Effektive Schutzmaßnahmen für das Braunkehlchen

Das hilft unseren Wiesenbrütern langfristig

Wiesenbrüter für das Braunkehlchen sind in höchstem Maße bei uns in Bayern bedroht. Dabei ist dies nicht nur das Ergebnis eines einzelnen Faktors vieler, die zu dieser Verschlechterung beitragen. Es leidet vor allem unter Verlust und Verschlechterung seines Lebensraums in seinen Brutgebieten und ist zusätzlich Gefahren auf seinem Zugweg und in seinen Überwinterungsgebieten ausgesetzt. Mehr über die Gefährdungsursachen erfahren Sie ausführlicher hier.

Braunkehlchen auf einem Stamm | © Helmut Wopperer © Helmut Wopperer

Brutplätze kurzfristig sichern – Lebensraum langfristig verbessern

Braunkehlchen sind Bodenbrüter und reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen in der Flächennutzung. Wirksamer Schutz muss deshalb direkt in der Fläche ansetzen: Dort, wo die Vögel brüten, Nahrung suchen und ihre Jungen aufziehen. Die folgenden Maßnahmen haben sich als besonders wichtig erwiesen, um Braunkehlchen in offenen Wiesenlandschaften zu erhalten.

Schonstreifen – sichere Brutplätze im Grünland

Schonstreifen sind ungemähte Bereiche innerhalb oder am Rand von Wiesen, zum Beispiel entlang von Gräben, Zäunen oder Wegen. Sie bleiben während der Brutzeit stehen und werden erst später oder gar nicht gemäht.

Warum helfen sie dem Braunkehlchen?
Braunkehlchen brüten bevorzugt in höherer, strukturreicher Vegetation. Schonstreifen bieten:

  • Deckung für Nest und Jungvögel
  • Schutz vor Mahd
  • ein hohes Insektenangebot als Nahrung

Damit Schonstreifen wirksam sind, braucht es ausreichend Größe und Breite. Fachlich empfohlen werden Flächen von rund 900 m² und eine Mindestbreite von etwa 40 Metern, um das Risiko durch Fressfeinde zu reduzieren. Ziel ist es, einen Großteil der regelmäßig genutzten Brutbereiche auf diese Weise abzusichern.

Schutzkörbe und individueller Brutplatzschutz

Ein Schutzkorb für Braunkehlchen steht inmitten einer grünen Wiese | © Martin Küblbeck © Martin Küblbeck
Schutzkörbe für Braunkehlchen haben sich als effektiver Gelegeschutz bewiesen

Wenn ein Nest akut durch Mahd, Prädation oder andere Eingriffe gefährdet ist, kann ein temporärer individueller Schutz notwendig werden.

Wie funktioniert das?
Nach fachlicher Prüfung und in enger Abstimmung mit Bewirtschaftern und Bewirtschafterinnen werden:

  • Brutplätze lokalisiert und gekennzeichnet
  • bei Bedarf Schutzkörbe oder vergleichbare Konstruktionen eingesetzt.
  • die Nester regelmäßig kontrolliert

Diese Maßnahmen sind gezielt, zeitlich begrenzt und dienen dazu, den Bruterfolg unmittelbar zu erhöhen. Wichtig ist: Solche Eingriffe gehören in fachkundige Hände – bitte nicht selbst auf eigene Faust umsetzen!

Hintergrund Schutzkörbe: Schutzkörbe sind temporäre, bodennahe Schutzkonstruktionen, die über einem Nest platziert werden. Sie werden vor allem bei akut gefährdeten Bodenbrütern eingesetzt, wenn andere Maßnahmen (z. B. Mahdverschiebung) nicht ausreichen. Ziel ist vor allem der Schutz vor Prädation (v. a. Fuchs, Marder, Rabenvögel), Schutz vor landwirtschaftlichen Arbeiten (Mahd, Befahren) und Erhöhung des Bruterfolgs in intensiv genutzten Flächen

Die Maßnahme gilt als anerkanntes Notfallinstrument im Wiesenbrüterschutz.

Entbuschung und offene Landschaften

Braunkehlchen meiden Gebiete mit starker Gehölz- oder Waldrandnähe. Solche „Kulissen“ erhöhen das Prädationsrisiko und machen Flächen für die Art unattraktiv. Durch gezielte Entbuschung und Gehölzentfernung bleibt die Landschaft offen:

  • bessere Übersicht für die Vögel
  • geringeres Risiko durch Fressfeinde
  • höhere Attraktivität als Brutgebiet

Offene Wiesenlandschaften sind eine zentrale Voraussetzung für stabile Braunkehlchenbestände.

Gräben und Feuchtstrukturen – mehr Nahrung, mehr Struktur

Feuchtwiese_im_Donaumoos | © Derer Frank © Derer Frank

Feuchte Bereiche sind besonders insektenreich und damit entscheidend für die Ernährung von Alt- und Jungvögeln. Gräben, Seigen und flache Mulden können wertvolle Lebensraumelemente sein, wenn sie naturnah gestaltet sind. Wichtige Ansätze sind:

  • strukturreiche Grabenränder
  • abschnittsweise oder einseitige Mahd
  • Erhalt und Verbesserung von Feuchtstellen

Ziel ist ein schrittweiser, praxistauglicher Weg, der Naturschutz und Bewirtschaftung miteinander verbindet.

Prädationsmanagement – gemeinsam Verantwortung übernehmen

Rotfuchs | © Henning Werth © Henning Werth

Prädation bezeichnet den Verlust von Gelegen, Jungvögeln oder brütenden Altvögeln durch Fressfeinde. Für das Braunkehlchen ist sie heute – neben Mahdverlusten – eine der Hauptursachen für den geringen Bruterfolg. Fressfeinde finden Nester in offenen, strukturarmen Landschaften immer leichter. Besonders problematisch ist, dass dabei häufig auch die brütenden Weibchen ums Leben kommen.

Deshalb setzt moderner Wiesenbrüterschutz auf einen kombinierten Ansatz: bessere Lebensräume, ausreichend breite Schonstreifen, gezielten Schutz einzelner Bruten und eine enge Zusammenarbeit mit Jagd und Landwirtschaft. Ziel ist es, Prädationsverluste so weit zu reduzieren, dass Braunkehlchen wieder erfolgreich Nachwuchs großziehen können.

Prädationsmanagement ist kein Einzelinstrument, sondern Teil eines gesamtökologischen Ansatzes, der Lebensraumqualität, Brutplatzschutz und Kooperation verbindet.

Störungen durch Freizeitnutzung reduzieren

Das Braunkehlchen ist ein Bodenbrüter und zieht seine Jungen in Wiesen und Mooren groß – besonders empfindlich ist die Zeit von Frühjahr bis in den Juli. Störungen durch Spaziergänger, freilaufende Hunde oder Hobbysport können dazu führen, dass Altvögel das Nest verlassen. Das Gelege bleibt dann ungeschützt, kann auskühlen oder wird leichter Beutegreifern zum Opfer.

Schon mit einfachen Regeln können Sie helfen: Bleiben Sie auf den Wegen, halten Sie Abstand, verhalten Sie sich ruhig und führen Sie Hunde in Wiesenbrütergebieten unbedingt an der Leine. So ermöglichen Sie dem Braunkehlchen eine erfolgreiche Brut – ohne auf Naturerlebnis verzichten zu müssen. Mehr zum Thema und kostenloser Flyer

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