Kein Geld mehr für Bayerns letzte Feldhamster?
Mittelkürzungen hätten gravierende Folgen für Artenvielfalt und Kulturlandschaft – Landwirte brauchen Planungssicherheit und Verlässlichkeit
Eine Haushaltssperre in Bayern und ausbleibende Fördermittel von EU und Bund bringen viele Naturschutzprojekte und Landschaftspflegemaßnahmen im Freistaat in Bedrängnis. Denn die Arbeit von Naturschützerinnen, Naturschützern sowie engagierten Landwirtinnen und Landwirten ist oft auf eine verlässliche Finanzierung durch entsprechende Förderprogramme angewiesen. Kürzungen, etwa im Artenhilfsprogramm Feldhamster, würden die Umsetzung wichtiger Maßnahmen verhindern. Das gefährdet nicht nur seltene Arten, sondern auch das Vertrauen in eine verlässliche Finanzierung. Gemeinsam mit BBV fordern wir die Bayerische Staatsregierung deshalb auf, trotz schwieriger Haushaltslage weiterhin genügend Mittel bereitzustellen.

Noch vor 50 Jahren war der Feldhamster auf Bayerns Feldern weit verbreitet. Heute ist er fast verschwunden. In den letzten Jahrzehnten haben ihm eine veränderte Landnutzung sowie der Verlust von Landwirtschaftsflächen durch Flächenversiegelung und Infrastrukturmaßnahmen enorm zu schaffen gemacht. In Unterfranken lebt eine der letzten Populationen, die noch ohne Nachzucht überleben kann.
Möglich wurde das durch die enge Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz im Artenhilfsprogramm Feldhamster. Die Beratung und Betreuung der landwirtschaftlichen Betriebe übernehmen der Landschaftspflegeverband, die Bayerische Kulturlandstiftung sowie der LBV. Eine wichtige Grundlage ist zudem die verlässliche Förderung durch die Bayerische Staatsregierung.
„Mit viel Engagement und Überzeugung haben die unterfränkischen Landwirte und Landwirtinnen Lebensräume für den Feldhamster auf ihren Flächen geschaffen und erhalten. Dazu gehören beispielsweise nicht geerntete Getreidestreifen und Blühstreifen, die auch unsere Kulturlandschaft bereichern. Bricht nun die Finanzierung weg, geht hier über Jahre aufgebautes Vertrauen verloren“, macht Stefan Köhler, Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbandes klar.

Landwirt Johannes Lindner aus Neuses am Berg im Landkreis Kitzingen erklärt: „Unser Betrieb stellt 8,5 Hektar für Feldhamster-Inseln zur Verfügung. Dort säen wir in einem engen Streifensystem Luzerne, Blühstreifen und Getreide an und verzichten sogar auf die Getreideernte. Nur mit einem angemessenen finanziellen Ausgleich geht das wirtschaftlich auf. Wir freuen uns auch über die Feldhasen, Schmetterlinge und Rebhühner, die die Feldhamster-Inseln als Nahrungs- und Rückzugsgebiete nutzen.“
Fällt das Artenhilfsprogramm den Sparmaßnahmen der Regierung zum Opfer, wäre dies ein erheblicher Rückschritt für den Artenschutz in Bayern. „Wir müssen die letzten Feldhamster in Bayern erhalten – dafür haben wir eine internationale und gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Das Aussterben einer einst häufigen Art sehenden Auges in Kauf zu nehmen, wäre ein Armutszeugnis für eine Regierung, die sich den Erhalt der Artenvielfalt auf die Fahnen geschrieben hat“, erklärt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Auch andere Artenhilfsprogramme, wie beispielsweis für Wiesenweihe und Ortolan, sind darüber hinaus betroffen. Ohne die bewährten Artenhilfsprogramme haben diese Arten derzeit keine Chance zu überleben.
