Pilotprojekt Horchboxen – Begeisterung für Vogelstimmen
Tierstimmen hören – Natur verstehen
Ob das charakteristische „Kuckuck!“, der Gesang einer Singdrossel, das Trommeln eines Buntspechts oder das Quaken einer Erdkröte – viele Tierarten hinterlassen akustische Spuren. Diese Geräusche sind mehr als nur Klangkulisse: Sie verraten viel über Vorkommen, Verhalten und Aktivität von Tieren (direkt zu Tonbeispiele hören springen).
Mit speziellen Aufnahmegeräten – hier genannt „Horchboxen“ – können solche Naturlaute erfasst und systematisch ausgewertet werden. Die Geräte arbeiten nach dem Prinzip des passiven akustischen Monitorings (PAM). Sie zeichnen kontinuierlich Umgebungsgeräusche auf, ohne die Tiere zu stören – ideal für schwer zugängliche Lebensräume, nachtaktive Arten oder sensible Tiergruppen.

Ein Projekt zwischen Naturschutz und Technik

Im Rahmen einer neuen gemeinsamen Initiative des LBV und der Audi Stiftung für Umwelt werden gemeinsam mit Auszubildenden der AUDI AG Prototypen für Aufnahmegeräte weiterentwickelt und gebaut, um verschiedenen Ansprüchen im Feld zu entsprechen:
- einfach zu bedienen, aufbauen und warten: für den Laien- und Hobbybereich
- Einsatz zum Beispiel auf der Streuobstwiese oder für Kreisgruppenflächen
- Spezialisierte Version für den Einsatz in schwer zugänglichem oder sensiblem Gelände
Die hier weiterentwickelten Geräte basieren auf Raspberry-Pi-Modulen und der Vogelstimmenerkennung BirdNET („BirdNET Pi“). Getestet werden die Prototypen zunächst auf einer Ausgleichsfläche in der Nähe von Ingolstadt. Später werden auch in den am Osterfelder Steig in den oberbayerischen Alpen zwischen Kreuzeck und Alpspitze eingesetzt, um zu helfen, bestimmte Alpenvögel zu dokumentieren.
Unterschiedliche Optionen zu Energieversorgung, Datenspeicherung und -übertragung werden hier mitgedacht und umgesetzt. Ziel ist es, die Prototypen so zu konzipieren, dass Interessierte sie später nachbauen können und der LBV sie für verschiedene Zwecke einsetzen kann: von Laienbeobachtung im Garten oder im Rahmen von Schulprojekten, über Unterstützung von Monitoring in Kreisgruppen bis hin zum Einsatz im Rahmen von Artenschutzprojekten.
Was kann eine Horchbox?
Eine „Horchbox“ ist ein robustes Audioaufnahmegerät für den Einsatz im Freiland. Entwickelt für den langfristigen Betrieb in unterschiedlichen Umgebungen, vereint sie einfache Handhabung mit leistungsfähiger Technik.

Funktionen und Eigenschaften:
- Geräuscherfassung rund um die Uhr: ein Mikrofon nimmt Tierlaute, in unserem Fall Vogelstimmen, auf – falls gewünscht sowohl tagsüber als auch nachts.
- Wetterfest und geländetauglich: Die Gehäuse sind robust, wetterbeständig und für den Außeneinsatz konzipiert – vom Balkon bis zum Feuchtgebiet.
- Flexible Energieversorgung: Betrieb über Akkus, Batterien oder Solarpaneele – je nach Einsatzort und -zweck.
- KI-gestützte Auswertung: Der eingebaute KI-basierte Vogelstimmenalgorithmus BirdNET analysiert die aufgenommenen Daten und zeigt die unterschiedlichen Vogelarten an.
- Möglichkeit der direkten Veröffentlichung der Daten: An manchen Standorten können die Daten automatisch in die Citizen- Science- Platform BirdWeather einfließen und stehen somit der Forschung und der Allgemeinheit zur Verfügung
Tonbeispiele hören
Unser Prototyp auf der Landesgartenschau

So sieht er nun aus, der Prototyp der Azubis. Seinen ersten Einsatz hat er ab dem 22. Mai auf der Landesgartenschau 2025 in Furth im Wald. Hier könnt ihr demnächst eine Beispielaufnahme anhören oder direkt auf der Citizen Science Platform BirdWeather live mithören.

Vogelvielfalt durch die Ohren erkunden - So klingt es bei uns
*Diese kurzen Tonbeispiele stammen aus dem Dawn Chorus Projekt, einer Kooperation des LBV mit dem Naturkundemuseum Bayern mit BIOTOPIA Lab, der LMU und vielen anderen Partnern (dawn-chorus.org). Sie zeigen, wie unterschiedlich und vielfältig unsere Vögel und Lebensräume klingen können.

OFFENLAND: Ein schönes Feldvogel-Konzert
Gehörte Arten: Feldlerche, Goldammer, Wendehals

DORF: Eine typische Dorfaufnahme
Gehörte Arten: Hausrotschwanz, Amsel, Haussperling, Kohlmeise, Turmfalke

FEUCHTGEBIET: Ein vielfältiges Vogelkonzert am Wasser für Fortgeschrittene
Gehörte Arten: Drosselrohrsänger, Schilfrohrsänger, Kranich, Kuckuck, Nachtigall, Rohrammer
Und so klingt es anderswo auf der Welt: Tonbeispiele aus anderen Ländern

Eine Nachtigall singt in Polen

In Tokyo singen nicht nur die Vögel

Warum der Flötenvogel wohl so heißt? Eine Aufnahme aus Australien

Morgenkonzert aus Ohio, USA
*Die kurzen Tonbeispiele stammen aus dem Dawn Chorus Projekt, einer Kooperation des LBV mit dem Naturkundemuseum Bayern mit BIOTOPIA Lab, der LMU und vielen anderen Partnern. Mehr zum Projekt unter dawn-chorus.org.