Faszinierende Insektenvielfalt im Rainer Wald: Über 1.000 Arten gefunden
LBV-Schutzgebiet im Donautal ist wahres Naturjuwel – Flächenankauf ermöglicht Artenvielfalt in Schutzgebieten
Metallisch grün, blau und rot schillernd, mit zwei Flügelpaaren und großen Facettenaugen präsentieren sich die Edelsteine unter den Insekten im Rainer Wald: Eine beeindruckende Vielfalt an Goldwespen, darunter zahlreiche gefährdete Arten, konnten auf den Lichtungen mitten im Rainer Wald festgestellt werden. Jetzt ausgewertete Kartierungsergebnisse aus 2023 zeigen beeindruckende Insektenbestände im Schutzgebiet: Über 1.000 Insektenarten tummeln sich im Rainer Wald, darunter fast 100 Arten, die in Bayern auf der Roten Liste stehen.

Vielfältige Lebensräume im Rainer Wald

Seit 2009 befindet sich das Waldstück im Donautal zwischen Straubing und Regensburg im Besitz des LBV und ist mit rund 250 Hektar das größte LBV-Schutzgebiet. Der Rainer Wald ist ein Paradebeispiel, wie wirkungsvoll der Kauf von Naturschutzflächen für die Artenvielfalt, insbesondere die Insektenvielfalt sein kann.
Mit seinem Reichtum an stark unterschiedlichen Lebensräumen und seiner Jahrhunderte langen Biotoptradition gilt der Rainer Wald als wahres Naturjuwel. So gibt es neben sumpfigen Wäldern auch trockene Sand- und Kiesbereiche sowie hochwertige Alteichenbestände. Lichtungen und Feuchtwiesen bieten Raum für zahlreiche heimische Kräuter, wie Weiße Taubnessel, Teufelskralle oder Sumpf-Helmkraut.
Diese vielfältige Landschaft bietet idealen Lebensraum für zahlreiche Insektenarten, die Pflanzenvielfalt schafft ein breites Nahrungsangebot.
Vorkommen seltener und gefährdeter Insektenarten
Im Rainer Wald konnten die Artenschützerinnen und Artenschützer des LBV im Rahmen eines Insekten-Monitorings 2023 eine faszinierende Vielfalt an Insekten feststellen: Mindestens 1.035 Insektenarten tummeln sich im Rainer Wald. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen noch von viel höheren Artvorkommen aus, die bei umfangreicheren Kartierungen und erweiterten Fangmethoden entdeckt werden könnten.

Arten wie der stark gefährdete Schaufelkäfer sind in Bayern eine Seltenheit. Als sogenannte Urwaldreliktart weist sein Vorkommen im Schutzgebiet darauf hin, dass der Wald seit langer Zeit zumindest in Teilen in einem naturnahen Zustand ist. Für seine Entwicklung ist der Schaufelkäfer auf bodennahe tote Baumstämme angewiesen. Diese findet er in naturbelassenen Wäldern. Es wurde sogar den Blattkäfer Longitarsus fulgens entdeckt, der in Bayern als ausgestorben gilt.
Neben Arten, die sich im feuchten Totholz wohlfühlen, kommen im Rainer Wald auch erstaunlich viele wärmeliebende Insektenarten offener Lebensräume, wie Goldwespen, vor. Goldwespen leben parasitisch, viele von ihnen entwickeln sich in den Nestern verschiedener Wespen oder Wildbienen.
Die Goldwespe Chrysis leachii parasitiert beispielsweise bei bestimmten Grabwespen, das bedeutet die Goldwespenlarve frisst zunächst die Wirtslarve oder das Ei, um sich anschließend vom Futtervorrat zu ernähren. Diese Goldwespenart gilt in Bayern als stark gefährdet. Im Rainer Wald schaffen sandige Hänge und warme Bereiche mit Blütenangebot ideale Lebensbedingungen für die seltene Art.
Flächenankauf ermöglicht Artenvielfalt
Die Vielfalt an Lebensräumen innerhalb des Schutzgebietes gilt es zu erhalten. Früher wurden Auwälder, wie der Rainer Wald, regelmäßig von Flüssen überschwemmt. Dabei entstanden Lichtungen und Rohböden, die als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere dienen. Heute werden diese Prozesse durch Biotoppflege, wie etwa dem Baggern von Tümpeln und Aufschütten des Aushubmaterials, nachgestellt. Das Vorkommen vieler seltener Arten macht den Rainer Wald unersetzlich für Bayerns Natur. Flächen wie diese müssen geschützt und erhalten werden. Dank seiner zahlreichen Mitglieder und Spender kann der LBV genau das auf mittlerweile 3.600 Hektar Pacht- und Eigentumsflächen in ganz Bayern tun.
