Künstliche Nisthilfen für unsere Schwalben

Rauch- und Mehlschwalben zählen zu den klassischen Kulturfolgern und brüten bevorzugt an Gebäuden. Doch glatte Fassaden, mangelndes Baumaterial und Sanierungsmaßnahmen erschweren ihnen zunehmend die Nestanlage. Künstliche Nisthilfen bieten hier eine wertvolle Unterstützung: Sie schaffen sichere Brutplätze, fördern den Erhalt der Bestände und ermöglichen faszinierende Naturbeobachtungen direkt am Haus. Hier erfahren Sie, welche Nisthilfen geeignet sind, worauf bei der Anbringung zu achten ist und wie Sie Schwalben langfristig erfolgreich unterstützen können.

Nisthilfen für Mehlschwalben

Nistkästen für Mehlschwalben an einem Dach | @ Rolf Thiemann @ Rolf Thiemann
Mehlschwalbennester

Sind bereits in näherer Umgebung Mehlschwalben vorhanden, so kann man sie mit einem vorgefertigten Nest gut unterstützen. Auch dann, wenn die natürlichen Nester brüchig sind und herunterfallen, ist ein Kunstnest eine gute Option. Der Grund für das Herunterfallen der Nester ist neben dem Alter des Nestes häufig zu wenig bzw. schlechtes Nistmaterial, wie z. B. Mist.

Zwei künstliche Mehlschwalbennester unter einem Hausdach, darüber ein anderes Vogelnest mit sichtbaren Zweigen und Federn | © Hauke Lindhorst © Hauke Lindhorst
Diese Nisthilfe ist zu weite unterhalb des Dachvorsprungs angebracht, sodass ein anderer Vogel hier nisten konnte.

Beim Anbringen der Nester sollten Sie darauf achten, dass die Nester an der Außenwand unter dem Dachvorsprung angebracht werden, damit sich kein anderer Vogel daraufsetzen oder gar darin brüten kann. Um die Annahme des Nestes zu fördern, kann man weiße Flecken oder etwas Lehm außen unterhalb des Einfluglochs streichen. Dies soll andeuten, dass das Nest bereits benutz wurde.

Zudem sollten die Nisthilfen möglichst wenig Spalten und Ritzen aufweisen, da darin Parasiten überleben können. Oftmals werden die Nester der Mehlschwalben auch von Spatzen in Besitz genommen, die dann die Nester an manchen Stellen sogar aufbrechen. Auch hier können Kunstnester helfen. Mit einer schmalen Einflugöffnung von 21 mm wird den Spatzen sogar der Einflug verwehrt und die weniger dominanten Schwalben können mühelos ihre Nester nutzen, ohne dass sie diese – in der Regel erfolglos - verteidigen müssen.

Bei dem Aufhängen der Nisthilfen sollten Sie darauf achten, dass oberhalb keine Lücke und Freiräume für andere Vögel, wie Haussperlinge entstehen.

Nisthilfen für Rauchschwalben

Vier junge Rauchswalben sitzen eng beieinander in einem Nest aus Zweigen und Stroh, einem sogenannten Schwalbenwinkel | © Klaus Janke © Klaus Janke
Ein Nest in einem sogenannten Schwalbenwinkel

Offene Laufställe werden im Vergleich zu dunklen, bis auf ein Einflugloch geschlossenen Ställen oftmals weniger besiedelt, da sie zu hell, kalt und zugig sind. Mangels Zwischendecke fehlen zudem zugluftgeschützte Nischen für den Nestbau. Das Unterstützen der Rauchschwalbe mit Schwalbenwinkeln oder -boxen macht also besonders bei der Umstellung eines geschlossenen Stalls Sinn, aber auch an Ställen in denen weniger oder generell nur wenige Rauchschwalben nisten.

Kunstnester

Besonders bei geringer Verfügbarkeit von Nestbaumaterial ist die Aufhängung von Kunstnestern zu empfehlen. Diese können in fast geschlossenen Räumen oder Ställen zur Unterstützung und teils auch Lenkung aufgehangen werden. Die Kunstnester sollten mit einem Abstand von 10 cm unter der Decke angebracht werden.

Schwalbenwinkel und Schwalbenboxen

Schwalbenwinkel ahmen den bevorzugten Nistbereich der Rauchschwalben, einen Winkel oder eine Innenecke im Deckenbereich, nach. Die Bodenfläche von 16 x 16 cm entspricht etwa der Größe eines Naturnests. Die Bodenplatte ist vorne schräg abgeschnitten, sodass die Schwalben gut an- und abfliegen können. Ist eine Nistschale in den Schwalbenwinkel integriert, wird die Bodenplatte so weit abgeschnitten, dass sich kein Kot darauf sammeln kann.

Schwalbenboxen folgen einem ähnlichen Prinzip und schützen vor Zugluft. Die Box hat keinen Boden, um Tauben und Prädatoren keinen unmittelbaren Ansitz unter dem Nest zu bieten.

Holzdachkonstruktion mit Wellenblech und Schwalbenwinkeln und Schwalbenboxen, darunter eine Leuchtstoffröhre | © Rieke Wüpping © Rieke Wüpping
Schwalbenwinkel und Schwalbenbox in einem offenen Laufstall eines Naturlandbetriebes

Welche der beiden Nisthilfen bevorzugt werden ist regional teils unterschiedlich. Beide Optionen sind eine gute Stütze, um den Schwalben einen Brutplatz zu bieten. In geschlossenen Ställen kann bereits ein kleiner Vorsprung aus Holz oder ein kleiner Blechwinkel eine gute Option sein, auf bzw. an denen die Schwalben ihre Nester (besonders an glatten Wänden) befestigen können.

Aufhängen der Nisthilfen

Beim Aufhängen der Winkel oder Boxen gibt es ein paar Dinge zu beachten. Abbildung 3 zeigt, wie man die Nisthilfe am besten an der Schräge oder an der Wand befestigt. Dabei sollten sie möglichst im Deckenbereich aufgehangen werden (in mindestens 2-3 m Höhe) oder direkt unter der Decke. Die offene Seite sollte so ausgerichtet werden, dass sie zur windabgewandten Seite zeigt, damit der Wind nicht zu sehr in den Brutplatz pfeift. Zudem sollten die Nisthilfen möglichst vom Hauptlicht des Raumes abgewandt angebracht werden. Am besten bringt man sie mit 3 4 m Abstand voneinander und von einem Naturnest entfernt an, damit die Schwalben in Ruhe brüten können. Eine einfache Wand- oder Deckenmontage mit einer Schraube reicht meist bereits aus. Die Nisthilfen können auch an freilaufenden Balken in der Mitte des Raumes angebracht werden.

Trotz Hilfe bleiben brütende Rauchschwalben aus?

Leider braucht man bei den Rauchschwalben ein bisschen Geduld, bis sich die flinken Vögel an neue Ställe und damit eine neue Umgebung mit neuen Nistmöglichkeiten gewöhnt haben. Das kann in vielen Fällen bis zu 2 Jahre dauern, bevor sich Rauchschwalben ansiedeln. Sie erkunden die Nisthilfe meist erst einmal und probieren diese im zweiten oder dritten Jahr nach dem Aufhängen aus. Rauchschwalben sind zudem keine Koloniebrüter und zeigen in der Regel ein ausgeprägtes Revierverhalten. Sie wollen also nicht den direkten Kontakt zu ihrem „Brutnachbarn oder ihrer Brutnachbarin“.

Ist ein Stall also schon recht dicht mit Nestern besetzt und besteht kein weiterer Platz, so können sie lediglich auf die umliegenden Gebäude ausweichen, sofern diese zugänglich sind. Zu beachten ist, dass es regional deutliche Unterschiede geben kann. Bietet ein Stall mit der Umgebung einen besonders guten Standort oder fehlen Alternativen, so können Rauchschwalben auch näher beieinander und in einer hohen Anzahl in einem Stall brüten. Ein Schwalbenwinkel oder eine -box ist zudem keine Garantie, dass sich die Vögel ansiedeln. Die Nisthilfen können jedoch als Starthilfe fungieren.

Vereinzelt wird beobachtet, dass Rauchschwalben ihr Nest unmittelbar neben die Nisthilfe bauen. Warum das so ist, ist bislang nicht geklärt.

Muss man Nisthilfen reinigen?

Natürliche Nester sind nicht den gleichen Hygienebedingungen ausgesetzt wie künstliche Nisthilfen. Sie sind weniger anfällig für Parasitenansammlungen oder Schmutz, der durch die Nähe von menschlichen Aktivitäten verursacht wird. Das Reinigen von Naturnestern ist nicht nötig, da die natürlichen Bedingungen und die Lebensweise der Tiere eine selbstregulierende Funktion übernehmen. So bauen beispielsweise Rauchschwalben jedes Jahr neu an ihre alten Nester an. Bei natürlichen Nestern kann es nach einer gewissen Zeit dazu kommen, dass alte Nester herunterfallen. Auch hier gibt es Ausnahmen von Nestern, die bereits über 20 Jahre alt sind.

Nisthilfen wie Schwalbenboxen oder -winkel bieten bei ständigem Anbau keinen Platz mehr, um überhaupt in das Nest zu kommen. Im Inneren von Nisthilfen sammeln sich zudem oft Reste von Kot, Federn, alten Nestmaterialien und manchmal auch Parasiten wie Milben oder Fliegenlarven. Diese können das Risiko von Krankheiten erhöhen und die Vögel davon abhalten, den Nistplatz zu nutzen. Zudem können verrottende Materialien das Nest ungemütlich oder sogar gefährlich für die Brutvögel machen. Durch regelmäßiges Reinigen kann dieses Risiko minimiert und die Attraktivität der Nisthilfen erhöht werden.

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