VOGELSCHUTZ 2-22

22 VOGELSCHUTZ 2|22 P O L I T I K Dass der Einsatz von Gift nichts mit ökologischem Gärtnern zu tun hat, ist vielen eigentlich klar. Dennoch sind die scheinbar hilfreichen Chemiecocktails im Baumarkt und Gartencenter um die Ecke für alle erhältlich. Und wer beim Einkauf der Blumenerde nicht genau hinschaut, erwirbt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Produkt, das man ohne weiteres als Klimakiller bezeichnen kann. Klimakiller Torf: Zerstörung wertvoller Ökosysteme In vielen Blumenerden steckt Torf. Ein fossiler Rohstoff, der aus trockengelegten und durch Abbau zerstörten Mooren gewonnen wird. Dabei sind intakte Moore riesige Kohlenstoffspeicher. Als natürliche Klimaschützer bewahren sie uns vor Unmengen an Treibhausgasemissionen. Ihre Rolle im Klimawandel wird in der breiten Öffentlichkeit noch nicht wahrgenommen. Dass das ein Fehler ist, illustriert das Bundesamt für Naturschutz mit eindrucksvollen Zahlen: Es ist davon auszugehen, dass Moore in Deutschland wohl genauso viel Kohlenstoff speichern wie Wälder – obwohl gerade einmal rund vier Prozent der deutschen Landesfläche Moore sind, während Wälder etwa 30 Prozent ausmachen. Wer das Klima schützen will, muss also Moore schützen bzw. wiedervernässen. Denn die übergroße Mehrzahl der Moore in Deutschland wurde in der Vergangenheit entwäsTeils bewusst, teils unbewusst richten wir in unseren Gärten durch unsere Tätigkeiten oft großen Schaden an, selbst wenn immer mehr Menschen eigentlich versuchen, dort etwas für die Artenvielfalt zu tun. Hier ist auch ein Handeln der Politik dringend erforderlich. sert, zum Beispiel für den Ackerbau. Trockengelegte Moore werden so von einem Kohlenstoffspeicher zu einer Kohlenstoffquelle, der Klimaschützer wird zum Klimatreiber. Wertvolle Lebensräume für viele seltene, spezialisierte Pflanzen- und Tierarten gehen dabei außerdem verloren. Torfabbau geschieht heute vermehrt in Osteuropa. Dieser Torf landet auch in unserer Blumenerde. Der LBV macht sich deshalb für ein Verbot von Torf stark. Pestizide: Gift in Hobby-Hand Der massenhafte Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist eine Ursache für das Insektensterben. In Privatgärten wird Gift von nicht fachkundigen Gärtnerinnen und Gärtnern eingesetzt. Zwar sind die Produkte mit Hinweisen versehen, wie „schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung“ und unzulässige Verwendungen wie das Ausbringen auf Bürgersteigen oder Hauseinfahrten können als Ordnungswidrigkeit bestraft werden, die sichere Verwendung garantiert das aber nicht. Der LBV fordert auch deshalb ein Verbot chemischer Pflanzenschutzmittel für den privaten Bereich. Die Hängepartie beim auf einen Minimalkonsens zusammengeschrumpften Insektenschutzgesetz zeigt, dass die neue Bundesregierung deutlich stärkere Anstrengungen bei diesem Thema leisten muss. Umweltzerstörung im Garten Wann kommt das Aus für Pestizide und Torf?

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