Schleiereule

Tyto alba

Ruf der Schleiereule - Hier abspielen! (www.tierstimmen.de)

Kennzeichen

Schleiereule schaut aus einer gemauerten Wand heraus | © Gunther Zieger © Gunther Zieger

Die Schleiereule ist eine helle, langbeinige Eule ohne Federohren. Charakteristisch für die Schleiereule ist der herzförmige Gesichtsschleier und die relativ kleinen schwarzen Augen. Ihre Unterseite ist weiß bis gelbbraun mit Tropfenflecken, der Schnabel weißrosa, gelblich bis grauweiß.
Die stimmlichen Laute der Schleiereule sind schwer zu unterscheiden. Der kreischende, langgezogene Revierruf des Männchens ist am auffälligsten. Zur Warnung gibt die Schleiereule ein hastiges kraich-kraich von sich, in Abwehrsituationen hört man ein Fauchen und Schnabelknappen. Die Weibchen und Jungvögel sind mit ihrem „Bettelschnarchen“ während der Brutzeit nächtelang weithin hörbar.

Vorkommen

In Mitteleuropa ist die Schleiereule ein häufiger Brutvogel des Tieflandes, vor allem in Gebieten, welche relativ waldarm sind. Von maßgeblicher Bedeutung für den Lebensraum ist die Kombination von geeignetem Brutplatz und günstigem Jagdgebiet. Zum Brüten werden Gebäude bevorzugt, die einzeln oder in Dörfern und Kleinstädten stehen. Bruten in Felsen oder Bäumen weit entfernt von menschlichen Siedlungen sind bei uns Ausnahme. Zum Jagen brauchen sie offenes Gelände wie zum Beispiel am Rand von Siedlungen oder entlang von Straßen und Wegen. Weniger beliebt sind Waldränder.
Im Sommer werden deckungsreiche Baumgruppen als Tagesstände genutzt, im Winter benötigen sie jedoch einen Kälte- und Schneeschutz. Hierfür geeignet sind zum Beispiel Scheunen, Speicher und Ställe. Im Winterhalbjahr werden die Brutplätze selten besucht.
Der europäische Bestand umfasst 110.000 bis 220.000 Brutpaare, wobei Schwerpunkte in Spanien und Frankreich - aber auch in Deutschland - liegen. Hierzulande brüten wieder zwischen 11.000 und 17.000 Paare. Nachdem die Schleiereule in den 70er Jahren als stark gefährdet galt, hat sich ihre Zahl dank gezielter Schutz- und Hilfsmaßnahmen erfreulich positiv entwickelt. Die Wahl zum Vogel des Jahres hatte 1977 eine Welle von Aktivitäten zum Schutz und zur Vermehrung der Schleiereulen ausgelöst, besonders durch die Schaffung von Brutplätzen, aber auch durch Information und Aufklärung der Bevölkerung über Schutzmöglichkeiten vor Ort.

Nistplatz

Als Nistplatz brauchen Schleiereulen eine Nische, die geräumig, möglichst dunkel und störungsfrei ist sowie einen freien Anflug bietet. Häufig brütet sie in Kirchtürmen, Scheunen, Taubenschlägen, Dachböden und Ruinen. Auch künstliche Nisthilfen werden erfolgreich angenommen. Optimalbrutplätze bleiben dauerhaft besetzt.
Oft werden bestehende Brutplätze vergittert, um Stadttauben auszusperren – das führt auch zum Brutplatzverlust bei den Schleiereulen.

Nest

Als Nestunterlage dient abhängig von der Brut eine 2 bis 15 cm dicke Schicht von zerbissenem und zerfallenem Gewölle.

Brutverhalten

Schleiereulen leben normalerweise in monogamer Dauerehe. Eine Jahresbrut ist die Regel, in nahrungsreichen Jahren kann es aber auch zu Zweitbruten und sogar Drittbruten kommen. Die Brutzeit beginnt in Abhängigkeit von Mäuse-Gradationsjahren: In Jahren, wo die Feldmauspopulation groß ist ab Ende März, ansonsten Ende April. Meistens werden 4-7 längliche, weiße Eier gelegt, es sind jedoch bis zu 15 möglich. Diese werden ab der Ablage des ersten Eis für 30-34 Tage vom Weibchen bebrütet, das währenddessen vom Männchen mit Beutetieren versorgt wird. Nach dem Schlüpfen sind die Jungtiere zunächst blind. Die Augen öffnen sich nach 11-14 Tagen und nach 37-44 Tagen beginnen sie herumzuflattern und -laufen. Nach ungefähr 60 Tagen fliegen sie aus. Das Revier der Eltern verlassen sie mit fast 3 Monaten. Trotz Altersunterschied verlassen die Jungvögel das Nest fast gleichzeitig.

Nahrung

Die Schleiereule jagt im Gleitflug nahezu geräuschlos wenige Meter über dem Erdboden. Als Nahrung dienen hauptsächlich Säugetiere. Bei uns ist das Hauptbeutetier die Feldmaus, andere Mäusearten, Ratten oder Vögel bieten Ersatz. Vereinzelt fressen Schleiereulen auch Amphibien, Reptilien und Großinsekten. Nahrungsbestandteile, welche nicht verdaut werden können, werden in sogenannten Gewöllen wieder ausgewürgt.

Gefährdung

Die Schleiereule ist in hohem Maße von Bewirtschaftungsformen in der Agrarlandschaft abhängig, mit denen Kleinsäugerbestände in engerem Zusammenhang stehen. Die in den letzten Jahren deutlich gestiegene Anwendung von Rodentiziden (Pestizide gegen Nagetiere) lässt zunehmende Gefährdungen befürchten. In der Vergangenheit sind Brutplätze oftmals durch Abbruch, oder im Zuge von Sanierungsmaßnahmen an Kirchen, Scheunen und Dächern verloren gegangen.

Schutz

Eine reich strukturierte Kulturlandschaft mit reduzierter Ausbringung an Bioziden ist die Grundvoraussetzung für eine stabile Schleiereulen-Population. Sie käme gleichzeitig vielen anderen Arten der offenen Feldflur zugute. Das Anbieten von Nisthilfen kann sich ebenfalls positiv auswirken, wo geeignete Brutplätze rar sind. Durch Kooperation mit Landwirten (Brutplätze in Scheunen, Ställen) und Kirchen (zugänglich machen von Kirchtürmen) ist Schleiereulenschutz vor Ort oft mit einfachen Mitteln machbar.

Systematik
Ordnung: Eulen (Strigiformes), Familie: Schleiereulen (Tytonidae), Unterfamilie: Schleiereulen (Tytoninae), Gattung: Schleiereulen (Tyto), Art: Schleiereule (Tyto alba).

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