Erfolgreichste Auswilderungssaison im 35. Jubiläumsjahr des Bartgeierwiederansiedlungsprojekts!

Mit einer Gesamtzahl von 24 ausgewilderten Jungvögeln ist heuer seit Beginn gleichzeitig das erfolgreichste Jahr!

Bavaria am Auswilderungstag |© Hansruedi Weyrich © Hansruedi Weyrich
Bavaria am Auswilderungstag

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren die Bartgeier im Alpenraum ausgerottet und standen insgesamt in ganz Europa am Rande des Aussterbens.

1986 startete dann im Rahmen eines von der Vulture Conservation Foundation (VCF) koordinierten und groß angelegten Zuchtprojekts in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) der Zoos im Alpenraum die Wiederansiedlung von jungen Bartgeiern.

Während die Reproduktion der Art in den Ostalpen nur schleppend voran kommt, vermehren sich die Bartgeier in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig und man kann die stetige Entwicklung der alpinen Population dort vorsichtig als erfolgreich bezeichnen.

In den Alpen gibt es nun wieder mehr als 60 Brutpaare, in Andalusien sind es 4, mit steigender Tendenz, außerdem haben sich die Anstrengungen zum Schutz in weitere Regionen in Frankreich und Spanien ausgeweitet.

Und dieses Jahr ist in dieser Erfolgsgeschichte noch einmal ein ganz besonderes: Das 35. Jubiläumsjahr seit Beginn des Wiederansiedlungsprojekts ist gleichzeitig das erfolgreichste mit einer Gesamtzahl von 24 ausgewilderten Jungvögeln!

Schwieriger Start und erfolgreiches Ende der Zuchtsaison

Bavaria in ihren ersten Lebenstagen |© P. Rodruigez © P. Rodruigez
Bavaria in ihren ersten Lebenstagen

Bis weit ins Frühjahr hinein, schien es kein gutes Jahr für den Bartgeiernachwuchs zu werden. Einzelne Schicksalsschläge wie beispielsweise der Tod eines besonders zuverlässig für Nachwuchs sorgenden Weibchens und bestimmte Restriktionen in Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie ließen es lange unklar erscheinen, ob unser Wiederansiedlungsprojekt im Nationalpark Berchtesgaden wirklich in diesem Jahr durchgeführt werden konnte.

Es gab auch weitere Rückschläge – so war für Berchtesgaden eigentlich ein Jungvogel aus dem Zuchtprogramm des Nürnberger Tierparks vorgesehen. Aber ein Ei ist während des Brutvorgangs zerbrochen und das andere war zwar befruchtet, aber der Embryo starb vor dem Schlupf (nähere Infos dazu hier).

Auch nach dem Schlupf kamen insgesamt 5 junge Bartgeier noch aus verschiedenen Gründen in verschiedenen Zuchtstationen ums Leben.

Umso schöner war es als uns am 19. April dann die erlösende Nachricht erreichte, dass zwei Jungvögel aus dem spanischen Guadelentín, der größten Zuchtstation im Projekt, für Berchtesgaden vorgesehen werden konnten. Der heurige Zuchterfolg in Guadelentín trug maßgeblich dazu bei, dass das Bartgeierprojekt abermals neue Rekordzahlen verzeichnen konnte: Schon seit längerem schlüpft hier die größte Anzahl an Nachwuchs - mit 10 Küken wurde in diesem Jahr ein neuer Rekord erreicht!

Insgesamt schlüpfte damit in diesem Jahr die beeindruckende Anzahl von 31 Jungvögeln!

Eine erfolgreiche Auswilderungssaison!

Die erste Auswilderung im Nationalpark Berchtesgaden |© Richard Straub © Richard Straub
Die erste Auswilderung im Nationalpark Berchtesgaden

Die heurige Saison zeichnete sich durch einen sehr langen Aufzucht- und Auswilderungszeitraum aus: Von der ersten Auswilderung am 25. April in Grands Causses bis zur letzten am 30. Juli in Cazorla wurden insgesamt 23 Jungvögel an fünf laufende Wiederansiedlungs- und Aufstockungsprojekte ausgegeben. In den Alpen waren es insgesamt 4 Tiere, neben unserem neu angelegten Projekt in Berchtesgaden kamen noch zwei Vögel in die Schweiz, nach Melchsee-Frutt.

Die übrigen 3 Jungvögel, die allesamt weiblich sind, sind Teil des Zuchtprogramms geworden und werden hoffentlich als Elterntiere dazu beitragen, die Erhaltung ihrer eigenen Art zu stützen.

Ein 24. Nestling der auf natürliche Art und Weise in den Katalanischen Pyrenäen geboren wurde, verlor ein Elternteil und konnte aus seiner ungünstigen und zunehmend als bedrohlich eingeschätzten Situation gerettet werden. Er wurde in die Zuchtstation nach Guadelentín verbracht und konnte dort ohne menschlichen Kontakt verpflegt werden und sich erholen. Anschließend wurde er im Andalusischen Wiederansiedlungsprojekt eingesetzt und erfolgreich ausgewildert. Dies bringt zusätzlich eine wertvolle neue genetische Linie zu diesem Projekt.

Vier ungeklärte Todesfälle

Wie in jedem Jahr gab es leider auch einige traurige Nachrichten aus den verschiedenen Projektregionen. Insgesamt sind 4 Jungvögel an drei verschiedenen Projektorten (Korsika, Maestrazgo, Grands Causses) verstorben, teilweise aus noch ungeklärten Umständen. Besonders unglücklich ist der Fall in Grands Causses wo gleich zwei Nestlinge verstorben sind. Das eine nach ersten Laborergebnissen vermutlich durch eine Infektion und Leberversagen, das andere wurde möglicherweise von einem Beutegreifer getötet – vermutet wird den Bissspuren nach Fuchs oder ein Marderartiger.

Den anderen 19 Bartgeiern geht es aber gut und wir wünschen Ihnen allen ein erfolgreiches erstes Lebensjahr!

 

Genauere Details gibt es auf der Seite unserer Partnerorganisation VCF.

von David Schuhwerk,

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