VOGELSCHUTZ 3-22

T H EMA FOTOS: HEINZ TUSCHL, KLAUS BEUTEL Unweit der unter- und mittelfränkischen Wiesenweihen lebt zwischen Steigerwaldvorland und Maindreieck noch ein weiterer seltener Vogel unserer Agrarlandschaft. Diese wärmebegünstigte Region ist die letzte Heimat des Ortolans in Süddeutschland. Der graugrüne Kopf, der gelbe Bart und der orangefarbene Bauch sind die Markenzeichen dieser Ammernart, deren fränkische Population sogar einen eigenen Dialekt entwickelt hat. Doch auch diesem charismatischen Vogel, dessen Name sich vom lateinischen Wort für Garten (hortus) ableitet, geht es schlecht. Der Ortolan benötigt trocken-warmes Klima und eine offene Agrarlandschaft, in der er auch geeignete Singwarten wie Waldstücke oder Baumreihen findet. Der Verlust der für die Nahrungs- und Brutplatzsuche wichtigen Strukturvielfalt auf den Äckern hat dazu geführt, dass er heute in Bayern vom Aussterben bedroht ist. Neben dem Verlust des Lebensraums war der Ortolan bis vor wenigen Jahren noch einer weiteren Gefahr ausgesetzt: In Frankreich wurde dem Zugvogel gezielt nachgestellt, da er dort als Delikatesse gilt. Seit 2019 ist das Fangen von Ortolanen aber auch in Frankreich verboten. Das LfU und der LBV setzen sich seit 2006 mit dem AHP Ortolan gemeinsam für den Schutz des Singvogels ein. Ziel PROJEKTLEITUNG: DAGMAR KOBBELOER MITARBEITERIN: MARLIS HEYER Ortolan des Programms ist es, Brut- und Nahrungshabitate in Mainfranken zu erhalten und gezielte Schutzmaßnahmen in den Brutgebieten umzusetzen. Mit Hilfe spezieller Blühmischungen oder durch Maßnahmen wie beispielsweise kleinflächigen Kartoffelanbau werden Nahrungsflächen in der Nähe bekannter Singwarten geschaffen. Für geeignete Brutplätze werden unter anderem extensiv bewirtschaftete Getreidestreifen oder Erbsenflächen angelegt. In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Landwirtinnen und Landwirten entstanden im vergangenen Jahr über 80 Hektar solcher Flächen. Für Ertragseinbußen und den Mehraufwand kommt die Naturschutzverwaltung auf – ein Vorgehen, das sich bewährt hat. Durch das begleitende Bestandsmonitoring, welches zu einem erheblichen Teil Ehrenamtliche vornehmen, ließ sich zeigen, dass die Revieranzahl auf den Probeflächen des Projekts in den letzten Jahren etwa konstant geblieben ist. Der starke Rückgang der fränkischen Ortolan-Population seit den 1980er Jahren konnte durch das AHP also mindestens gebremst, wenn nicht gar gestoppt werden. So ergab 2021 die alle sechs Jahre stattfindende landesweite Bestandserfassung fast 200 Reviere. Damit dieser Erfolg von Dauer ist, bringen die Mitarbeitenden des AHP die Bedürfnisse des Ortolans bei der Planung von Eingriffsvorhaben ein, sie kümmern sich um die Besucherlenkung in Brutrevieren und betreiben Öffentlichkeitsarbeit. Erstmals soll nun in dieser Saison eine wissenschaftliche Studie Aufschluss darüber geben, wie die Ammern ihren Lebensraum nutzen und wie erfolgreich sie bei der Partnersuche und Jungenaufzucht sind. Aufgrund der detaillierten Beobachtungen können gezielt weitere und differenziertere Schutzmaßnahmen erfolgen. Durch intensive persönliche Beratung wird die Bewirtschaftung der Ortolan-Flächen alljährlich neu mit den Landwirten vereinbart. 18 VOGELSCHUTZ 3|22

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