LBV magazin 1-24

10 LBV MAGAZIN 1|24 T H EMA DR. NORBERT SCHÄFFER LBV-VORSITZENDER Alljährlich finden im Januar zahlreiche Neujahrsempfänge statt. Hierbei handelt es sich um eine schöne Tradition, die ich persönlich für sehr wertvoll halte und genieße. Man wünscht sich gegenseitig ein glückliches und gesundes neues Jahr und erkundigt sich, wie es geht. Meine Antwort hierauf dieses Jahr: „Persönlich ausgesprochen gut! Auch der LBV entwickelt sich sehr schön. Dem Natur- und Artenschutz aber weht ein heftiger Wind ins Gesicht. Als besonders belastend empfinde ich den polemisierenden, polarisierenden und oftmals gezielt verletzenden Ton in Teilen der Gesellschaft.“ Ich denke, viele von Ihnen werden sich in dieser Bewertung wiederfinden. Der Umgangston ist rauer geworden. In den vergangenen Wochen sind auch in Bayern viele Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Als LBV begrüßen wir das Eintreten für Demokratie und Menschenrechte ausdrücklich. Es handelt sich um grundlegende Werte unserer Gesellschaft, denen wir auch unserer Satzung nach verpflichtet sind. Für komplexe Probleme werden häufig vermeintlich einfache Lösungen angeboten. Hierunter leidet auch und gerade der Natur- und Umweltschutz. Der LBV als Fachverband hält dem Sachlichkeit und ehrlichen Dialog entgegen. Wir bemühen uns jeden Tag konstruktiv und lösungsorientiert zu bleiben, ohne unsere inhaltlichen Linien zu verlieren. Bauernproteste Der Januar war geprägt vor allem durch die sogenannten Bauernproteste. Der Bauernverband hat hierbei ganz gezielt auf die Macht der Bilder gesetzt, insbesondere durch den Einsatz von zum Teil kolossalen Fahrzeugen. Fußgänger- oder Fahrraddemos hätten weniger Aufmerksamkeit erzeugt. Keine Frage, unsere Bäuerinnen und Bauern stehen unter erheblichem Druck. Das aber nicht erst seit der vorgeschlagenen und dann zum Teil gleich wieder zurückgenommenen Abschaffung der Steuervergünstigungen für klimaschädlichen Agrardiesel bzw. der KFZ-Steuer. Regelmäßig wurden auch aus Landwirtschaftskreisen Stimmen laut, die betont haben, dass die genannten Vorschläge der Tropfen waren, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Für meinen Geschmack wurde zu viel über diesen Tropfen gesprochen und zu wenig über das Fass, um bei diesem Bild zu bleiben. Dabei haben sowohl die sogenannte BorchertKommission als auch die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) mit Mitgliedern aus den Bereichen Landwirtschaft, Wirtschaft, Umwelt-, Natur-, Tier- und Verbraucherschutz sowie Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft bereits vor Jahren detaillierte Empfehlungen und Vorschläge erarbeitet. Diese ermöglichen auch in Zukunft eine nachhaltige, das heißt ökologisch und ökonomisch tragfähige, sowie sozial verträgliche Landwirtschaft in Deutschland. Alles, was wir tun müssen, ist diese Empfehlungen umsetzen. Angriff auf Umweltstandards in der Landwirtschaft Für ausgesprochen bedenklich halte ich, dass während der Bauernproteste von Vertreterinnen und Vertretern des Bauernverbandes, aber auch aus der Politik, etablierte Umweltstandards für die Misere der Landwirtschaft verantwortlich gemacht und deren Wert infrage gestellt wurde. Dabei sind es gerade unsere Bäuerinnen und Bauern, die, beispielsweise durch Extremwetterereignisse, Dürren und Überflutungen, mit ammeisten unter der Klimakrise leiden. Auch ist vollkommen unbestritten, dass eine leistungsfähige Landwirtschaft dauerhaft nur in einer intakten Natur möglich ist. Dazu gehört auch unsere Artenvielfalt. Wer also vorgibt, dass Lebensmittelproduktion wichtiger ist als Klima- und Naturschutz, verkennt die Situation vollkommen und schädigt langfristig auch die Landwirtschaft fundamental. S T A ND P UN K T braucht intakte Natur Die Landwirtschaft Dem Natur- und Artenschutz weht ein heftiger Wind ins Gesicht

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