Statusbericht Herbst-Winter

Ein kleiner Rückblick auf die vergangenen Wochen mit unseren beiden Bartgeiern

Wally im Bereich der Watzmann Ostwand | © Markus Leitner © Markus Leitner
Wally im Bereich der Watzmann Ostwand

Nachdem wir - bedingt durch die Entwicklungen der Flugrouten und Aufenthaltsorte der beiden – schon länger keinen sinnvollen Monitoringbericht mehr veröffentlichen konnten, möchten wir zum Beginn des letzten Monats in unserem ersten Auswilderungsjahr einen kurzen Rückblick auf die vergangenen Wochen von Wally und Bavaria werfen.

Nachdem es gut hätte sein können, dass die beiden ab Mitte September herum auf eine mehrjährige Reise im Alpenraum aufbrechen (wie es bei den meisten Wiederansiedlungsprojekten der Fall ist), haben die beiden zwar ihre weitere Umgebung erkundet und angrenzende, geeignete Lebensräume erkundet, kehrten jedoch erstmal immer wieder in das nähere Umfeld der Halsgrube zurück.

 

Wally bleibt im Augenblick noch im Bereich der Berchtesgadener Alpen

Schnappschuss von Wally aus der riesigen Watzmann Ostwand |© Silke Moll © Silke Moll
Schnappschuss von Wally aus der riesigen Watzmann Ostwand

Wally zeigte sich im Vergleich mit den Vögeln aus anderen Wiederansiedlungsprojekten ungewöhnlich standortstreu: Neben kleinen Ausflügen zum Hochkönigplateau und auf die österreichische Seite der Reiteralm hielt sie sich überwiegend im Umfeld der Watzmann Ostwand auf. (Interessanterweise in dem Bereich, in dem ein Bartgeierpärchen am 9. März 1650 erschossen wurde, wie ein berühmtes Bild im Wirtshaus auf St. Bartholomä zeigt.)

Dort konnten wir sie des öfteren gut beobachten, unter anderem auch bei der Nahrungsaufnahme (vermutlich die Überreste einer der zahlreichen Gämsen, die sich dort aufhalten).

Bavaria erkundet den Osten

Bavarias Reise in den Osten und zurück | © Screenshot LBV © Screenshot LBV
Bavarias Reise in den Osten und zurück

Im Gegensatz zu Wally änderte sich das ab Mitte Oktober zumindest für Bavaria:

Sie startete relativ plötzlich zu einem mehr oder weniger zielstrebigen Flug nach Osten und zwar so weit, wie seit ihrer Ausrottung erst zwei andere bekannte Bartgeier (Joker und Adonis aus dem österreichischen Wiederansiedlungsprojekt): Bis vor die Tore Wiens in die Rax-Schneeberg Gruppe führte sie ihr Vorstoß. Diese liegen etwa 380 km entfernt von ihrem Ausgangspunkt im Nationalpark Berchtesgaden, ihre tatsächliche Flugstrecke dürfte aber erheblich länger sein. Schließlich sind ja nur wenige Meldungen pro Tag auf der Karte erfasst, alles was dazwischen passiert, wird nicht aufgenommen.

Nachdem sie dort einige Tage verbrachte, flog sie über die Eisenerzer Alpen wieder nach Westen in die Schladminger Tauern. Dort verblieb sie ebenfalls einige Tage in zwei enger abgrenzbaren Bereichen in den Hochlagen, was die Vermutung nahe legt, dass sie dort Nahrung gefunden hat.

Von dort aus ging es zum Dachstein, mit einem kürzeren, etwa zweitägigen Aufenthalt. Der Weg zurück Richtung Nationalpark Berchtesgaden war nun beinahe geschafft. Leider erreichte uns die letzte Meldung schon am 24.11. aus dem Hagengebirge, nur wenige Meter von der Grenze entfernt. Seitdem lieferte der GPS Sender keine Daten mehr. Die letzte für uns mit nahezu 100 prozentiger Wahrscheinlichkeit verifizierbare Meldung erhielten wir am 28.11. aus dem Blühnbachtal.

 

 

Keine gesicherte Beobachtung und Aufruf zu Meldungen

Wallys Flugrouten und Aufenthaltsbereiche bleiben im Umfeld des Nationalparks | © Screenshot LBV © Screenshot LBV
Wallys Flugrouten und Aufenthaltsbereiche bleiben im Umfeld des Nationalparks

Am 6.12. war - wie in den letzten Tagen häufig - ein kleines Team im Salzachtal bei Werfen vor Ort, um dem aktuellen Signal von Wally zu folgen und möglicherweise eine Sichtung zu tätigen. Bei stark wolkenverhangenen Gipfeln konnte das Team für einen kurzen Moment per Fernglas zwei Bartgeier gemeinsam an der Sendeposition von Wally kreisen sehen. Bis das stärkere Spektiv aufgebaut war, hatten sich die Vögel schon wieder in den Nebel zurückgezogen. Bei den sporadischen folgenden Sichtungen in den nächsten Stunden konnten nur Wally beobachtet werden, teils in kleinen Kämpfen mit einem Steinadler, teils immer wieder lange in einer Rinne verschwindend (wo möglicherweise Futter liegt).

Wir haben also keinen absoluten Beweis, dass sie anfänglich gemeinsam unterwegs waren, halten es aber durchaus möglich, dass die beiden sich wieder gefunden haben. Bis wir einen ganz sicheren Nachweis haben, bitten wir um vorsichtigen Optimismus und rufen weiterhin alle Jäger, Förster, Skitourengeher, Liftpersonal und andere Personen, die viel Zeit in den Bergen verbringen, dazu auf, einen gelegentlichen Blick in den Himmel in den Himmel zu werfen. Beide dunkel gefärbten Geier sind durch mit Bleichmittel aufgehellte Federpartien leicht zu identifizieren: Bavaria weist an ihrer linken Flügelspitze und in den rechten Schwanzfedern entsprechende Markierungen auf, Wally an zwei Stellen in ihrer rechten Schwinge (s. Foto). Mitteilungen, auch von Wally oder anderen Bartgeiern, werden per E-Mail erbeten an die Meldeadresse oder ganz einfach und bequem über unser Meldeformular (mit möglichst vielen Details (Ort, Datum, Verhalten bzw. Flugrichtung etc.) und einem Foto egal welcher Qualität. Vielen Dank für Ihre Mithilfe!

 

 

Wally fliegt gesund und munter im nördlichen Salzachtal

Wally kommt im Salzachtal derzeit gut zurecht | © Silke Moll © Silke Moll
Wally kommt im Salzachtal derzeit gut zurecht

Wally hält sich nach wie vor im nördlichen Salzachtal auf, fliegt hervorragend, findet Nahrung und rangelt ein wenig mit dem örtlichen Steinadlerpaar, wobei sie durchaus die Nase vorn hat. Kurz gesagt, es geht ihr gut und sie verhält sich völlig normal.

Leider ist ihr Senderakku am Tiefpunkt und ein Ausfall liegt durchaus ebenfalls im Bereich des Möglichen, da in den nächsten Wochen jahreszeitlich bedingt nur mit geringem Energieeintrag zu rechnen ist.

Leider konnten wir Bavaria bei unseren Monitoring Besuchen im Salzachtal nicht wie erhofft in ihrer Nähe entdecken.
Wir bleiben auf jeden Fall an Wally dran und werden versuchen, so häufig als möglich vor Ort zu sein und sie direkt zu beobachten.

von David Schuhwerk,

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