Abdruck eines Vogels am Fenster | © Ralph Sturm © Ralph Sturm

Vogelschlag - Unsichtbares sichtbar machen

LBV-Projekt zur Reduzierung des Vogelschlags an Glas

Toter Erlenzeisig auf einer Terrasse | © Peter Bria © Peter Bria
Ein Erlenzeisig wurde Opfer von Vogelschlag

Bayernweites Projekt gegen Vogelschlag

In Deutschland sterben jährlich geschätzt mehr als 100 Millionen Vögel durch Glasanflug, was in etwa 5-10% aller in Deutschland vorkommenden Vögel entspricht! Vögel erkennen Glas nicht als Hindernis, sondern nehmen es häufig entweder nicht wahr oder sehen in der gespiegelten Umgebung eine Fortsetzung ihres natürlichen Lebensraumes.

Mit unserem neuen bayernweiten LBV-Projekt wollen wir dem entgegenwirken. Ziel ist die Sensibilisierung und Aufklärung von Multiplikatoren und Entscheidungsträgern im Bau über Vogelschlag an Glas und die Realisierung wirksamer Vermeidungsmaßnahmen.

In der 33. Folge unseres LBV-Podcasts "Ausgeflogen" ist der LBV-Biologe und Projektleiter Peter Stimmler zu Gast. Was passiert mit Vögeln, die gegen eine Glasscheibe flattern? Welche Schutzmaßnahmen helfen wirklich? Und was kann ich tun, wenn ich einen verletzten Vogel finde? Wir geben konkrete Tipps, wie Sie bei sich zuhause das Risiko von Vogelschlag verringern können. Jetzt anhören

Nur 15 - 35% der Opfer werden gefunden

Die genaue Anzahl der durch Kollisionen mit Fenstern verursachten Vogeltode ist schwer zu bestimmen. Untersuchungen in Berlin und Recklinghausen schätzen, dass nur 15-35% der Opfer gefunden werden. Die meisten Kollisionen bleiben unbemerkt und werden nur durch Spuren an Fenstern entdeckt. Ein Teil der Vögel stirbt sofort, wird jedoch schnell von Menschen oder anderen Tieren wie Katzen, Mardern oder Elstern weggebracht. Ist der Vogel nicht sofort tot, fliegt er in der Nähe umher und stirbt später an inneren Verletzungen. So kann jedoch nicht mehr festgestellt werden, dass Glas die Todesursache war.

Welche Gebäude sind gefährlich?

Tote Amsel liegt in Bushäuschen | © Hans Peter Drexler © Hans Peter Drexler

Besonders gefährlich sind freistehende transparente Strukturen (Lärmschutzwände, Hausdurchgänge, Fahrgastunterstände), transparente Hausecken und Glasfassaden bis ca. 25 m Höhe, in denen sich eine naturnahe Umgebung spiegelt. Die Kollision von Vögeln mit Glas führt bei Fluggeschwindigkeiten zwischen 30 und 60 km/h in den meisten Fällen zum sofortigen Tod oder zu schweren inneren Verletzungen, die tödlich sein können.

Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten hat folgende Definition zur Bewertung des Risikos an Hausfassaden entwickelt: Der Schwellenwert für ein „normales Tötungsrisiko“ in einer vom Menschen geprägten Umwelt liegt bei zwei Vögeln pro 50 m Gebäudefassade. Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko liegt demnach bei fünf und mehr getöteten Vögeln pro 100 m Gebäudefassade vor.

Vogelschlag kann einzelne Vogelarten ernsthaft in Gefahr bringen

In Kombination mit anderen menschlichen Einflüssen (Autoverkehr, Strommasten, Katzen) kann das Sterben von Vögeln durch Kollisionen mit Glas sogar eine bedeutsame Auswirkung auf einzelne Population haben.

Was wird bisher getan?

Schwarze Greifvogelsilhouette mit der Aufschrift Sperber an Glas | © Sylvia Weber © Sylvia Weber
Bisher genutzte Maßnahmen wie Greifvogelsilhouetten oder UV-Markierungen haben eine geringe bis keine Wirkung auf Vogelschlag

Nach aktuellem Rechtsgutachten sind Planer*innen und Architekten und Architektinnen dazu angehalten, Situationen an Gebäuden, in denen es zu vermehrtem Vogelschlag kommen kann, zu vermeiden. Es wurde ein Bewertungsschema entwickelt, mit dessen Hilfe das Vogelschlagrisiko für ein Bauwerk ohne Vogelschlagmonitoring abgeschätzt werden kann.

Effektive Maßnahmen zur Vermeidung solcher Kollisionen sind in der Bevölkerung oder auch in den Kommunen oft unbekannt. So wird angenommen, dass einzelne Silhouetten von Greifvögeln oder UV-Markierungen bzw. UV-Beschichtungen wirksame Lösungen bieten. Es wurde bereits bewiesen, dass einzelne Silhouetten von Greifvögeln keine Auswirkungen aufzeigen.

UV-Markierungen haben nur eine geringe Wirkung und werden nicht von allen Vogelarten erkannt.

Es gibt bereits einige Veröffentlichungen mit konkreten Ratschlägen zur Vorbeugung von Vogelschäden durch Glasscheiben. Bei starkwirksamen Markierungen wird oft argumentiert, dass sie das Aussehen des Gebäudes beeinträchtigen oder die Wahrnehmung der Nutzer*innen stören könnten. Es gibt jedoch mittlerweile Markierungen auf dem Markt, die trotz ihrer hohen Wirksamkeit sehr unauffällig sind und die Sicht nicht beeinträchtigen. Hier finden Sie weitere Infos zur Vermeidung von Vogelschlag und eine umfangreiche aktuelle Broschüre.

Sie interessieren sich für die nachträgliche Markierung von Glas-Großflächen im privaten oder gewerblichen Bereich? Senden Sie uns Ihre direkte Anfrage an . Gerne beraten wir Sie und erstellen ein individuelles Angebot für die nachträgliche Markierung mittels Trägerfolie. Mehr dazu erfahren Sie hier

Das Projekt Vogelschlag

Aufgrund der hohen Relevanz des Themas Vogelschlag im Alltag und der unzureichenden Schutzvorkehrungen an vielen, gerade auch staatlichen und kommunalen Gebäuden, planen wir die breite Bevölkerung und relevante Multiplikatoren und Behörden für das Ausmaß von Vogelschlag zu sensibilisieren und über wirksame Vermeidungsmaßnahmen aufzuklären.

Das Projekt ist auf eine Dauer von 4 Jahren angelegt (2023 - 2027) und hat vier Teilziele:

  1. Kampagne zur Sensibilisierung und Aufklärung der breiten Öffentlichkeit

    Zur Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung werden wir die auf unseren LBV-eigenen Kanälen wie Social Media, Newsletter, Magazin etc. noch intensiver über das Thema berichten.

  2. Sammlung von Daten zu Vogelschlag an Glas im öffentlichen Raum

    Um die bisherigen Kenntnisse zum Vorkommen von Vogelschlag in Bayern und zum Spektrum der betroffenen Arten zu erweitern, sollen Vogelschlagereignisse im öffentlichen Raum an den LBV gemeldet werden. Diese Daten können dabei helfen, besonders gefährliche Bauwerke zu identifizieren und Vermeidungsmaßnahmen zu veranlassen.

  3. Multiplikatoren überzeugen

    Es geht in diesem Teilziel darum, über Vogelschlag aufzuklären, wirksame Gegenmaßnahmen aufzuzeigen und Überzeugungsarbeit zu leisten, dass in Zukunft vogelschlagsicher geplant und gebaut werden soll. Die Meldungen von Anflugopfern im öffentlichen Raum werden als Argumentationsgrundlage für die Dringlichkeit und Notwendigkeit der Umsetzung der aktuellen Rechtsprechung zum Tötungsverbot (§44 Bundesnaturschutzgesetz) genutzt.

  4. Konkrete Lösungen zur Vermeidung von Vogelschlag anbieten

    Es ist zu erwarten, dass durch die Kampagne Vogelschlag an Gebäuden noch häufiger wahrgenommen wird und der Wunsch nach einer Lösung des Problems bestehen wird. Es soll Anleitungen zum wirksamen Bekleben von Glasscheiben oder einer Liste von als wirksam getesteten Folienmustern gegen Vogelschlag geben. Außerdem werden wir eine Vogelschlagberatung anbieten, in der individuelle Lösungen besprochen werden können. Dieses Beratungsangebot richtet sich sowohl an Privatpersonen als auch an Unternehmen, Kommunen und Naturschutzbehörden.
LBV Logo in blau

Gefördert durch:

Logo Bayerischer Naturschutzfond

Ansprechpartner

Ihre Fragen rund um das Projekt beantwortet Ihnen

Peter Stimmler:

LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern 
Landesgeschäftsstelle Hilpoltstein

Peter Stimmler

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