Wo ist Bartgeier Bavaria?

LBV bittet um Meldungen von Bartgeiern in den Alpen – Internationaler Beobachtungstag am 11. Oktober

Von Bavaria, dem ersten vom LBV und Nationalpark Berchtesgaden in Deutschland im Jahr 2021 ausgewilderten Bartgeier, fehlt schon länger jede Spur. Eigentlich schien der Vogel im Grenzgebiet zwischen Berchtesgaden und Salzburg sesshaft geworden zu sein. Denn bis Anfang des Jahres konnte das Projektteam die Geierdame noch regelmäßig zwischen Hagengebirge, Hochkönig und Tennengebirge beobachten. Doch seit einem halben Jahr gibt es keine Sichtungen mehr von Bavaria.

Bavaria im September 2024 | © Markus Leitner © Markus Leitner
Bartgeier Bavaria schien im Grenzgebiet zwischen Berchtesgaden und Salzburg sesshaft geworden zu sein.

„Am 11. März, ihrem vierten Geburtstag, konnten wir sie zuletzt beobachten. Bavaria war in einem guten Zustand und wir dokumentierten ihr aktuelles Gefieder. Nur zehn Tage später ging dann die letzte Meldung ihres GPS-Senders bei uns ein und seitdem herrscht leider Funkstille“, berichtet LBV-Projektleiter Toni Wegscheider. Wer in den Bergen unterwegs ist, den bitten wir gelegentlichen einen Blick in den Himmel zu werfen. Mögliche Bartgeier-Sichtungen können hier übermittelt werden.

Alle Flüge der im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten Bartgeier können normalerweise über die am Vogel angebrachten GPS-Sender genau nachverfolgt werden. Dass Signale von Sendern nach mehreren Jahren ausbleiben, ist nicht ungewöhnlich und kann verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel Versagen der Technik oder Abfallen des Senders in Gelände ohne Netzempfang. „Auch wenn wir seit einem halben Jahr nicht mehr wissen, wo Bavaria ist, gibt es bisher keine Indizien dafür, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Da sie sich aber bis zum Frühjahr jahrelang zuverlässig in einer Region aufgehalten hat, wollen wir aufgrund des plötzlichen Ausbleibens von Meldungen und Sichtungen nichts unversucht lassen, um wieder eine Spur von ihr zu bekommen“, beschreibt Toni Wegscheider die aktuelle Situation.

Keine Spur von Bavaria

Bavaria | © Daniel Schwab © Daniel Schwab
Bavaria wurde zuletzt im März 2025 gesichtet.

Auch wenn die Expertinnen und Experten seit dem Frühjahr einige Meldungen von unterschiedlichen Bartgeiern in den Berchtesgadener Alpen erhalten haben, konnten nicht alle eindeutig identifiziert werden und nichts deutete darauf hin, dass es sich bei einem der Vögel um Bavaria gehandelt haben könnte. Dabei ist das Monitoringteam sowohl vereinzelten Hinweisen vor Ort nachgegangen und hat auch mehrmals an früheren Aufenthaltsorten im Hagen- und Tennengebirge und am Dachstein nach ihr gesucht.

„Einmal haben wir sogar einen Einsatz mit Hilfe eines Suchgeräts für elektronische Bauteile, wie sie in den Sendern verbaut sind, im Bereich ihrer letzten übermittelten Position unternommen – leider alles ohne Erfolg“, berichtet Wegscheider. „Das wird jetzt richtige Detektivarbeit. Da sich Bavarias Standort seit einem halben Jahr nicht mehr orten lässt, sind wir nun auf Meldungen von Beobachterinnen und Beobachtern angewiesen. Nur so können wir ihren Aufenthaltsort und ihr Wohlergehen nachvollziehen. Ein gutes Foto kann uns da durchaus auf eine heiße Spur führen.“

Meldung von Bartgeiersichtungen

Daher rufen wir alle auf, die viel Zeit in den Bergen verbringen wie zum Beispiel Wanderer, Jäger und Förster, einen gelegentlichen Blick in den Himmel zu werfen. „Bavaria ist leider nicht mehr so einfach zu identifizieren, da ihre vor der Auswilderung gebleichten Federn inzwischen durchs natürliche Mausern ausgefallen sind. Sie dürfte sich äußerlich aktuell im Übergang zum erwachsenen Gefiederkleid befinden, mit einer bereits weißen Gesichtspartie und möglicherweise noch einigen fransig überstehenden Hand- oder Armschwungfedern. Ein eindeutiges Bestimmungsmerkmal sind nur ihre beiden mittlerweile ausgebleichten hellgrauen Beinringe, die aber oft schwer zu sehen sind“, beschreibt Toni Wegscheider.

Mögliche Bartgeier-Sichtungen können hier übermittelt werden. „Es ist uns sehr wichtig einen eindeutigen Nachweis von Bavaria zu bekommen oder sogar ihren Aufenthaltsort herauszufinden, daher rufen wir nun verstärkt dazu auf, jede Bartgeierbeobachtung über unser Meldeformular auf der LBV-Webseite einzugeben. Dies hilft nicht nur dem internationalen Bartgeiermonitoring, sondern könnte auch wichtige Hinweise auf Bavarias Verbleiben bringen“, appelliert Wegscheider.

Internationale Bartgeierbeobachtungstage 2025

Jährlich im Oktober finden im gesamten Alpenraum die Internationalen Bartgeierbeobachtungstage statt. Ziel der Aktionswoche ist es, das Verständnis für den Schutz der Greifvögel zu verbessern, ihren aktuellen Bestand besser schätzen zu können und Hinweise auf neue Bartgeierbrutpaare zu erhalten. Hauptbeobachtungstag ist dieses Jahr Samstag, der 11. Oktober. Die besten Chancen einen der Bartgeier zu sichten, hat man in den Berchtesgadener und Allgäuer Alpen. Mitmachen kann jede und jeder. Dazu ist es nur nötig den besagten Tag an einem günstig gelegenem Aussichtsplatz in den bayerischen oder angrenzenden Alpen zu verbringen und mit dem Fernglas nach Bartgeiern Ausschau zu halten. Interessierten melden sich bitte an unter .  

 

Zum Projekt:

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden gemeinsam initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung.

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