5 wissenswerte Fakten über Zugvögel

Faszination Vogelzug jetzt über Bayern erleben – zahlreiche LBV-Veranstaltungen zur BirdWatch am 2. und 3. Oktober

Jedes Jahr im Herbst machen sich Millionen von Vögeln aus Europa auf eine lange, grenzüberschreitende Reise, um den Winter in südlichen Ländern wie Spanien, Portugal oder Afrika zu verbringen. Im Rahmen der 28. europaweiten Aktion BirdWatch laden wir am kommenden Wochenende vom 2. bis 3. Oktober ein, die Faszination Vogelzug hautnah in Bayern mitzuerleben. Zahlreiche Veranstaltungen und Exkursionen, bei denen durchziehende Vögel wie zum Beispiel Finken, Kraniche und Watvögel bestimmt und gezählt werden, bieten ein eindrucksvolles Naturerlebnis.

Kranich | © Rosl Rössner © Rosl Rössner
Kraniche überwintern in Südeuropa und in Nordafrika

Die Beobachtungen am BirdWatch-Wochenende in ganz Europa helfen mit, Veränderungen von Zugzeiten und Flugrouten unserer Vögel festzustellen. So bekommen wir auch Einblicke, inwiefern sich die Klimakrise auf das Zugverhalten auswirken kann. Das Phänomen Vogelzug erklären wir mit fünf wissenswerten Fakten näher. Alle, die das Schauspiel der Zugvögel live miterleben wollen, finden unsere Veranstaltungen hier: BirdWatch-Wochenende.

Jedes Jahr im Herbst machen sich viele in Deutschland brütende Vögel auf eine Reise. Über 50 Millionen Zugvögel verlassen ihre Brutgebiete in Bayern, in denen sie jährlich nur ein paar Monate verbringen, um in Südeuropa oder Afrika zu überwintern. Hinzu kommen 300 Millionen Zugvögel, die unser Land überqueren, hier an geeigneten Rastplätzen Energie tanken, um dann in ihr Winterquartier weiterzuziehen. Am Internationalen BirdWatch-Wochenende greifen Vogelfreund*innen nicht nur in Deutschland, sondern zeitgleich in ganz Europa zu den Ferngläsern und spähen gemeinsam in den Himmel. Ziel dieser Aktion ist es, auf das Thema Vogelzug und die grenzüberschreitenden Probleme des Vogelschutzes aufmerksam zu machen.

Rotkehlchen und Blaumeise fressen an einer Kokosnuss, die mit Fettfutter und Körnern gefüllt ist | © Maria Bauer © Maria Bauer
Auch das weibliche Rotkehlchen geht auf Reisen.

1. Bleiben oder fliegen?

Nicht alle heimischen Vogelarten verbringen das ganze Jahr in Bayern. Insektenfressende Vögel wie Mönchsgrasmücke, Singdrossel oder Zilpzalp finden in den kälteren Monaten des Jahres im Freistaat nicht genügend Nahrung und ziehen in den Mittelmeerraum oder ins nördliche Afrika. Aufgrund der zunehmenden Erderwärmung aber auch der Urbanisierung mit zahlreichen Futterstellen in Gärten und auf Balkonen in den Städten überwintern jedoch immer mehr dieser Kurzstreckenziehern im Brutgebiet. Vögel, die sich hauptsächlich von Körnern und Sämereien ernähren, finden auch im Winter bei uns genügend Futter und bleiben in Bayern. Hierzu zählen Buchfink, Sperling sowie Kohl- und Blaumeise.

2. Kommen Zugvögel auch nach Bayern?


Auch wenn es so scheint, dass manche Vogelarten das ganze Jahr bei uns verbringen, kann dieser Eindruck täuschen. So zieht zum Beispiel ein Teil der bayerischen Rotkehlchen – vorwiegend die Weibchen – im Winter nach Italien, Portugal, Frankreich und Spanien. Rotkehlchen aus Nord- und Osteuropa kommen dagegen zum Überwintern nach Bayern.

Starenschwarm | © Rosl Roessner © Rosl Roessner
Richtung Herbst bilden sich große Starenschwärme

3. In großen Scharen oder als Einzelgänger?

Wer einmal die spektakulären Flugformationen der Stare beobachtet hat, wird dieses Schauspiel nicht so schnell vergessen. Sie schließen sich im Zug zu Scharen mit bis zu 1.000 Tieren zusammen. Ihre riesigen, schwarzen Schwärme sehen aus der Entfernung wie eine große, synchron ziehende Wolke aus. Kuckuck oder Hausrotschwanz dagegen machen sich allein auf die weite Reise. Der Kuckuck als Langstreckenzieher überquert sogar die Sahara, um den Winter südlich des Äquators zu verbringen. Der Hausrotschwanz fliegt im Vergleich dazu eine eher kurze Strecke bis in den Mittelmeerraum.

Sommergoldhähnchen auf dünnem Zweig | © Markus Glässel © Markus Glässel
Sommergoldhähnchen fliegen über den Winter ebenfalls in den Süden

4. Tag oder Nacht?


Greifvögel wie Wespenbussard oder Rotmilan fliegen am Tag da sie die Thermik zum Aufsteigen nutzen, um dann in großen Höhen gegen Süden zu ziehen. Die meisten Singvögel jedoch brechen bei sternenklarem Nachthimmel zwischen Dämmerung und Mitternacht auf. Sie fliegen im Schutz der Dunkelheit, da sie tagsüber eine leichte Beute für größere Greifvögel wie beispielsweise Falken wären.

5. Auch die Kleinsten ziehen weg

Sommergoldhähnchen sind die kleinsten Zugvögel Europas. Mit nur 13 Zentimetern Flügelspannweite und knapp sechs Gramm Gewicht, das in etwa einer 20-Eurocent-Münze entspricht, fliegen die Winzlinge jedes Jahr zum Mittelmeer und zurück. Im Sommer brüten Sommergoldhähnchen in Nadel- und Mischwäldern, auch in Bayern.

Hintergrundinformationen zum Vogelzug in Bayern

Die beim BirdWatch gesammelten Daten geben Einblicke in Veränderungen der Vogelwelt und zeigen auf, für welche Vogelarten sich Artenschützer*innen besonders einsetzen müssen. Denn der Zug und die Überwinterung birgt für viele Arten ein großes Risiko. Noch immer werden Vögel in manchen Ländern gejagt, Rastplätze werden trockengelegt oder abgeholzt und im Brutgebiet verschwinden nötige Ressourcen wie Nahrung und geeignete Brutplätze. Hinzu kommen globale Veränderungen durch die Klimakrise.

Auch in Bayern nehmen die Bestände von immer mehr Vögeln drastisch ab. Dazu zählen einstige Allerweltsvögel wie Kiebitz und Feldlerche, die nun als gefährdet eingestuft sind. Manche Vogelarten verschwinden vor unseren Augen, wie Braunkehlchen oder Wachtelkönig. Mit vielen Schutzprojekten helfen wir, Rast- und Brutplätze für gefährdete Vögel auch noch in kommenden Jahren sicherzustellen.

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© Ralph Sturm

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