Junge Wiesenweihen gezielt verstümmelt

Unbekannter beschneidet die Flügel zweier Jungvögel

Innerhalb von wenigen Tagen wurden Ende Juli im Landkreis Würzburg bei Ochsenfurt zwei vorsätzlich verstümmelte junge Wiesenweihen gefunden. Die Flügel der streng geschützten Greifvögel wurden von einem Unbekannten mit einer Schere gezielt beschnitten. Die flugunfähigen Vögel wären so in Kürze verhungert.

Am Flügel verstümmelte Wiesenweihe | © Edgar Hoh © Edgar Hoh
Akt der Grausamkeit: Mit gestutzten Flügel würde die Wiesenweihe vermutlich verhungern

Nach dem Abbrennen eines Sumpfohreulennests bei Schrobenhausen, der Tötung zweier Luchse bei Cham und der Vergiftung eines Uhus bei Regensburg erreicht dieser symbolische Akt der bewussten Tierquälerei eine nächste Eskalationsstufe. Da die Behörden bei allen Fällen weiterhin im Dunkeln tappen, fordert der LBV nun noch eindringlicher eine speziell geschulte Polizeieinheit gegen Umweltkriminalität!

Rätselhaftes Motiv

Verstümmelte Wiesenweihe mit ausgebreiteten Flügeln | © Edgar Hoh © Edgar Hoh
Die grüne Markierung dient als Erkennung. Sie ist ähnlich einer Beringung und beeinträchtigt das Tier nicht

Die Taten zeigen ein vergleichbares Muster und beide Vögel wurden in nur 20 Kilometern Abstand südlich von Würzburg bei Ochsenfurt gefunden. Beide Fälle wurden umgehend von uns bei der Polizei Würzburg angezeigt. Es ist durchaus möglich, dass noch weitere verstümmelte Wiesenweihen in diesem Bereich gefunden werden. Um die streng geschützten Greifvögel zu fangen, bedarf es guter Artenkenntnis, da sie sich in erster Linie in Getreidefeldern und Wiesen aufhalten. Das Einfangen ist wahrscheinlich nachts passiert, denn dann können die Wiesenweihen nicht wegfliegen, da sie sich nicht orientieren können. Die beiden verletzten Vögel werden derzeit von ehrenamtlichen Helfern gepflegt.

Einen Unfall mit einer landwirtschaftlichen Maschine kann ausgeschlossen werden. Wir haben die Verletzungen auf diese Möglichkeit überprüfen lassen und sie weisen eindeutig auf eine menschliche Misshandlung hin. Die Wiesenweihe ist einer der seltensten Greifvögel Europas. Bayernweit leben nur etwa 200 Brutpaare und sie ist im Freistaat vom Aussterben bedroht. Wir können diese Taten nicht verstehen, und sie machen keinen Sinn. Deshalb muss dies als ein gezielter Akt gegen die Wiesenweihe und die Schutzbemühungen des LBV gesehen werden. Da aber auch in diesen Fällen die Polizei keine sofortige Spurensicherung am Tatort geleistet hat, steht zu befürchten, dass die Aufklärungsquote aller Fälle weiter bei null Prozent liegen wird. Die Beamten vor Ort müssen bei Fällen der Umweltkriminalität zukünftig endlich Unterstützung von Spezialisten bekommen!

Schicksal der jungen Wiesenweihen ungewiss

Blutende verstümmelte Wiesenweihe | © Edgar Hoh © Edgar Hoh
Jungvogel trägt schwere Verletzungen davon

Bei den verstümmelten Vögeln handelt es sich um ein junges Weibchen und ein junges Männchen. Die erste Wiesenweihe wurde an einem Feldweg in der Albertshäuser Flur bei Giebelstadt gefunden. Dem Weibchen wurden brutal Flügel und Schwanz gestutzt – vermutlich mit einer Haushalts- oder Gartenschere. In der Natur wäre der Vogel verhungert. Sollten die Federn nachwachsen, könnten wir den Jungvogel erst nächstes Jahr auswildern und er könnte nicht dieses Jahr mit seinen Artgenossen zum Überwintern in den Süden ziehen. Der zweite verstümmelte Jungvogel wurde bei Baldersheim im südlichen Landkreis Würzburg bei einer zufälligen Kontrolle entdeckt. Hier wurde der linke und rechte Flügel eines Männchens verstümmelt, so dass die junge Wiesenweihe flugunfähig ist und ebenfalls verhungern würde. Etwa sieben bis acht Zentimeter wurden dem männlichen Greifvogel von beiden Flügeln abgeschnitten. Dabei verletzte der unbekannte Täter das Tier sogar, denn es blutete bei Auffinden noch.

Beide Jungvögel wurden vorübergehend in einer Greifvogelauffangstation in Würzburg versorgt. Ob sie sich erholen und nach der Mauser wieder flugfähig sein werden, kann noch nicht abgeschätzt werden.

Am 07. August 2015 sind die beiden misshandelten Wiesenweihen aus Würzburg in der Vogelstation des LBV in Regenstauf angekommen. Dort werden sie nun versorgt und das weitere Vorgehen wird besprochen.

1.000 Euro Belohnung für Hinweise

Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat der LBV eine Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt. Sollte der Täter gefasst werden, muss er sich wegen Verstoßes gegen das Bundesnaturschutz- und das Tierschutzgesetz verantworten.

Hinweise zu der Tat nimmt die Bezirksgeschäftsstelle des LBV in Veitshöchheim unter Tel. 09 31- 45 26 50 47 oder jede Polizeidienststelle entgegen.

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© Ralph Sturm

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