Bartgeiertreffen 2024 in Korsika

Jährlicher Fixpunkt zum Ende der Auswilderungssaison

Bartgeiertreffen 2024 |© Hansruedi Weyrich, VCF © Hansruedi Weyrich, VCF
Zahlreiche internationale Besucherinnen und Besucher nahmen auch 2024 am internationalen Bartgeiertreffen teil.

Wie jedes Jahr im Spätherbst war es wieder einmal Zeit für das jährliche Bartgeiertreffen auf das das Projektteam zum Ende der Saison besonders hinfiebert.  

Wie immer trifft sich hierbei die internationale Bartgeiercommunity, um neueste Informationen aus Forschung, Bartgeierschutz und Praxis zu teilen.  Heuer fand das Treffen in Korsika statt, im Anschluss an das LIFE GypRescue Seminar – einem in 2021 gestartetem Projekt, dass das Aussterben der kleinen autochthonen Population auf Korsika verhindern soll.

Anschließend fand noch das IBM Jahrestreffen statt, bei dem sich die Mitglieder und Unterstützer des Bartgeiermonitorings zu verschiedenen Themen rund um das internationale Beobachtungsnetzwerk austauschten.

 

 

Spannende Vorträge und wertvoller Informationsaustausch

Bartgeiertreffen 2024 |© VCF © VCF
Das jährliche Bartgeiertreffen fand heuer in Korsikas Hauptstadt Ajaccio statt.

Das Programm war gespickt mit zahlreichen, hochinteressanten Vorträgen zu Bartgeier-relevanten Themen.

Besonders interessiert verfolgten die Zuhörerinnen und Zuhörer natürlich die positiven Entwicklungen hinsichtlich der Populationsentwicklung und dem Erfolg des internationalen Bartgeierprojekts.

Seit den vor gut 40 Jahren begonnenen Bemühungen die in vielen Teilen Europas ausgerotteten Bartgeier bei ihrer Rückkehr zu unterstützen, konnte die Population um 365 % erhöht werden! Der diesjährige Rekord von 85 Brutpaaren in den Alpen verstärkt die positive Entwicklung der letzten Jahre.

Allerdings zeigt sich nach wie vor, dass dieser Trend vor allem in den zentralen Westalpen stattfindet und die Bestände in den Randbereichen, wie z.B. den Ostalpen, aufgrund niedrigerer Fortpflanzungsraten und höherer Mortalität, stärker gefährdet sind. Dadurch sind vor allem in diesen Regionen umfangreiche und gezielte Schutzmaßnahmen notwendig.

 

 

Viele interessante Präsentationen und überraschende Ergebnisse

Nahrungsstudie |© Enrico Bassi © Enrico Bassi
Hier eine der Folien der italienischen Nahrungsstudie, die die Anteile der gefundenen Vogelarten präsentiert.

Es gab viele weitere beeindruckende Präsentationen.

Darunter war zum Beispiel ein faszinierender Beitrag über die (historische) Entwicklung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) für die Bartgeier, von Hans Frey und Kathrin Heissenberger, sowie ein Überblick über die aktuelle Situation und den positiven Trend des Zuchtprogramms von Zuchtleiter Alex Llopis Dell.

Auch ein Vortrag unseres italienischen Kollegen Enrico Bassi, der die Untersuchungen und Ergebnisse einer Nahrungsstudie vorstellte, bei dem über einen Zeitraum von 14 Jahren die Nahrungsreste in 10 italienischen Bartgeierrevieren analysiert wurden, faszinierte uns und viele andere. Zu erwarten war hierbei die große Anzahl an Proben großer Paarhufer. Steinbock, Gämse und Schafe machen knapp zwei Drittel der Nahrungsmengen aus. Schon erstaunlicher war mit gut 10 % die relativ große Bedeutung von Murmeltieren als Nahrungsquelle. Bei den weiteren Funden (mit durchwegs sehr geringer Anzahl) zeigte sich, dass Bartgeier alle Kadaver nutzen, die sie finden können. Vereinzelt ließen sich aus den Proben Steinadler, Turmfalken, verschiedene Rauhfußhuhnarten und beispielsweise u.a. sogar Singdrossel, Pirol oder Ringeltaube bestimmen.

 

Kleine Präsentation zu Datenanalyse unserer Vögel

Präsentation David Schuhwerk |© David Schuhwerk © David Schuhwerk
Die Datenanalyse befasst sich mit den Entwicklungen von Flügelschlagleistung und Flügen der ausgewilderten Bartgeier und untersucht bestimmte Muster und mögliche Einflussfaktoren.

Auch wir durften eine kleine Präsentation über bestimmte Datenbearbeitungen in unserem Projekt halten. David Schuhwerk zeigte eine kleine Zusammenfassung der Entwicklung von Flügelschlag- und Flugdaten unserer ausgewilderten Bartgeier. Darüber wird beizeiten auch hier im Blog eine Zusammenfassung eingestellt werden.

Heimlicher Höhepunkt: Wunderbare Bartgeierbeobachtungen

Luna durch das Spektiv |© David Schuhwerk © David Schuhwerk
Bartgeierdame Luna mit stark gefärbtem Federkleid. Beide konnten über lange Zeiträume hinweg hervorragend beobachtet werden.

Am Sonntag kam es dann zu der üblichen Exkursion, die hervorragend ausgesucht war. Im Evisa Revier im westlichen Teil Korsikas konnten alle Beteiligten das Pärchen Luna und Muntagnolu hervorragend bei Flügen entlang des beeindruckenden Granitmassivs beobachten. Die beiden 2016 und 2017 ausgewilderten Vögel präsentierten sich wunderbar über lange Zeiträume und unterstrichen eindrücklich die Notwendigkeit der Bemühungen zum Erhalt einer korsischen Bartgeierpopulation.

Das Projektteam |© VCF © VCF
Das Projektteam aus NPV und LBV zusammen mit der wissenschaftlichen Koordinatorin Franziska Lörcher.

Für uns und die anderen Mitglieder und Repräsentantinnen des internationalen Bartgeiermonitorings (IBM) war es aber noch nicht an der Zeit aufzubrechen. Traditionellerweise wird das Zusammentreffen genutzt, um am darauffolgenden Tag noch die jährliche IBM Sitzung abzuhalten, auf der verschiedene Themen rund um das international koordinierte Monitoring besprochen wurden.

Das International Bearded Vulture Monitoring Network (IBM) ist eine einzigartige internationale Zusammenarbeit zwischen National- und Naturparks und Naturschutz-NGOs, die von der Vulture Conservation Foundation (VCF) koordiniert wird, um die Bartgeierpopulation in Europa zu überwachen. Das Monitoring ist unglaublich wertvoll, um die Populationsentwicklung der Bartgeier möglichst gut im Blick behalten zu können und um jeweilige Schutzmaßnahmen und Strategien daran anzupassen. Mehrfach wurde die Einzigartigkeit dieses großflächigen Monitoringsystems gepriesen und der hervorragende Vortrag von IBM-Koordinator Mirco Lauper unterstrich dies wieder einmal eindrucksvoll.

 

 

Wichtige und wertvolle Veranstaltung in eindrucksvoller Umgebung

Ausblick über Ajaccio |© David Schuhwerk © David Schuhwerk
Korsika bietet faszinierende Szenerien und Natur- bzw. Kulturlandschaften, die auch abseits von beruflichen Verpflichtungen mal einen Besuch wert wären..

Alles in allem war es wieder einmal eine großartige Veranstaltung und an der Entwicklung der Bartgeier in Mittel- und Westeuropa kann gezeigt werden, dass das Schicksal von durch den Menschen gefährdeten Arten auch durch das Engagement, die Zusammenarbeit, Kooperation und Einsatz wieder in positive Richtungen umgedreht werden kann.

Wir werden nicht aufhören, an einer besseren Zukunft für Bartgeier – und anderer Arten und Lebensräume – zu arbeiten. Die Prognosen und die Ankündigungen neuer Projekte und zusätzlicher Kollaborationen geben jedenfalls Anlass zu Optimismus.

Mitdiskutieren im LBV Forum

LBV Community Logo

Ob Sie Ihre Beobachtungen von der Webcam gerne teilen oder lediglich die bisher geschriebenen Kommentare lesen wollen: In unserem neuen Forum sind Sie richtig! Diskutieren Sie in der wachsenden Community und stellen Sie dem LBV-Team fragen!

Die letzten 5 Beiträge im Forum:

von David Schuhwerk,

Zurück

Mehr aktuelle Beiträge zum Bartgeier

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz