Meggie Drexler, warum bist du in der Naturschutzjugend aktiv?

15. Folge vom LBV-Podcast "Ausgeflogen"

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Heute zu Gast im Podcast: Meggie Drexler (NAJU).

Wir werden manchmal von den Hardcore-Ornithologen ein bisschen verspottet von wegen „Ah ja, ihr mit euren Indianer-Freizeiten. Das hat ja keinen Wert.“ Doch es hat tatsächlich Wert. Das kann auch der Einstieg in ein Interesse am Vogel- und Umweltschutz sein. Auch, wenn man es erstmal vielleicht nicht so wahrnimmt, wenn man sich erstmal nur freut, dass man da coole Leute trifft und klettern geht, kann das tatsächlich doch dazu führen, dass man sich am Ende für Vogel- und Naturschutz interessiert.

 

 

Herzlich Willkommen zu “Ausgeflogen - der LBV-Podcast". Ich bin Stefanie Bernhardt, Pressereferentin im LBV, und gemeinsam sind wir auch dieses Mal wieder unterwegs im ältesten Naturschutzverband Bayerns. Wie begeistert man junge Menschen für die Natur und den Artenschutz? Das sagt uns diesmal Meggie Drexler. Sie ist langjährige Aktive in der NAJU; das ist die Jugendorganisation des LBV. Wir sprechen über die zahlreichen Veranstaltungen der Naturschutzjugend, das Engagement vieler Jugendlicher in den verschiedenen NAJU-Arbeitskreisen und über den eigenen NAJU-Podcast „Biotopcast”. Von Meggie erfährt man auch, wie ein Kletter-Seminar und eine vergessene Regenjacke die Faszination für unsere Vogelwelt auslösen können. Seid also gespannt und ich wünsche viel Spaß bei dieser neuen Folge.

 

Stefanie Bernhardt: Hallo Meggie. Schön, dass du heute mein Gast bist im Podcast “Ausgeflogen”. Wir sprechen heute über die NAJU; das ist die Jugendorganisation des LBV. Die gibt es bereits seit 1984. Was genau macht die NAJU denn? Magst du das unseren Hörer*innen mal kurz ein bisschen vorstellen?

Meggie Drexler: Hi Steffi, das mache ich gerne. Genau, wie gesagt, wir sind die Naturschutzjugend, die Jugendorganisation vom LBV. Wir haben ungefähr 12.000 Mitglieder. Der LBV hat insgesamt 100.000; 12.000 davon gehören also zur NAJU. Und das ist recht vielfältig, was man bei uns machen kann. Es gibt immer auf der Ortsebene regionale Gruppen, Kinder- und Jugendgruppen, tatsächlich eher Kindergruppen; da haben wir in Bayern 130 ungefähr.
Man kann sich auch auf Landesebene engagieren. Da haben wir verschiedene Arbeitskreise, die hauptsächlich für Jugendliche gedacht sind. Die stehen Leuten ab 13 oder 14 offen. Mit dem einen Arbeitskreis schreiben wir eine Zeitschrift zu verschiedenen Naturschutzthemen. Ein anderer Arbeitskreis, das ist der AK Kiwi, kümmert sich um Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und hat auch einen eigenen Podcast. Da kann man immer schön mitmachen. Dann haben wir den AK Camp. Die organisieren im Prinzip ein Sommercamp für andere Jugendliche und den AK Pflegeeinsatz, wo man tatsächlich aktiv rausgeht und Naturschutzpflegeeinsätze macht, also Wiesen zusammenrecht und senst oder so. Man kann aber auch, wenn man noch ein bisschen jünger ist, auf die Freizeiten kommen und daran einfach teilnehmen. Wir haben ganz viele Freizeiten, meistens über ein Wochenende, für Kinder und auch für Jugendliche.

 

Jetzt hast du gesagt, dass ein wichtiger Bestandteil der NAJU diese Kinder- und Jugendgruppen sind, die sich ein- bis viermal im Monat treffen und Gruppenstunden haben. Was unternehmen diese Gruppen denn genau?

Fast immer geht es raus. Es geht hauptsächlich darum, in der Natur zu sein, Spaß an der Natur zu haben. Aber man schaut sich zum Teil auch mal Lebensräume an. Also geht keschern, um die Landschaft “Teich” kennenzulernen oder kann auch mal Ausflüge machen, wie zum Beispiel zur Vogelauffangstation. Oder man spielt draußen und beobachtet einfach ein bisschen die Natur.

 

Wie bist du denn selbst zur NAJU gekommen? Wann fing deine NAJU-Laufbahn an?

Ich bin über die Freizeiten gekommen; da war ich so neun oder zehn Jahre alt. Ich wollte damals klettern gehen und meine Eltern haben dann ein bisschen gesucht und meine kleine Schwester war davor schon mal auf einer anderen NAJU-Freizeit. Dann haben die gesehen, dass die NAJU auch eine Kletter-Freizeit anbietet, mit einem gewissen Naturschutzaspekt drin, weil Felsenklettern auch immer ein bisschen kritisch ist. Es hat meinen Eltern ganz gut gefallen, dass man draußen am Fels klettern kann ohne der Natur zu schaden. Dann war ich auf dieser Kletter-Freizeit und dort habe ich meine Regenjacke vergessen. Die NAJU hat mir die Regenjacke zurückgeschickt und strategisch schlau einen Flyer beigelegt mit weiteren Veranstaltungen. Dann habe ich zu meinen Eltern gesagt: „Da und da und da will ich auch hinfahren.“ Wenn man bei uns Mitglied ist, kriegt man ein bisschen Rabatt auf die Freizeiten und dann meinten meine Eltern: „Ok, dann werden wir jetzt Mitglied, dann lohnt sich das immerhin.“ Außerdem fanden sie das, glaube ich, ganz nett, dass sie uns die Regenjacke so nett geschickt haben.
Ich war also immer bei den Freizeiten dabei. So mit 14, 15 Jahren mal ein bisschen weniger; da hatten andere Sachen Priorität. Aber dann habe ich Abi gemacht und wusste nicht so recht, was ich danach machen möchte, und habe mich zu einem Bundesfreiwilligendienst entschlossen. Den habe ich auch tatsächlich bei der NAJU gemacht. Das ist übrigens auch noch eine Engagement Möglichkeit, die man bei uns hat. Man kann sich ein Jahr nach der Schule oder bis man 27 ist, ehrenamtlich im Bundesfreiwilligendienst engagieren. Das habe ich gemacht und dann ging es so richtig los.

 

 

Ja, das ist auch eine Gemeinsamkeit, die wir beide haben, weil ich auch ein Jahr lang Bundesfreiwilligendienst in der NAJU gemacht habe. Ich fand es auch total schön, weil man viele Menschen kennenlernt. Man kommt raus, so direkt nach dem Abi macht man praktisch ganz viel, kommt auch ein bisschen durch Bayern. Über die Bildungstage, die man im Rahmen des BFD machen muss, kommt man teilweise auch weiter weg. Wir waren an der Ostsee und haben da ein Kranich-Seminar gehabt. Man erlebt da auf jeden Fall etwas. Wie hast du denn deinen BFD erlebt? Wie hat dir das gefallen?

Für mich war es total schön. Ich konnte ausziehen; die NAJU hat mir eine Wohnung gestellt. Das war für mich irgendwie in dem Moment super toll, dass ich einfach, auch wenn es irgendwie schon ein betreuter oder geschützter Bereich war, von meinen Eltern ausziehen konnte. Auch wenn es nur von Nürnberg nach Hilpoltstein war, war das für mich ein ganz toller Schritt in die Selbstständigkeit. Und dann war es mega cool: Ich musste relativ viel am Wochenende arbeiten, aber da waren eben diese Jugendarbeitskreise. Da sind andere Jugendliche in meinem Alter aus ganz Bayern angefahren gekommen und dann haben wir irgendwelche Projekte gemacht. Das war auch immer eine Mordsgaudi und dafür konnte ich immer unter der Woche freinehmen. Aber ja, diese Arbeitskreis-Atmosphäre hat mir einfach total gefallen: 15 bis 20 junge Leute auf einer Isomatte. Alle in einem Raum, also nicht auf einer Isomatte, aber alle auf ihren eigenen Isomatten in einem Raum.  Und ich hatte einen total netten Mit-Bufdi. Bei der NAJU gibt’s immer zwei und das war auch sehr cool. Ich habe mich in dem Jahr auch verliebt. Ich habe meinen Freund kennengelernt, den ich jetzt tatsächlich auch heirate. Die NAJU ist irgendwie auch voll die Partnerbörse. Ich kenne so viele Leute, die sich darüber kennengelernt haben. Da haben wir schon immer gewitzelt, dass wir mal das Camp so bewerben sollten: „Du bist einsam und allein? Komm zur NAJU.“

 

 

Ja schön, wenn sich auch sowas daraus entwickelt. In welchen Bereichen engagierst du dich denn jetzt noch bei der NAJU?

Ich würde sagen, meine alleraktivste Zeit habe ich schon hinter mir. Nach dem BFD war ich in der Landesjugendleitung; das ist der Jugendvorstand vom Verein, der im Prinzip die strategischen Entscheidungen trifft. Da bin ich jetzt nicht mehr dabei. Das hat sich einfach zeitlich nicht mehr ausgegangen, weil ich irgendwann Bachelorarbeit geschrieben habe und so.

 

Was macht man in der Landesjugendleitung? Was waren da deine Aufgaben?

Man richtet im Prinzip den Verband strategisch aus und trifft die größeren Entscheidungen, wie es weitergehen soll. Wir haben zum Beispiel irgendwann beschlossen, dass wir das Kinderzeltlager wiederbeleben wollen. Die NAJU hatte ganz lange ein Familienzeltlager, dann gab es nur noch ein Jugendzeltlager. Dann haben wir beschlossen, es soll jetzt neben dem Jugendzeltlager auch wieder ein Kinderzeltlager geben. Das war eine relativ große Sache zum Beispiel. Aber es gibt auch trockenere Sachen. Wir haben uns auch über die Fahrtkostenabrechnungsrichtlinie Gedanken gemacht. Und natürlich ist ein großer Teil auch, dass man in die Personalarbeit eingebunden ist. Die NAJU hat vier hauptamtliche Mitarbeiter und zwei Bufdis. Es ging auch darum, dass man mit dem Jugendbüro gut zusammenarbeitet und kommuniziert. Aber es ist schon relativ zeitaufwendig, deswegen habe ich das irgendwann aufgegeben. Ach so, “Was mache ich jetzt?” war noch die Frage. Genau, jetzt bin ich noch beim AK Nestflüchter aktiv. Das ist der AK, der die Zeitschrift macht. Und ein bisschen im AK Kiwi, der für die Werbung und für den ganzen Internetauftritt verantwortlich ist. Und nebenbei mache ich noch einmal im Jahr eine Freizeit zum Thema „Greifvögel“.

Ah cool! Wo findet die statt oder was kann man da erleben?

Die ist in der Nähe von Regenstauf. Da gibt es eine ganz große Greifvogelauffangstation. Die besuchen wir natürlich immer und ein Naturschutzgebiet in der Nähe, weil da regelmäßig, jedes Jahr ein Fischadler brütet. Den kann man da normalerweise sehen, wenn es klappt und auch andere Wasser- und Greifvögel.

 

Diese Freizeiten sind wahrscheinlich ein ganz guter erster Schritt, die NAJU ein bisschen kennenzulernen und da reinzuschnuppern. Du hast jetzt auch selbst schon beschrieben, dass es bei dir über das Kletter-Seminar auch so war. Ihr habt da immer ein sehr vielseitiges Jahresprogramm. Welche Aktivitäten und Freizeiten bietet ihr da denn an? Was sind da die Highlights unterm Jahr?

Generell teilt es sich so ein bisschen auf in die Freizeiten für Leute, die schon wirklich Artenkenntnis haben oder sich verbessern wollen oder mehr lernen wollen, wie zum Beispiel das Greifvogel-Camp. Oder wir haben immer eines zu Eulen oder zu Singvögeln. Das ist ein bisschen ornithologischer, also da lernt man eher etwas.
Dann haben wir noch ein bisschen Freizeiten, die mehr auf den Freizeitaspekt eingehen, wie Kanu fahren oder klettern, wo es eher darum geht, dass man draußen in der Natur ist und etwas erlebt. Aber trotzdem haben die auch einen Umweltschutzaspekt. Also, wie gesagt, ich bin erstmal über das Kletter-Seminar gekommen. Da habe ich mich eigentlich noch nicht so besonders für Vögel interessiert. Es ist eigentlich ganz lustig: Ich bin jetzt seit ungefähr 13 Jahren im Verein, aber so richtig für Vögel oder den Artenschutz interessiere ich mich vielleicht seit drei, also ungefähr seit dem Volksbegehren tatsächlich, würde ich sagen, dem Volksbegehren Artenvielfalt. Da hat es auch so ungefähr angefangen. Und da denke ich mal, sieht man dann schon; also wir werden manchmal ein bisschen von den Hardcore-Ornithologen verspottet von wegen „Ah ja, ihr mit euren Indianer-Freizeiten. Das hat ja keinen Wert.“ Doch es hat tatsächlich Wert. Das kann auch der Einstieg in ein Interesse am Vogel- und Umweltschutz sein, tatsächlich. Auch wenn man es erstmal vielleicht nicht so wahrnimmt, wenn man sich erstmal nur freut, dass man da coole Leute trifft und klettern geht, kann das tatsächlich doch dazu führen, dass man sich am Ende für Vogel- und Naturschutz interessiert.

Zwei Kinder deuten in eine Richtung, vor Ihnen ein Spektiv auf einem Stativ, im Hintergrund ein Erwachsener, der durch ein Fernglas sieht | © Jakob Braun © Jakob Braun
Auf den NAJU Freizeiten lernt man nicht nur viel über Arten, beobachten kann man sie auch.

 

Wenn du sagst, das hat bei dir jetzt ein bisschen gedauert oder es ist erst so seit drei Jahren; wir sprechen eigentlich relativ oft hier im Podcast über Artenkenntnis. Merkst du dann auch, dass sich dein Artenwissen über die Jahre verändert oder verbessert hat?

Ja, absolut. Also das ist gerade mit dieser Greifvogel-Freizeit ganz lustig. Die ist ja eigentlich für Kinder zwischen 8 und 14, aber da lerne ich eigentlich immer selbst auch am meisten, habe ich so den Eindruck. Also doch, total. Am Anfang, ich meine, ich kannte schon immer die gängigen Gartenvögel und fand es schon auch ganz interessant, aber da merke ich jetzt schon, dass es mich mehr interessiert, dass ich, wenn ich rausgehe, jetzt manchmal ein Fernglas oder eine Kamera mitnehme. Ich finde, das macht mir mit dem Fotografieren auch immer viel Spaß; dass man guckt, was ist da und dann macht man ein Foto. Oder, dass ich mal ins Bestimmungsbuch reinschaue, wenn ich einen Vogel sehe, den ich noch nicht kenne. Da hat sich bei mir die Artenkenntnis schon erweitert, dass ich jetzt nicht nur Rotkehlchen und Amsel kenne, sondern zumindest auch mal die Goldammer und den Kleiber. Ich bin jetzt kein Crack, wie viele andere im LBV, aber ich würde sagen, ich bin deutlich interessierter und weiß auch mehr inzwischen.

 

Sollten junge Menschen dann auch mehr Arten kennen?

Das wäre natürlich schön. Ich meine, ich finde das ganz krass. Wir hatten uns das mal angeschaut, weil es da so eine Studie gab, dass die durchschnittlichen Menschen in Deutschland, ich glaube, fünf oder sechs Vogelarten kennen.

 

Ja, es geht sehr, sehr stark zurück. Es gab eine Studie mit den bayerischen Schülern, aber auch mit der bayerischen Bevölkerung mit einem mittleren Durchschnittsalter. Und es nimmt einfach wirklich ab. Klar, beim Sperling tun sich viele schwer, das irgendwie auseinanderzuhalten. Aber man merkt einfach, dass es rückläufig ist.

Und das finde ich schon schwierig, weil auch sehr, sehr viel Wissen einfach verloren geht. Wenn man manchmal mit, ich sage jetzt mal älteren Herrschaften vom LBV, rausgeht; das ist der Wahnsinn, was die einfach wissen. Die hören da „Trilli Trie Trilli Trie“ und dann sagen sie dir ah ja, das ist der und der Vogel. Und zwar nicht nur die Gattung, sondern auch die Unterart im Prinzip. Und das ist Wissen, was dann irgendwo nicht mehr da ist. Ich meine, bei den Vögeln geht es noch irgendwie, aber zum Beispiel, ich habe auch viel Kontakt mit Leuten im Obstbau, und da ist das Wissen auch nicht aufgeschrieben. Bei den Vögeln gibt es immerhin häufig noch gute Führer, gute Artenbestimmungsbücher und auch die Vogelstimmen kann man häufig zum Beispiel im Internet nachhören. Aber zum Beispiel im Obstbau, das ist überhaupt nicht dokumentiert. Also, wenn diese älteren Leute, die da noch viel, viel Wissen haben, wenn die mal irgendwann nicht mehr sein sollten, dann ist das Wissen weg. Und ja, gerade im Obstbau oder im Streuobstbau dauert eine neue Forschung, wenn man sowas wieder rausfinden will, 70, 80 Jahre, weil ein Apfelbaum oder eine Generation Apfelbäume 40 Jahre oder so steht. Deswegen finde ich das schon bedenklich, dass uns in den nächsten Jahren einfach so viel Wissen verloren gehen wird. Und da sind wir natürlich oder hoffen wir einen Beitrag zu leisten, dass das nicht passiert oder nicht in dem Ausmaß.

Eulenseminar | © Bria Peter © Bria Peter
Bei der NAJU lernt man gemeinsam, draußen die Natur kennen.

Ja, und wir haben ja noch immer das wichtigste Motto im Naturschutz „Nur das, was man kennt, kann man auch schützen.” Das ist auch noch ein riesen Aspekt, dass diese Artenkenntnis auch etwas bringt, um dann eben die Natur zu schützen. Hast du denn eine Lieblingsvogelart mittlerweile?

Eine Lieblingsvogelart, das ist schwierig. Also was schön ist: Meine Eltern haben einen großen Garten, bisschen außerhalb von Nürnberg. Und was da immer mal rumschwirrt, das sind zwei Goldammern; das scheint ein Pärchen zu sein, also eine weibliche und eine männliche. Und die waren am Anfang unglaublich scheu und inzwischen kommen die auch an die Futterstelle und stören sich überhaupt nicht mehr daran, dass wir da sind. Die zwei mag ich schon sehr gerne.

 

Schön. Was bedeutet das dann für dich persönlich, die Natur zu erleben?

Hm, schwierige Frage. Für mich ist das schon irgendwo das Draußensein einfach, aber ein bisschen bewusster gucken. Ich finde das schon schön, wenn man sich ein bisschen ornithologisch betätigt, auch wenn man jetzt keine besonderen Arten sieht; man schaut halt einfach ganz bewusst hin und nimmt seine Umgebung wahr und scannt die so ein bisschen ab: Ist da ein Vogel? Was ist da für ein Vogel? Und schaut sich das bewusst an. Aber es ist für mich tatsächlich auch einfach dieses Draußensein, auch wenn es mit dem Kanu ist oder beim Spazierengehen oder so; einfach bisschen bewusst hinschauen und wahrnehmen und sich auch bisschen Zeit nehmen, weil man das vielleicht häufig im Alltagsstress nicht schafft. Und wenn ich draußen bin, dann nehme ich mir auch manchmal ganz bewusst Zeit zum Nichtstun.

 

Deswegen sind wahrscheinlich auch die NAJU-Freizeiten so ideal, weil man wirklich einen festen Termin hat, die Natur zu erleben, zusammen mit anderen, man lernt etwas dabei, man hat Spaß dabei. Was war denn deine schönste NAJU-Freizeit?

Meine schönste NAJU-Freizeit, hm. Was cool war, das war das Camp 2016. Das war im Jahr, bevor ich Bufdi wurde. Da war ich vielleicht das fünfte oder sechste Mal am Camp. Und das war wirklich wie heimkommen. Man kannte irgendwie schon alle Leute, weil viele mehrere Jahre in Folge gekommen sind. Und das hatte auch so ein cooles Motto; das war „Move it”. Man sollte sich also bewegen und wir haben jeden Tag eine andere Aktion irgendwo gemacht. Einmal waren wir Fahrrad fahren, Kanu fahren, dann haben wir einen Pflegeeinsatz gemacht, eine Wiese abgerecht, auf der Orchideen gewachsen sind. Und das war aber irgendwie so cool, weil wir da schon so eine Gemeinschaft waren und ich einfach in dem Jahr das erste Mal das Gefühl hatte nach Hause zu kommen. Das war natürlich auch für mich ohnehin eine ganz besondere Zeit, weil ich da gerade Abi gemacht hatte und so dieses Freiheitsgefühl hatte. Was für mich aber auch noch ganz besonderes schön war: Dieses Jahr fand jetzt erstmalig wieder die Greifvogel-Freizeit statt, nach drei Jahren, in denen sie jetzt ausgefallen ist wegen Corona. Das hat mir so viel Spaß gemacht, einfach wieder 20 Kinder, die haben gebrüllt, die haben Lärm gemacht, aber sie waren halt einfach lustig und nett und freundlich. Und dann waren wir da bei der Greifvogelstation und haben im Naturschutzgebiet geguckt. Das war einfach total schön, dass das jetzt wieder möglich ist und alles wieder anläuft und auch weiterhin funktioniert. Und es war einfach so schön, weil es wieder so ein Neuanfang war nach diesen Corona-Jahren, nach diesen nervigen.

 

Ja, das glaube ich. Das kann ich sehr verstehen. Wenn ich jetzt auf ein paar Freizeiten war und sozusagen ein bisschen Blut geleckt habe und mich auch ehrenamtlich bei der NAJU engagieren möchte: Brauche ich dafür irgendwelche Vorkenntnisse, wenn ich da aktiv werden möchte? Also muss ich zum Beispiel schon viel Vogelartenwissen haben?

Nein, man braucht eigentlich gar keine Vorkenntnisse im Naturschutz. Man sollte vielleicht ein bisschen bereit sein, sich auch ein bisschen damit zu befassen oder zu beschäftigen. Aber zum Beispiel der Jakob, mein Freund, der auch lange Vorstand war, der kam auch dazu und hat dann die komplette Technik bei der NAJU aufgeräumt, sage ich jetzt mal. Der hat hauptsächlich viel in seinem Ehrenamt programmiert. Er kümmert sich jetzt zum Beispiel beim Podcast komplett um die Technik. Inzwischen ist er auch ein bisschen vogelinteressierter und kennt sich mehr aus, aber das war er auch ganz lange nicht. Das sind dann ja trotzdem auch total wertvolle Ehrenamtliche.
Also, wenn man zum Beispiel technisch interessiert ist oder wenn man gerne Fotos macht oder wenn man gerne layoutet, zeichnet, Artikel schreibt für den Nestflüchter, wenn man sich vielleicht, wenn man einfach Lust hat, mal in so einem Podcast mitzumachen; das geht alles auch ohne große Artenkenntnis. Man sollte einfach ein bisschen Lust haben auf Naturschutz und sich vielleicht so ein bisschen generell mit der Einstellung von „Wir machen etwas Gutes für die Natur” identifizieren. Aber ansonsten kann man auch einfach zu den Arbeitskreisen kommen, die sind auch kostenlos, man kriegt sogar die Fahrtkosten erstattet - kleiner Werbeblocker am Rande.

 

 

Na klar. Dann auch gerne direkt nochmal zu den Arbeitskreisen: Du hast ein paar jetzt schon erwähnt. Es gibt eben zum Beispiel den AK Nestflüchter; also der Nestflüchter ist die Jahreszeitschrift der NAJU. Da schreiben Jugendliche Artikel zu Naturschutzthemen für andere Jugendliche. Wie entsteht denn dieses Magazin?

Wir treffen uns zwei- oder dreimal im Jahr an Wochenenden. Und das Erste, das war jetzt im April irgendwann. Da schauen wir dann: Welches Thema möchten wir bearbeiten? Wir bearbeiten immer ein großes Naturschutzthema und dann überlegen wir: Welche Artikel würden denn dazu passen? In welcher Reihenfolge würden die Artikel Sinn machen? Wie viele Seiten sollen die haben? Und erstellen da einen Seitenplan. Dann verteilen wir die Artikel nach diesem Wochenende. Dann nimmt jeder einen oder vielleicht auch zwei Artikel mit nach Hause zum Schreiben. Und dann machen wir zwei Wochenenden im Prinzip, wo die Korrektur gelesen werden und wo man nochmal Feedback an die Autoren gibt; von wegen: Hm, diesen Aspekt fand ich jetzt vielleicht nicht so spannend, denk doch da nochmal drüber nach oder diesen Absatz habe ich nicht verstanden. Dann geht das nochmal an die Autoren und Autorinnen zurück. Dann haben die nochmal die Möglichkeit zu verbessern. Und dann beim dritten AK wird es dann wirklich komplett auf Sprache und Rechtschreibung und so Korrektur gelesen; auch alles von Ehrenamtlichen. Dann suchen wir noch Bilder dafür raus, die die Artikel passend illustrieren. Und dann geht es an einen Grafiker; also die Grafik wird extern gemacht. Und dann wird das eben layoutet und gedruckt.

 

Das ist bestimmt ein tolles Gefühl, wenn man dann am Ende diese Zeitschrift in der Hand halten kann.

Klingt so einfach, wenn man das mal zusammenfasst, aber es ist dann doch immer recht viel.

 

Es ist sehr viel Arbeit. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Dann gibt es noch den AK Kiwi. Ich schätze mal, da geht es nicht direkt um das Obst. Du hast es glaube ich vorhin schon ein bisschen umschrieben. Was macht ihr denn da? Was gibt es da für Projekte?

Kiwi ist ein Akronym. Moment, es steht für Kommunikation, Information, Werbung und Internet. Dieses AK Kiwi-Team konzipiert im Prinzip den kompletten Werbeauftritt von der NAJU und da war schon alles dabei. Wir haben schon Flyer entworfen und umgestaltet, wir haben auch schon Liegestühle gestaltet, weil irgendwer bei der NAJU Liegestühle brauchte. Es geht auch immer viel um die Website: Wie präsentieren wir die NAJU nach außen? Was sind relevante Infos, die vielleicht Jugendliche oder Eltern von uns brauchen, damit sie sich für die Freizeiten anmelden? Wir machen jetzt als neueres Projekt auch den Podcast.

 

Euren eigenen Podcast, den „Biotopcast“ gibt es seit letztem Jahr und da bist du eine von zwei Moderatorinnen von diesem Format. Welche Themen erwarten uns denn in diesem Podcast?

Das sind klassische Arten- und Umweltschutz- oder Naturschutz-Themen. Wir hatten schon einen zum Bartgeier oder zum Weißstorch, also zu Vögeln. Aber wie ich mal irgendwem gesagt habe: Wir machen nicht nur Vögel, wir kümmern uns auch um Fledermäuse. Tatsächlich war die letzte Folge zur Großen Hufeisennase. Da gibt es ja vom LBV ein Fledermaushaus in der Nähe von Amberg und da sind wir dann auch hingefahren, haben uns das alles angeschaut. Und dann haben wir den Rudi Leitl, der da maßgeblich daran beteiligt war, interviewt, wie das ablief mit dieser Fledermausart.

 

Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen, einen eigenen Podcast zu starten?

Ich glaube, das hat sich so ein bisschen aus Corona ergeben. Da haben ganz viele Leute angefangen, Podcasts zu machen, weil einfach Präsenztreffen nicht mehr möglich waren. Wir haben uns auch überlegt: Wie können wir jetzt Leute erreichen, obwohl keine Präsenz möglich ist? Also, wie können wir die daheim erreichen? Und da kam eben die Idee mit dem Podcast auf. Es hat aber mit der Umsetzung tatsächlich noch ein bisschen gedauert, bis dann wieder sogar auch Präsenztreffen möglich waren. Wir haben auch die Podcasts tatsächlich alle in Präsenz gemacht, aber wir hoffen natürlich, dass wir trotzdem noch ein paar Leute daheim erreichen.

 

Wie groß ist denn euer Team hinter dem „Biotopcast” und wie produziert ihr die Folgen? Das würde mich natürlich auch interessieren.

Jetzt beim letzten Wochenende waren wir sieben Leute. Wir haben immer ein kleines Technik-Team, sage ich mal. Das sind hauptsächlich Jakob und Tobi; also zwei Jungs, die sich da interessieren. Die kümmern sich eigentlich fast das ganze Wochenende um die Technik. Vorher schauen sie, wie baut man es auf. Nachher schauen sie, wie schneidet man es und wie kriegt man das dann auf die Plattformen, also Spotify, Deezer, Website. Und dann haben wir noch ein Team, das beschäftigt sich meistens so ein bisschen mehr mit dem Inhaltlichen, also: Welche Aspekte am Thema sind interessant? Welche Fragen könnte man dazu dem Referenten stellen? Die arbeiten einen roten Faden aus, der dann für den Podcast hoffentlich ganz gut passt. Meistens läuft es bei uns über ein Wochenende. Wir produzieren tatsächlich an einem Wochenende eine Podcast-Folge. Und dann schauen wir uns Freitagabend meistens das Thema an; da ist auch das Technik-Team noch dabei. Irgendwann Samstagnachmittag nehmen wir meistens die Folgen auf. Die Theresa und ich, wir sitzen dann drin und befragen den Referenten. Dann wird der Podcast noch geschnitten und hochgeladen. Aber, weil ich jetzt gesagt habe, wir waren zu siebt: Wir freuen uns natürlich immer über Zuwachs; ein bisschen mehr Leute schaden natürlich nie und man kann wirklich einfach mitmachen, wenn man Lust hat.

 

Schön ja und es ist auch schön zu sehen, dass man sich ganz verschieden einbringen kann: Man kann recherchieren, man kann moderieren (das was du jetzt übernimmst), oder man kann die Technik und den Schnitt dahinter machen. Also sehr, sehr spannend. Vielleicht haben wir auch schon ein paar Leute neugierig gemacht, da gerne mal reinzuhören. Den Podcast gibt es, wie gesagt, auf den Plattformen, die du genannt hast. Warum sollte man denn mal reinhören? Was ist denn so besonders am „Biotopcast”?

Ich glaube tatsächlich so bisschen die Themen. Es gibt ganz viele Podcasts, die sich mit Nachhaltigkeit, wie lebe ich plastikfreier oder wie lebe ich mit einer anderen Ernährung oder so, beschäftigen. Und wir sind schon sehr auf diesen Artenschutzaspekt fokussiert, wo es tatsächlich nicht so viele Podcasts in dem Bereich gibt. Es gibt euch und es gibt uns, würde ich jetzt mal sagen. Aber ihr seid ja eher für eine erwachsenere Zielgruppe und unserer ist schon eher für Kinder ab zehn gedacht.

 

 

Dann gibt es auch noch den Arbeitskreis, der das Camp organisiert, also mit die wichtigste Veranstaltung vielleicht im NAJU-Jahr, das große Zeltlager im Sommer. Wann warst du denn zum ersten Mal auf einem NAJU-Camp? Weißt du das noch?

Das war 2012. Da war ich glaube ich 13, ja. Das war damals mit dem Thema „Essen“, das hat mir natürlich zugesagt. Nein Scherz, aber das war eigentlich sehr cool. Und der Arbeitskreis, der organisiert da immer inhaltliche Workshops oder Ausflüge. Aber es gibt auch immer Zeit für Kreativprojekte oder spaßigere Workshops. Zum Beispiel hatten wir mal ein Camp zum Thema „Verkehr“ und da war dann eine Aktion, dass wir lustige Wassergefährte gebaut haben und damit über den See geschippert und reingefallen sind. Das geht über eine Woche, ist immer zu einem gewissen Thema und am Ende gibt es eine Party. Ansonsten gibt es natürlich auch immer Lagerfeuer und Gitarre und eben Zeltlagerleben, alles, was so dazugehört und gutes Essen.

 

Das kann ich bestätigen. Ich war ja auch einmal dabei in meinem BFD-Jahr. Und ich fand es wirklich total faszinierend, wie man draußen, also unter den Bedingungen, für so viele junge Leute, die echt viel Hunger haben, so lecker kochen kann. 2022 findet das Camp vom 14. bis zum 19. August in Gunzenhausen, also im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, statt. Was ist denn das Motto in diesem Jahr? Um welches Thema dreht es sich?

Es geht um Landwirtschaft. Und das Motto ist: Von lila Kühen und Erdbeeren im Winter. Es geht um regionale Landwirtschaft, um Bio-Landwirtschaft und Begleitmaßnahmen. Deswegen war auch die Idee den Podcast zu dem Thema zu machen. Wir hatten auch mal überlegt, tatsächlich eine Podcast-Folge am Camp aufzunehmen, um so vielleicht ein bisschen neue Leute für den Podcast zu akquirieren.

 

Was ist für dich denn das Schönste an diesem großen Zeltlager?

Ich glaube einfach, dass so viele Leute da sind, die eine ähnliche Einstellung haben wie man selbst. Ich weiß nicht, zum Teil war ich manchmal ein bisschen allein mit meinen Umweltschutz-Themen. In meinen anderen Freundeskreisen, in der Schule oder im Orchester oder so, da war jetzt eher weniger Begeisterung für Vögel, für Naturschutz oder Ähnliches da oder dafür, sich generell auch mal Gedanken über Ernährung oder Biolandwirtschaft zu machen. Und das habe ich einfach sehr genossen, dass da viele coole Leute mit einer ähnlichen Lebenseinstellung waren und natürlich ein bisschen dieses Zeltlager-Lotterleben; dass man abends ewig am Lagerfeuer versackt mit lustigen Leuten und guten Gesprächen und sich dann in sein Zelt einrollt. Und es gab natürlich auch immer unvergessene Momente, wo du dir in dem Moment denkst: „Oh Gott, was tun wir jetzt?“ Bei einem Vorbereitungswochenende sind uns einfach die Zelte vollgelaufen; also zwei von drei Zelten sind vollgelaufen und du denkst dir einfach nur so: „Um Gottes willen, was machen wir denn jetzt?“ Alles nass. Aber dann sind es am Ende doch immer lustige Aktionen. Dann haben wir irgendeine Aktive angerufen, die in der Nähe gewohnt hat und sind bei der eingefallen.

 

Jetzt ist das Camp, hast du ja auch schon ein bisschen beschrieben, schon eine Freizeit; es geht viel um Spaß und um das soziale Miteinander. Das ist ja weniger eine direkte Naturschutzmaßnahme. Was bringt es vielleicht trotzdem der Natur, wenn ihr da gemeinsam am Lagerfeuer sitzt?

Erstmal ist das eine sehr nachhaltige Art Urlaub zu machen. Wenn man das immer in die CO2-Rechner eingibt: Was kostet eine Hotelübernachtung in CO2 oder eine Autofahrt, dann ist das eine sehr nachhaltige Alternative, wenn man dort im Zelt schläft und selbst mit Bio-Lebensmitteln kocht und auf diese Art Urlaub macht. Man kann auch immer mit der Bahn anreisen und wird dann da von uns vom Bahnhof abgeholt. Aber natürlich kann das auch einfach ein bisschen Begeisterung wecken, wie es bei mir war: Erst habe ich mich fürs Klettern interessiert, dann war ich zehn Jahre, na ja so lange nicht, aber fünf Jahre am Sommercamp, ohne mich eigentlich so richtig für Vogel- und Umweltschutz zu interessieren. Aber irgendwie beschäftigt man sich dann doch immer auf diesen Veranstaltungen mit den Themen und dann kommt auch irgendwann die Begeisterung, weil wenn dann alle sagen, wow, ich habe in diesem Jahr so und so viele Vögel gesehen, oder diese und jene Art gesehen, dann weckt das auch ein Stück weit Ehrgeiz, habe ich immer so den Eindruck, oder man hat einfach auch das Umweltschutzumfeld und wird dadurch trotzdem für verschiedene Umweltschutz-Themen sensibilisiert.

 

Wir haben zu Anfang schon gesagt, dass die NAJU die Jugendorganisation des LBV ist. Würdest du es so sehen, dass sie einfach ein kleinerer, jüngerer LBV ist, oder gibt es da vielleicht doch deutliche Unterschiede?

Es gibt schon Unterschiede. Es gibt auch manchmal ein bisschen Reibereien oder Grabenkämpfe mit dem LBV. Ich denke, das gibt es bei jeder Jugendorganisation, die eine Erwachsenenorganisation dabei hat. Ich habe es vorhin schon mal angerissen: Manche LBVler werfen uns immer vor: „Ah, ihr mit euren Indianerspielchen oder Wasserfahrzeuge bauen und über den See paddeln, das hat ja keinen Wert.” Wir finden schon, dass die Umweltbildung einen hohen Wert hat und dass es auch indirekt sein darf. Nicht jedes achtjährige Kind sagt: „Yeah, ich geh jetzt raus und schau mir Singvögel an.” Das ist einfach die Ausnahme. Und mit diesen Spaßfreizeiten erreicht man einfach nochmal viel mehr Leute. Aber viele im LBV sehen das inzwischen auch so und wir haben daher häufig eigentlich auch eine gute Zusammenarbeit mit dem LBV. Wir nehmen die zum Beispiel gerne als Referenten her. Zum Beispiel bei unserer Greifvogel-Freizeit haben wir immer echte Experten vom LBV da, weil ich das auch einfach nicht leisten könnte, wenn mich die Kids fragen: „Ja, was singt denn da?”, dann sage ich: „Ja, weiß ich auch nicht.” Und dann haben wir gerne die Leute vom LBV dabei, die sagen „Ja, ich weiß es schon.” Da ist schon immer eine gute Zusammenarbeit.

Wiesenmahd Jugendliche | © Richard Fischer © Richard Fischer
Die Freizeitcamps sind der Einstieg in den Vogel- und Naturschutz.

 

Super, so soll es sein. Junge Menschen sind ja in den vergangenen Jahren einfach ein bisschen politisch aktiver geworden. Ich habe zumindest die Wahrnehmung. Ein ganz klares Beispiel dafür ist „Fridays for Future”; also junge Menschen, die auf die Straße gehen, um etwas gegen die Klimakrise zu bewirken und für eine nachhaltigere Zukunft zu kämpfen. Was würdest du denn sagen: Wie politisch ist die NAJU?

Es gibt sicherlich politischere Organisationen als die NAJU, das ist auf jeden Fall klar. Wenn wichtige Themen dabei sind wie das Volksbegehren Artenvielfalt oder so, da machen wir natürlich mit und hängen auch unsere Kräfte rein und bemühen uns. Aber zum Beispiel ziviler Ungehorsam, das macht die NAJU eigentlich nicht, da sind wir nicht dabei, das sind nicht unsere Leute im Prinzip. Wir versuchen einfach ein bisschen mehr auf Evolution als Revolution zu setzen. Das kann man vielleicht so sagen. Wir versuchen, die Leute zu bilden und zu sensibilisieren und dadurch eine Veränderung im Verhalten zu erwirken. Das ist eher unser Weg. Es braucht natürlich vielleicht auch den radikalen oder den politischen oder den Weg über Demonstrationen. Es ist halt nicht so sehr das, was wir machen, tatsächlich.

 

Ihr bewirkt dann wahrscheinlich einfach auf einer anderen Ebene etwas, oder?

Das hoffen wir natürlich; dass wir durch diesen Bildungsaspekt zu Verhaltensänderungen beitragen können.

 

Was wünschst du dir denn für die Zukunft unserer Umwelt und Natur?

Ich wünsche mir natürlich einfach eine intakte Natur mit intakten Lebensräumen und vielen Arten, die auch überleben und vor allem hoffe ich, dass uns der Klimawandel nicht so überrollt. Natürlich zum einen für uns Menschen hier, aber natürlich auch für die Arten. Es täte mir einfach leid, wenn der Große Brachvogel komplett aus dem Landschaftsbild verschwindet. Aber es ist natürlich auch etwas Egoistisches. Zum Beispiel bin ich ganz viel im Garten, den meine Eltern haben und ich hoffe einfach, dass da genug Regen fällt, dass der grün bleibt oder dass nicht alle Bäume absterben und so. Das ist schon auch etwas egoistisch im Prinzip von mir, weil ich auch glaube, dass durch diese Doppelkrise - Artensterben und Klimakrise - auch für den Menschen ganz viel verloren geht.

 

Ok, vielen Dank, liebe Meggie. Damit wären wir auch schon beim Ende. Danke, dass du dir Zeit genommen hast.

Ja, danke dir.

 

Ich hoffe, wir konnten ein paar Leute für die NAJU begeistern, entweder selbst oder wenn ihr Verwandte, Bekannte, Kinder habt, die gerne die Natur in Bayern entdecken wollen, dann wisst ihr jetzt, an wen ihr euch wenden könnt. Danke Meggie!

Danke auch!

 

Ich hoffe, für euch war dieser Einblick in die NAJU genauso spannend wie für mich. Meggie und ich haben ja auch beide gesagt, dass uns besonders der Bundesfreiwilligendienst sehr gefallen und geprägt hat. Der LBV freut sich immer über Bundesfreiwillige, die sich für den Naturschutz in Bayern in einer der LBV-Umweltstationen engagieren wollen. Alle Informationen zum BFD und die offenen Stellen findet ihr hier. Der LBV-Podcast geht im August in eine kleine Sommerpause. Die nächste Folge gibt es dann wieder am ersten Donnerstag im September. Bleibt uns bis dahin treu und hinterlasst uns doch gerne eine Bewertung auf Spotify oder iTunes. Habt einen wundervollen Sommer und bis zum nächsten Mal.

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Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz