Wie geht es unseren anderen Bartgeiern?
Während der Fokus natürlich überwiegend auf die Halsgrube gerichtet ist, beobachten wir aufmerksam das Geschehen um unsere anderen drei Bartgeier.
Mittlerweile haben sich Bavaria und Recka in ihrem selbst gewählten Lebensraum der Berchtesgadener und Salzburger Alpen hervorragend eingelebt, während die entdeckungsfreudige Dagmar den Westalpenraum erkundet.
Dagmar erkundet die Westalpen
Dagmar übersiedelte nach ausgiebiger Inspektion des österreichischen und italienischen Alpenraumes Ende März in die Schweiz, wo sie hauptsächlich im Bereich zwischen Engelberg und Grindelwald sowie den Viertausendern Schreckhorn, Mönch und Jungfrau unterwegs war. Gemäß dem für heranwachsende Bartgeier häufig üblichen Wanderdrang, erschließt sie sich dabei immer wieder neue Nahrungsquellen - die GPS-Daten zeigen uns regelmäßige, teils streckenreiche Erkundungsflüge, sobald sie einen Kadaver findet, bleibt sie einige Wochen in der Gegend.
Die aufgenommene Kilometerleistung von Dagmar
Mitte Juni zog es Dagmar nach Süden Richtung Genfer See und schließlich in die französischen Alpen – rund um die Gipfel und Täler des Nationalpark La Vanoise, südlich von Val d’Isère schien sie sich besonders wohlzufühlen und besuchte auch öfter das angrenzende Aostatal auf italienischer Seite. Aktuell ist die reiselustige Bartgeierdame nun wieder in die Schweizer Berge zurückgekehrt. Wir sind sehr gespannt, wohin es sie als Nächstes führt.
Bavaria und Recka bleiben stationär - und zusammen
Während Dagmar intensiv die Alpenländer erkundet, sind ihre beiden Artgenossinnen Recka und Bavaria vergleichsweise standorttreu und überraschend gesellig - seit Anfang März bilden die beiden eine Wohngemeinschaft am Rand des heimischen Tennengebirges. Recka durchstreifte bereits im Winter die wildreichen Hänge und Rinnen des Salzachtals, und auch Bavaria war immer wieder im Gebiet zwischen Bluntautal und dem angrenzendem Tennengebirge zu finden.
Reckas bisherige Flugdistanz
Vom Nationalpark Berchtesgaden zogen die jungen Bartgeier also gemeinsam ins Nachbartal und haben es sich dort nun quasi eingerichtet. Dabei konnten sie von unserem Monitoring-Team sowie verschiedenen engagierten Wanderern schon mehrfach zusammen beobachtet werden. Im April erreichte uns ein faszinierendes Video, auf dem die beiden nur wenige Meter über den Filmer hinweg segeln.
Im Juni verbrachte Recka auch einige Tage im Dachsteingebirge sowie am Wilden Kaiser, doch sie kehrte nach kurzer Zeit immer wieder ins Tennengebirge und zu Bavaria zurück.
Erfolgreiches Jahr für den österreichischen Bartgeiernachwuchs
Auch von den österreichischen Kollegen aus dem Nationalpark Hohe Tauern gibt es in dieser Saison Erfreuliches zu berichten – zum ersten Mal seit Beginn des alpenweiten Wiederansiedlungsprojektes sind dort im Frühjahr gleich sechs Bartgeierjunge in freier Wildbahn geschlüpft. In Rauris, Katschberg, Mallnitz, Heiligenblut, Matrei und Prägraten haben sich die Küken in Obhut ihrer Eltern prächtig entwickelt, mittlerweile sind sie zu kräftigen Junggeiern herangewachsen und dürften nun bald flügge werden. Dies ist ein großer Erfolg für die bestehende Bartgeierpopulation der Ostalpen und zeigt somit auch die Dimension des Projektes, das kontinuierliche Bemühungen und vor allem viel Geduld erfordert.
Mit den drei erfolgreichen Bruten in Tirol im Westen Österreichs (darunter einem bisher noch nie erfolgreich gewesenen Paar) stellt dies das bisher erfolgreichste Fortpflanzungsjahr für den Bartgeier in Österreich dar.
Wir hoffen dass die jungen Geier ihre ersten Jahre gut überstehen!
Silke Moll & David Schuhwerk
von David Schuhwerk,