VOGELSCHUTZ 1-23

FOTOS: © 2022 IF... PRODUCTIONS / FILMPERLEN (2), JONAS EGERT, DANIEL SCHÖNAUER LBV: Sie haben das Drehbuch zu Vogelperspektiven geschrieben, die Idee zum Film stammt, soweit ich weiß, von Produzent Ingo Fliess. Wie hat alles begonnen? Jörg Adolph: Stimmt, die Idee hatte Ingo, mit dem ich seit Jahren eng zusammenarbeite. Ich war mitten in den Dreharbeiten zu Das geheime Leben der Bäume und erzählte ihm vom Film und von den spannenden Begegnungen mit den Aktivistinnen und Aktivisten. Daraufhin meinte er, wir sollten doch zusammen einen Dokumentarfilm zum zentralen Thema unserer Zeit machen: Ökologie – und dabei herausfinden, ob unter dem aktivistischen Ansatz „Rettet den Planeten“ auch Raum für künstlerisches, dokumentarisches Erzählen ist. Ihm schwebte sofort ein Film über die erstaunliche Welt der Vögel vor, die ja im Vergleich zu Bäumen den Vorteil hätten, dass sie leichter zu filmen sind. Und er hatte auch schon einen Protagonisten im Sinn: Dr. Norbert Schäffer, mit dem er zusammen Abitur gemacht hat und der bereits als Teenager, zur größten Verblüffung seiner Mitschüler, ein kompromissloser Birder war. Norbert Schäffer ist mittlerweile Vorsitzender des LBV. Welches Ziel verfolgen Siemit demFilm? Vögel können fast alles. Aber Sie können kein Feuchtgebiet schützen. Da muss sich schon der Mensch drum kümmern. Diese zentrale Arbeit im Naturschutz möglichst realistisch abzubilden, stand im Zentrum unserer Dreharbeiten. Wir waren fast immer zu zweit unterwegs: Daniel Schönauer an der Kamera und ich mit dem Tongerät. Wenig Technik, flexibles Team, kein großer Fußabdruck. Wir wollten möglichst unauffällig und ohne einzugreifen Norbert bei vielen Begegnungen und Exkursionen begleiten und das über einen längeren Zeitraum. Das Besondere an Vogelperspektiven ist die Vermischung aus Dokumentarfilm und Naturdoku. Welchen besonderen Reiz macht das für Sie aus? Ich wollte einen anderen Naturfilm machen, mich in vielen kleinen ästhetischen Entscheidungen von den in Schönheit und oft auch Kitsch erstarrten Genrekonventionen im Naturfilm unterscheiden. Mir fehlt es an Artenvielfalt und Nachhaltigkeit im Genre des Tier- und Naturfilms. Das ist doch eine ziemlich auf Effekt und Effizienz gebürstete filmische Monokultur. Mir ging es dagegen um ein anderes Narrativ, um den Wildwuchs, um das Wünschenswerte, um das Beiläufige. Dabei ist mir vor allem der Kontrast zwischen Aktivismus und Kontemplation wichtig geworden, die Zweistimmigkeit im Film und was als Montageprodukt daraus entsteht. Auf der einen Seite die faszinierenden Vogelbilder – gerne länger und genauer gezeigt als üblich – und dann der harte Schnitt zu den Resopaltischen, wo über Naturschutzfragen diskutiert wird. Es ist eine einfache Methode, die ich praktiziere: Ich begleite ohne Interviews und Kommentar Menschen in Ab Mitte Februar ist der Dokumentarfilm Vogelperspektiven in den deutschen Kinos zu sehen. Einer der Hauptdarsteller ist der LBV in Person seines Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer. Wir haben mit dem Filmemacher Jörg Adolph über kitschige Naturfilme, geplatzte Tschernobyl-Drehtermine und einen Vergleich mit Peter Wohlleben gesprochen. INTERVIEW: MARKUS ERLWEIN Interview mit Regisseur Jörg Adolph Der Film ist eine Art Kuckucksei Filmperlen präsentiert einen Film der if… Productions in Koproduktion mit SWR/BR gefördert vom FFF Bayern, DFFF, BKM, FFA mit Norbert Schäffer, Arnulf Conradi Buch & Regie: Jörg Adolph Montage: Anja Pohl Bildgestaltung: Daniel Schönauer Vogelaufnahmen: Rita und Michael Schlamberger, Hans-Martin Ringelstein, Ralph Sturm, Rudolf Diesel uva. Tongestaltung: Jörg Elsner, Max Bauer, Normann Büttner Tonmischung: Michael Hinreiner Sprecherin: Bärbel Wossagk Musik: Acid Pauli Grafik und Visuelle Effekte: Matthias Rothe Postproduktion & Colorist: Fabian Spang Herstellungsleitung: Luzie Lohmeyer Redaktion: Simone Reuter (SWR), Gabriele Trost (SWR), Petra Felber (BR) Produzent: Ingo Fliess www.vogelperspektiven-derfilm.de Ein Film von Jörg Adolph („Das geheime Leben der Bäume“) „Das Erlebnis, den Vogel in seiner Schönheit und Lebendigkeit wahrzunehmen, ist wie eine Senkrechte in der Zeit. In dem Moment gibt es nichts anderes, du bist ganz im Hier und Jetzt.“ - Arnulf Conradi LBV MAGAZIN 1|23 21 Das offizielle Plakat zum Film. Ausführliches Gespräch mit Jörg Adolph in einer Sonderfolge des LBVPodcasts „Ausgeflogen!“.

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