpolitik
Wie sich LBVler politisch vor Ort engagieren
Am 8. März 2026 finden in Bayern Kommunalwahlen statt. Dafür werden im Herbst die Listen der Kandidatinnen und Kandidaten zusammengestellt. Nirgends ist Politik so nahe am Menschen wie direkt vor Ort. Gemeinde- oder Stadträte leisten einen wichtigen Beitrag zur lebendigen Demokratie. Auf kommunaler Eben geht es um viele Themen, die auch dem LBV wichtig sind. Sei es die Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete, der Biotopverbund oder der Bau von Schulen und Kindertagesstätten.
Wir haben vier LBV-Aktive nach ihrem Engagement in der Kommunalpolitik gefragt und wollen damit auch anderen Lust machen, sich in die kommenden Kommunalwahlen aktiv einzubringen – im besten Falle als Kandidatin oder Kandidat.
Wir laden in diesem Rahmen zu einem Infoabend für LBV-Aktive ein, die bereit wären, sich für ein kommunales Amt zur Verfügung zu stellen.
Termin: 1. Oktober 2025, 19 Uhr (online). Die Anmeldung erfolgt per E-Mail an Sandra Thiel unter anmeldung@lbv.de
Interview mit Klaus Sanzenbacher
Kitzingen, Bündnis 90/Die Grünen,
seit 5 Jahren
Stadtrat und Kreisrat
Wie bist Du zu Deinem Amt gekommen?
Ich habe mich entschieden, nicht mehr nur über Politik zu reden, sondern wollte selbst aktiv etwas bewegen. Als Partei kamen für mich nur die Grünen in Frage, da sich hier die größten Schnittmengen mit meinen umweltpolitischen Zielsetzungen ergaben. Hinzu kam die tolle Zusammenarbeit im Rahmen des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“. Als “Fachmann“ für Ökologie wurde ich auf vordere Listenplätze für die Stadtrats- und Kreistagswahl gesetzt und 2020 auch in beide Gremien gewählt.
Welchen Tipp hast Du für Einsteiger in die Kommunalpolitik?
Wichtig ist, sich ausreichend zu informieren, was in dem Gremium bewegt werden kann, für das man kandidieren will. Der Bereich Naturschutz/Umweltschutz bietet auf Kreisebene aufgrund fehlender Zuständigkeit des Kreistages relativ wenig Gestaltungsmöglichkeiten. Viel kann auf Gemeindeebene über Anträge bewegt werden. Wesentlich für einen Erfolg ist eine Vernetzung im Stadtrat mit Gleichgesinnten. Für Basisinfos gibt es Angebote z.B. von politischen Stiftungen, was für Anfänger sehr hilfreich ist.
Was ist Deine Motivation Dich kommunalpolitisch zu engagieren?
Das Volksbegehren und die Zusammenarbeit mit den anderen Trägern hat viel Spaß gemacht und mich überzeugt, selbst politisch aktiv zu werden anstatt nur zu schimpfen. Aber auch der Klimawandel war für mich ausschlaggebend, da wir in Kitzingen an einem der heißesten und trockensten Orte leben und hier gefühlt von der Kommunalpolitik nichts unternommen wurde. Ich wollte nicht mehr nur zusehen, sondern versuchen, meine Erfahrungen in der Naturschutzarbeit in die Kommunalpolitik einfließen zu lassen.
Was hast Du durch Deine aktive Zeit neu über Politik gelernt?
Man muss auch mit Kompromissen leben können, insbesondere wenn die Mehrheiten fehlen, grundlegend was zu verändern. Dazu gehört auch, sinnvolle Initiativen von anderen demokratischen Parteien zu unterstützen, auch wenn hier vielleicht eine eigene Idee "geklaut" wurde. Mangels ökologischen Wissens in den Parteien, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist es umso wichtiger, mehr im Naturschutz engagierte Personen für eine Teilnahme an der aktiven Kommunalpolitik in demokratische Parteien zu begeistern.
Interview mit Franz Graf
Wie bist Du zu Deinem Amt gekommen?
Der amtierende Bürgermeister ging in Ruhestand und ich wollte den Kandidaten meiner Partei im Wahlkampf unterstützen. So bin ich dann auch zu meiner Kandidatur zum Gemeinderat gekommen. Ich war mit dabei, das Wahlprogramm auszuarbeiten und so auch für die kommende Amtsperiode die richtigen Themen zu finden. Außerdem wollte ich nicht nur immer kritisieren, sondern selbst was zur positiven Entwicklung meiner Gemeinde beitragen.
Welchen Tipp hast Du für Einsteiger in die Kommunalpolitik?
Für Einsteiger gibt es meiner Meinung nach nur eines: einfach machen. Man wächst mit seinen Aufgaben, es gibt genug Gemeinderatskollegen, die schon die Erfahrung haben und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es macht richtig Spaß, mit entscheiden zu können und dann die Auswirkungen der Entscheidung mitzubekommen.
Was ist Deine Motivation Dich kommunalpolitisch zu engagieren?
Ich will was bewegen, ich will bei Entscheidungen mitwirken, ich will sehen, wie sich die Gemeinde für die Zukunft verändert, ich will Lösungen finden, Probleme lösen, positive Akzente setzen.
Was hast Du durch Deine aktive Zeit neu über Politik gelernt?
Ich habe gelernt, dass nicht alles so einfach ist, wie es sich die Bürger vorstellen, oder was man sich selbst vorstellt. Es ist alles viel komplexer, als es in den Medien dargestellt wird. Hier sieht man ja nur die Ergebnisse. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass auch unpopuläre Entscheidungen mit zu meiner Tätigkeit gehören, ich kann es nicht allen Recht machen, das meiste wird mit Kompromissen gelöst. Es gibt Gesetze, Bestimmungen und Vorschriften, die viele Lösungsansätze einschränken. Ich bin jetzt 11 Jahre im Gemeinderat und lerne immer noch dazu, auch kann ich die „große Politik“ viel besser verstehen, vor allem wenn Entscheidungen getroffen werden, die so nicht versprochen wurden.
Kirchheim, CSU,
seit 11 Jahren Gemeinderat
Interview mit Willi Reinbold
Eichstätt, ÖDP,
seit 29 Jahren Kreisrat,
seit 23 Jahren Stadtrat
Wie bist Du zu Deinem Amt gekommen?
Ich wurde 1995 gefragt, ob ich auch für eine Partei (ÖDP) für den Kreistag kandidiere.
Welchen Tipp hast Du für Einsteiger in die Kommunalpolitik?
Man soll sich gut überlegen, welche Forderungen gestellt werden. An die Verwirklichung sollte man anfangs nicht allzu große Hoffnungen stellen. Oft ist man erst nach Jahren überzeugend.
Was ist Deine Motivation Dich kommunalpolitisch zu engagieren?
Stellungnahmen durch den LBV wurden in den öffentlichen Sitzungen nicht mal genannt. Sie hatten meist keinen Einfluss auf die Entscheidungen. Als Mandatsträger hat man das Recht, dass man zumindest öffentlich angehört wird. So konnte ich viele Arten- und Naturschutzthemen einbringen und sie wurden zumindest diskutiert.
Was hast Du durch Deine aktive Zeit neu über Politik gelernt?
In der Kommunalpolitik braucht man einen langen Atem und Überzeugungsarbeit gelingt nicht (nur) im Kreistag, sondern viel öfter bei den Verwaltungsmitgliedern. Dazu sind viele persönliche Kontakte notwendig.
Interview mit Brigitte West
Wie bist Du zu Deinem Amt gekommen?
1982: Waldsterben und Donauausbau waren die Themen vor Ort. Ich war in der neugegründeten BN-Ortsgruppe aktiv, hatte auch Kontakte zum LBV. Da wir im Dorf immer als letzte interessante Informationen bekamen, z. B. geplante Baumaßnahmen, Eingriffe in die Natur etc. und weil wir unsere Naturschutzpositionen in den Marktrat direkt einbringen wollten, gründeten wir eine „Unabhängige Liste“ – eine freie Wählergemeinschaft, für die ich kandidierte und 1992 in den Marktrat einzog.
Welchen Tipp hast Du für Einsteiger in die Kommunalpolitik?
Es ist wichtig, die Verfahrensschritte z. B. bei Bauleitplanungen, aber auch Zusammenhänge im kameralistischem Haushaltssystem zu kennen. Daher empfehle ich Angebote zur Fortbildung über GRIBS oder andere qualitative Seminare zu besuchen. Als Naturschützer gehört man in den Räten meistens einer Minderheit an, von daher kann man am besten mit Fachwissen punkten und wird dann entsprechend ernst genommen. Gerade als Frau machte ich diese Erfahrung.
Was ist Deine Motivation Dich kommunalpolitisch zu engagieren?
Ich war damals, als ich zum ersten Mal kandidierte, verhältnismäßig jung und ich dachte mit meiner Intelligenz und meinen guten Ideen könnte ich „die Welt verbessern“ - wenigstens in meiner Heimatgemeinde. Es war mir und es ist mir bis heute ein großes Anliegen, mein grünes Gedankengut vor Ort einzubringen. Auch meine Kinder sind eine große Motivation, immerhin ging es auch um deren lebenswerte Zukunft.
Was hast Du durch Deine aktive Zeit neu über Politik gelernt?
Im Gemeinderat musste ich bald lernen, dass man im Gremium auf dem Dorf nicht leicht auf eine gemeinsame Gesprächsebene gelangt und daher sachliche Erörterungen sehr selten stattfinden. Bei Entscheidungen liegen oft ganz persönliche Motive der KollegInnen zu Grunde und Mehrheiten sind quasi „unter der Hand“ längst im Vorfeld der Sitzungen gefunden. Erfolge hat man daher nur mit einer sehr guten Vernetzung nach außen und einem guten Draht zur Presse.
Und: Es geht in der Politik nicht ehrlich zu.
Donaustauf, Unabhängige Bürgerliste,
seit 33 Jahren Markträtin