Statusupdate 3/2025 - Fremder Bartgeier zu Besuch in der Halsgrube!
Monitoringteam beobachtet nun drei Jungvögel

Ein wichtiger Bestandteil des Auswilderungsprojekts ist das lückenlose Monitoring vor Ort. Unsere Beobachtungen wollen wir natürlich auch mit Euch teilen und veröffentlichen in loser Reihenfolge neue Informationen an dieser Stelle. Im heutigen Statusbericht berichten wir über die Entwicklungen seit den Erstflügen.
Wir berichten über einen aufregenden Besuch in der Halsgrube, der weiteren Flugentwicklung, deutlich sichtbarer Zuneigung und der erfreulichen Besserung von Luisas Verletzung.
Besuch in der Halsgrube

Das Monitoring Team konnte gestern anfangs nur wenig Aktivität beobachten. Die Niederschläge und Temperaturen boten (wie in den verregneten Tagen zuvor) offensichtlich nur wenig Anreiz zum Fliegen.
Als das Team einen dritten Bartgeier elegant in die Halsgrube hereinsegeln sah, dachten wir zuerst an Vinzenz, der ja seit seiner Freilassung erfreulicherweise noch im Nationalpark unterwegs ist. Schnell zeigte sich aber, dass es sich um einen fremden, unmarkierten Bartgeier im 3. Kalenderjahr handelte! Der fremde Jungvogel segelte trotz der anfangs widrigen Bedingungen gekonnt durch die Halsgrube, fand an mehreren Stellen Knochen und versuchte scheinbar Generl und Luisa zum Fliegen zu animieren.

Dies erfolgte dann auch später, beide wirkten allerdings ein bisschen verunsichert gegenüber dem fortgeschrittenen Jungvogel, der ihnen eine Lehrstunde in Flugkunst darbot. Dabei kam es durchaus ein paarmal zu physischen Kontakten als der fremde Bartgeier die beiden anflog. Diese Interaktionen waren jedoch von geringer Intensität und wir interpretierten dies eher neckisch als aggressiv. Zusammen mit Luisa und heute auch mit beiden saß der dreijährige Jungvogel dann an einem der Futterplätze und verhielt sich dort friedlich.
Auch als er – wie von einer aufmerksamen Webcambeobachterin im Forum registriert wurde – mit Luisa zusammen vor der Nische landete, gab es keine aggressiven Anzeichen.
Wir sind sehr gespannt, wie es mit dem Jungvogel weitergeht und ob er noch etwas länger in der Halsgrube verweilt. Möglicherweise könnte er eine Rolle bei dem Schutz unserer ausgewilderten Jungvögel vor unangenehmen Steinadlerattacken spielen. Die nächsten Tage werden es zeigen.
Kein ganz Unbekannter

Der fremde Jungvogel ist überdies kein Unbekannter: Seit März haben wir Meldungen von ihm aus dem Nationalpark und der Umgebung erhalten, anhand einiger aussagekräftiger Fotos konnten wir jetzt mit großer Sicherheit bestätigen, dass es sich hierbei um das gleiche Tier handeln müsste. Dabei ist es wirklich sehr spannend zu sehen, wie Sichtungen von nichtausgewilderten Bartgeiern in den Berchtesgadener Alpen zunehmen. Dies unterstreicht auch die Wichtigkeit und Relevanz von Meldungen, die dabei helfen können, solche Entwicklungen besser zu verstehen und individuelle Schicksale verfolgen zu können.
Möglicherweise können wir die Spur des Fremdgeiers noch weiterverfolgen, zumindest gibt es gewisse Indizien, die eine mögliche Herkunft vermuten lassen. Hierfür fehlen jedoch eindeutige Belege, wir werden versuchen weitere Informationen darüber zu erlangen.
Zögerliche Flugentwicklung

Die Flugentwicklung der beiden nimmt weiter zu, jedoch teilweise in etwas geringerem Maße als bei so manchem vorhergehendem, ausgewilderten Vogel. Vor allem Luisa zeigt jedoch ab und an, dass sie durchaus schon größere Höhen erreichen kann und auch wieder sicher in die unteren vertrauten Bereiche rund um die Auswilderungsnische gelangt. Die letzten Tage waren auch von schwierigen Flugbedingungen mit viel Niederschlag und kaum Thermik geprägt.
Insgesamt bleibt die Entwicklung im normalen Bereich und wenn das Wetter demnächst wieder besser wird, dann werden auch die Flugaktivitäten wieder steigen.
Guter Verlauf von Luisas Verletzung
Erfreulicherweise scheint es mit Luisas Verletzung deutlich bergauf zu gehen. Das Humpeln ist kaum mehr sichtbar und ihr Verhalten einwandfrei. Dies bestätigt die Vermutung, dass es sich wohl um keine schwerwiegende Verletzung handelt, die vermutlich bei einer der missglückten Landungen entstanden ist.
Harmonisches Zusammensein

Wie schon im letzten Update berichtet, setzt sich das vertraute Verhalten der beiden untereinander fort. Es wird aktiv die Nähe gesucht, es kommt zu (häufig) harmonischem Schnäbeln der beiden und letzte Nacht teilten sie sich einen Schlafplatz. Somit kann man aktuell sagen, dass die Halsgrube auch heuer letztendlich wieder eine freundschaftliche Beziehung der ausgewilderten Jungvögel hervorgebracht hat.
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von David Schuhwerk,