Bartgeier Recka ebenfalls erfolgreich ausgeflogen

Auch der zweite kürzlich ausgewilderte Bartgeier hat die Felsnische verlassen – Gute Beobachtungsmöglichkeiten in den kommenden Wochen – Offizielle Bartgeier-Führungen buchbar

Acht Tage nachdem mit Dagmar der erste der beiden heuer im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten Bartgeier ausgeflogen ist, hat gestern auch der zweite Jungvogel Recka die gesicherte Felsnische verlassen.

Abflug verspätete sich aufgrund äußerer Einflüsse

„Eigentlich war Recka schon lange startklar nur ist ihr die letzten Tage immer etwas dazwischengekommen. Entweder es hat zu stark geregnet oder Dagmar ist zu Besuch zu ihr geflogen oder ein Steinadler kam in die Nische, um an ihrem Futter zu nagen“, berichtet unser Projektleiter Toni Wegscheider. Im Alter von 124 Tagen hatte sich Recka am Sonntag um 11:31 Uhr zu ihrem ersten Flug aufgeschwungen und war sicher am gleichen Futterplatz gelandet wie schon zuvor Dagmar.

„Wir rechnen damit, dass sich Dagmar und Recka noch einige Zeit im Nationalpark aufhalten werden, bis sie das Auswilderungsgebiet zu ersten, größeren Erkundungsflügen verlassen. Jetzt ist genau die richtige Zeit, sich unseren geführten Bartgeier-Wanderungen im Klausbachtal anzuschließen“, empfiehlt Nationalparkleiter Dr. Roland Baier.

Ersten Ausflug heil überstanden

Reckas Ausflug | © LBV © LBV

Mit über 600 Übungsflügelschlägen pro Tag lag Recka zuletzt weit über dem Minimum von 200, das junge Bartgeier erreichen müssen, um ihren ersten Flug absolvieren zu können.

Warum auch Recka, genau wie fast alle anderen europaweit bisher ausgewilderten jungen Bartgeier, am Vormittag zu ihrem Jungfernflug gestartet ist, dafür haben die Bartgeierexperten bisher noch keine Erklärung.

„Über Reckas ersten Schlafplatz außerhalb der Nische haben wir uns vergangene Nacht sehr gefreut, da sie eine sichere Steilwand gewählt hat“, so Wegscheider.

Über Dagmars Ausflüge

Der zweite junge Bartgeier Dagmar hingegen hatte bis vor kurzem immer wieder gefährliche Steinschlagrinnen für ihre Übernachtung gewählt und das Team auf Trab gehalten. Grundsätzlich zeigt sie sich seit ihrem Ausflug am 2. Juli allerdings als weitaus bessere Fliegerin als Wally und Bavaria im Vorjahr. „Schon nach zwei Tagen schaffte Dagmar eine Punktlandung bei Recka in der Nische. Für diese Flugfertigkeit haben die beiden Geier im Vorjahr zwei Wochen benötigt“, berichtet Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Insgesamt hat Dagmar bisher allerdings nur relativ wenige kurze Gleitflüge absolviert, was vor allem am andauernden schlechten Wetter lag, bei dem erst gar keine gute Thermik zum Fliegen entstehen konnte.

Flugverhalten wird weiterhin beobachtet

Reckas Ausflug | © LBV © LBV
Reckas Ausflug

Da Dagmars Flugradius bald schon einige hundert Meter betragen wird, haben die Projektmitarbeiter*innen bereits jetzt Futter in Felsrinnen in weiterer Entfernung ausgelegt. Mit dem Ausflug der beiden Vögel, wird auch das Projektteam von LBV und Nationalpark mobiler.

„Recka wird sich bei ihrem Flugverhalten sicher an Dagmar orientieren und sich Aufwindbereiche und Futterplätze von ihr abschauen. Vielleicht wird man sie bald auch mal gemeinsam fressen oder in derselben Felsnische übernachten sehen – in der Auswilderungsnische waren sie ja zeitweise unzertrennlich“, sagt Toni Wegscheider.

Dagmar und Recka im Flug erkennen

Im Flug sind die beiden Bartgeier durch ihre unterschiedlichen hellen Flügelmarkierungen im ansonsten dunklen Gefieder gut voneinander zu unterscheiden. „Die gebleichten Federn bei Dagmar sind im Schwanz und gleich daneben im rechten Flügel gut zu erkennen. Bei Recka liegen beide Markierungen am Rand des linken Flügels“, beschreibt Toni Wegscheider.

Wir rufen weiterhin alle dazu auf, den bayerischen Naturschützer*innen in Zukunft vor allem außerhalb des Auswilderungsbereichs alle Sichtungen der beiden oder auch aller anderer Geier zu melden. Erst jetzt ging wieder die Meldung eines Bergsteigers vom Hochkönig ein, der dort Bavaria fotografieren konnte.

Bleichmuster Dagmar

Bleichmuster Recka

Bartgeier-Führungen buchbar

Wally im Flug | © Markus Leitner © Markus Leitner

Am offiziellen Bartgeier-Infostand im Nationalpark, direkt am Wanderweg Nr. 472 zur Halsalm, können sich in den kommenden Wochen alle Besucher*innen täglich bei den Projektmitarbeitenden erkundigen, wo sich Recka und Dagmar gerade aufhalten und wo man sie beim Beobachten am wenigsten stört.

Jeden Dienstag um 9 Uhr findet eine unseren kostenlose Bartgeier-Führung statt, darüber hinaus gibt es auf Anfrage weitere Führungen. Jeden Donnerstag um 10 Uhr begleitet das Nationalparkteam interessierte Adler- und Bartgeierfreunde ins Klausbachtal. Die Führungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich und Informationen gibt es online im Bereich Veranstaltungen sowie unter .

Das Bartgeier-Projekt

Logo Bartgeierprojekt

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert.

Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden gemeinsam initiiertes und betreutes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg die alpenweite Wiederansiedelung.

Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen.

 

 

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© Ralph Sturm

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