Eindrucksvolle Flugdistanzen Ende Mai
Die Reisedistanzen dreier Jungvögel etwas genauer betrachtet
Am 30. und 31. Mai haben drei unserer schon etwas älteren ausgewilderten Bartgeier eindrucksvolle und ziemlich zielgerichtete Reisen unternommen. Wir schauen uns die Distanzen und Örtlichkeiten in diesem Beitrag etwas genauer an.
Sisi - Wieder weit im Westen
Sisi hatte sich ja seit längerem im aufstrebenden Bartgeierreich der Allgäuer und Lechtaler Alpen aufgehalten, wo sie mehrmals beobachtet und dokumentiert werden konnte. (dies war auch im letzten Jahr ein schon bevorzugter Aufenthaltsraum von ihr). Dabei war sie nachgewiesenermaßen auch des Öfteren zusammen mit Dagmar, Vinzenz und mehreren Wildvögeln unterwegs.
Nun brach sie aber am 30. Mai auf und flog von der Hornbachkette in den Allgäuer Alpen zuerst nach Südosten in die Ötztaler Alpen, „korrigierte“ dort aber ihren Kurs scharf und machte sich weiter auf den Weg nach Westen über die Silvretta in die Schweiz, wo sie in der Nähe von Grindelwald in den eindrucksvollen Berner Alpen ankam. Die Gegend dort ist ihr gut bekannt, dort hatte sie sich auch früher schon mehrmals aufgehalten.
Insgesamt haben wir an den beiden Tagen 417 km Distanz aufgezeichnet. Allerdings sind die Daten bei ihr reduziert (da bei ihr nur in gewissen Intervallen Positionen übermittelt werden und die Strecke dazwischen interpoliert wird). Daher kann man in Realität sicher von einer 30–40-prozentigen zusätzlichen Flugleistung ausgehen.
Nepomuk - Von einem bevorzugten Gebiet in einer geraden Linie ins andere
Nepomuk hatte sich nun schon einige Zeit erfreulicherweise am Südrand der Berchtesgadener Alpen im Steinernen Meer aufgehalten, wo er sich anscheinend ziemlich wohlfühlte und mutmaßlich auch die Gesellschaft eines unbekannten Wildvogels genoss. Am 30. Mai brach er jedoch relativ unvermittelt auf und flog erst einmal nach Südwesten in die Venedigergruppe in den Hohen Tauern, wo er auch die Nacht verbrachte. Am nächsten Tag ging es weiter in einer erstaunlich geraden Linie über Südtirol zum Schweizer Nationalpark. In dieser ihm äußert gut bekannten Region hielt er sich in der Vergangenheit schon öfter auf und sein zielgerichteter Flug war sicher kein Zufall. Zusammengenommen hat er an den beiden Tagen eine Distanz von 477 km zurückgelegt.
Nepomuk im Winter in der Halsgrube

Wiggerl - Der Flugkünstler sammelt viele Flugmeilen
Wiggerl, der schon seit dem ersten Ausflug für Erstaunen aufgrund seiner beeindruckenden Flugleistungen im Vergleich zu den anderen ausgewilderten Jungvögeln sorgte, setzte auch in den vergangenen Wochen seine eindrucksvolle Reiselust fort. Alleine im Mai erreichte er unter anderem ausgehend von den Berchtesgadener Alpen Katschberg in Kärnten, die südliche Silvretta im Schweiz-Österreichischen Grenzgebiet, überflog die Lechtaler Alpen und blieb eine kurze Zeit im Karwendel. Insgesamt hat er in diesem Monat aufgezeichnete 2.000 km zurückgelegt, zu denen man ähnlich wie bei Sisi, die oben genannten Prozente hinzurechnen muss.
Am 30. Mai flog er vom bekannten Ahornboden im Karwendel nach 299 km nach Südosten in die Glockner- und Granatspitzgruppe in den Hohen Tauern. In diesem Bereich verblieb er zwar noch am folgenden Tag, jedoch flog er auch dort noch einmal 127 km herum, so dass sich seine Bilanz an diesen beiden Flugtagen auf 426 km summierte.
Wiggerls Flugbilanz auf der Karte im Mai 2025
Wir freuen uns über unsere Jungvögel, sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen und hoffen ein klein wenig, dass sich bald wieder einer von ihnen bei uns in Berchtesgaden blicken lässt.
von David Schuhwerk,