Besenderte Brachvögel kehren nach Bayern zurück

Unser Satellitentelemetrie-Projekt liefert neue Erkenntnisse über das Zugverhalten der bedrohten Wiesenbrüter

Der Große Brachvogel ist mit weniger als 500 Brutpaaren im Freistaat vom Aussterben bedroht. Zu ihrem eigenen Schutz beobachten wir die Standorte von neun mit GPS-Sendern ausgestatteten Brachvögeln. Mit den Sendern können wir das Verhalten der Brachvögel in den bayerischen Brutgebieten, auf dem Zug in den Süden und in den Überwinterungsgebieten analysieren und mögliche Gefahren identifizieren. 

Großer Brachvogel | © Frank Derer © Frank Derer
Der Große Brachvogel ist mit weniger als 500 Brutpaaren im Freistaat vom Aussterben bedroht.

Rückkehr der Brachvögel live mitverfolgen

Aktuell halten sich die Vögel noch in den afrikanischen, spanischen, portugiesischen und französischen Überwinterungsgebieten auf. Brachvögel werden erst nach zwei Jahren geschlechtsreif. Meist bleiben sie in ihrem ersten Lebensjahr im Überwinterungsgebiet und kehren erst im zweiten Jahr zum Brüten in den Freistaat zurück. Die Rückkehr der mit Satellitensendern ausgestatteten Brachvögel nach Bayern kann in den nächsten Wochen jeder und jede live im Internet mitverfolgen.

Überwinterungsgebiete der Brachvögel

Überwinterungsgebiet bei Lissabon | © Michael Weigl © Michael Weigl
Einer der Brachvögel überwintert in Portugal bei Lissabon.

Während sich zwei besenderte Brachvögel aktuell in Spanien aufhalten, sind drei Vögel in Frankreich, bei Bordeaux und in der Camargue, und weitere drei Vögel in Portugal, in der Nähe von Aveiro, bei Lissabon und im Süden bei Faro, zu finden. Ein Brachvogel, der 2020 besendert wurde, überwintert sogar noch weiter südlich an der Küste Marokkos. Hunderte Brachvögel und andere Watvögel tummeln sich in den Überwinterungsgebieten und stochern im Schlick der Lagunen an den Küsten nach Würmern und Krebstieren.

Variierende Zugrouten und Überwinterungsgebiete

In dem seit 2017 laufenden Satellitentelemetrie-Projekt für den Großen Brachvogel liegen mittlerweile Daten zu 33 besenderten Vögeln vor. Die Daten sind so unterschiedlich wie die Vögel selbst. Jedes Jahr kommen beispielsweise neue Überwinterungsgebiete hinzu und auch die Zugrouten der jungen Vögel variieren sehr stark. Es scheint, dass jeder neu besenderte Vogel eine andere Route als der Brachvogel vor ihm wählt. Die meisten Vögel ziehen nördlich der Alpen vorbei Richtung Westen und biegen dann in der westlichen Schweiz oder Frankreich nach Süden ab. Im Herbst 2021 entschied sich ein Vogel für eine spektakulärere Zugroute. Vom oberbayerischen Donaumoos kommend flog er direkt nach Süden quer über die Alpen, um dann in der Camargue zu überwintern.

Hilfreiches Netzwerk von Vogelschützerinnen und Vogelschützern

Schwarm Großer Brachvögel | © Tunka Zdenek © Tunka Zdenek
Zu ihrem eigenen Schutz beobachten wir die Standorte von neun mit GPS-Sendern ausgestatteten Brachvögeln.

Die Reisen der Brachvögel bis an die südwestlichen Küsten Europas wecken auch außerhalb Bayerns das Interesse von Vogelschützer*innen. Da die besenderten Vögel an ihren Farbringen an den Beinen gut zu identifizieren sind, haben bereits zahlreiche Vogelbeobachtende Kontakt mit uns aufgenommen. Nach und nach entsteht hier ein enges Netzwerk. Außerdem ermöglicht uns der internationale Austausch mit anderen Vogelschützenden vor Ort zu handeln, wenn wir beispielsweise Auffälligkeiten in den Senderdaten feststellen. Auch die lokalen Naturschützer*innen profitieren: In der Bucht von Arcachon in Frankreich kommt es zu massiven Störungen durch Wassersportler*innen. Die Standortdaten eines Sendervogels helfen, die Argumente für die Einschränkung des Wassersports in diesen hochsensiblen Gebieten zu untermauern.

Hintergrund

Der Große Brachvogel benötigt zur erfolgreichen Aufzucht seiner Küken weiträumige, extensive Wiesen mit vielen Insekten und Würmern sowie möglichst wenig Störungen. Mehrere Faktoren, wie die Intensivierung der Landwirtschaft und die steigende Freizeitnutzung der Natur, führen jedoch zu starken Bestandseinbrüchen bei dem Wiesenbrüter mit dem markanten, langen Schnabel. Um die Lebensraumbedürfnisse der seltenen Vögel genauer zu analysieren, gibt es seit 2017 ein Satellitentelemetrie-Projekt des LBV in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt. Das Projekt ist durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

 

 

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© Ralph Sturm

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