Wieso singen unsere Vögel nicht mehr?

LBV erklärt, warum gerade so wenige Vögel gesehen werden

Es ist ruhig geworden in den bayerischen Gärten, denn die Vögel zwitschern nicht mehr so viel wie noch im Frühsommer. Den LBV erreichen aktuell viele Nachfragen von Gartenbesitzer*innen, warum zurzeit so wenige Vögel zu sehen sind.

Singende Amsel sitzt auf einen Ast | © Rosl Roessner © Rosl Roessner
Kein Grund zur Sorge: der nachlassende Vogelgesang

Der nachlassende Vogelgesang ist kein Grund zur Sorge. Wenn die Brutzeit der Vögel im Spätsommer abgeschlossen ist, gibt es keine Gründe mehr für sie zu singen. Auch wegen der Mauser, in der Vögel ihre alten Federn abwerfen und ihnen ein neues Federkleid wächst, ziehen sie sich gerade eher zurück. Mit einem vogelfreundlichen Garten voller Futterquellen und natürlicher Rückzugsmöglichkeiten kann man die gefiederten Gäste im eigenen Garten unterstützen.

Das Schweigen der Vögel

Buchfink auf einem Ast | © Carl-Peter Herbolzheimer © Carl-Peter Herbolzheimer
Gesang des Buchfinks dient der Reviermarkierung

Nach der turbulenten Zeit der Jungenaufzucht ist jetzt im Spätsommer in vielen heimischen Gärten Ruhe eingekehrt. Doch viele Gartenbesitzer*innen sind durch eben diese Ruhe verunsichert. Das morgendliche Konzert der Vögel ist verstummt und viele Menschen fragen sich, was aus ihren Gartenvögeln geworden sein könnte.

Auch beim LBV häufen sich die Anrufe besorgter Vogelfreund*innen. Dabei gibt es für dieses Phänomen eine einfache Erklärung:

Der Gesang der Vögel hat zwei Funktionen: einen Partner anzulocken und das Brutrevier zu markieren. Entsprechend haben die Vögel außerhalb der Brutzeit keine Notwendigkeit zu singen. Denn sobald die Jungen bei den meisten Arten ab Mitte Juli das Nest verlassen, müssen die Eltern ihr Territorium nicht weiter verteidigen und "haben frei".

Jetzt noch vehement das Revier mit Gesang zu verteidigen würde bloß unnötig Energie verbrauchen. Es besteht also kein Grund zur Sorge – diese Änderung im Verhalten ist normal!

Die Mauser im Spätsommer

Doch unsere Gartenvögel haben noch einen weiteren Grund sich derzeit rar zu machen: Nachdem die Jungenaufzucht beendet ist, beginnt bei den meisten Arten die Mauser. Der Austausch sämtlicher Federn benötigt mehrere Wochen. Während dieser Zeit sehen die Vögel zerzaust aus und können schlechter fliegen, da auch die Flügelfedern erneuert werden.

Deswegen verbergen sie sich so gut wie nur möglich, um Feinde nicht auf sich aufmerksam zu machen. Dabei entsteht leicht der Eindruck, die Vögel seien einfach verschwunden. Wer seinen Garten vogelfreundlich gestaltet, bietet den gefiederten Nachbarn also nicht bloß natürliche Futterquellen, sondern auch die nötigen Rückzugsräume für diese sensible Zeit.

Das veränderte Nahrungsangebot

Eine Singdrossel im Gras | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Sucht im Spätsommer vermehrt nach Früchten: Die Singdrossel

Auch das veränderte Nahrungsangebot im Spätsommer trägt dazu bei, dass die gewohnten Gartenbesucher scheinbar verschwinden. Denn jetzt gibt es reichlich reife Früchte und Samen. Genau das Richtige, um sich für den Winter oder den Zug Richtung Süden ein bisschen Speck anzufuttern.

Viele Vögel verlassen daher ihr Nistgebiet und fliegen dorthin, wo sie die besten Futterquellen vorfinden. Amseln und Singdrosseln suchen dann gerne die Stellen mit einem reichen Angebot an Früchten oder Beeren auf.

In landwirtschaftlich geprägten Gebieten fliegen Spatzen und andere Finken zum Festschmaus hinaus auf die Felder, wenn es dort vor der Ernte einen Überfluss an Getreide und nach der Ernte leckere Reste gibt.

Auch die Meisen verlassen ihre Reviere, wenn die Jungen flügge sind. Sie ziehen dann im lockeren Familienverband außerhalb ihrer Brutreviere umher. Kein Wunder also, dass viele Gärten auf einmal wie leergefegt wirken!

Selbst in Städten werden Spatzen und Finken von jedem Stücken Erde geradezu magisch angezogen, wenn sie dort eine größere Menge an Grassamen erwartet. Erst mit den Herbstfrösten kehren die Vögel wieder in größeren Zahlen in unsere Gärten zurück.

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© Ralph Sturm

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